Kinder und Übungen / JM 07-08/11 Seite 42

Hier geht es um die Trainingsgestaltung,-methodik,-formen.
Antworten
Benutzeravatar
Fritz
Moderator
Moderator
Beiträge: 5207
Registriert: 14.11.2003, 11:06

Kinder und Übungen / JM 07-08/11 Seite 42

Beitrag von Fritz »

Ich lese gerade die o.g. Literaturstelle und mir fällt mal wieder auf, daß
da die übliche Übungsfolge zum Erlernen der Fallschule aufgeführt wird,
wo die einzelnen Zwischenstufen mit Begriffen
"Nieselregen, Regen, Platzregen, Gewitter, Donnerwetter" belegt werden.
Und dieser Satz ist zu finden:
Da sie spielerisch eingeübt werden, werden sie nicht als langweilig empfunden
[...]
So lernen die jungen Judokas, dass auch die Fallschule viel Spaß machen kann.
Frage 1: Wo kommt diese unterschwellige Annahme her, daß Fallschule langweilig sei?

Frage 2: Wieso denkt man, daß Kinder solche m.M.n. albernen an den Haaren herbeigezogenen
Begriffe brauchen, um die entsprechenden Übungen zu machen?

Wenn man mit "kindgerechten" Begriffen arbeiten möchte, dann sollte das damit verbundene Bild, doch irgendwie
die entsprechende Bewegung verdeutlichen, was weiß ich: Ihr seid ein runder Ball,
ihr seid ein Ball mit Flügeln die auf die Erde platschen o.ä.

Ich habe eigentlich nie den Eindruck, daß junge Anfänger die Fallschule als langweilig empfinden, die kommen
unbelastet zum Training, wollen was lernen, bekommen erklärt, daß die wichtigste Sache die Fallübung ist
und werden entsprechend angelernt. Und Kinder kullern in der Regel gern, bei dem einen dauert es dann
halt etwas länger, bei dem anderen geht es schneller, aber mit einigen Variationen der Aufgabenstellungen bekommt
man sie in der Regel doch irgendwann auf einen Mindest-Stand, der ermöglicht als Uke zu fungieren...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Jupp
3. Dan Träger
3. Dan Träger
Beiträge: 829
Registriert: 31.01.2007, 15:53

Re: Kinder und Übungen / JM 07-08/11 Seite 42

Beitrag von Jupp »

Hallo Fritz,

wir sind ja nicht oft einer Meinung, aber hier muss ich Dir zustimmen.

Auch ich kann diese Begriffe nicht leiden, weil sie meiner Meinung nach von einem sachgerechten Üben und Verstehen ablenken.

Allerdings:
Ich habe erfahren müssen, dass sich ganz junge Kinder (also zwischen 4 und 6 Jahren) durchaus durch solche Begrifflichkeiten zum Üben motivieren lassen...

Ob wir allerdings in unseren Judovereinen die Chance haben, so junge Kinder über 4-5 Jahren im Verein zu halten, ehe sie mit 8-9 Jahren anfangen (können) Judo wirklich zu verstehen und auch als Judo (so wie ich es verstehe!) zu üben, hängt dann vor allem vom konkreten Vereinsangebot für die jungen Kids und von der Kompetenz der jeweiligen Lehrenden ab (von der Geduld der Eltern einmal abgesehen!).

Statistisch gesehen ist die Verweildauer in einem durchschnittlichen deutschen Judoclub nicht lange genug, um einen solch großen Zeitraum zu überbrücken - aber das ist nicht das Problem, das hier besprochen werden sollte und damit oT.

Jupp
Benutzeravatar
Karatetiger
Blau Gurt Träger
Blau Gurt Träger
Beiträge: 119
Registriert: 19.08.2006, 16:46
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Kontaktdaten:

Re: Kinder und Übungen / JM 07-08/11 Seite 42

Beitrag von Karatetiger »

Fritz hat geschrieben:Frage 1: Wo kommt diese unterschwellige Annahme her, daß Fallschule langweilig sei?
Wo das genau her kommt, weiß ich nicht, aber bei uns sagen die Kinder schon häufig, dass sie auf Fallschule keine Lust haben. Das sei langweilig und unspektakulär.

