Aus dem judoform.com: The integrity of judo-rank

[kastow]

Die Frage nach der Integrität von Dan-Graden beinhaltet neben der Integrität von Organisationen noch einen zweiten Aspekt: Die Integrität der Dan-Tragenden selbst.

Ruhe ich mich darauf aus, dass selbst am Kôdôkan Einzelne ihre Graduierungen kaufen konnten oder arbeite ich dennoch hart an mir und meinem Jûdô, um (mindestens) den (technischen) Anforderungen zu genügen? Nutze ich den Umstand, dass Einzelne Kanôs Ideale mit Füßen treten, um auch mich selbst gehen zu lassen oder bemühe ich mich dennoch, Jûdô als Methode der Geisteserziehung (jûdô-mûshinhô) bestmöglich zu leben?

[tom herold]

Meine Güte, Kastow ... soviel Übereinstimmung ist ja beinahe nicht zu ertragen.
Du hast Recht.
Vielleicht sollten wir also zu folgendem Schluß gelangen: kein Mensch ist unfehlbar, wir alle haben und machen Fehler ...
Da Institutionen von Menschen geprägt werden, setzt man oftmals im Guten wie im Schlechten die Fehler oder Stärken dieser Menschen mit den Institutionen gleich.

Wenn wir uns das vor Augen halten, werden wir wohl hoffentlich nicht den Fehler machen, Institutionen pauschal zu verdammen (wie ich das oft getan habe) oder ebenso pauschal zu idealisieren.

Ich persönlich sehe mich verpflichtet, im Rahmen meiner geringen Möglichkeiten Kanôs Ideale mit Leben zu erfüllen.
Dazu habe ich - wie jeder Mensch - ganz konkrete Vorstellungen, die von meinem Standpunkt aus "richtig" sind, vom Standpunkt anderer aus gesehen aber durchaus "falsch" sein können.
Und umgekehrt ...

Nun, vielleicht kann man ja insgesamt wirklich mal ein wenig entspannter an die ganze Sache herangehen.
Vielleicht sollte man nicht kategorisch fragen: Was genau wollte Kanô? (Denn das wissen wir nicht, wir können nur interpretieren).
Vielleicht sollte man stattdessen fragen: Was bedeuten Kanôs Ideale für mich selbst? Was kann ich tun, um sie mit Leben zu erfüllen? Was bedeutet für mich "Jûdô ichidai"?
Und wenn wir alle GENAU DAS tun ... dann dürfte es doch meiner Meinung nach gar keinen Grund mehr für irgendwelche Streitereien geben, oder?

Wäre doch vernünftig ...



Und über technische Details in den Ausführungen der Techniken könnte man dann auch viel lockerer konferieren. Man wüßte ja dann, daß Unterschiede auf den unterschiedlichen Erfahrungen und Interpretationen beruhen ... und könnte ein wenig neugieriger aufeinander sein, ohne immer "im Recht" sein zu müssen.

Und DANN spielte es doch nun wirklich keine Rolle mehr, welcher Jûdôka welcher Organisation angehört ...
So jedenfalls sehe ich das.

[Lin Chung]

Und DANN spielte es doch nun wirklich keine Rolle mehr, welcher Jûdôka welcher Organisation angehört ...
So jedenfalls sehe ich das.

...nach alldem, was bisher heraus gekommen ist, sollte es wirklich keine Rolle spielen, denn wir wollen eigentlich alle dasselbe, Judo und wenn es geht wenn möglich am Ideal Kanos.

[Fritz]

Einigkeit sollte jedoch inzwischen darüber herrschen, daß es so etwas wie DAS Jûdô offensichtlich seit dem frühen 20. Jahrhundert nicht (mehr) gab.
Läßt man diese Erkenntnis zu, könnte sich die ganze Debatte, die auch hier schon so vehement geführt wurde, ein wenig entzerren - dann wäre nämlich klar, daß man verschiedenen Interpretationen des Jûdô folgen kann.
Dann stellte sich nur noch die Frage: Welcher Interpretation gibt wer warum den Vorzug?

Kommt man bis zu diesem Punkt, kann man erkennen, daß "richtig" und "falsch" nur davon abhängen, welche Interpretation des Jûdô man bevorzugt.
Insofern wären wir ja an einen Punkt gelangt, an dem wir uns entspannen können ...
Denn angesichts dessen ist doch eigentlich jeglicher Streit inzwischen müßig, oder?

Genau das sag ich doch schon seit Jahren

Vielleicht sollte man nicht kategorisch fragen: Was genau wollte Kanô? (Denn das wissen wir nicht, wir können nur interpretieren).
Vielleicht sollte man stattdessen fragen: Was bedeuten Kanôs Ideale für mich selbst? Was kann ich tun, um sie mit Leben zu erfüllen? Was bedeutet für mich "Jûdô ichidai"?
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Und wenn wir alle GENAU DAS tun ... dann dürfte es doch meiner Meinung nach gar keinen Grund mehr für irgendwelche Streitereien geben, oder?
Und über technische Details in den Ausführungen der Techniken könnte man dann auch viel lockerer konferieren. Man wüßte ja dann, daß Unterschiede auf den unterschiedlichen Erfahrungen und Interpretationen beruhen ... und könnte ein wenig neugieriger aufeinander sein, ohne immer "im Recht" sein zu müssen.

Das sind jedenfalls sehr weise Worte.
Im Grunde sollten wir alles zusammenkratzen, was an Wissen über Techniken, Kata, Geschichte usw. noch irgendwo
existiert. Je mehr man weiß, umso besser. Und dann können wir für uns entscheiden, welche konkrete Ausprägung des Judo uns mehr zusagt... bzw.
wo man seine gegenwärtigen Trainingsschwerpunkte sieht...

[sedge]

Ich finde diese Diskussion sehr sehr interessant und auch der Ton und die Art wie miteinander umgegangen wird, ist sehr sehr angenehm.

Es freut mich, das hier sowohl gemeinsam als auch gegenseitig RESPEKT voreinander gezeigt wird und so sollte es sein!

Danke Euch dafür, es ist mir eine Freude solch einer Diskussion folgen zu dürfen!

[BadenIkkyu]

Ein Judo-Dan hat nach meinen Erfahrungen (obwohl ich nur braun habe) in der Öffentlichkeit einen Riesenrespekt, besonders unter den Kindern. Unabhängig vom Träger, sozusagen an sich.

[Lin Chung]

Woher weißt du, ob jeder in der Öffentlichkeit weiß, dass derjenige vor ihm
einen Judo-Dan hat? Sieht man ihm das an? Ich glaube nicht.
Für mich ist das nur leeres Geschwafel.

[BadenIkkyu]

Ich höre es heraus, wenn ich mit Nicht-Budoka drüber rede.

[Lin Chung]

Du sprichst doch von der Öffentlichkeit und nicht von dir oder habe ich da was missverstanden?

[Olaf]

Da zieht man sich mal einige Zeit heraus und dann findet hier eine solche Diskussion mit unerwartetem, aber von mir freudig zur Kenntnis genommenen, gegenseitigen Respekt statt.

Nachdem ich vor einiger Zeit einmal den Umgangston scharf kritisiert hatte, möchte ich nun auch meine Freude über diesen Faden zum Ausdruck bringen.

LG
Olaf