Prüfung mit Shiai oder ohne

Hier geht es um Fragen zur Vereinsarbeit, Verbänden und Organisationen
LangerHans
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von LangerHans »

JSC Mitglied hat geschrieben:Langerhans, es stimmt, dass die Kyu-Grade keine Graduierungen im Sinne von Kano sind. In Japan gibt es hauptsächlich Dan-Grade und kaum Kyu-Graduierungen.
Kano hat außerdem, dass es förderlich sei, auf Wettkämpfe zu gehen. Obwohl er das Wettkampf-Judo abgelehnt hat.
Tutor! hat schon was zu Wettkämpfen und Kano geschrieben.
Nicht umsonst gab es zu Kanos Zeiten sowas, was "Batsugun" genannt wurde, und das hieß, dass man sich durch Turniergewinn den nächsthöheren Dan erkämpfen konnte.
Bandog hat geschrieben:Und was wenn man nur Wettkämpfe nach IJF/DJB Regeln ablehnt aber z.B. an offenen Wettkämpfen mit weniger Einschränkungen teilnimmt. Aus Sicht des Verbandes nimmt man also an keinen Judo-Wettkämpfen teil, sollte man dennoch Prüfungen ablegen dürfen, was meinst du?

Aber ich stimme dir soweit zu, dass Shiai als Trainingsmittel zwingend erforderlich ist, sowohl als Erfolgsindikator als auch als eine Art dem Vollkontakt-Kampfsport innewohnenden Schutz vor "Bullshido"-Techniken. Allerdings greift dies ab einer gewissen Überreglementierung nicht mehr bezüglich strategisch, taktischer Fehlentwicklungen. So gesehen, wären stark reglementierte Wettkämpfe sogar kontraproduktiv, da sie vom eigentlichen Kampf und der SV weg führen. Nur mal als Gedankenspiel.;)
Hallo Bandog,

mir wäre das völlig gleichgültig, was das für Wettkämpfe sind.
Je weniger man ausschließt, desto größer ist die Chance, einen Wettkampf in der Nähe besuchen zu können.
Das Angebot reicht doch weit von Judo/BJJ/Ju-Jutsu/Sambo (uvm.)-Turnieren.

Letztlich ist es doch gar nicht verkehrt, auch mal andere Regelwerke auszuprobieren, um neue Erfahrungen zu sammeln und neue, eigenen Grenzen aufgezeigt zu bekommen.
tutor! hat geschrieben:Was die Ausgangsfrage betrifft, so möchte ich dringend davon abraten, irgendwelche Zwangsmaßnahmen zu ergreifen. Dieselbe Frage haben wir bei uns im Verein vor Jahren auch diskutiert, aber es bringt niemanden weiter, wenn Kinder auf Wettkämpfe gehen sollen, wenn sie es nicht wollen. Wenn sich Eltern einer Unterstützung ihrer Kinder verweigern, dann kann man auch nicht viel mehr tun, als Überzeugungsarbeit zu leisten.

Ich würde vielmehr darüber nachdenken, ob die Trainingsgestaltung so ist, dass die Lust am Kämpfen gefördert wird. Oftmals wird zu viel gespielt (zum Aufwärmen und zu "Belohnung" für fleißiges Trainieren), Technik zu oberflächlich geübt und das Randori gleicht mehr einem gegenseitigen Niederringen als Judo. Wenn es erst einmal so weit gekommen ist, dann wird eine Zwangsteilnahme an Wettkämpfen unweigerlich dazu führen, dass viele Kinder aufhören werden.
Den zweiten Absatz kann ich so unterschreiben.
Aber andererseits finde ich es sehr bedenklich, dass es hier immer und immer wieder um Kinder geht.
Habt ihr denn alle keine Erwachsenen, die Judo trainieren wollen?
Zuletzt geändert von LangerHans am 09.12.2013, 10:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von kastow »

Ich gehe in der Vorbereitungszeit davon aus, dass pro Woche mindestens zweimal trainiert wird. Das setzte ich als Soll-Trainingszeit an. Bevor ich überhaupt jemanden vorprüfe, muss das Soll umgesetzt sein. Wettkämpfe zähle ich dabei zur Trainingszeit hinzu. So bevorzuge ich niemanden, aber die Leute, die nicht wettkämpfen, benötigen dennoch in der Regel etwas länger als diejenigen, die bereit sind, ihr Können extern unter schwierigeren Bedingungen zu erproben. ;)
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von tutor! »

LangerHans hat geschrieben:Aber andererseits finde ich es sehr bedenklich, dass es hier immer und immer wieder um Kinder geht.
Habt ihr denn alle keine Erwachsenen, die Judo trainieren wollen?
Kinder waren die Ausgangsfrage.... oder genauer die Anmerkungen einer Mutter.

