Überholt BJJ Judo bis 2020

Hier könnt ihr alles posten was mit Judo zu tun hat

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kastow
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von kastow »

Hofi hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass wir (als Verein) die Zuwächse haben, weil wir einen rein judosportlichen Ansatz bei uns haben. Wir versuchen eher die eierlegende Wollmilchsau im Judo darzustellen und auch "fächerübergreifend" zu arbeiten.
Entschuldige bitte, Hofi, da habe ich mich wohl unglücklich ausgedrückt. Ich wollte eigentlich darauf anspielen, dass viele Vereine gute Lösungen als zu jûdô-sportlich ablehnen, nur weil sie vielleicht nicht in das eigene Weltbild vom klassischen Jûdô passen. Ich hatte nicht vor, eure Arbeit schlecht zu machen. Tut mir leid, falls das so klang.
Ehrlich gesagt ist eure Seite sogar eine derjenigen, die ich gerne besuche, wenn ich mal neue Inspirationen suche.
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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Hofi
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Hofi »

Hi kastow!
Danke für das Lob. Hatte auch nicht den Eindruck, dass von Dir was schlecht gemacht werden soll.
Wer auf unsere Seite geht, könnte aber zunächst durchaus den Eindruck gewinnen, dass wir rein oder zumindest überwiegend "judo-sportlich" unterwegs sind. Denn ein großer Teil der Veröffentlichungen widmet sich naturgemäß diesem Bereich. Drei, vier oder auch fünf Sonderveranstaltungen aus dem fächerübergreifenden Paket stehen da dann eben doch 30 oder 40 Artikeln zum Wettkampfjudo im Jahr gegenüber. Klappern gehört halt auch zum Handwerk. Was mich daran erinnert, dass ich noch das Landesliga-Plakat zum Drucker schicken muss, mit einer wunderschönen, nur leider seit diesem Jahr verbotenen Technik drauf :D
Bis dann

Hofi
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Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Anton_D1 »

(Was ist überhaupt "BJJ"? Ich mußte erstmal auf Wikipedia nachschauen.)
Meiner Meinung nach fehlt dem Judo Öffentlichkeitsarbeit. Allein wenn ich die Webauftritte der Vereine im Internet sehe, kommt mir bei 95% das kalte Grausen. Sich in das Thema (z.B. als interessierte Eltern) einzuarbeiten, ist deswegen sehr mühsam. Selbst die Webseiten vom DJB und BJV sind etwas chaotisch. Ich finde das spielt eine wichtige Rolle und wird im Judo total unterschätzt. Es ist nunmal so, daß es die Eltern sind, die ihre Kinder zum Judo fahren und auf Turniere chauffieren müssen. Wenn die keinen Bezug dazu haben und nicht mal die Regeln kapieren, ist die Motivation natürlich weg und uns fehlt der Nachwuchs. Im Fußball ist das anders, da versteht jeder daß man halt gewinnt, wenn die Mannschaft den Ball ins gegnerische Tor schießt und daß man bei einem Foul vom Platz gestellt wird. Auch gibts im Judo dutzende verschiedene Ligen und Wettkämpfe und jeder nennt den Kram anders. Da blicke selbst ich teilweise nicht mehr durch.
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Ronin
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Ronin »

Mein Vorredner hat sicherlich in einigen Punkten recht, aber die Analyse ist auch falsch. Denn an Nachwuchs fehlt es im Judo nicht.

Es ist vielmehr die Unfähigkeit der Vereine, die Kinder durch das Jugendalter zu halten und bis in die Erwachsenenriege zu führen.
Ich glaube, das hängt schon viel damit zusammen, dass sich Judo nicht als "cool genug" präsentiert.

KKs, die weniger auf Turniere setzen, haben natürlich dagegen auch den Vorteil von weniger hartem Feedback. Wo kein oder wenig Turnier ist, kann man halt auch nicht so offensichtlich als "Looser" gebrandmarkt werden. Mir ist durchaus schon aufgefallen, dass in der heutigen Gesellschaft insbesondere die Teens sehr darauf bedacht sind, nur noch vorne zu stehen oder sie meiden es eben ganz schnell (und sich Mühe geben, ist ja eh schon lange out).

