Nicht nötig, Helge, du kannst das auch von mir bekommen.Könntet Ihr ("Jupp, tutor!...") diesen Vorschlag/Entwurf hier bitte als PDF-Dokument zum Download bereitstellen, wäre sehr freundlich von Euch und bestimmt interessant für uns.
Gut, dann wollen wir mal wieder Klartext reden.
Erstens:Den Auftakt zu dieser Entwicklung bildeten die Vorschläge zur Einführung einer Prüfungsordnung für Kyu-und Dangrade und einer getrennten Verfahrensordnung für Kyu- und Dangrade in den Jahren 1957/58. Ausweislich des Protokolls der Versammlung wurden sie als "Doktorarbeit zweier Männer mit nicht zu realisierenden Forderungen" bezeichnet. Alfred Rhode selbst hat sie gegen den Vorwurf, die Bestimmungen sein zu "weitschweifig" und erschienen "akademisch" schon vorher versucht in Schutz zu nehmen.
Bei den "beiden Männern" handelte es sich um Frank Thiele und seinen Vater Ferdinand Thiele.
Zweitens:
Sich HEUTE über die von den beiden damals ausgearbeitete Prüfungs- und Verfahrensordnung zu mokieren, ist einfach nur lächerlich.
Offenbar wird nämlich dabei vergessen, wie die Situation des Jûdô damals in Deutschland war:
Wie mir Frank Thiele gerade eben selbst erklärte, gab es damals nur ein winziges Häuflein von Leuten, die überhaupt Jûdô trainierten. Diese wiederum konnten bis auf wenige Ausnahmen eigentlich NICHTS. Es hatten nicht allzuviele gute deutsche Jûdôka den II. WK überlebt.
Das Gros der Jûdôka in Deutschland bestand damals aus blutigen Anfängern.
Ohne eine Chance auf eine Ausbildung bei japanischen Lehrern.
Diese Lehrer wiederum verfolgten die gleiche Politik wie vor dem Krieg - Frank hat oft miterlebt, daß sie kamen, zeigten wie gut sie waren, alles aufklatschten und dann NICHT erklärten, wie man so gut wird.
Außerdem blühte damals der Handel mit Dan-Graden. Da es keinerlei Verfahrensordnung gab, wollten sich immer wieder irgendwelche Leute Dan-Grade "anerkennen" lassen, die sie von wer weiß woher erhalten hatten.
Es gab da mal einen lustigen Vorfall (der protokolliert wurde!) um einen späteren sehr hohen Vertreter des DJB, der sich von einem koreanischen Attaché einen 5. Dan verleihen ließ ... und ihn vom DDK nicht anerkannt bekam ...
Alles protokolliert, fein säuberlich.
Es ging nun auch darum, solche Zustände zu beenden.
Drittens:
Ferdinand Thiele, der sehr eng befreundet war mit Alfred Rhode, Otto Schmelzeisen, Edgar Schäfer (um nur einige zu nennen), war von Rhode AUFGEFORDERT worden, eine solche PO zu erarbeiten.
Dazu gibt es übrigens einen erhalten gebliebenen sehr interessanten Briefwechsel, der mir vorliegt ...
Viertens:
Ausgangsüberlegung dabei war, daß es nur sehr wenige Jûdôka in Deutschland gab und daß ZUNÄCHST an eine sportliche Konkurrenz bspw. zu Frankreich (oder zu Japan) nicht zu denken war.
Folglich wollte man ZUNÄCHST nicht Wettkämpfer heranziehen, sondern LEHRER.
Diese wiederum mußten sehr gute Kenntnisse haben, die sie vermitteln konnten.
Und genau DARAUF war diese PO samt Verfahrensordnung ausgelegt.
Als Basis für kommende Generationen.
Was Ferdinand und Frank Thiele erarbeiteten, wurde von Rhode, Schmelzeisen, Schäfer und anderen gebilligt. Klar gab es auch Leute, die das ablehnten, die allerdings auch keinerlei praktikable eigene Vorschläge zu liefern imstande waren.
So liest man es im Protokoll.Doktorarbeit zweier Männer mit nicht zu realisierenden Forderungen
Klingt beinahe so, als ob eine Dissertation (vulgo "Doktorarbeit") etwas Verächtliches sei ...?
Nun hatte sich diese von Ferdinand Thiele und Frank Thiele erarbeitete PO samt Verfahrensordnung allerdings so gut bewährt, daß bspw. Frank Thiele die Goldene Ehrennadel des DJB erhielt - und zwar zweimal.
Scheint vielen nicht bekannt zu sein ...
Wenn's gewünscht wird, kann Frank auch das genaue Datum der Verleihungen nennen.
Also, lieber Tutor, deine etwas gehässige Behauptung, den "Auftakt für diese Entwicklung" (also die Fehlentwicklung des Erwachsenentrainings in Deutschland) könne man an der von Ferdinand und Frank Thiele auf Wunsch Rhodes erarbeiteten PO festmachen, weise ich entschieden zurück.
Schon ganz gut, wenn da noch ein Zeitzeuge lebt, der zudem noch über eines der größten und bestsortierten Archive verfügt ...
Erwähnte ich schon, daß sich auch das Archiv des DDK in unserem Besitz befindet?