Mfg
Karatetiger
Du möchtest mehr über mich wissen? Besuch mich auf http://www.karatetiger.wg.am
Benutzeravatar
Fritz
Moderator
Moderator
Beiträge: 5207
Registriert: 14.11.2003, 11:06

Re: Kinder und Übungen / JM 07-08/11 Seite 42

Beitrag von Fritz »

Karatetiger hat geschrieben:Wo das genau her kommt, weiß ich nicht, aber bei uns sagen die Kinder schon häufig, dass sie auf Fallschule keine Lust haben. Das sei langweilig und unspektakulär.
Naja, wenn der Trainer mit lustlosem Gesicht zur Gruppe sagt,
so nun macht mal noch schnell Fallübungen (ohne Dir jetzt was zu untersellen), dann rasten sie drauf ein...
Wenn der Trainer selbst Freude am Fallen beim Vorzeigen ausstrahlt und vielleicht auch mal die Übungsabfolge variiert, dann sieht
die Welt gleich anders aus...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Benutzeravatar
Linowitsch
1. Dan Träger
1. Dan Träger
Beiträge: 273
Registriert: 05.08.2005, 19:10
Verein: judokan schkeuditz 2000 e.V.
Kontaktdaten:

Re: Kinder und Übungen / JM 07-08/11 Seite 42

Beitrag von Linowitsch »

Ich übe mit meinen Erstklässlern, die Fallschule vornehmlich im Block.
Drei...zwei..eins...[alle fallen] und dann wieder von vorn, nebenbei mache ich mit/vor oder gucke rum und verbessere Fehler (genau wie meine Co-Trainer) dadurch erreichen wir sehr hohe Übungswiederholungen, was gut festigt. langweilig wird dabei niemandem. Falls sich sowas mal abzeichnet, wird ein Ziel gesteckt ("wir machen das jetzt noch 15mal") oder die schon besser sind, oder etwas bestimmtes hinbekommen, dürfen die Übung variieren (z.b. bei Yoko-Ukemi nicht mehr aus der Hocke, sondern aus dem Stand); aber immer schön alle zusammen.

Und ich stimme Fritz vollkommen zu, dass sprachliche Bilder auch die Bewegung versinnbildlichen müssen, sonst kann ich sie auch lassen.
Gruß
Lino

Kompetenzen kann man nur weitergeben, wenn man sie hat. (tutor! am 29.10.2008)

Es ist nicht gesagt, dass es besser wird, wenn es anders wird.
Wenn es aber besser werden soll, muss es anders werden. (judoka50 am 23.11.2006)
Benutzeravatar
Judohexe doris
Blau Gurt Träger
Blau Gurt Träger
Beiträge: 163
Registriert: 22.12.2004, 15:34
Bundesland: Berlin
Verein: djk-süd e.v.

Re: Kinder und Übungen / JM 07-08/11 Seite 42

Beitrag von Judohexe doris »

Hallo zusammen,

na ich denke, die Einstellung "ist langweilig" resultiert aus unserer Zap-Gesellschaft: Es muß immer etwas neues her.

Da ich Kinder von 3-50 Jahren unterrichte weiß ich, dass die Einstellung vom Reifegrad abhängt. Je kleiner (jünger) die Kid´s sind, um so mehr Abwechslung benötigen sie. Die Ansprache mit Blitz und Donner ist da auch nicht schlecht. Für die allerkleinsten haben wir einen Fingervers, der zum Abrollen und korrekten Aufschlagen führt. Bei den kleinen Schulkindern (so bis 7J.) variieren die Fallspiele: alleine mal mit Hopsen auf 3; mal zu zweit mit gegenseitigem Abklatschen; mal für mutige (da kommt dann schon ein Judowert zum tragen) fallen über die Bank.
Bei allen ab 8 ist es eigentlich kein Thema mehr, denn sie werfen sich häufiger und da wächst die Einsicht in die Notwendigkeit.
Gruß

Judohexe Doris


WENN JUDO EINFACH WÄRE; WÜRDE ES FUSSBALL HEISSEN!!!!
Antworten