Höchst amüsant finde ich übrigens, wie hier U11-Titel, U14-Saarland(!!!)meisterschaften oder ein 7. Platz bei der Ü30(!)-WM als Qualitätsmaßstäbe herangezogen werden .
Hat natürlich als Referenz für die Buch-Kritik nichts zu sagen,
aber wenigstens ist der Mann (?) engagiert bei der Sache.
So langsam frage ich mich, ob ihr das Buch und seinen Inhalt kritisiert oder seinen Autor, Bernd Linn. Natürlich seid ihr alle Weltmeistertrainer Die, die sich über einen Saarlandmeister lustig machen, sollten sich mal an die eigene Nase fassen und sich fragen, was sie können, außer sich über andere lustig machen.
Aus einem kleinen Verein zu stammen ist keine Schande - im Gegenteil: da wird noch Basisarbeit geleistet. Da zählt Herzblut und nicht der schnelle Erfolg und das schnelle Geld.
Wenn ihr so weitermacht, dann denken sich die, die eine Menge Blut, Schweiß und Tränen in so ein Projekt wie "Judo Kampfkunst" gesteckt haben: "Ja bin ich denn bescheuert mir soviel Arbeit zu machen, L-M-A-A!"
Der im Forum so hochgelobte Daigo mag zwar eine Judo-Legende sein, aber auch Legenden haben mal ganz klein angefangen. Es ist noch niemand mit dem 10. Dan auf die Welt gekommen.
Nobody is perfect. Es ist immer leichter zu kritisieren als zu loben.
Juchu, heute ist auch mein Exemplar endlich gekommen!
Mein erster Eindruck des Buches: Definitiv positiv!
Selten habe ich ein Judobuch in der Hand gehabt, das so umfangreichen Stoff so übersichtlich präsentiert. Die Aufnahmen sind scharf und gut getroffen, die Bildfolgen mit ihren Erklärungen leicht nachzuvollziehen. Über die Sauberkeit der Ausführung der gezeigten Techniken kann und mag ich nichts sagen, denn das wäre bei meinem momentanen Kenntnisstand ziemlich vermessen.
Fest steht, mir gefällt das Buch sehr gut und ich bereue die Ausgabe nicht; für einen späten Wieder-Einsteiger wie mich ist es eine sehr wertvolle Ergänzung zum Training.
Ich habe mein Exemplar des Buches auch schon ein paar Tage und bin begeistert und habe es auch schon weiterempfohlen. Einige haben darauf hin auch schon ihre eigenen Exemplare bestellt.
Ein Buch an seinem Autor, ob bekannt oder nicht, am Verein, ob klein oder groß, bekannt oder nicht bekannt, festzumachen ist nicht im Sinne des Judo.
Ein solch umfangreiches Werk ist selten zu finden und es ist meines Erachtens auch sehr gut recherchiert und aufgebaut.
Übrigens, der Verein ist um vieles besser und aktiver, als die Vereins-Homepage vermuten lässt.
Das Buch hat einen hohen Anspruch und da ist es schon gerechtfertigt, wenn man sich mit den bisherigen Meriten des Autors befasst. Dass dies dann kein Urteil über das Werk sein kann ist wohl klar und offensichtlich, wenn aber jemand ein Buch schreibt, das z.B. Kime-no-Kata, Itsutsu-no-Kata, Ju-no-Kata und Koshiki-no-Kata beinhaltet, dann stellt sich mir persönlich schon die Frage, woher das Know-How dazu kommt. Die Szene ist doch - sagen wir einmal: überschaubar....
Anonsten hatte ich angemerkt, dass es u.U. nicht besonders klug sei, mit einem Buch über die DAN-PO auf den Markt zu kommen, bevor diese endgültig beschlossen wurde. Nun gab es ja die Überraschung - zumindest für viele - dass die Nage-waza-ura no Kata als Gegenwurfkata zum dritten Dan gezeigt werden muss. Frage: welche Gegenwurfkata ist denn in dem Buch beschrieben?
