Falsches Signal

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HBt.

Falsches Signal

Beitrag von HBt. »

Am 14.01.2012 findet das beliebte Nordrandori statt. Dieses Randori dient als Auftakt zur Wettkampfsaison.
Über eine rege Beteiligung würden wir uns freuen. Heimtrainer können 5 Stunden für die Trainer-C-Verlängerung anrechnen lassen.
Hervorhebungen von mir.

Quelle http://www.njv.de/aktuelles/news.php?id=4840
kanou65m
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Re: Falsches Signal

Beitrag von kanou65m »

Ob das ein falsches Signal ist, kann ich nicht beurteilen.
Tatsache ist, dass es nur wenige, partielle (Judo-)Gelegenheiten gibt, die sich auf eine ÜL-Verlängerung anrechnen lassen.
Insofern...
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Makikomi Kid
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Re: Falsches Signal

Beitrag von Makikomi Kid »

Ich denke, es geht ihm darum, dass Randori und Shiai gleichgesetzt werden.
Was keine gute Idee ist.
"Es gibt auf Dan Prüfungen zu höheren Stufen noch Dan-Träger, die noch nicht richtig fallen können" - Judoka50
katana
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Re: Falsches Signal

Beitrag von katana »

Ich denke, es geht hier darum, daß Trainer mit einer "getürkten" Anerkennung von "Ausbildungsstunden zur Lizenzverlängerung"
dazu animiert werden sollen, möglichst viele Teilnehmer auf ein "Randori" zur Wettkampfvorbereitung
zu karren. ;)
KK
HBt.

Re: Falsches Signal

Beitrag von HBt. »

So sieht es aus und so ist es leider auch.

Ein weiterer Punkt:
Ist die "winkende" Belohnung - Motivation?
tutor!
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Re: Falsches Signal

Beitrag von tutor! »

Die Ausbildung/Fortbildung von Übungsleitern und Trainern hat ja ein ganz anderes Problem, nämlich die tatsächliche Wirksamkeit im Sinne einer Veränderung des Trainings. In der Lehrerfortbildung ist man gerade in einem massiven Umdenkungsprozess, nachdem man erkannt hat, dass bisherige Formen der Fortbildung nahezu wirkungslos geblieben sind.

Eine sehr schöne Zusammenfassung findest sich bei Lipowsky 2004: Was macht Fortbildungen für Lehrkräfte erfolgreich? Befunde der Forschung und mögliche Konsequenzen für die Praxis. In: Die Deutsche Schule 96 (4), S. 462-479
Die Analyse der aufgeführten Studien und Metadaten lässt vermuten, dass Lehrerfortbildungen vor allem dann erfolgreich sind (...) wenn sie sich über einen längeren Zeitraum erstrecken und wenn sie dabei einen Wechsel zwischen Input- und Arbeitsphasen, praktischen Erprobungs- und Trainingsphasen (Anmerkung: beim Unterrichten) und unterrichtsbezogenen Reflexionsphasen herstellen und wenn das Training mit differenzierten Rückmeldungen an die teilnehmenden Lehrkräfte gekoppelt ist. (...) Kurze Veranstaltungen, die keine Gelegenheiten für eine intensive Auseinandersetzung mit dem Fortbildungsgegenstand bieten, können kaum eine nachhaltige Wirksamkeit bei Lehrerinnen und Lehrern erreichen.

Die Forschungsarbeiten zeigen ferner, dass wirksame Lehrerfortbildungen Möglichkeiten zum gegenseitigen Austausch und zur Zusammenarbeit eröffnen und dabei mehrere Kolleginnen und Kollegen einer Schule einbinden.
Dies sind mehrfach abgesicherte Forschungsergebnisse, die sich ohne Weiteres direkt auf die Fortbildung von Übungsleitern übertragen lassen (wobei die Ausbildung oftmals eher eine Fortbildung ist). Allerdings reicht es nicht zu erkennen, wo die Probleme der Wirksamkeit begründet sind - man müsste dann konsequenter Weise auch für eine vollkommene Neukonzeption sorgen. Und dafür müsste man die Multiplikatoren qualifizieren, nicht judotechnisch, sondern fortbildungsdidaktisch.

Der konkrete Fall ist übrigens IMHO auch nicht schlechter als "normale" Fortbildungen, denn aus der Ausschreibung lese ich zumindest heraus, dass dort nicht nur Randori gemacht werden soll, sondern auch Techniktraining. Irgendwas wird schon hängen bleiben, aber eine effektive Fortbildung sähe anders aus.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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Fritz
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Re: Falsches Signal

Beitrag von Fritz »

Gibt aber einen gravierenden Unterschied zwischen ÜL und Lehrern:

Lehrer machen das beruflich...