Möglicherweise ist auch die Tatsache, dass die Anfänger so jung sind (und immer jünger werden: Judo von 5-7 etc..) grundsätzlich ein Boomerang, denn in der Pubertät orientieren sie sich dann weg von allem, was sie früher gemacht haben und da gehört Judo dann auch dazu.
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Makikomi Kid
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Makikomi Kid »

(Was ist überhaupt "BJJ"? Ich mußte erstmal auf Wikipedia nachschauen.)
Das hier gibt dir evtl. eine bessere Idee von BJJ:


Innerhalb der BJJ Community gibt es auch ein paar der besten didaktischen Ansätze, die ich in der Ecke so gesehen habe. Und sie haben meist jede Menge Spaß an dem, was sie tun, und vermitteln den auch (z.B. via YT). Bei den (deutschen) Judo-Videos muss immer alles so bierernst sein und ich vermisse die Tiefe der Erklärungen. Hat mich früher nie gestört, aber man wird mit der Zeit irgendwie verwöhnt :)

Was die Jugend angeht:
Ich sehe das Problem, dass hier oft Können mit Menge (im Breitensport Bereich) oder mit "Kraft" im Wettkampfbereich ersetzt wird.

Da fehlt dann irgendwann die Perspektive und der Anreiz. Im BJJ hat man immer das "besser werden" vor Augen. Es gibt kein Loch.
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Jupp »

In der Pädagogik macht sich allmählich die Erkenntnis breit, dass beim schulischen Lernen die Qualität der/der Lehrenden die alles entscheidende Größe für den schulischen Erfolg der Kinder ist.

Diese Erkenntnis ist doch sehr einfach auf alle Lehr-/Lernprozesse zu übertragen:

Auch im Judo oder im BJJ ist es entscheidend, über welche Qualität und Kompetenz der/die Lehrenden verfügen.

Gute, kompetente Lehrer behalten mehr Schüler als inkompetente/unfähige Judo-/BJJ-Lehrende.

Eigentlich einfach - oder?

Jupp

P.S. deswegen sollten sich alle Vereine stets hinterfragen, wie es um die Qualiftät ihrer Lehrenden steht, wenn es mit den Mitgliedern nicht klappt, wie gewünscht. Und diese Lehrenden im Zweifelsfall kompetenter machen, schulen - dennn: auch Lehren kann man lernen!
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Fritz
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Fritz »

Jupp hat geschrieben:In der Pädagogik macht sich allmählich die Erkenntnis breit, dass beim schulischen Lernen die Qualität der/der Lehrenden die alles entscheidende Größe für den schulischen Erfolg der Kinder ist.
Genau, denn ein guter kompetenter
Lehrer kann mühelos sämtliche erzieherische Defizite des Elternhauses und ungünstigen Einflüsse des Umfelds wettmachen.
:irre
Nie - unter keinen Umständen - ist der Schüler selbst daran schuld, wenn seine Leistungen schlecht sind ... :eusa_clap
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Makikomi Kid
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Makikomi Kid »

Es ist, denke ich, immer beides. Ein guter Lehrer kann in kleinen Gruppen viel korrigieren. Je größer die Gruppe und desto größer die Unterschiede, desto schwerer.

Wobei ich mir nicht so ganz klar bin, wie wir da jetzt drauf kommen.

@Jupp: Du meinst das Problem ist, dass es im Judo im Vergleich zum BJJ die schlechteren Lehrer gibt?
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Jupp
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Jupp »

Makikomi-kid schrieb:
"Innerhalb der BJJ Community gibt es auch ein paar der besten didaktischen Ansätze, die ich in der Ecke so gesehen habe. Und sie haben meist jede Menge Spaß an dem, was sie tun, und vermitteln den auch (z.B. via YT). Bei den (deutschen) Judo-Videos muss immer alles so bierernst sein und ich vermisse die Tiefe der Erklärungen. Hat mich früher nie gestört, aber man wird mit der Zeit irgendwie verwöhnt :)
Was die Jugend angeht:
Ich sehe das Problem, dass hier oft Können mit Menge (im Breitensport Bereich) oder mit "Kraft" im Wettkampfbereich ersetzt wird.
Da fehlt dann irgendwann die Perspektive und der Anreiz. Im BJJ hat man immer das "besser werden" vor Augen. Es gibt kein Loch."
Ich meine, dass Du hier Vermittlungsprobleme ansprichst. Und ich glaube, dass die Vermittlungsproblematik den Kern eines erfolgreichen Unterrichts ausmacht.

Vereine, die gut ausgebildete Lehrer haben bzw. auf ein gutes Unterrichtsklima achten und sich auch an den Interessen der "Kunden" (Teilnehmer) orientieren, können ihre Mitglieder halten.