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Beim Rhein-Neckar-Odenwald-Pokal war Bernd Linn mit seiner Frau(?) anwesend. Ich habe das Buch durchgeblättert und über einen Kauf nachgedacht. Was mir aufgefallen ist war, dass die Bilder recht klein und in s/w sind. Ich habe mit beiden etwas geplauscht und wollte nach dem Turnier nochmal hingehen, da war der Tisch aber schon geräumt. Die beiden anderen Bücher von ihm habe ich schon (Das Prüfungsprogramm orange/grün bis braun) und das ist wirklich Klasse.
shinbashi
Gruß
Shinbashi
Wären Hunde Katzen, könnten sie auf Bäume klettern
ich habe mir das Buch gekauft und es ist gestern angekommen.
Ich habe den Anfang (Judogeschichte) einmal angelesen. Da ich die Emailadresse das Autors habe, werde ich ihm einmal die eine oder andere Frage stellen.... soweit ich das bisher überschaue, hat er den üblichen Mist irgendwo (ohne Quellenangabe) abgeschrieben. Das was da steht, steht in zum Teil im Widerspruch zur mir bekannten Judogeschichte (dieses Wissen entstammt zum Großteil Niehaus).
Ich sage mal so, wer von Judogeschichte keine Ahnung hat, sollte in seinem Buch nix drüber schreiben...
Das Werk ist vom Umfang her sehr ambitioniert. Nach dem Durchblättern - ich werde es mir noch genauer ansehen - habe ich aber den eindruck, dass hier Masse über Klasse gesetzt wurde. Ich würde momentan nicht zum Kauf empfehlen.
Geschichte ist immer in einem gewissen Umfang Interpretationssache. Das Buch erhebt ja auch nicht den Anspruch auf Unfehlbarkeit, sondern will nur ein Beitrag zur Beschäftigung mit Judo liefern. Welche Punkte kritisierst Du denn genau?
Hallo Ronin,
ich habe mal in meiner reichhaltigen Judobüchersammlung nachgesehen und habe mich entschlossen diese Bücher in den Müll zu werfen, da sie ja alle den gleichen Mist über die Judogeschichte schreiben (Bücher von Bernd Linn, Wolfgang Hofmann, Kodokan, Glocke, Mahito Ohgo, Budo-ABC, Neil Ohlenkamp ...). Hiermit bestelle ich ein Exemplar von deinem Buch, in dem du uns alle Unwissenden die "wahre Geschichte des Judo" einmal richig und ausführlich erklären kannst (du warst ja anscheinend von Anfang an dabei). Bitte lass uns nicht dumm sterben und bringe Licht in dieses von hunderten von Autoren falsch dargestellte Thema ...
Lieber Tai Otoshi,
ich muss gar nicht von Anfang an dabei gewesen sein, man kann bei Niehaus (Kano Jigoro, Leben und Werk) sehr vieles nachlesen, was wissenschaftlich überprüft, durch Quellen abgesichert ist.
Nun was genau zu kritisieren ist an der Geschichte:
Ich habe das Buch gar nicht da, da ich in der Firma bin. Linn schreibt wieder das Märchen von Bälz bei dem Kano Unterricht gehabt haben soll. Das lässt sich leider so weder aus Kanos Tagebüchern nicht nachvollziehen und auch Bälz selbst schreibt zu diesem Thema nichts. Streng genommen gibt es gar keinen Grund Bälz in einer Entstehungsgeschichte des Judo überhaupt zu erwähnen. Er saß eigentlich nur in einer Expertenkommission, vor der Kano sein Judo präsentiert hat, die den Auftrag hatte, Judo für schultauglich (oder untauglich zu befinden). Wie wir wissen, wurde es für tauglich befunden. Bälz ist Mediziner und aus diesem Grund in die Kommission berufen worden. Seine Kampfkunstfähigkeiten dürften wohl auch nicht ausgereicht haben, eine damals zweifachen Menkyo-Kaiden-Halter zu unterrichten, ganz zu schweigen davon, dass es aus Kanos Sicht wohl wenig Sinn gemacht haben dürfte, bei Bälz zu lernen. Aber das doch im Detail der geneigte Leser bitte selbst bei Niehaus nachlesen.