Der Trick bei Judo-Aus- u. Fortbildungen ist, die Leute selbst üben zu lassen.
Und ihnen Material über das Geübte in die Hand zu drücken...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
tutor!
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Re: Falsches Signal

Beitrag von tutor! »

Fritz hat geschrieben:Gibt aber einen gravierenden Unterschied zwischen ÜL und Lehrern:

Lehrer machen das beruflich...
Damit kann man natürlich jede Diskussion über Qualitätsentwicklung totschlagen. Aber selbst dieses "Argument" greift nicht. Denn man sollte gerade wegen dieses Unterschieds sehr genau hinschauen, warum bestimmte Fortbildungsstrukturen selbst im professionellen Bereich keine oder kaum Wirksamkeit entfalten. Und dann auch entsprechende Konsequenzen ziehen und funktionierende Konzepte adaptieren, so gut es geht.

Übrigens: Die durchschnittliche Fortbildungsteilnahme von Lehrkräften summiert sich pro Jahr auf etwa 10 UE - ist also durchaus mit der Fortbildung von ÜL, wenn ich mal Prüferlizenz-LG u.ä. einbeziehe, vergleichbar.
Fritz hat geschrieben:Der Trick bei Judo-Aus- u. Fortbildungen ist, die Leute selbst üben zu lassen.
Und ihnen Material über das Geübte in die Hand zu drücken...
Das gehört zweifellos dazu - aber genau das reicht eben nicht aus, weil hinterher die Betroffenen bei der Umsetzung allein gelassen sind und die Feedbackschleife und spätere Begleitung fehlt.

Wenn es einfache Rezepte gäbe, wären die Maßnahmen (der Lehrerfortbildung) der Vergangenheit heute nicht so deutlich in Frage gestellt worden. Allerdings kennt man heute sehr genau die Gelingensbedingungen wirksamer Fortbildung. Es liegt an den Verbänden, darüber nachzudenken, ob sie mit der Wirksamkeit ihrer Fortbildungsstrukturen zufrieden sind. Und dann müssen Konsequenzen gezogen werden - entweder ein "weiter so" oder eben zu schauen, ob sich Verbesserungspotential erschließen lässt.
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Fritz
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Re: Falsches Signal

Beitrag von Fritz »

Übrigens: Die durchschnittliche Fortbildungsteilnahme von Lehrkräften summiert sich pro Jahr auf etwa 10 UE - ist also durchaus mit der Fortbildung von ÜL, wenn ich mal Prüferlizenz-LG u.ä. einbeziehe, vergleichbar.
Das kann nicht sein, so oft wie Unterricht ausfällt, weil die Kameraden einen "Studientag" haben ;-)
Die Analyse der aufgeführten Studien und Metadaten lässt vermuten, dass Lehrerfortbildungen vor allem dann erfolgreich sind (...) wenn sie sich über einen längeren Zeitraum erstrecken und wenn sie dabei einen Wechsel zwischen Input- und Arbeitsphasen, praktischen Erprobungs- und Trainingsphasen (Anmerkung: beim Unterrichten) und unterrichtsbezogenen Reflexionsphasen herstellen und wenn das Training mit differenzierten Rückmeldungen an die teilnehmenden Lehrkräfte gekoppelt ist. (...) Kurze Veranstaltungen, die keine Gelegenheiten für eine intensive Auseinandersetzung mit dem Fortbildungsgegenstand bieten, können kaum eine nachhaltige Wirksamkeit bei Lehrerinnen und Lehrern erreichen.
Das kann ich nicht mit dem Zeitaufwand 10UE pro abhandeln.
Und genau da hakt mein Totschlagargument ein. Bei einem Lehrer wäre es vom Dienstherren durchaus
problemlos möglich entsprechend _mehr_ Zeitaufwand zur besseren Fortbildung zu spendieren
(man schaue nur auf die Diskrepanz zwischen "Urlaubs-Anspruch" und "Ferienzeit" ), ohne daß an der eigentliche
Tätigkeit Abstriche zu machen sind.