Lehrer, die glauben, nur sie wüßten, was für die Teilnehmer gut ist oder die zu meinen glauben, sie allein müßten entscheiden was und wie unterrichtet wird, werden eben nur einen kleinen Teil der Zielgruppe erreichen.
Der Rest steigt aus.

Ich glaube, dass wir uns im Judo viel mehr um ein gutes Angebot kümmern müssen, um eine gute Lernumgebung und um gut ausgebildete Lehrer. Dann brauchen wir uns auch um die Zahl unserer Mitglieder keine Sorgen zu machen.

BJJ wird - wie Judo in den siebziger Jahren - zumeist professionell von Profis angeboten, die mit ihrem Unterrichtsangebot ihren Lebensunterhalt verdienen. Diese Profis wissen, wovon sie sprechen und wissen, dass sie nur mit einem qualitativ guten Angebot ihre Mitglieder motivieren können zu bleiben.

Die vielen Judovereine, die mit 30-60 Mitgliedern und 4-6.- € Monatsbeitrag in deutschen Schulturnhallen von Grün- oder Braungurten -großteils ohne Ausbildung - Kinder unterrichten, können eine solche Professionalität in vielerlei Hinsicht nicht bieten.

Judovereine, die sich mit eigenem Dojo und hauptamtlichen Trainern langfristig besser aufgestellt haben, sind von Mitgliedsverlusten nicht so stark betroffen, wie die Vereine ohne eine solche, eher professionelle Struktur.

Was ich also meine ist:
Die Mitglieder in unseren Judovereinen sind auch "Kunden", die qualitativ gut "bedient" werden wollen. In dieser Hinsicht "konkurrieren" die Judovereine eben mit den Fitness-Studios und anderen professionellen Einrichtungen - auch mit guten Angeboten aus dem BJJ.

Ein gutes "soziales Klima" in einem Verein macht fehlende Unterrichtsqualität eben nicht auf Dauer wett.

Jupp
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Makikomi Kid
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Makikomi Kid »

Jo, das ist sicher richtig.
Der Punkt ist aber auch, dass im BJJ das "A ist Lehrer von B" Konzept noch da ist. Du bist nicht "irgendein Gürtel" sondern ein "XY Gurt unter Lehrer."
In Vereinen ist es halt aber oft so, dass er erst Klaus, dann mal der Norbert und hin und wieder auch mal der Seppl das Training gibt. Das macht das alles etwas schwerer. Ich finde eine klare Linie ist etwas Gutes. Auch für den Lehrer. Der dann wirklich "Schüler" hat. Denem er etwas beibringen will. Anstatt sie durch ein Workout zu pushen.
Oder mit ihnen Spielchen zu spielen. Wobei sowohl Spiele wie auch Workouts sicher ihren Platz haben.


Hier noch mal ein nettes BJJ Wettkampf Video, für die Leute, die sich immer noch nicht viel drunter vorstellen können.

Herren, Damen und Kinder.
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Fritz
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Fritz »

Jupp hat geschrieben:BJJ wird - wie Judo in den siebziger Jahren - zumeist professionell von Profis angeboten, die mit ihrem Unterrichtsangebot ihren Lebensunterhalt verdienen. Diese Profis wissen, wovon sie sprechen und wissen, dass sie nur mit einem qualitativ guten Angebot ihre Mitglieder motivieren können zu bleiben.

Die vielen Judovereine, die mit 30-60 Mitgliedern und 4-6.- € Monatsbeitrag in deutschen Schulturnhallen von Grün- oder Braungurten -großteils ohne Ausbildung - Kinder unterrichten, können eine solche Professionalität in vielerlei Hinsicht nicht bieten.
Nun ja, wenn ich so sehe, was so aus Sportschulen mit "professionellen" Honorar-Trainern gelegentlich herauspurzelt und bei uns
hereinpurzelt, dann ist es mit dieser Theorie nicht weit her... In der Regel muß man den Kindern erstmal Fallschule lehren, weil das
etwas ist, was sie ungeachtet der Gürtelfarbe in der Regel eher nicht beherrschen...
Jupp hat geschrieben:Judovereine, die sich mit eigenem Dojo und hauptamtlichen Trainern langfristig besser aufgestellt haben, sind von Mitgliedsverlusten nicht so stark betroffen, wie die Vereine ohne eine solche, eher professionelle Struktur.
Ist das jetzt nur eine Behauptung oder gibt es dazu mittlerweile Statistiken?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Anton_D1
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Anton_D1 »

Makikomi Kid hat geschrieben:Hier noch mal ein nettes BJJ Wettkampf Video, für die Leute, die sich immer noch nicht viel drunter vorstellen können.