Übrigens findet sich selbiges Märchen im "Kodokan Judo" nicht, ebensowenig bei Ohlenkamp. Hoffmann habe ich gerade nicht im Kopf, was das steht, die anderen Bücher, die du erwähnst, habe ich zwar nicht weggeworfen, aber führen ein Dasein in einem Karton auf dem Dachboden, mehr sind sie meiner Meinung nach (auch aus anderen Gründen) nicht Wert.
Übrigens habe ich bei diesen "hunderten von Autoren" noch nie auch nur eine einzige Quellenangabe für solche Märchen gefunden. Daher stellt sich mir die Frage, wieso in einem solchen Buch überhaupt was zur Geschichte stehen muss, die Qualität hat es nicht erhöht.
Vielleicht sollte ich noch eine Sache ergänzen:
Eine falsche Geschichte wird nicht richtiger, weil sie mehr und mehr Leute aufschreiben. Ich weiß, dass Tom das auch immer gesagt hat und es stimmt ja auch.
Ich kann jetzt auch nicht nachschauen, muss aber Ronin ein klein wenig ergänzen.
Baelz war Mitglied einer Kommission, die um 1883/84 verschiedene Jujutsu- und Kenjutsu-Stile auf ihre Tauglichkeit für die Einführung in das japanische Bildungswesen untersucht hat. Die Kommission kam im Ergebnis dazu festzustellen, dass keiner der Stile geeignet sei, wohl aber hat wohl Baelz innerhalb der Kommission eine andere Position vertreten. So wie ich es in Erinnerung habe, war Baelz der Meinung, dass Jujutsu und Kenjutsu grundsätzlich einen Wert als Leibesübungen haben. Für diesen Gedanken hat er sich engagiert.
Kano hat 1889 - also einige Jahre später - einen berühmten Vortrag gehalten, der genau zum Ziel hatte zu belegen, dass Kodokan Judo einen großen erzieherischen Wert hat und zwar sowohl für die körperliche als auch für die geistig/moralische Erziehung.
In diesem Vortrag versuchte er (wie wir wissen recht erfolgreich) die Bedenken zu zerstreuen, die die damalige Kommission 1883/84 gegen die untersuchten Jujtusu- und Kenjutsu-Stile vorgebracht hatte. Ob Baelz auch 1889 und in der Folgezeit eingebunden war, weiß ich nicht aus dem Kopf.
Diese Vorgänge sind dank Niehaus recht gut belegt.
Nicht belegt sind jedoch die Ereignisse und Einflüsse, die dazu geführt haben, dass Kano den Wert für Judo als Erziehungssystem erkannt hat, was der Auslöser für seine Überlegungen nicht nur zur körperlichen, sondern auch zur geistig-moralischen Erziehung waren. Diese Überlegungen beinhalten auch Gedanken, die im Westen (insbesondere in Deutschland) schon länger existierten, was aber nun keinen direkten Zusammenhang belegt. Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass einige dieser Gedanken über Baelz an Kano gelangt sind, aber belegen kann ich das nicht.
Definitiv ausschließen möchte ich aber, dass Kano in irgendeiner Form Jujutsu o.ä. von Baelz gelernt haben könnte.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Bei Wikipedia steht beim Artikel über Erwin von Bälz
unter dem Stichwort "Erwin von Bälz und das Judo" An der Kaiserlichen Universität Tokio machte Erwin von Bälz den jungen Studenten Jigorō Kanō auf das alte Jiu Jitsu aufmerksam.
Ich habe dies als Grundlage genommen und dann "Erwin Bälz- Das Leben eines deutschen Arztes im erwachenden Japan"(http://www.zvab.com/quickSearch.do;jses ... E4lz+erwin) gegengelesen, der Biografie von Erwin Bälz. Ich besitze ein Exemplar
Dort wird auf S. 67 Jigoro Kano erwähnt.