Erwachsene Kyu-Grade (unterhalb des 1. oder 2. Kyu) sind in Bezug auf Wettkämpfe eine vollkommen andere Frage. Wer als Erwachsener auf Wettkämpfen kämpft, hat meist als Kind oder Jugendlicher angefangen und ist dann entsprechend graduiert. Erwachsene Neueinsteiger in Judo nehmen kaum an Wettkämpfen teil, auch weil die Erfolgsaussichten mehr als nur bescheiden sind.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von Fritz »

tutor! hat geschrieben:Kinder waren die Ausgangsfrage.... oder genauer die Anmerkungen einer Mutter.
Ja es gibt immer mehrere Ursachen, warum Kinder nicht mehr zum Wettkampf gehen:
a) die Eltern haben weder Lust am WE früh aufzustehen u. ihr Kind zum Wettkampf zu fahren oder sich um Fahrgemeinschaften zu bemühen.
b) das Kind ist einfach kein Kämpfertyp.
c1) das Kind möchte eigentlich schon gern kämpfen, hat aber Angst davor, seinen eigenen Ansprüchen
gerecht zu werden u. vermeidet deshalb die Konfrontation mit entsprechende Gelegenheiten.
c2) das Kind war ein guter Kämpfer, hatte Erfolg, hat sich was drauf eingebildet, begann beim Training
zu schludern u. der Wettkampf-Erfolg bleibt aus...

Die Punkte c) zeigen ein bedenkliche gesellschaftliche Entwicklung. Man erlebt kaum noch, daß der Betreffende
nach einem Mißerfolg beim Training besonders ranklotzt. Man erlebt auch oft Elternverhalten, was diese
Konfrontations-Vermeidung noch fördert...
tutor! hat geschrieben:Erwachsene Kyu-Grade (unterhalb des 1. oder 2. Kyu) sind in Bezug auf Wettkämpfe eine vollkommen andere Frage. Wer als Erwachsener auf Wettkämpfen kämpft, hat meist als Kind oder Jugendlicher angefangen und ist dann entsprechend graduiert. Erwachsene Neueinsteiger in Judo nehmen kaum an Wettkämpfen teil, auch weil die Erfolgsaussichten mehr als nur bescheiden sind.
Hier schließt sich der Boden zum "Bewegt Altern mit Judo"-Faden. Wir haben das Glück regelmäßig bei einem Turnier
eingeladen zu werden, wo auch insbesonders mit älteren Anfängern sehr glimpflich umgegangen wird. Und das wird
auch durch Teilnahme honoriert. Ich hoffe, nach dem der DJB ja offensichtlich erkannt hat,
daß es auch sowas wie erwachsene Anfänger gibt, man sich Gedanken für passende Angebote macht bzw. die
Vereine ermutigt, auch entsprechende Maßnahmen anzubieten. Und jetzt, wo BJJ mit in den Verband
aufgenommen werden soll, bieten sich ja sicherlich auch gute Möglichkeiten zum Wettkämpfen, denn m.W. sind
beim BJJ die Turniere oft nach Leistungsklassen (Weißgurt-, Blaugurt- usw.) organisiert und
der Schwerpunkt Bodenkampf kommt sicherlich auch älteren Anfängern sehr gelegen...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von LangerHans »

Fritz hat geschrieben: Ich hoffe, nach dem der DJB ja offensichtlich erkannt hat,
daß es auch sowas wie erwachsene Anfänger gibt, man sich Gedanken für passende Angebote macht bzw. die
Vereine ermutigt, auch entsprechende Maßnahmen anzubieten. Und jetzt, wo BJJ mit in den Verband
aufgenommen werden soll, bieten sich ja sicherlich auch gute Möglichkeiten zum Wettkämpfen, denn m.W. sind
beim BJJ die Turniere oft nach Leistungsklassen (Weißgurt-, Blaugurt- usw.) organisiert und
der Schwerpunkt Bodenkampf kommt sicherlich auch älteren Anfängern sehr gelegen...
Wir waren vor zwei Wochen bei einem verbandsoffenen Turnier, das nach IBJJF Regeln ausgerichtet wurde.

http://www.groundandpound.de/allgemein/ ... a-turnier/

Veranstalter war ein DJJV-Verein, der alle möglichen Leute aus Judo, Ju-Jutsu, BJJ und weiteren eingeladen hatte. Die Beginner-Class z.B. war mit einem 14 Jährigen als Jüngsten, und jemanden, der die 50 erreicht hatte, schon weit aufgestellt.

