kastow hat geschrieben:Ich war ebenfalls dort. Der Lehrgang hat mir sehr viel Spaß gemacht und hat mir einen guten Einblick gegeben, wie die Prüfungsaufgaben zu verstehen sind.
Ich war auch da. Wenn ich gewusst hätte, dass Du auch da warst, hätten wir uns mal Live vorstellen können.
Für alle, die nicht da waren, hole ich ein bisschen aus:
Also angesetzt war der Lehrgang von 13-18 Uhr. Ich kam leider etwas zu spät, was aber nichts machte, da man noch bei der Vorstellung aller möglichen Leuten war und warum man überhaupt diesen Lehrgang macht.
Begonnen wurde mit ein paar Spielchen, die so was wie die Übersicht bei Menschenmassen schulen sollten. Z.B. den Partner suchen zwischen den anderen der etwa 80 Teilnehmer. Ganz nett, aber den meisten wurde der Ernst einer solchen Geschichte nicht klar. Was es heißt, sich durch Menschenmassen durch kämpfen zu müssen. Bei diesem Spiel bekam ich den ersten Verdacht: Wird hier auf Krav Maga gesetzt? Mein Verdacht sollte sich bestätigen. Doch dazu nachher mehr.
Als nächstes folgten Angriffe von außen. Lösung 360° Abwehr. Ein Terminus aus dem Krav Maga. Angriff und Verteidigung müssen eins sein. Das wurde dann am Partner geübt. Resultat, die ersten frustrierten Judoka. "Wie schlage ich denn?" "Das tut ja weh!"
Es folgten gerade Angriffe, Tritte, Schwitzkasten und "beide Hände am Hals würgen am Boden". Danach musste ich früher gehen (so gegen 17.00Uhr), was aber für mich nicht schlimm war.
Gut war: Mario Staller ist ein echt netter Kerl. Was er zeigte, war soweit in Ordnung. Er beantwortete Fragen auch kritischer Natur. Seine Ansprache war auch klar, wurde aber von vielen überhört: "Ja ich werde getroffen!", "Ich muss den anderen umhauen!", "Viele Sportjudotechniken sind nicht geeignet für die Straße!", "Ich muss raus und draußen trainieren.", "Wettkampf und SV sind vollkommen unterschiedliche Dinge"...
Schlecht war: Es stand in der Ausschreibung Judo-Selbstverteidigung. Gezeigt wurde Krav-Maga nach Lehrprogramm der IKMF. Und nichts anderes. Wenn ich Krav Maga möchte, gehe ich woanders hin. Fiel wahrscheinlich keinen auf, da Mario nie vom Krav Maga sprach, sondern immer nur von Selbstverteidigung und ich denke, nur wenige Teilnehmer kannten Krav Maga und selbst wenn nur bruchstückhaft. Es wurde nahezu gar nicht darauf eingegangen, wie man denn nun zu schlagen habe. Es fehlten Hinweise auf Stressdrills und ernsthaftes Sparring. Wie soll ich denn sonst lernen, mal einzustecken und trotzdem weiter zu kämpfen. Beides wurde während des Lehrgangs auch nicht praktiziert. Auf die Prüfungsaufgaben wurde fast gar nicht eingegangen.
Erschreckend für mich waren auch die anderen frustrierten Judoka: "Also so schlagen und treten ist ja nix für mich." ... Dementsprechend wurden mit zunehmender Dauer des Lehrgangs auch die Seitenränder immer voller mit quatschenden Gestalten. Aber das sind ja genau die Übungsleiter, die später ihren Zöglingen das gelernte vermitteln wollen, oder als Prüfer hinterm Tisch sitzen. Wobei ich aber auch sagen muss, dass für so'n simples Zeug zu lange Übungszeiten gemacht wurden.
Mein Fazit: Hätte man mir vorher gesagt, was tatsächlich Inhalt des Lehrgangs ist, wäre ich nicht hin gefahren. Ich bin Krav Maga Instructor unter Michael Rüppel. Hier auf diesem Lehrgang habe ich nahezu nichts gelernt. Außer dass es mal interessant war die kleinen, aber feinen Unterschiede zwischen den Systemen zu sehen. Die gezeigten Techniken waren in Ordnung. Aber 90% der Judoka, die da waren, können davon in Zukunft nichts umsetzen. Es hätten viel mehr erst mal die Grundlagen gesetzt werden müssen. Z.B. Wie schlage ich wohin? Wie bewege ich mich, etc.
Die von Herrn Staller gezeigten Sachen kann man so machen. Auch wie er von der Thematik spricht, zeugt davon, dass er sich damit auseinandergesetzt hat.
Auf die neue SV-PO ist kaum eingegangen worden. Thema klar verfehlt und es bleibt der fade Beigeschmack, dass der DJB sich ja gerne von anderen Systemen abgrenzen möchte (siehe Beingreifverbot und die Nähe zum Sambo) und in seinem Selbstverteidigungsprogramm voll auf Krav Maga setzt. Außerdem, wie war das nochmal mit der Zusammenarbeit mit konkurrierenden Verbänden?