Die Studenten an der kaiserlichen Universität waren dürftige, schlecht genährte, überanstrengte Jungen, die in ihrer Wissbegier oft buchstäblich ganze Nächte durch arbeiteten, und sich keinerlei körperliche Ruhe oder Übung gönnten.
Meine Bemühungen bei den Behörden um Errichtung eines Turnplatzes und einer Turnhalle waren vergeblich.
Das nationale Schwertfechten, das ich empfahl, wurde als roh, und weil man gelegentlich einen schmerzhaften Hieb auf den Kopf bekam, als gefährlich zurückgewiesen.
Erst als ich, um diese Vorurteile zu entwaffnen, selbst beim berühmtesten Fechtlehrer Unterricht nahm, und als dies in den Zeitungen bekannt wurde, erwachte das Interesse für das alte Fechten wieder. Denn wenn ein Fremder und noch dazu der Professor der Medizin an der damals einzigen Universität des Landes ein Jünger dieser Kunst wurde, so konnte sie weder in den Augen des Westens barbarisch noch gesundheitsgefährlich sein.
Um diese Zeit war es auch, dass ich zuerst die Bekanntschaft mit Jiu-Jitsu machte.
Es war bei einem Besuch in der Provinzhauptstadt Tshiba.
Als beim Gouverneur die Rede auf die moderne Erziehung kam, klagte ich über den Mangel an Interesse für jeden Sport unter der schwächlichen Jugend der höheren Stände.
Der Gouverneur war ganz meiner Ansicht, und er bedauerte namentlich, dass eine vortreffliche, früher in Japan vielgeübte Kunst, nämlich Jiu-Jitsu, so ganz außer Gebrauch gekommen sei.
Es werde eigentlich nur noch in seiner Stadt gepflegt, wo ein alter Lehrer, Totsuka, seine Polizisten darin unterrichtet, die ganz Erstaunliches leisteten, und bei Verhaftung von Verbrechern den größten Vorteil davon hätten. Er veranstaltete am nächsten Tag eine große Vorstellung, wobei der über 70jährige Totsuka zuerst die Prinzipien von Jiu-Jitsu auseinandersetzte und die einzelnen Griffe vormachte.
Ich sah Dutzende von Wettkämpfen, und die Leistungen waren so erstaunlich, und es wurden scheinbar so halsbrecherische Griffe und Bewegungen und Würfe ohne den geringsten Schaden für die Kämpfenden ausgeführt, dass ich mir sagte, hier sei eine ideale Form der Gymnastik für meine Studenten.
Aber wieder hatte ich in Tokio kein Glück.
Der Direktor der Medizinschule, der die Sache nur vom Hörensagen kannte, und die anderen Herren an der Universität und im Unterrichtsministerium wollten von meinem Vorschlag, die Jiu-Jitsu-Leute von Tshiba zu einer Vorstellung nach Tokio zu rufen, nichts wissen.
Die Studenten, meinten sie, seien zur geistigen Arbeit da.
Eine Kunst, die in früherer Zeit, wo man sich gegen Bewaffnete zu schützen hatte, berechtigt war, habe jetzt keinen Zweck mehr.
Auch meine Bemerkung, dass es sich ja nur um die gymnastische Seite der Sache handle, fruchtete nichts. Aber inzwischen hatten doch auch einige aktive und frühere Studenten der Universität Jiu-Jitsu aufgenommen, und namentlich der junge Gelehrte Kano wurde sein eifriger Apostel.
Als auch er und seine Genossen baten, dass die Universität die Jiu-Jitsu-Kämpfer aus Tshiba kommen lassen möge, wurde endlich willfahren, und es fand ein großes Wettringen in der Aula der Universität statt.
Dabei zeigte sich freilich auch, wie viele Übung die Erlernung der Kunst forderte.
Denn von allen den jungen Männern in Tokio war keiner, auch Kano nicht, ein „match“ für irgendeinen der Polizeioffiziere.
Tags darauf kam der alte Totsuka mit seinem besten Schüler Sato zu mir, um mir für meine Bemühungen zu danken, und um mich um mein Bild zu bitten, das er bis ans Ende seines Lebens verehren werden.