Es müssen ja nicht zwangsläufig DJB-Turniere sein.
Damit entfällt auch der Punkt, dass Erwachsene-Neueinsteiger auf Turnieren nicht erfolgreich sein können. Man muss eben ein bisschen gucken, sich umschauen, neues ausprobieren.
katana
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von katana »

Nachdem ich gerade ein bisschen Zeit habe, möchte ich zum Thema BJJ-Judo, Graduierungen und Qualitäten
nach langer Abstinenz mal wieder etwas beitragen.

Dan(e) erkämpfen.........
Wenn man davon ausgeht, daß ursprünglich "Dan" (heißt ja bereits Grad oder Stufe)
Einteilungen für Wettkampfklassen waren,
liegt natürlich nahe, daß man als "Sieger einer Stufe" mindestens in dieser oder in die nächst Höhere graduiert wurde.
Weiterhin wurden "Dan-Graduierungen" aber auch aus "politischen Gründen" vergeben.
Warum sollte also die Vergabe von Graduierungen als "technische Anerkennung" weniger
akzeptabel sein, zumal es sich ja "nur" um kyu (Stufen) handelt.

Grundlegend werden hier in der Diskussion jedoch wieder völlig verschiedene Ansätze
(Äpfel mit Birnen) verglichen.
Deshalb kommt man auch in den ewigen Graduierungsdiskussionen auf keinen grünen Zweig.

Bsp. 1: In der deutschen Judolandschaft soll die Graduierung vorrangig einen technischen
Ausbildungsstand markieren.

Daher auch die immens aufgeblasenen Prüfungsordnungen .
Dass mit technischer Quantität keine kämpferische Qualität einhergehen muß versteht sich.
Zumal eine zunehmende Zahl der Techniken im Wettkampf gar nicht mehr erlaubt sind.
Was den "IJF-reglementierten" Shiai als sehr fragwürdige "Qualitätsmessung" erklärt.
(Nicht umsonst hat sich die Praxis von "Wettkampf-und Gürtelprüfungstraining" eingebürgert)
Bei einer derart beschränkten Gewichtung auf das "Jackenreißen" (was mit Sicherheit nicht Kanos Ideal war) gewinnt in der Regel einfach der konditionell Stärkere.

Daß Dan-Graduierungen "nur Einsteigergrade" sind ist ein typisches neumodisches Geseiere,
was in Japan mit Sicherheit zutrifft, aber
(allein schon durch die idiotischen Wartezeiten) nicht übertragbar ist.
Es sei denn, man konstruiert endlich eine zum Geseiere passende PO.

Bsp. 2: Im BJJ gibt es gurt-orientierte Wettkampfklassen.
Was dazu führt, daß sich ein anderes Extrem breit macht. Starke, technisch versierte Kämpfer
bleiben freiwillig jahrelang in der Weißgurtklasse, um die Erfolgsbilanz zu sichern.
Die höheren Gurte sind äußerst dünn vertreten, was zu einer Verzerrung führt.
Hier hat man einfach versäumt, auch die Konsequenz zu übernehmen, nämlich die Sieger der Gurtklassen für die kommenden Turniere/Saison dann entsprechend höher einzustufen.

Stattdessen füllt man die angestaute Zeit dann auch hier mit technischen Inhalten , ... und man kann deutlich erkennen (Bsp. in der Open Class) , daß diese technischen Quantitäten nicht automatisch zu besserer Kampfleistung führt.

Und nun mein Apell .............. !!!
Leute entscheidet euch endlich was Ihr wollt !!! :BangHead

Man kann nicht Äpfel, Birnen, Pampelmusen etc. miteinander vermischen, und sich dann beschweren, dass es nach Obstsalat schmeckt. :irre

Entweder man hat eine logische Philosophie, die zur Ausbildungs- Prüfungs- und Wettkampfordnung passt ,....... oder nicht !!! :oops:

Und wenn nicht, dann erübrigt sich auch das Geseiere um Anfänger-, Meistergrade
und deren Qualitäten im Shiai.