Herren, Damen und Kinder.
Nettes Video! Wobei ich Armhebel bei so kleinen Kindern schon kritisch sehe.
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Antonio
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Antonio »

Jupp hat geschrieben:BJJ wird - wie Judo in den siebziger Jahren - zumeist professionell von Profis angeboten, die mit ihrem Unterrichtsangebot ihren Lebensunterhalt verdienen.
BJJ-"Anbieter" kann man in Deutschland und Europa mit der Lupe suchen. Hier ist daher eher Platz für professionelle Anbieter (um in der Wirtschaftssprache zu bleiben).
Jupp hat geschrieben:Die vielen Judovereine, die mit 30-60 Mitgliedern und 4-6.- € Monatsbeitrag in deutschen Schulturnhallen von Grün- oder Braungurten -großteils ohne Ausbildung - Kinder unterrichten, können eine solche Professionalität in vielerlei Hinsicht nicht bieten.
30-60 (aktive) Mitglieder sind in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein normal bis super. Unser Dorf hat nur knapp 300 Einwohner. Selbst mit der "Zwangseingemeindung" der umliegenden Dörfer und größeren Orte kommen wir auf keine 30.000 Einwohner. Stoßen zugleich aber auf 6 Konkurrenten. Woher soll die kritische Masse für einen Profi kommen?
Dabei hat unser Verein ein Luxusproblem: 7 Dan-Träger (bis 5.).
Jupp hat geschrieben:Judovereine, die sich mit eigenem Dojo und hauptamtlichen Trainern langfristig besser aufgestellt haben, sind von Mitgliedsverlusten nicht so stark betroffen, wie die Vereine ohne eine solche, eher professionelle Struktur.
Hauptamtliche Trainer wollen/müssen von ihrem Sport leben können. Dafür muss eine kritische Masse erreicht werden, sonst geht das schief. "Professionelle Struktur" beim Anbieter heißt aber auch, ich muss jeden :BangHead Schüler nehmen, schließlich zahlt er meine Brötchen. Und "professionelle Struktur" beim Lehrer bedeutet meistens Trainer C. Dort spielt der "Kinderbespaßungsfaktor" eine große Rolle. Ähnlich wie in der Prüfungsordnung, die darauf ausgelegt zu sein scheint, dass auch bitte JEDER bestehen mag - mit entsprechenden Konsequenzen für die Anderen -. :angry4

Gruß
Antonio
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von LangerHans »

Antonio hat geschrieben:Hauptamtliche Trainer wollen/müssen von ihrem Sport leben können. Dafür muss eine kritische Masse erreicht werden, sonst geht das schief. "Professionelle Struktur" beim Anbieter heisst aber auch, ich muss jeden :BangHead Schüler nehmen, schließlich zahlt er meine Brötchen. Und "professionelle Struktur" beim Lehrer bedeutet meistens Trainer C. Dort spielt der "Kinderbespaßungsfaktor" eine große Rolle. Ähnlich wie in der Prüfungsordnung, die darauf ausgelegt zu sein scheint, dass auch bitte JEDER bestehen mag -mit entsprechenden Konsequenzen für die Anderen-. :angry4
In der BJJ-Realität sieht es aber anders aus.
In den Schulen stehen die Leute die Matten voll - und wer sich nicht an die Spielregeln hält, wird rausgeworfen.
Die Prüfungsordnungen sind sogar (hier und v.a. im BJJ) wesentlich strenger als im DJB-Judo - hier wird ein Gürtel nach Leistung vergeben, und seinen ersten Gürtel bekommt man erst sehr viel später als im DJB-Judo. Ich kenne genug Weißgurte, die seit mehr als 2 Jahren trainieren - und trotz 3-4x Training der Woche immer noch an der Schwelle zum Blaugurt stehen, wenn der Trainer lieber den Gürtel später gibt als früher.
Dazu werden die Graduierungen von Schule zu Schule an Wettkampfteilnahmen/-Erfolgen geknüpft. Der Weißgurt wird dann ganz einfach Blaugurt, wenn er besser als alle anderen Weißgurte ist und bei den Blaugurten halbwegs mithalten kann.

