Sono-Mama hat geschrieben:ich glaube, der DJB kann gar nicht anders, als diese Regelungen weiterzugeben. (nehmen wir den Jugendbereich mal aus). Dies meine ich nicht im Sinne von - er kann es nicht weil es von der IJF so vorgegeben wird - sondern viel eher - er kann es nicht, weil es sonst wieder ein Durcheinander gibt. Wann darf ich was in welcher Altersstufe und auf welcher Ebene. Ich führe hierzu das Beispiel Armhebel in der U17 bei einer IJF-Veranstaltung an. In der U17-DJB darf gehebelt werden, in der
U17-IJF darf nicht gehebelt werden. Sehr verwirrend.
Siehst Du, da geht es doch auch. Und die Leistungssportler in der U17 haben
offensichtlich kein großes Problem damit. Für das "einfache Judovolk" wäre es überhaupt kein Durcheinander, wenn
einfach mal nicht jede Regeländerung sofort auf innerdeutsche Turniere weitergegeben wird... Und für die,
welche an internationalen Wettkämpfen teilnehmen wollen, na im Jugendbereich müssen sie sich sowieso auf die dortigen Gepflogenheiten
einstellen, müssen sie halt etwas "flexibel" sein, das müßten sie auch, wenn Regeln genauso häufig geändert werden, wie in den letzten Jahren...
Dem Judo an sich käme es sicherlich zu gut...
Auf Judotradition? Meinst du damit so wie früher, wo nur Ippon und Wazari galten und es einen Ippon gab, wenn man jemanden über seinen Kopf hinaus hochheben konnte? (ernst gemeinte Frage, was meinst du mit Judotradition?)
Ja so was in der Art, warum bei uns die
Ippon-Kriterien aufweichen? Jemand der einen echten Ippon werfen kann, der bekommt den auch nach den gegenwärtigen Regelauslegungen...
ok, er muß dann halt ein bissel mehr aufpassen, daß er nicht geworfen wird, sich auf den Hintern setzt und dann abrollt, wo es mal "Koka" für gab
und heute bereits Ippon, aber hey, im Kinder und Jugendbereich werden ja auch bestimmte Würfe nicht bewertet und irgendwann dann doch...
Im Prinzip stimme ich dir da zu, nur ist dies leider nur sehr schwer umsetzbar. Wo will man mit der Demokratie anfangen und wo will man aufhören? Auf welcher Ebene? IJF, EJU, Bund, Land, Bezirk, Turnier? Je mehr Leute man befragt, desto mehr Vorschläge bezüglich Regeländerungen wird es geben.
Da finde ich persönlich die jetzige Regelung noch am Sinnvollsten. Von der IJF wird etwas vorgegeben und die einzelnen Länder haben es umzusetzen (zumindest im Seniorbereich). Schon alleine um eine Vergleichbarkeit der einzelnen Leistungen zu gewährleisten.
In Zeiten von Internet, elektronischen Medien usw. ist es doch alles kein technisches und zeitliches Problem mehr.
Ich rede von Demokratie und nicht von Befragungen. Es kann ja ruhig eine Kommission geben, die sich um Regel-Fragen kümmert.
Aber ich würde erwarten, daß deren Mitglieder
a) demokratisch gewählt wurden und
b) daß sie Vorschläge unterbreiten, über die dann die Judogemeinschaft demokratisch abstimmt.
Also Kommission sagt: Wir schlagen eine Regeländerung vor. Der Vorschlag wird an den DJB weitergeleitet und seinen Mitglieder weitergeleitet, wir haben ja
jetzt dieses schöne Portal und diese Mitgliederversammlungen und da wird dann abgestimmt, ja/nein. Diese Ergebnisse werden über
die Mitgliederzahlen gewichtet "noch oben" gemeldet, ober alle nationalen Judo-Organisationen zusammengefaßt und am Ende
entscheidet sich ob die Regel-Änderung angenommen wird oder nicht. Und sämtlich Abstimmungs-Ergebnisse werden öffentlich
zugänglich gemacht, so daß jeder Beteiligte sieht, wie das Gesamt-Ergebnis zu stande kommt und "Mauscheleien" erkennbar würden...
Länder, die diese Verfahren nicht unterstützen, die bleiben eben außen vor...
Hätte auch den Vorteil, daß sich der Prozeß der Regeländerungen etwas entschleunigt...
Warum ist es wichtig, leider definieren die IJF-Regeln ja noch doch dummerweise bei vielen Judosportlern zwangsweise deren Judo-Verständnis,
(Wer übt denn heutzutage noch Kani-Basami regelmäßig, oder direkte Beingreifer, warum sieht man recht häufig das Einnehmen der Bauchlage
im Bodenkampf usw. usf...)
Oder wir wählen ein undemokratische Modell, dann erwarte ich (vor dem obigen Hintergrund), daß die höchsten Autoritäten des
Judo Regeländerungen veranlassen u. drüber entscheiden dürfen. Also sagen wir mal, die Leute mit neuntem und zehnten Dan.