KK
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von LangerHans »

katana hat geschrieben:Stattdessen füllt man die angestaute Zeit dann auch hier mit technischen Inhalten , ... und man kann deutlich erkennen (Bsp. in der Open Class) , daß diese technischen Quantitäten nicht automatisch zu besserer Kampfleistung führt.

Entweder man hat eine logische Philosophie, die zur Ausbildungs- Prüfungs- und Wettkampfordnung passt ,....... oder nicht !!! :oops:

Und wenn nicht, dann erübrigt sich auch das Geseiere um Anfänger-, Meistergrade
und deren Qualitäten im Shiai.
Ich verstehe nicht, warum immer wieder der Bezug zu irgendwelchen "Ordnungen" hergestellt werden muss und darauf beharrt wird.

Es spricht doch nichts dagegen, nach der Prüfungsordnung - die das technische Maß bestimmt - zu prüfen und in der Wartezeit - oder Vorbereitungszeit - mal auf einem Wettkampf vorbeizuschauen, um seinen Stand zu überprüfen?
Was spricht denn dagegen, von einem Schüler zu erwarten, mal ein paar Würfe im "Shiai" zeigen zu können?
Man muss doch keine Wettkämpfe oder Meisterschaften gewinnen.

Man kann doch das Beste auf deinen beiden angesprochenen Beispielen nehmen (also das "zeigen können" der Anforderungen in kooperativer Atmosphäre, und das Anwenden im Kampf), und sich dabei entlang der Prüfungsordnung noch konform zum DJB (sofern man das will) bewegen?!
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Fritz
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von Fritz »

katana hat geschrieben:Was dazu führt, daß sich ein anderes Extrem breit macht. Starke, technisch versierte Kämpfer
bleiben freiwillig jahrelang in der Weißgurtklasse, um die Erfolgsbilanz zu sichern.
Die höheren Gurte sind äußerst dünn vertreten, was zu einer Verzerrung führt.
Hier hat man einfach versäumt, auch die Konsequenz zu übernehmen, nämlich die Sieger der Gurtklassen für die kommenden Turniere/Saison dann entsprechend höher einzustufen.
Das gab es auch im Judo, die älteren unserer Vereinskameraden wissen zu berichten,
daß sie extrem lange Blaugurt bleiben mußten, um im damaligen "Blaugurt-Turnier" die Medaillen abzugreifen.
Irgendwann erhielten sie dann Startverbot und "Zwangsprüfung" ;-)
katana hat geschrieben:Man kann nicht Äpfel, Birnen, Pampelmusen etc. miteinander vermischen, und sich dann beschweren, dass es nach Obstsalat schmeckt. :irre

Entweder man hat eine logische Philosophie, die zur Ausbildungs- Prüfungs- und Wettkampfordnung passt ,....... oder nicht !!! :oops:

Und wenn nicht, dann erübrigt sich auch das Geseiere um Anfänger-, Meistergrade
und deren Qualitäten im Shiai.
Prüfungsordnung hin oder her, ich finde an der Idee nichts verkehrt, daß mittels der Graduierungen
ein gewisses Wissen übers Judo dokumentiert wird... Insbesonders vor dem Hintergrund
sich ständiger ändernder Wettkampfregeln, kann es ein Weg sein, etwas Judo an sich zu bewahren.
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von katana »

Fritz hat geschrieben:Prüfungsordnung hin oder her, ich finde an der Idee nichts verkehrt, daß mittels der Graduierungen
ein gewisses Wissen übers Judo dokumentiert wird... Insbesonders vor dem Hintergrund
sich ständiger ändernder Wettkampfregeln, kann es ein Weg sein, etwas Judo an sich zu bewahren.
So würde ich das auch sehen,
deshalb wird bei mir auf keinen Fall Jemand gezwungen, am verbandsgeregelten Wettkampf teilzunehmen.
Wohl aber ist Randori ein Hauptbestandteil im Training und in vereinsinternen Randoriturnieren .

Der verbandsreglementierte Wettkampf wird zwar angeboten und unterstützt, jedoch nicht mehr über das Training oder die
Vereinsinteressen an sich gestellt.
Und zwar aus jahrelanger Erfahrung und Beobachtung der negativen Auswüchse rein wettkampforientierter Vereins- u. Verbandspolitik.