(Um nicht alles abschreiben zu müssen, habe ich die Passagen aus http://www.meisterderschulen.de/erwinvo ... index.html kopiert)
Nun kann jeder selbst den Einfluss Bälz` auf Kano beurteilen- hat Bälz Kano zum Jiu Jitsu- Training inspiriert?
Hi Ronin,
sag mal, liest du eigentlich den Unsinn den du da schreibst ?
Zuerst schreibst du:
Ich sag mal, wer von Judogeschichte keine Ahnung hat, sollte in seinem Buch nix darüber schreiben ...
, weil du behauptest Bernd Linn würde folgendes Märchen in seinem Buch schreiben:
Linn schreibt wieder das Märchen von Bälz bei dem Kano Unterrichtet haben soll
.
1. Finde ich es als sehr unpassend zu behaupten, der Autor hätte keine Ahnung!
2. Bernd Linn schreibt in seinem Buch (Zitat):
Der Deutsche Geheimrat Erwin Bälz (oft fälschlicher Weise als Mitbegründer oder gar Sensai von Jigoro Kano bezeichnet) kam als Medizin-Professor an die kaiserliche Universität und wurde auch Hofarzt der kaiserlichen Familie...
... Da er auf rationale Weise die Studenten nicht überzeugen konnte, ging er mit gutem Beispiel voran und nahm Unterricht in Ken-Jitsu ...
Einer der gelehrigsten und eifrigsten Studenten dieser Jiu-Jitsu Gruppe war ein junger Japaner names Jigoro Kano.
Ich habe den Abschnitt jetzt etwas gekürzt, aber wo steht hier was Falsches ???
Dann schreibt dir Kumamoto (was ja auch belegt ist) folgendes:
Aber inzwischen hatten doch auch einige aktive und frühere Studenten der Universität Jiu-Jitsu aufgenommen, und namentlich der junge Gelehrte Kano wurde sein eifriger Apostel.
Worauf du zu Antwort gibst:
... so weit ich das beurteilen kann, kommt die Geschichte ungefähr hin.
Zuerst machst du das Buch von Bernd Linn durch eine falsche Behauptung schlecht, dann stimmst du einer Aussage zu, die genau das gleiche aussagt, wie sie im Buch von Bernd Linn steht (wenn man sie dann mal richtig lesen würde!).
Was soll das ?
Fakt ist, dass auch hier wieder der Autor mitgedacht hat und nicht den "allgemeinen Unsinn" einfach abgeschrieben hat, sondern gewissenhaft recherchiert hat (wahrscheinlich auch im Niehaus! und anderen Büchern). Wieder 1:0 für den Autor. Ich bleibe daher bei meiner Meinung, das Buch ist durchaus empfehlenswert (auch wenn einige wenige versuchen, es schlecht zu machen und mit aller Gewalt Fehler darin suchen, die beim genauen hinsehen bis jetzt alle widerlegt wurden!).
Vor bereits mehr als 2 Jahren hatte ich darin verschiedene Dinge gepostet, die sich der eine oder andere einmal zu Gemüte führen sollte - um dann vielleicht zu einem etwas emotionsloseren Umgang mit diesem Thema zu kommen:
Reaktivator hat geschrieben:Vielleicht werden hier einfach nur zwei Parallelentwicklungen verknüpft.
Denn zur gleichen Zeit, wie Kano Student war, war ja Baelz bereits Professor und empfahl auch tatsächlich seinen Studenten das Studium des Jujutsu.
Über seine Rolle bei der Verbreitung bzw. "Wiederbelebung" des Jujutsu ist schon viel publiziert worden (Mitwirkung in der 1883 vom Erziehungsministerium eingesetzten Komission, etc.).
Einzig die Frage, ob und inwieweit Kano und Baelz sich überhaupt schon im "entscheidenden" Jahr 1877 gekannt hatten, ist wissenschaftlich noch nicht abschließend beantwortet. (Verwiesen sei in dem Zusammenhang u.a. auf die Beiträge von Dr. Dr. Jörg Möller zu diesem Thema.)