Beim Freizeit-ÜL sieht es anders aus. Jeglicher Zeitaufwand für Fortbildung liegt logischerweise in der
Freizeit und die ist bei den engagierten Leuten sowieso schon knapp, wenn man z.B. Hofi im
NJV-Faden über die Prüfungslehrgänge Glauben schenkt ;-)

Ich bleibe dabei: Die besten Weiterbildungen sind die, wo Leute praktisch üben und gutes
Material zur Gedächtnis-Stütze bekommen.
Das gehört zweifellos dazu - aber genau das reicht eben nicht aus, weil hinterher die Betroffenen bei der Umsetzung allein gelassen sind und die Feedbackschleife und spätere Begleitung fehlt.
Wie könnte so etwas aussehen, Deiner Meinung nach?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
tutor!
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Re: Falsches Signal

Beitrag von tutor! »

Was ich über Umfang von Lehrerfortbildung geschrieben habe, ist Zahlenmaterial aus der Statistik der Lehrerfortbildung. Natürlich könnte der Dienstherr andere Zeitkontingente bereitstellen, aber es geht nicht über den Umfang der Fortbildung, sondern über die Art und Weise, wie diese konzipiert ist.
Fritz hat geschrieben:Wie könnte so etwas aussehen, Deiner Meinung nach?
Wir betreten gerade eines meiner beruflichen Felder, da ich a) mit der Struktur der Lehrerfortbildung in meinem Bundesland befasst bin und b) unmittelbar in die Ausbildungskonzeption für Fortbildungsmoderatoren zu einem schulischen Feld einbezogen bin.

Natürlich müsste man die Rahmenbedingungen beachten, z.B. des Gesamtumfang in Auge behalten und auch die zeitliche Situation der ÜL selbst. usw. Der generelle Weg wäre aber die Aufteilung in mehr, aber dafür kürzere Einheiten. Damit würde sich eine ÜL-Ausbildung (bzw. Fortbildung) über einen längeren Zeitraum erstrecken, in dem kontinuierlich gearbeitet wird.

Wie in dem Zitat drinsteckt, müssen Input- und Erprobungsphasen im Wechsel stattfinden. Also z.B. 3 UE Input, danach z.B. 4-6 Wochen Zeit, das ganze auszuprobieren. Nach den vier Wochen Erfahrungsberichte und weiterführende Hinweise. Dann der nächste Input.... Im Moment gibt es eher nur (massiven) Input, aber keine Unterstützung mehr bei der Verarbeitung.

Es gibt noch einiges mehr. z.B. Hospitationen zwischen den Inputphasen.

Das Ganze würde auch organisatorische Änderungen nach sich ziehen, z.B. müsste man wohl auch auf Wochentage ausweichen und dafür dann natürlich stärker regionalisieren, damit die Fahrtzeiten unter Kontrolle bleiben.

Wie Du leicht siehst, müsste man über wahnsinnig viel nachdenken, aber wie ich schon schrieb: entweder man lässt es wie es ist, oder man versucht, es wirksamer zu machen.

Und ja: die ÜL müssen trainieren und ja: sie brauchen Material - aber auch ganz deutlich: das allein reicht nicht.....

Lesetipp auf die Schnelle:
http://www.gew-nrw.de/fileadmin/downloa ... ise_BP.pdf
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Hofi
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Re: Falsches Signal

Beitrag von Hofi »

(man schaue nur auf die Diskrepanz zwischen "Urlaubs-Anspruch" und "Ferienzeit" ),
Hi!
Als Ehemann einer Lehrerin kenne ich natürlich den Witz "Was sind vier Lehrer an einem Tisch? Ein Jahr Ferien!"
Aber ich kenne auch die Vielzahl von Stunden am Nachmittag und Abend, an den Wochenenden und auch Ferien in denen nachbereitet wird, Unterricht vorbereitet wird und gerade jetzt steht wieder Zeugniszeit mit entsprechender Zusatzbelastung an. Ich glaube niemand, der nicht entweder selbst Lehrer ist, oder einen im unmittelbaren Familienalltag erlebt, braucht über die Frage Diskrepanz Urlaub/Ferien zu urteilen.
Bis dann
Hofi
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.

Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
HBt.

Notizen

Beitrag von HBt. »

Hospitationen sind im NJV jederzeit möglich - und in meinen Augen haben wir ein hervorragendes Trainerteam.

Diese Veranstaltung (Kaderlehrgang) zu besuchen ist keine schlechte Idee ;-). Raik, Gottfried u. Andrea stehen auf jeden Fall für Qualität.
Die Atmosphäre, das Essen bei Anneliese -> der gemeinsame Fußmarsch an der Ihme/Leine entlang, an den Hockey & Football / Rugby - Feldern vorbei ...

Empfehlenswert :D.

An der Meldung stören mich "ein wenig" die von Makikomi Kid & katana angeführten Kritikpunkte, ich halte sie für überdenkenswert.
Ein Kochrezept (eine Lösung) habe ich leider nicht parat.

Zusammenfassend:

Danke an Tutor! und Fritz für ihre Beiträge. Ich glaube das Thema ist damit weitestgehend bearbeitet.

:danke
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