... Was aber letztendlich nichts mit den genannten Problemen durch ebendiese Fehlentwicklungen zu tun hat.

KK
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von JSC Mitglied »

@Tutor, ich habe es so gemeint, wie du es schon sagest. (Ja, ich hätte eher schreiben müssen "von den Auswüchsen des Wettkampfjudo")
Und bei "keine Graduierungen" meine ich dies im Verhältnis von Mudansha-Yudansha.
Aber danke, nocheinmal für deine Richtigstellung.
Fritz hat geschrieben:Insbesonders vor dem Hintergrund sich ständiger ändernder Wettkampfregeln, kann es ein Weg sein, etwas Judo an sich zu bewahren.
Ich glaube nicht das dies der bzw. die richtigen Wege sind.
Wenn Jûdô in seiner Gesamtheit, bewahren will und es über die PO macht, verkommt Jûdô zur bloßen Gürtelhascherei.
Über Wettkämpfe lässt es sich auch streiten, es gibt z.Z. mehr Verbote als Verbote aufgehoben werden (Stichwort: Uragatame)
freundliche Grüße
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Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt."
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Fritz
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von Fritz »

@katana: Das klingt vernünftig. Bei uns läuft es letztendlich ähnlich...

Wobei wir den Kindern gern vermitteln möchten, daß sie in der privilegierten Lage sind,
daß die Wettkämpfe, zu denen sie gehen können, eigentlich auch nur Randori mit KaRis sind,
die zudem noch recht häufig stattfinden, was in den höheren Altersklassen dann
eher nicht mehr so ist... Und sie jetzt noch relativ einfach
gewisse Kampf-Erfahrungen sammeln können... Aber irgendwie hab ich immer das Gefühl,
daß sie uns nicht glauben und ein Problem mit Niederlagen haben... (mit Siegen komischerweise
aber nicht...)
Wenn Jûdô in seiner Gesamtheit, bewahren will und es über die PO macht, verkommt Jûdô zur bloßen Gürtelhascherei.
Nun ja, wenn Prüfungen als Ersatzbespaßung für "Breitensportler" gedacht sind, dann sicherlich...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von Ronin »

Es gibt für und wieder. Ich denke immer, dass man mit Wetkämpfen nicht übertreiben soll, sonst wird es zum alleinigen Sinn des Judo, andererseits gibt es auch diejenigen, die aus welchen Gründen auch immer, gar nicht auf Wettkämpfe gehen (was soll ich von Kampfsportlern halten, die sich dem Kampf nicht stellen, was halte ich von Fußballern, die nicht in im Spiel mitmachen?).

Was mir aber am meisten auffällt bei dieser Debatte (denn alle paar Jahre hab ich sie im Verein ja auch) ist, dass die Forderung nach mehr Wettkampfteilnahmen immer von denen kommt, die selber nicht (mehr) auf Wettkämpfe gehen und sich auch keiner Prüfung mehr unterziehen. Jetzt finde ich es natürlich immer toll, wenn die einen fordern, dass die anderen etwas tun sollen. Und das ist dann auch schon die Entscheidung.

Aber die allermeisten Schüler kann man als Trainer auch so zu Wettkämpfen motivieren. Sind wir doch ehrlich, die, die es partout überhaupt nicht wollen, wie lange haben wir die wirklich?
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von Juiz »

Ronin hat geschrieben:Es gibt für und wieder. Ich denke immer, dass man mit Wetkämpfen nicht übertreiben soll, sonst wird es zum alleinigen Sinn des Judo, andererseits gibt es auch diejenigen, die aus welchen Gründen auch immer, gar nicht auf Wettkämpfe gehen (was soll ich von Kampfsportlern halten, die sich dem Kampf nicht stellen, was halte ich von Fußballern, die nicht in im Spiel mitmachen?).
Ich nehm dein Zitat mal und leg es in meiner Philosophie aus, weils so schön passt.