Reaktivator hat geschrieben:In Bezug auf das Verhältnis zwischen Kano und Baelz sowie die Bedeutung, die Baelz evtl. für Kano gehabt hat, erscheinen manche Postings hier in diesem Thread etwas verfrüht:
Denn die Quellenlage für die Jahre 1877 bis 1883 ist nach wie vor schwierig - wichtige Dokumente, die Aufschluß geben könnten, sind entweder vernichtet oder der Öffentlichkeit nicht zugänglich - wie z.B. derjenige Teil der Tagebücher, den Kano auf Englisch verfaßt hat.
Besonders zu letztem Punkt gibt es viele Spekulationen - etwa ob ein ausländischer Einfluß auf die Entstehung des doch "ur-japanischen" Judo geheimgehalten oder heruntergespielt werden soll....
(Vergleichbar mit der jahrzehntelangen Weigerung, die alten Kaisergräber für archäologische Forschungen freizugeben - aus angeblicher Angst, es könnten wissenschaftliche Beweise dafür gefunden werden, daß das japanische Kaiserhaus doch nicht von der Sonnengöttin abstammt, sondern von koreanischen Eroberern....).
Und so lange es dazu keine wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse gibt, kann man einen Einfluß von Baelz zwar nicht verifizieren, ihn aber andererseits auch nicht negieren - und so lange bleibt alles reine Spekulation....
Reaktivator hat geschrieben:(...) 1) Baelz hat niemals behauptet, er habe Kano Judo/Jujutsu beigebracht.
Mir ist auch keine ernstzunehmende Veröffentlichung bekannt, in der das behauptet würde.
2) Es gibt aber in der Tat viele Berührungspunkte zwischen beiden - und zwar keineswegs nur in Bezug auf Judo/Jujutsu.
Darüber ist schon viel geschrieben worden - und wird in Zukunft wohl noch viel mehr, da nach jahrzehntelangem Stillstand die Baelz-Forschung in den letzten 10-15 Jahren neues Momentum erhalten hat, sowohl in Japan als auch in Deutschland.
3) Das zitierte Buch von Toku Bälz ist - in beiden unterschiedlichen Ausgaben - zwar nach wie vor ein wichtiges Dokument, aber leider nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Forschung.
a) Die erste, etwas dünnere von 1930 wurde übrigens aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen 1933 und 1937 nachgedruckt, während die zweite aus dem Jahr 1931 hingegen deutlich umfangreicher war.
b) In beiden Ausgaben findet sich kein einziger mit Datum versehener Tagebuch-Eintrag Kano betreffend! (Die o.a. zitierte Textstelle wurde bei der Herausgabe des Buches durch Baelz´Sohn Toku einem anderen Buch entnommen und - ohne konkrete Datumsangabe - mehr oder weniger willkürlich hinzugefügt.)
c) Man muß sich darüber im Klaren sein, daß in diesem Buch nur ein kleiner Teil der Tagebucheinträge abgedruckt ist, keineswegs die "kompletten" Tagebücher.
4) Über die generelle Problematik der Baelz-Tagebücher und der aktuellen Quellenlage hat sich bereits Dr. Susanne Germann in ihrer im August 2006 herausgekommenen Dissertation "Die unveröffentlichten Reisetagebücher des Arztes, Anthropologen und Ethnologen Erwin Baelz (1849-1913)" ausführlich geäußert. Wer sich näher dafür interessiert, möge dort nachlesen.
(...)
5) Baelz und Kano kannten sich sehr gut - umstritten ist ab wann (vgl. mein früheres Posting).
a) Es gibt u.a. Dokumente, nach denen Kano Baelz mehrfach ersucht hat, ihm Wissen über den europäischen Sport zu vermitteln.
