kastow hat geschrieben:Naja, da hast du nicht gründlich gelesen. Ich formuliere es mal umständlicher: Neben der rein technischen Abwehr, und diese Abwehr wird zur Beendigung des Angriffs eingesetzt, kann ich im Vorfeld der Technik deeskalieren. Der Nebensatz erläutert nur die Technik, nicht die gesamte Situation. Jetzt verständlicher?
Doch habe ich
Aber wahrscheinlich haben wir wohl
ein unterschiedliche Auffassung des Wortes "neben". Rein von der Logik her dürfte es keine Technik
zur Beenden eines Angriffes geben, wenn der Angriff im Vorfeld verhindert wurde, es also keinen Angriff
gibt.... Aber Du liest sicher "neben" eher in der Richtung "anstelle, stattdessen"...
Was schult man denn eigentlich, wenn man die Armbefreiungen übt - das Freibekommen des Armes ist ja an sich 'ne lächerliche Geschichte, das können
in der Regel schon Vorschulkinder.
Auch z.B. gegen einen kräftigen Metallbauer? Ein bißchen Übung gehört ja schon dazu. Und letztendlich muss SV doch 'simpel' sein, dann tauchen natürlich auch simple Dinge in der Prüfung auf.
Ich denke, du hast schon verstanden, was ich meinte...
Klar müssen Techniken "simpel" sein (im Sinne von Seiryoku Zenyo), aber nicht alles was einfach ist, ist
tatsächlich wirksam oder sinnvoll...
Bzgl. der Armbefreiungen vielleicht soviel:
In unserem alten AWUAT-Selbstverteidigungs-System standen die Dinger immer
am Anfang. Und wir haben gerätselt, was die da sollen... (So nach dem Motto:
Der "Bösewicht" kommt an, man macht sich frei, der "Bösewicht" ist gewarnt, daß man störrisch sein
möchte und was dann?)
Irgendwann habe ich dann mir mal überlegt,
daß ja die Armbefreiung selbst gar nicht mal so der interessante Teil ist, sondern der Versuch, sich dabei
so zu bewegen, daß der andere einem dabei nicht eine runterhauen kann, man möglichst an die
Seite/hinter den Rücken des Greifers kommt oder wenigsten aus der Gefahrenzone heraus.
Und irgendwo hab ich mal gelesen, daß die Armbefreiungen im Grunde genommen darauf abzielen, daß man
seine eigene Waffenhand freibekommt. Darum laufen die im Aikido als Uke auch auf den ersten
Blick "idiotisch" dem Armbefreier hinterher und wollen nicht loslassen - in zweiter Überlegung würde ich
auch verzweifelt den Arm festhalten, so ich denn gegriffen hätte, wenn an dem Arm ein Messer dran ist
Wie dem auch sei, wenn ich gelegentlich versuche, im Training meinen Üblingen
Armbefreiungen nahezubringen, oder Leute auf Lehrgängen beobachte...
Frei kommen sie immer irgendwie, nur vergessen sie meist dabei sich sinnig zu bewegen...
Fritz hat geschrieben:Warum fordert man nicht grundlegende Fertigkeiten im SV-Programm ab?
Fertigkeiten wie Distanz-Verhalten, Atemi-Grundformen, Tai-Sabaki, Werfen ohne Gi,
Werfen der Nicht-Randori-Form, sprich so, daß "in echt" Uke eher nicht auf den Rücken, sondern
auf Kopf oder Schulter landet (ruhig langsam und vorsichtig, gern auch auf die Weichboden-Matte)...
Wo steht, dass du das nicht sollst? Das gehört doch zur 'Lösung der SV-Situation' hinzu. Ich sehe hier jetzt keinen Widerspruch zur PO. Es ist eigentlich wie immer: Die PO gibt den Rahmen vor, was die einzelnen ÜL umsetzen, gehört in den Bereich der kompetenten Eigenveranwortung der Letztgenannten. Sonst würde die PO zu einem bürokratischen Wälzer, den eh niemand mehr verstünde.
Prinzipiell hast Du recht. Nur _damals_ nach der Wende, war ausdrücklicher Anspruch
der Prüfungsordnung, nicht nur eine solche zu sein, sondern auch einen Ausbildungsrahmen
vorzugeben. Zwar ist mittlerweile dieser Anspruch aus dem Überschrift verschwunden, aber
im Multiplikator-Skript steht immerhin noch sowas
Seite 8:
Dem eigentlichen Prüfungsprogramm wurden
ausführliche pädagogische und didaktische Grundüberlegungen
vorangestellt, so dass die Inhalte des Prüfungsprogramms in einen größeren
gedanklichen Zusammenhang eingeordnet werden können.
