ich fühle mich überaus geehrt, von einem Vertreter der B-Prominenz des DJB so "sachlich" "gemaßregelt" zu werden.
Daß jemand wie Sie überhaupt Notiz von mir armseligem Niemand nimmt ... zuviel der Ehre.
Da ich leider unbelehrbar bin, möchte ich nun fragen, wie Sie denn Okanos Aussage bewerten. Hat der gute Mann als mehrfacher Alljapanischer Meister, Weltmeister, Olympiasieger und japanischer Nationalcoach und als jemand, der sicherlich einer der besten Judo-Wettkämpfer aller Zeiten war, etwa NICHT das gesagt, was ich zitiert hatte?
Dazu Original-Ton Klocke:
Nöö, ist es nicht. Man kann ja nachlesen, was er sagte. Ich verstehe das so, wie es da steht.Ihn als "Zeugen" gegen das Wettkampfjudo einzubringen ist mehr als gewagt
Und da steht nun mal:
Oder habe ich das wieder mal "verfälscht"?„Die zunehmende weltweite Popularität hätte eigentlich die Qualität des Jûdô verbessern müssen, aber leider kann nicht vorbehaltlos davon ausgegangen werden, daß dies der Fall ist. Die Grundidee des japanischen Jûdô basiert darauf, große Stärke mit wenig Kraft zu kontrollieren. Gegenwärtig ist Jûdô auf Wurf- und Bodentechniken beschränkt; aber jene, die es praktizieren, neigen dazu, sich auf das erstere zu konzentrieren und das letztere zu vernachlässigen. Das hat dazu geführt, daß dem Körpergewicht ungerechtfertigterweise zu viel Bedeutung beigemessen wurde und man bei Wettkämpfen Gewichtsklassen einrichtete. Darüber hinaus geben jene, die an internationalen Wettkämpfen teilnehmen, der körperlichen Stärke den Vorrang und richten ihr Training nach kraftbezogenen Gesichtspunkten aus, da sie mehr am Sieg als an einer wirklichen Entwicklung interessiert sind. Diese Umstände haben eine Krise im modernen Jûdô hervorgerufen, und es ist unsere Verpflichtung, etwas dagegen zu tun ...
Aber wie ich schon sagte - wer bin ich, einem Ulrich Klocke zu widersprechen?
Ich möchte im Gegenteil dazu beitragen, Ihre fachliche Kompetenz und Ihr Wissen allen zugänglich zu machen.
Aus diesem Grunde darf ich Sie zitieren:
Judo-Magazin 06 / 2007"Tai-Otoshi konnte sich historisch erst richtig entwickeln, als Jigoro Kano die alten Jiu-Jitsu-Jacken änderte und die zunächst ärmellosen oder sehr kurzärmeligen Jacken mit langen Ärmeln versah, mit dem Sicherheitsaspekt, eine bessere Kontrolle über Ukes Fall zu ermöglichen.
Nun wurde auch am Unterarm gegriffen, und plötzlich konnten sich zahlreiche Hand- und Fußwürfe überhaupt erst entwickeln, weil ein besseres Gleichgewichtbrechen möglich wurde."
Äähh ... "Jiu-Jitsu-Jacken"?
Darf ich bescheiden und untertänig nach der Quelle Ihres diesbezüglich ungeheuren Wissens fragen?
Und darf ich fragen, wie es denn kommt, daß es den Tai-Otoshi bereits im Tenshin Shinyo Ryû Jûjutsu gab ...?
Oder steht mir eine solche unverschämte Frage nicht zu?
Dann müssen Sie diese natürlich nicht beantworten.
Ich zitiere weiter:
(ebenda)“Tai-Otoshi kann also ganz einfach als eine Stolpertechnik beschrieben werden, bei der man Uke nach vorauf einen Fuß bringt diesen dann so blockiert, daß er über das vorgestellte Bein stolpert beziehungsweise zu Boden stürzt.”
“In diesem Fall würde der Technikname Ukes Fallbewegung beschreiben.”
Autsch!! Frage am Rande: Wieso heißt dann nicht jeder Wurf "Otoshi"?