Es kann also ganz gut funktionieren....!
Zuletzt geändert von LangerHans am 11.02.2014, 11:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Antonio »

LangerHans,

ich bezog mich aufs Judo. Kam nicht richtig rüber, aber meine negative Kritik ging nicht gegen das BJJ. Dort haben wir es noch mit einem in der Breite leistungsorientierten Sport zu tun.

Gruß
Antonio
LangerHans
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von LangerHans »

Antonio hat geschrieben:LangerHans,

ich bezog mich aufs Judo. Kam nicht richtig rüber, aber meine negative Kritik ging nicht gegen das BJJ. Dort haben wir es noch mit einem in der Breite leistungsorientierten Sport zu tun.
Deswegen schrieb ich "In der BJJ-Realität siehts anders aus": Das Beispiel BJJ zeigt, dass es eben auch anders geht!
Warum solls im Judo nicht auch genauso(gut) gehen?
Nur müsste man eben auch das Training so gestalten, dass die Trainingsteilnehmer das so wertschätzen, wie sie es wertschätzen sollen. Und mit (z.B.) Fußball-spielen zur Erwärmung funktioniert das nicht.
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Fritz
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Fritz »

Naja, schauen wir doch mal auf die zahlende Klientel:

Judo - Überwiegend Eltern, die ihre Kinder parken.
BJJ - Überwiegend Jugendliche u. Erwachsene...

Wer wird wohl eher bereit sein, hart zu trainieren, weil er dafür auch ordentlich bezahlt?

Fürs Judo kann es nur heißen: Weg von der "Kinderbespaßung", hin zu mehr Erwachsenen
auf der Matte. Ein funktionierende Erwachsenengruppe gibt dann auch dem einen oder anderen
Jugendlichen eine Trainingsperspektive, der sonst halt bedauernd sich vom Judo weg orientiert...
Und ja, es war manchmal eine bittere Durststrecke, wenn man zu zweit, zu dritt oder zu viert beim
Erwachsenen-Training stand...

@LangerHans: Die Forumssprache ist Deutsch. Ich bitte darum, die Einstreuung an sich
unnötiger fremdsprachiger Ausdrücke (mal von den judotypischen jap. Begriffen abgesehen ;-) ) zu vermeiden.
"Weißgurt"/"Blaugurt" tut es doch auch, nicht wahr?

Nachtrag: Danke für die prompte Änderung :-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
CasimirC
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von CasimirC »

Fritz hat geschrieben:Fürs Judo kann es nur heißen: Weg von der "Kinderbespaßung", hin zu mehr Erwachsenen
auf der Matte. Ein funktionierende Erwachsenengruppe gibt dann auch dem einen oder anderen
Jugendlichen eine Trainingsperspektive, der sonst halt bedauernd sich vom Judo weg orientiert...
Und ja, es war manchmal eine bittere Durststrecke, wenn man zu zweit, zu dritt oder zu viert beim
Erwachsenen-Training stand...
Um einmal über den Tellerrand hinwegzublicken: Ich habe mich just gestern mit einem befreundeten Danträger des benachbarten Kendo-Vereins unterhalten. Dessen Erkenntnisse:
- Es gibt in seinem Verein praktisch keine und auch ansonsten äußerst wenige Kindergruppen im Kendo.
- Sehr viele Kendoka, die im Kindesalter mit der Kampfkunst angefangen haben, steigen genau dann aus, wenn es beginnt, härter zur Sache zu gehen (er nennt als markantestes Beispiel das zweite Trainingsjahr, sobald die Kinder/Jugendlichen ihre erste Kampfrüstung bekommen).
- Er bemerkt, dass durch diesen eklatanten Nachwuchsmangel das Kendo sichtlich leidet, weil einfach kaum Nachwuchs heranwächst.
- Er überlegt nun schon einige Zeit, wie man dieses Problem lösen könnte, sieht sich aber leider in der Kampfkunst sehr stark durch sportimmanente Einflüsse eingeschränkt (starke Betonung der Tradition, wenig praktische Demonstrations- und Anwendungsmöglichkeit im Alltag, hohe Befremdlichkeit durch Verhalten und Aussehen [häufige notwendige Kiai, Ganzkörperrüstung, schwer zu durchschauendes Reglement,...])

Warum schreibe ich das? Weil gerade im Kendo scheinbar sehr stark darüber nachgedacht wird, zumindest auf Vereinsebene Dinge zu ändern. Es gibt erste Ideen hin zu einer eher kinderfreundlichen Ausrichtung bestimmter Trainingsgruppen. Es wird der starke Fokus auf die Tradition der Kampfkunst als großes Hindernis gesehen, gerade bei europäische Augen und Ohren Interesse zu wecken.