Seite 13:
Innerhalb der Kyu-PO gibt es eine Zweiteilung in Grundausbildung und
Grundlagentraining mit inhaltlichen Schwerpunktsetzungen. Damit wird
gleichzeitig eine Übereinstimmung mit den Rahmentrainingsplänen des
DJB erzielt.
D.h. die PO versteht sich immer noch als grobe Ausbildungs-Richtschnur.
Nur warum komischerweise gilt dies nicht für den SV-Teil?
Beim "Sportteil" hat man sich mehr oder weniger erfolgreich überlegt, was kommt an den Anfang,
was baut drauf auf, was kommt neu dazu...
Die SV-Aufgaben nun erscheinen mir nahezu völlig willkürlich und austauschbar über das Programm verteilt
worden zu sein... (Würgen im 2.Kyu hin oder her
)
Und machen wir uns nichts vor, glaubst Du wirklich,
daß es bei der SV anders laufen wird, als beim restlichen Programm: Vor der Prüfung wird einstudiert,
dann wird das Minimalprogramm vorgeturnt und zwei Wochen später ist es auch schon wieder vergessen?
(Und selbst wenn Du als Trainer/Prüfer laut und deutlich verkündest, daß Du bestimmte
Dinge mehr erwartest, als in der PO gefordert (ausführlich Vorwissen, "oder" == "und", prinzipiell
beidseitig usw. usf.) - irgendeiner kommt mit der offiziellen PO in der Hand an und
will sie Dir erklären...)
Glaubst Du wirklich, daß nur Leute die diesbzgl. "kompetente ÜL" haben, sich zur
SV-Prüfung stellen? Wieso denn ausgerechnet gerade hier?
@Fritz: Du fährst doch dieses Jahr zur Sommerschule. Vielleicht kannst du diese Themen ja mal mit Mario Staller vor Ort diskutieren und uns dann hier davon berichten.
Wäre eine Überlegung wert....
Aber was soll das jetzt noch bringen? Hat der Herr Staller jetzt noch irgendeinen Einfluß auf die PO?
Er ist doch letztendlich nur der arme Hund, der die "ehrenvolle" Aufgabe bekommen hat, eine Zuarbeit
zu machen, beschlossen haben es sicherlich andere...
Ach das hätte ich doch fast vergessen:
Zur Rückenlandung Ukes: kraftvoll ausgeführt ermöglicht sie dir die Flucht, ohne dass du hinterher im schlimmsten Fall so schnell Probleme wegen überzogener Notwehr bekommst. Abgesehen davon, dass wir diese Art des Werfens regelmäßig gegen Widerstand im Randori üben (sollten) und deshalb auch unter Stress beherrschen (sollten) im Gegensatz zu irgendwelchen langsam geübten Weichbottenmatten-Versionen.
Es geht um SV, es geht um "worst case", wie wir lesen durften.
Da sollte die Üblinge schon wissen, wie sich Würfe ausführen können, daß sie sicher
kampfbeendend sind. "Deeskalierend" auf den Rücken werfen können sie zur Not dann trotzdem.
(Abgesehen, nichts ist so häßlich, wie Anfänger, die man sauber auf den Rücken werfen möchte,
und die sich als "Dank" dann an einem festklammern (weil sie Angst vorm Fallen haben) und einen
dann mit umreißen... )
Ich denke, das Hauptproblem beim Abfassen einer SV-PO ist, daß man SV-Situationen nicht wirklich
gut simulieren kann. Und daß bei denen, die man simuliert, der Ansatz:
Hier ist Situation A und hier sind die passende Abwehren B,C dazu, eher unbrauchbar ist.
Klar man kann Modell-Situationen vorgeben (ob es die dann tatsächlich gibt, steht auf einem anderen
Blatt) und um die Abwehr kümmert sich der andere dann "frei".
So hatten wir es damals bei unserem AWUAT-System. Aber auch "damals" führte es zu allerlei "Merkwürdigkeiten".
Ich hätte mir gewünscht, wenn die DJB-SV-PO etwas mehr auf die Judo-Grundlagen diesbzgl. eingeht
(Seiryoku-Zenyo-Kokumin-Taiiku", Koryu-Wurftechniken, vernünftiges Üben der einschlägigen Kata,
wenn man schon Modell-Situationen braucht usw. usf...)...