Aber weiter:
“Es ist ein Wurf, der von einem kleinen Judoka mit Schnelligkeit angewendet werden kann, indem die Bewegung des Gegners genutzt wird, um ihn über das blitzschnell vorgestellte Bein stolpern zu lassen.”
“Eigentlich hat Tai-Otoshi eine ganz einfache Wurfidee - der nach vorne aus dem Gleichgewicht gebrachte Gegner stolpert über das vor ihn gestellte Bein.”
(ebenda)
Wenn DAS nicht die Beschreibung eines Ashi-Waza ist, was ist es dann?
Ich frag ja nur ...
Aber weiter:
(ebenda)Schwere, kraftvolle, im Oberkörper muskulöse Judokas nutzen Tai-Otoshi, um ihre Gegner mit den Händen zunächst auf ein Bein zu zwingen, dieses dann zu blockieren und Uke mit den Händen darüber zu drücken.”
Genau! da haben wir ihn wieder, den "sanften Weg" und das "uns allen bekannte Prinzip des Siegens durch Nachgeben".
Ich habe von Ihnen, Herr Klocke, wirklich viel gelernt.
Zum Beispiel dies:
(ebenda)“Damit der Gegner tatsächlich über die vor ihn gestellte Beinrückseite fällt - ganz egal, ob über Wade, Kniekehle, Oberschenkel oder auch Gesäß / Hüfte - müssen viele Elemente zusammenpassen: Die Hände haben den Gegner nach vorne so aus dem Gleichgewicht gebracht, daß er (bei einer Rechtsausführung) auf seinem rechten Fuß steht.”
So isses!
Tai-Otoshi ist ein reiner Handwurf aus der Gruppe der Te-Waza / Kata-Waza, und deshalb ist es auch " ... ganz egal, ob über Wade, Oberschenkel oder auch Gesäß / Hüfte ..." geworfen wird.
Ich dachte in meiner finsteren Unwissenheit immer, Würfe über Wade / Oberschenkel wären Ashi-Waza und Würfe über Gesäß / Hüfte wären per definitionem Koshi-Waza.
Aber was weiß ich schon ...
Und so bin ich auch heilfroh, daß Sie, lieber Herr Klocke, mich an Ihrem profunden Wissen zur Geschichte des Jûdô teilhaben lassen.
In "Wir machen Judo" lesen wir dazu auf S. 6:
(Ich zitiere diesen Satz exakt so, wie er in Klockes Buch steht! Ich möchte mir ja schließlich nicht vorwerfen lassen, ich würde "schon wieder fälschen"!)“Judo ist ein Sport, der vor knapp 100 Jahren in Japan von einem Studenten namens Jigoro Kano entwickelt wurde. Er überlegte sich eine Zweikampfsportart, die einerseits für die Kämpfer ungefährlich und ihnen andererseits Spaß bereiten sollte.”
Auch habe ich aus Ihrem epochemachenden Werk, lieber Herr Klocke, endlich gelernt, daß Tani-Otoshi zu den "Ma-Sutemi-Waza" gehört.
Und auf S. 9 Ihres Büchleins durfte ich mit Freudentränen in den Augen lesen, daß ich endgültig widerlegt bin:
“Kann man sich mit Judo eigentlich auch verteidigen? Wir glauben, wie die meisten Judolehrer, daß Judo ein Sport und keine Selbstverteidigung ist!”
Danke, Herr Klocke.
Ohne Sie würde ich noch immer in tiefer Finsternis umherirren, ohne jemals das Licht zu sehen.
Angesichts Ihrer geballten fachlichen Kompetenz verstehe ich nun natürlich viel besser, wieso Sie das unbetrittene Recht besitzen, mich zu kritisieren und mir vorzuwerfen, ich würde nur Verdreheungen und Verfälschungen von mir geben.
Wie gut, daß von Ihnen im Gegenzug nichts als lautere Wahrheit und ungetrübtes Wissen kommt.
Ich neige mich in Ehrfurcht ...
Vielen, vielen Dank, lieber Herr Klocke.
Fürderhin will ich Sie lauthals lobpreisen ...
Hosianna!
Tom Herold