Es gibt im Judo und im Fußball diejenigen, die alle Sonntage auf Spieltag/Wettkämpfen sind und die, die nur kicken wollen. Auch die letzteren wollen Tore schießen. Auch den letzteren macht ihr "Sport" (sorry bei Fußball müssen die Anführungsstriche sein :-D ) Spaß, sie bewegen sich und wollen gewinnen. Und genau diese Menschen habe ich auch im Judo in allen Altersklassen. Sie kämpfen einfach gerne gegen Fritz, Paul, David und alle anderen im Verein, weils Spaß macht (solche Kämpfer sind übrigens unter denen, die den neuen ein ordentliches Randoriverhalten beibringen, weil sie sich keine Zacken aus der Krone brechen, wenn sie sich bei nem guten Wurfansatz mal werfen lassen), wollen nur 1,5h pro Woche in Judo investieren (auch die Gründe hierfür sind vielfältig z.B. andere Sportarten nebenher oder sehr wenig Zeit im Beruf), werden aber trotzdem stetig besser. Soll ich solche Leute irgendwann aus Prinzip nichtmehr graduieren? (P.S.: Klar sind Kyugrade auch Graduierungen auch (zumindest in 2010 als ich dort lebte) in Japan, was sollen sie auch sonst sein... Wenn du noch keinen Dangrad hast und wirst nach deiner Graduierung gefragt, antwortest du mit einem Kyu!) Dass ein höherer Einsatz von aktive Wettkämpfern honoriert werden soll z.B. auch mit schnelleren Prüfungen steht dabei außer Frage, aber das war nicht die Ausgangsfrage, sondern ein vollkommenes Blockieren.

P.S.: Sorry für den unübersichtlichen und verschachtelten Post, aber ich wollte einfach keinen Roman schreiben.
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Fritz
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von Fritz »

Ich hatte mal ne Jungerwachsenen im Verein, der konnte anfangs nicht genug trainieren,
dann wieder halbes Jahr Pause, dann wieder intensiv usw.usf. Der hat, wenn
er da war, immer Randori mit Wettkampf verwechselt u. auch Leute
beschädigt, nicht mit Absicht, denke ich, aber doch irgendwie verhaltens- u. kraftbedingt.

Ihm hab ich dann auch mehr oder wenig deutlich verklickert, wenn er die nächste Prüfung
(so im Bereich grün) machen möchte, erwarte ich, daß er wenigstens einmal an 'nem
Wettkampf mitmacht... Meiner Meinung hatte er einfach Angst, vorgeschoben kam die Begründung,
daß er befürchtet im Wettkampf jemanden kaputtzumachen...

Naja hat er dann auch gemacht und gar nicht mal schlecht gekämpft, sogar gewonnen u. niemand
verletzt - ich hätte ihn ruhigen Gewissens dann auch gern zur Prüfung geschickt,
dummerweise kam kurz danach wieder eine Phase der Pause, die noch andauert ;-)

Alles in allem war es 'ne merkwürdige Geschichte...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: AW: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von Holger König »

Bandog hat geschrieben:Wenn ein Weißgurt mit einem Blaugurt mithalten kann (und keine Erfahrung in artverwandten Systemen hat), dann sagt das m.M.n. durchaus etwas über den Blaugurt, dessen Trainer und das Training, sowie über die Standards der jeweiligen Prüfer aus.:???:
Ex-Leistungssportler (Leichtathleten, Turner oder Schwimmer) können durchaus sehr schnelle Fortschritte im Randori machen und haben (z.B. gegenüber älteren Breitensportlern, die länger pausiert haben bzw. als Späteinsteiger langjährig mit dem Schwerpunkt "Selbstverteidigung und Prüfung" trainiert haben) einen sehr großen Kraft- und Konditionsvorteil.
Deshalb muß eine Graduierung nicht unbedingt etwas aussagen.
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Skipper1
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von Skipper1 »

Tja, das mit Shiai ist eine spannende Frage.

Im Forum habe ich gelernt, das Shiai eine Sonderform des Randori ist.

Daher möchte ich an dieser Stelle mal auf das Multiplikatorenskript des DJB (Ausbildung und Prüfung zu den Kyu Graden ) verweisen.
Auf der Seite 13 befindet sich eine nette Grafik.
http://www.judobund.de/media/ausbildung ... B_2012.pdf

Für den 3. Kyu, also Grün-Gurt, ist das Fach Randori mit 35% zubewerten.

Das heißt für mich: Wenn der Prüfling von seinen 5 (fünf) Randori 2 (zwei) vergeigt, ist er durch die Prüfung gefallen!

(für den 6.Kyu 20% Randori; für den 1.Kyu 50% Randori)

Wo soll ein Prüfling denn besser als auf Wettkämpfen auf seine Prüfung vorbereitet werden, wenn nicht so.