(Nur am Rande: Alleine schon aus diesem Grunde wäre es nicht verwunderlich, wenn Kano Baelz mit "Sensei" angeredet hätte. Da Baelz zudem Lehrer an der 1877 zur "Tokyo Universität" fusionierten Bildungseinrichtung war, Kano hingegen Schüler, war alleine schon von daher die Anrede "Sensei" japanischen Gepflogenheiten entsprechend ein absolutes "Muß" - es gibt also absolut keinen Grund, diese Begrifflichkeit ins Lächerliche zu ziehen.)
b) Baelz und Kano kannten sich übrigens sogar so gut, daß sich Kano durch die Vermittlung von Baelz ein Ferienhaus in dem Kurort Kusatsu gekauft hat, wo Baelz selber sich auch gerne aufhielt.
(Nur am Rande: Kusatsu ist nicht nur die Partnerstadt von Baelz´ Heimatstadt Bietigheim-Bissingen, sondern so etwas wie das Zentrum der Baelz-Forschung - und verdankt einen Teil ihrer Popularität eben jenem "toitschen Professor"....)
Reaktivator hat geschrieben:Wie bereits weiter oben gepostet, ist die Quellenlage gerade in Bezug auf die für uns so interessanten 1870er Jahre relativ dünn.
Es gibt aber u.a. konkrete Hinweise auf Verbindungen zwischen Baelz und der Tenjin-shinyo-ryu (Im gleichen Zeitraum, in dem Kano diese lernte!) - wobei ich jetzt hiermit allerdings nicht gesagt haben möchte, daß Baelz selber Jujutsu der Tenjin-shinyo-ryu gelernt hätte. (Also: Bitte Vorsicht beim Zitieren und/oder "Widerlegen"!)
danke für diese Aufstellung differenzierter Äußerungen. Das Buch von Linn kenne ich nicht, deshalb will ich auch
nicht weiter daran herumkritteln. Es ist allerdings leider auch so, daß auf unzähligen Seiten im Internet die
"Tatsache" verbreitet wird, der Anstoß durch Bälz sei maßgeblich für die Entwicklung des Judo durch Kano
gewesen.
Und diese grob vereinfachende und verfälschende Aussage muß einfach bekämpft werden, selbst wenn
Bälz tatsächlich einen geringen Anteil gehabt haben sollte.
Da sind wir dann nämlich wieder bei dem von mir an anderer Stelle angerissenen Thema "Kinder anlügen."
Das Märchen von Bälz als dem eigentlichen Erfinder des Judo ist so schön und "griffig", daß sich dieses
Mem (http://de.wikipedia.org/wiki/Mem) zwangsläufig viel leichter in den Köpfen festsetzt als die sperrige
Wahrheit.
Und ich zumindest fühle mich der Aufklärung verpflichtet. Die Welt ist nicht einfach. Sapere aude!
Hallo Leute,
mit den beiden Aussagen stimme ich vollkommen über ein.
Und genau das schreibt ja auch Linn in seinem Buch:
"... Erwin Bälz (oft fälschlicher Weise als Mitbegründer oder gar Sensai von Jigoro Kano bezeichnet) ..."
Daher verstehe ich nicht, wie man behaupten kann, der Mann hätte keine Ahnung von der Judogeschichte und so versucht das Buch schlecht zu machen!
Übrigens steht in dem Abschnitt über Judogeschichte (der über zwei Din A 4 Seiten geht) sehr viel informatives und sachliches (die Judogeschichte besteht ja nicht nur aus der Begegnung Bälz - Kano) und somit weit aus mehr als in den meisten anderen Judobüchern.
Lieber Tai Otoshi,
es geht hier um die Rezension eines Buches, von daher würde ich mir etwas weniger Enthusiasmus in der "ums Verrecken Gutfinderei" des Buches wünschen. Niemand möchte ein Buch schlechtmachen, aber es einfach toll finden? Warum? Da hat einer ein Buch veröffentlicht, das kann er und genauso kann man es gut oder eben nicht finden und das genauso veröffentlichen.