Das Problem scheint beim Judo wie beim Kendo das gleiche: Zu wenig Nachwuchs, der den Sport bis ins Erwachsenenalter hinein betreibt. Die Lösungsansätze stehen sie jedoch ziemlich konträr gegenüber. Wie ist das denn zu erklären?

Und wieso scheint BJJ (zumindest wird es ja hier und auch "in der weiten Welt des Internets" so suggeriert), eben jene Probleme nicht zu haben? Ist es kinderfreundlicher? Ist es erwachsenenfreundlicher? Ist es traditioneller? Ist es moderner?

Oder ist es, wie ich vermute, "nur" eine Modeerscheinung der letzten 10-15 Jahre, die aktuell im Fokus der Wahrnehmung steht?
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von katana »

CasimirC hat geschrieben:Oder ist es, wie ich vermute, "nur" eine Modeerscheinung der letzten 10-15 Jahre, die aktuell im Fokus der Wahrnehmung steht?
Die Frage ist doch nicht was es momentan ist, .... sondern wie es dazu geworden ist.
Auch "Modeerscheinungen" werden ja nicht einfach mal so ..., "Modeerscheinungen" .
Sie werden einerseits dazu gemacht, ... und sie müssen andererseits angenommen werden.
"Judo" hat demzufolge die letzten 10-15 Jahre den "Modetrend" offensichtlich verpasst.

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Hofi
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Hofi »

@ katana:
Gerade Modeerscheinungen werden in meinen Augen vielfach erzeugt durch irgendeine Form von, nennen wir es mal, Marketing. Jemand verschafft einer Sache ein cooles Image und schafft es, dieses zu verbreiten. Da bei kleineren Sportarten natürlich die Zuwachsraten höher sind, ist es leichter hier Erfolge zu verbuchen, was dann wieder dem Marketing zu gute kommt, da man sofort von einer zunehmenden Akzeptanz sprechen kann, was in der Folge weiter verbreitet wird.
Klappt das Marketing, ist die Qualität erst mal am Anfang (oder auch länger) zweitrangig. Schließlich wollen Leute seit Jahren sehen, wie irgendwelche nahezu unbekannte Leute Tiergenitalien essen und im Schlamm baden (und danach behaupten, sie hätten das freiwillig und erhobenen Hauptes getan). Bitte das jetzt nicht als Urteil über BJJ missverstehen, es soll nur als Beispiel dienen, dass Akzeptanz durchaus qualitätsunabhängig sein kann.

Ein Punkt ist sicher, dass man im Judo durch die Regeländerungen den ein oder anderen verärgert hat, der dann Alternativen sucht und evtl. im BJJ findet. Allerdings gelten die IJF-Regeln auch für die Franzosen und was weiß ich wen. Ist dort auch ein Rückgang des Interesses zu verspüren oder können die die Erfolge z.B. eines Teddy Riner in Mitgliederzahlen umsetzen.

Es reicht in meinen Augen eben nicht, auf der Matte gute Arbeit zu leisten, die Leute müssen es auch mitkriegen. Eine zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit ist für einen großen Sportverband unerlässlich. Diese muss in allen relevanten Medien es schaffen, potentielle Zielgruppen glaubwürdig anzusprechen. Hier ist in meinen Augen noch Luft nach oben. Die Vereine, die erfolgreich (was Mitgliederzahlen angeht) haben auch in aller Regel eine gute, zu ihnen passende Öffentlichkeitsarbeit.

Und Judo von seiner Konzeption hätte grsl. die Möglichkeit die eierlegende Wollmilchsau zu sein, die aus nahezu jedem Kampfsport/-kunst Bereich Leute ansprechen könnte. Dafür muss man den Leuten auch das Gefühl geben, dass sie die Freiheiten haben, ihre Vorliegen auszuüben und in den Verein/Verband einzubringen. Ja, montags beim Training der Liga-Mannschaft muss ich die verfluchten neuen Beingreifregeln beachten und den Leuten Alternativtechniken beibringen (und mir was als Ersatz für meinen Abtaucher-Kata-guruma suchen), aber am Donnerstag kann ich wunderbar rumtüfteln, ob nicht ein Kani-basami nicht u.U. eine sinnvolle Kombinations-Technik nach einem Uchi-mata aus Cross-Grip wäre. In einer Prüfung muss ich dies und jenes abfragen, aber im Training kann ich so viel mehr machen.
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