katana hat geschrieben:Welche Argumente waren denn da vorliegend ?
Eine ganze Menge recht unterschiedlicher Argumente, die ich wie schon gesagt, damals geteilt habe, heute - 15 Jahre später - anders bewerten, bzw. andere Vorschläge in die Diskussion bringen würde.
Zum einen war da die Stoffmenge, die bis dato auf die 5 Dan-Grade verteilt war. Sämtliche in der sogenannten Stoffsammlung aufgeführten Bodentechniken waren schon bis zum 3. Dan in der PO enthalten, die höheren Dan-Grade enthielten alles Mögliche über Situationslösungen, Prinzipien usw... Bei den Wurftechniken ebenso. Gokyo links und rechts, über 20 Techniken außerhalb der Gokyo, etliche Kombinationen und Konter. Es gab große Schwierigkeiten - mit Ausnahme von Kata - Inhalte zu finden, die nicht in der PO schon verankert gewesen wären. Man hätte z.B. die bestehenden Inhalte von 5 auf 6 Grade verteilen können, was aber sicherlich keine qualitative Aufwertung gewesen wäre.
Dann das Alter der potentiellen Prüflinge. Es wäre damit zu rechnen gewesen, dass viele doch schon weniger fitte Prüflinge angetreten wären. Dann hätte man die Debatten um Altersbonus gehabt und die Prüfer wären in der misslichen Lage gewesen eventuell jemanden zum 6. Dan bestehen zu lassen mit einer Leistung, die für einen 3. oder 4. Dan bei einem jüngeren Kandidaten nicht als ausreichend empfunden worden wäre. Von daher hätte ein Prüfungsprogramm nicht in einer Steigerung des Umfangs bestehen können - den hätten die älteren Prüflinge nicht hinbekommen - sondern in der Erarbeitung qualitativ neuer Anforderungen. Diese hat man damals nicht gesehen - und wenn ich ehrlich bin, halte ich die derzeitigen Anforderungen für einen 5. Dan auch nicht für der Weisheit letzter Schluss. Zwei verschiedene Methoden zur Vermittlung einer Judotechnik erwarte ich von jedem Braungurt, der eine Trainer-C-Ausbildung beendet hat, das Kämpferprofil eines Athleten zu erläutern, ist ebenfalls nicht so dramatisch (zur Not kann man ja auch eine eigene Kata machen, in der man z.B. 15 Übergänge vom Stand zum Boden aneinanderklatscht) und um zu einer aktuellen Thematik Stellung beziehen, reicht es die Suchfunktion hier zu benutzen. Man findet so vieles über "Wie sollte der Stellenwert der SV im Judo sein", "Welche Bedeutung hat die Gokyo heute noch", "Wie wichtig ist die Benennung von Wurftechniken" u.v.a.m.
Zurück zu damals. Ein bloßes Aufsatteln wäre also nicht gegangen - das war jedem sehr schnell klar. Man hätte eine vollkommen neue Prüfungsordnung machen müssen. Da aber gerade eine neue PO in Kraft getreten war, wollte man das auch nicht....
Ein weiteres Argument war, dass dadurch die Notwendigkeit entfiele, sich auch außerhalb des eigenen Trainings für die Judogemeinschaft zu engagieren.
Die Mitgliederversammlung des DJB hatte damals den Beschluss bis zum 6. Dan zu prüfen, sogar schon gefasst und der Tagung der Lehr- und Prüfungsreferenten den Auftrag gegeben, die PO zu erweitern. Nach den Diskussionen waren sich aber alle einig, dass dies so einfach nicht geht und selbst der Landesverband, aus dem der Antrag ursprünglich kam (NRW) hat sich bei dem Entschluss, dem Auftrag nicht nachzukommen enthalten. Die MV hat die Argumente dann zur Kenntnis genommen und die Sache fallen gelassen.
Heute habe ich ganz andere Vorstellungen. Es gibt z.B. viele Träger des 5. Dan oder höher (es dürften wohl die meisten sein), die noch nicht alle Haupt-Kata des Kodokan Judo gemacht haben. So manche Prüfungsaufgabe erscheint mir wenig zielführend zu sein, bzw. sehr oberflächlich. Die Judogeschichte und die Prinzipien des Kodokan-Judo in 10 Minuten? Als Qualifikationsnachweis für einen 4. Dan? Die 8 oder 9 Wurfprinzipien mit je zwei Beispielen vormachen und erläutern? Also zweimal fegen, zweimal sicheln, zweimal selbstfallen.....