Was nun Bälz angeht, habe ich das auf den ersten Blick tatsächlich falsch gelesen (Freudsche Fehlleistung?). Trotz allem hätte ich den Teil mit Bälz weggelassen, da er ja nun nicht wirklich was mit der Entstehung des Judo - zumindest in dieser groben Darstellung - zu tun hatte. Details werden erforscht und sind unklar, also warum ihn überhaupt erwähnen (provokant gesagt, hat in dieser Zeit Thomas Edison die Glühbirne erfunden, deswegen steht es auch nicht in der Judo-Geschichte drin und würde ansonsten nur zur Schlussfolgerung führen, dass Thomas Edison die Entwicklung des Judo gefördert hat).
Die Kernfrage ist für mich allerdings, nicht nur bei diesem Buch, warum muss überhaupt ein Geschichtsabriss rein, hätte der Rest nicht auch gereicht. Die Judogeschichte ist so ein komplexes Thema, dass es in den paar Zeilen nur schwierig und verkürzt abgebildet werden kann, also wozu steht es überhaupt da?
Für meine Teil werde ich hier jetzt nicht anfangen die Geschichte Satz für Satz auseinander zu nehmen, da gäbe es noch so ein paar Dinger, aber wir reden über die ersten paar Seiten eines sehr umfangreichen Buches...
Was mich, wo ich es nun etwas langer durchgeschaut habe, etwas stört ist, dass es im Ganzen, wieder einmal ein Judo-Bilder-Buch ist. Eine große Anhäufung von Technikbildern mit Beschreibung dazu. In diesem Umfang sicher einzigartig, aber tatsächlich nichts neues. Jemand - wie z.B. ich - der sehr viel Judobücher hat, wird hier wenig neues finden. Für mich ist es sicherlich nicht geeignet, da wären dann Spezialbücher notwendig, die es auf dem (deutschsprachigen) Markt so zumindest kaum gibt und wenn (wie z.B: Nage No Kata von Pfeiffer und ...) dann geht der Inhalt leider auch kaum darüber hinaus (nur habe ich schönere Bilder.
Warum kaufe ich mir ein Buch? Weil ich etwas wissen will, was ich so noch nicht wusste, das finde ich im zur Diskussion stehen den Buch eigentlich nicht (OK, da ist bestimmt irgendwo ne Technik, die ich noch nicht kannte).
Was nun den Bereich Kata angeht, haben wir alle Kodokan Kata und die Rensa no Kata abgebildet. Leider, wie immer bei Kata-Darstellungen, kein Wort zu Sinn und Hintergrund, also wieder nur die Darstellung der Form, das ist so nicht neu und hier geht das Buch in guter Gesellschaft mit Kodokan-Judo (ok, dort fehlt die Rensa No kata), aber wo ist der Zusatznutzen? Das gibt es alles schon.
Ich denke, für jemanden, der noch gar kein Judo Buch hat, ist es eine Option, weil man ein recht umfangreiches Werk hat. Von daher ist das Buch sicherlich besser, als Bücher, die sich an einer PO orientieren (die sich ja ändern kann), für mich war es nicht der richtige Kauf.
Zuletzt geändert von Ronin am 20.11.2009, 08:49, insgesamt 1-mal geändert.
Also, ich bin mittlerweile ein wenig dazu gekommen in dem Buch zu schmökern. Sicherlich sind einige Fehler zu finden (und in welchem Buch sind sie das auch nicht), was mich allerdings mehr stört, sind die Techniken per se. Denn eine ganze Reihe funktioniert im Judo-Alltag einfach nicht (wer verteidigt schon in einer hohen Bank). Mir fehlt ein wenig die Praxisnähe. Manchmal fehlt auch das eine oder andere Detail, welches für die Technik unerlässlich ist. Wer nicht versteht, was ich meine, sollte mal die eine oder andere Technik mit derselben Technik z.B. im Newaza of Kashiwazaki oder auch Fighting-Judo vergleichen.
Dennoch finde ich es ein sehr ambitioniertes Werk, dessen Kauf ich nicht bereue (gerade wenn man den Preis betrachtet), auch wenn ich sicher öfter in japanischen oder englischen Judobüchern lesen und Bilder studieren werde.
P.S. @Ronin: Wenn man denn die Bilder in dem Nage No Kata von Pfeiffer und ... überhaupt erkennen könnte