Die Konsequenz bei uns im Verein war daraus: Jeder geht ab dem Gott-sei-Dank jetzt 8. Kyu (in Bayern) auf Wettkämpfe.

Wer nicht geht : Warten und üben

Der Erfolg : bei uns gehen dadurch 90% aller Kinder auf Wettkampf.

Wer natürlich, wie immer bei Wettkampfverweigerern; mit dem Argument " Ich ( wir) machen ja nur Breitensport " verweise ich an dieser Stelle auf diesen Link
http://www.judobund.de/breitensport
Breitensport bedeutet nicht, keine Leistung zu erbringen. Dabei ist das wesentliche Merkmal des Breitensports die Einstellung der Sportler zum Wettkampf und zur eigenen Leistung. Wer nicht regelmäßig an offiziellen Wettkämpfen teilnimmt und seine Leistungsverbesserung nicht am Wettkampfniveau, sondern vorrangig an der persönlichen Fitness und Gesundheit orientiert, ist ein Breitensportler
Darauf haben wir die ganze Argumentation : "Pflicht zum Wettkampf" erfolgreich aufgebaut.

Ahoi

Skipper
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von CasimirC »

Also macht ihr ausschließlich Leistungssport? Oder wie darf ich den letzten Abschnitt verstehn?
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
Juiz
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von Juiz »

Genau so! Es is wie so oft im DJB... Die paar, die Leistungssport machen werden gefördert, alle anderen solln am liebsten zahlen und sich schämen, dass sie nicht kämpfen! :BangHead :irre :BangHead
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von guk »

Skipper1 hat geschrieben:Darauf haben wir die ganze Argumentation : "Pflicht zum Wettkampf" erfolgreich aufgebaut.
Also "geh kämpfen, sonst bist du nur Breitensportler"?

Bei uns geht es ohne Zwang. Wer Prüfung machen möchte, muss im Randori gute Leistungen zeigen, egal ob mit oder ohne Wettkampf. Wir haben zwar mehrere Landesmeister im Verein, trotzdem wird niemand gezwungen, auf Wettbewerbe zu gehen. Die meisten wollen gerne, aber es gibt auch Kinder, die aus den verschiedensten Gründen nicht wollen, obwohl sie im Randori klasse Leistungen zeigen. Und auch die können selbstverständlich den nächsten Gürtel erlangen.

Bei den Erwachsenen ist es noch problematischer - die Verletzungsgefahr ist ab einem bestimmten Alter nunmal höher und nicht jeder Arbeitgeber findet es gut, wenn man mal wieder beim Arzt statt im Büro sitzt.
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Re: Prüfung mit Shiai oder ohne

Beitrag von Shinbashi »

Juiz hat geschrieben:Is das nicht eher ne Grundsatzfrage?
Wir haben Kinder, denen einfach jeglicher Kampfgeist fehlt. Wenn wir die zum Wettkämpfen zwingen (auch wenns nur passiv ist, weil sie sonst nicht mehr weiterkommen) hat das nur eine Folge, sie hören auf mit dem Judo oder wechseln den Verein.
Sorry, aber dann sind eben diese Kinder beim falschen Verein. Judo ist eine Kampfkunst bzw. Kampfsport. Da steckt das Wort "KAMPF" drin.
Was soll diese ewige Weichspülerei? Wir wollen doch einen gewissen Qualitätsstandart halten und der Kyu-Grad soll den Ausbildungsstand zeigen.
Leider ist es in vielen Vereinen so, daß Jeder das bunte Gürtelchen nachgeworfen bekommt, damit er im Verein bleibt.
Warum soll Jemand, der kein Interesse am Kampf hat, höher graduiert werden ?
Bei weiß/gelb oder gelb könnte man evtl. ja noch ein Auge zudrücken.
Irgendwann haben wir dann hochgraduierte Leute, die einfach nichts können.
Da denke ich wehmütig an das DDR-Judo zurück. Wer nicht regelmäßig zum Training kam und auch bei den Turnieren unentschuldigt fehlte, machte keine Prüfung.
Wer die Prüfung vergeigte, fiel eben durch und strengte sich beim nächsten Mal mehr an. So trennte man die Spreu vom Weizen.
Es war sichergestellt, dass die Graduierung dem Ausbildungsstand entsprach.
Letztens sah ich einen jugendlichen Grüngurt, der keine Judorolle konnte. Das darf in dieser Stufe nicht sein !
Gruß
Shinbashi

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