Und nicht irgendwelche Kampfrichter, die eigentlich nur Dienstleistungen für die Judoka erbringen...
tutor! hat geschrieben:Es gab sehr viele sehr unterschiedliche Argumente bei den Beingreiftechniken und entsprechend viele Leute, die sich eingeschaltet haben. Einig waren sich aber alle Befürworter, dass abgebeugtes Kampfverhalten im Stand reduziert und aufrechtes Kämpfen gefördert werden soll. Es wurden dreierlei Argumente für eine Förderung des aufrechten Kämpfens aufgeführt:
1.) Aufrechtes Kämpfen ist en Merkmal klassischen Judos. Viele - insbesondere Japaner - identifizierten sich nicht mehr mit dem abgebeugten Judostil, der sich verbreitet hatte, was das Zuschauerinteresse reduziert hat.
2.) Das Judo verlor Schritt für Schritt seinen eigenständigen Charakter und war für Laien kaum noch von anderen Disziplinen unterscheidbar. Dies hätte u.U. den olympischen Status gefährden können. Diese Punkt war aber stets eine Folge von Punkt 1.)
3.) abgebeugtes Judo widerspricht dem Gedanken, dass Judo auch ein System der Selbstverteidigung sei, da durch abgebeugtes Kämpfen eine für die SV ungünstige Haltung (Tritte von unten zum Kopf, Schläge von oben usw, schlechte Sicht) eingenommen wird. Diese Argumente brachte schon J. Kano hervor und diese Argumente waren vor allem wichtig für Punkt 1.). Insbesondere DJB-Präsident P. Frese hat dieses Argument immer wieder angeführt.
1) Und? Hat sich was geändert? Bei Olympia standen sie wieder abgebeugt, je leichter, desto tiefer...
2) Evt. sollte man sich wirklich langsam von dem Gedanken lösen, daß der Verbleib bei Olympia das ultimative Ziel das Judo sein sollte...
3) Richtig. Aber Technikverbote bzw. Verbote ganzer Technikklassen sind vom SV-Gesichtspunkt genauso Schwachsinn...
Insbesonders, wo andere (BJJ, Ringen usw., MMA) gern Beingreifer üben, um Leute geschickt zu Boden zu bringen...
tutor! hat geschrieben:Damit war aber erst das Ziel definiert, nicht aber der Weg dorthin. Diskutiert wurden wiederum zwei Varianten:
1.) Bestrafung abgebeugten Kämpfens
2.) Einschränkung der Beingreiftechniken, da in vorgeneigtem Zustand hauptsächlich diese Techniken gemacht wurden
Warum wurde nicht noch eine 3.) Variante diskutiert? Nämlich direkte Beingreifer als geschickte Bewegung vom Übergang vom
Stand zum Boden zu erlauben, aber einfach keine Wertung zu vergeben... Das würde sicherlich zumindest zu interessanteren Bodenkampf-Situationen
führen... Und man hätte davon sogar noch Gokyo-Techniken ausnehmen können... So wie es jetzt ist, wurde einer der spektakulärsten
Judowürfe, nämlich ein "klassischer" Kata-Guruma, nahezu völlig aus den Kampfrepertoires entfernt...
Bei der ersten Festlegung der WK-Regeln 1899 war die Haltegriffzeit nicht definiert. Es lag schlicht am Kampfrichter zu entscheiden, wann er Ippon gibt. Erst später wurden 30sec bis Ippon festgelegt (aus dem Kopf in den 1920er Jahren). Die Wahl fiel auf 30sec, weil man der Ansicht war, dass ein Kämpfer seiner Niederlage auch "einsehen" muss und man eben der Ansicht war, dass die Niederlage von jedem akzeptiert wird, wenn er sich nach 30sec nicht befreien konnte.
[...]
Diese 30sec halte ich für wirklich gut gewählt, denn die Erfahrung zeigt ja, dass sich viele Kämpfer noch so bis 20-25 Sekunden befreien können, danach aber wenig geht. Insofern würde ich mich wieder für eine Verlängerung auf 30sec aussprechen, gleichzeitig dem KR aber die Möglichkeit zu geben, früher abzubrechen, wenn der Untere keine Anstalten mehr macht, sich zu befreien - Passivität also als Aufgabe zu werten. Obwohl es auf die paar Sekunden auch nicht ankommt....
Ja wenn wir genügend Kampfrichter hätten, die sich mit Judo auskennen würden, dann wäre das doch die
Lösung: Ippon bei Haltegriffen, sobald sagen wir 10 Sekunden lang klar ersichtlich ist, daß der Gehaltene sich nicht befreien möchte.
Solange der untere wirksam ackert, um rauszukommen, läuft es halt weiter... Und sage mir keiner, das würde die Karis überfordern, heutzutage müssen
sie auch beurteilen, ob "ausreichend Fortschritt" bei der Bodenarbeit gemacht wird und anderenfalls irgendwann Mate ansagen...
Und der angenehme Nebeneffekt ist, dass es dann vielleicht auch mal ein paar interessantere "Haltegriff-Szenen" geben könnte,
im Gegensatz zu heute...
Oder man gibt für x-Sekunden Haltegriffe einfach keinen Ippon mehr, sondern Yuko, oder Waza-Ari,
dann würde sich vielleicht der eine oder andere doch noch befleißigen, als Halter doch noch zu einer finalen Technik (Würge oder Hebel) zu kommen...
Oder man überlegt, wozu es im Judo eigentlich Haltegriffe gibt, es sollen ja zwei Sachen m.M.n. geschult werden:
- der Untermann soll lernen, sich zu befreien,
- der Obermann soll drauf achten, daß er seine Beine frei hat, um jederzeit wieder aufstehen zu können
Mit etwas Phantasie könnte man ja daraus sicherlich auch Bewertungen konstruieren...