Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Hier könnt ihr alles posten was mit Judo zu tun hat

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Ronin
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von Ronin »

Majalex hat geschrieben:Die beste Methode Kinder und Jugendliche/ Junge Erwachsene zu halten, ist eine Gruppe von etwa gleichaltrigen zu haben die sich (wie bei uns zum Glück der Fall ist) gut verstehen. Allgemein hilft Gemeinschaftsgefühl ungemein, um Leute im Verein / im Sport zu halten.
Prinzipiell ja, aber die müssen nicht zwangsläufig gleich alt sein, nur offen für die "Flausen" des Älteren oder Jüngeren.
Majalex hat geschrieben:Dazu kommt auch das Problem dass manche Leute nicht mit dem Trainer/Verein klar kommen, statt einen neuen Verein zu suchen wird aber der Sport komplett aufgegeben. Zu schnell werden schlechte Erfahrungen im Verein/ mit Vereinsmitgliedern auf den kompletten Judo-Sport übertragen.
Erstens, aus Prinzip akzeptiere ich Kritik an Trainern immer nur von anderen Trainern, aber das nur am Rande.
Ich glaube, da wird auch sehr gerne einfach mal was auf den Trainer geschoben, wo er nix mit zu tun hat. (ich habe keine Lust auf Judo, also ist der Trainer ein Arsch).
Was dann die Vereinswechsel angeht, funktioniert das nur in Ballungsräumen. Wenn bei uns im Verein einer mit mir nicht klar kommt, hat er Schwierigkeiten, irgendwie an mir vorbei zu kommen.... der nächste Verein ist etwa 15-20 km entfernt. Sind wir mal ehrlich, das stellt keine Alternative dar (jedenfalls nicht für Kinder und nicht mobile Jugendliche)
judoka50 hat geschrieben:Dies hat meines Erachtens nichts mit dem Judo zu tun, sondern mit der Überflutung durch die vielen, sagen wir mal pauschal "Kampfsportschulen".
Das Problem haben wir in unserer Ecke schlicht nicht, und zwar im Umkreis von etwa 100 km nicht (darüber hinaus weiß ich es nicht), trotzdem haben wir die selben Effekte. Die Schlussfolgerung ist also nicht richtig.
judoka50 hat geschrieben:Viel mehr machen mir derzeit die OGS Probleme. Die meisten Vereine haben ihre ersten Trainingszeiten bei 16:00 / 17:00 Uhr.
Da kommen die Kinder gerade nach Hause......... Bei uns macht sich dies zur Zeit deutlich bemerkbar. Da kann sich nur ein Verein glücklich schätzen, der einen Fuß in die Nachmittagsbetreuung an einer Schule bekommt.
Was ist denn ein OGS?
Das mit den Uhrzeiten ist mir ein Rätsel. OK, wir fangen um 18:00 Uhr an. Aber als ich noch in der Schule war, damals. Bin ich auch um erst um 16:00 Uhr heimgekommen. Ich kann mich an ein Jahr erinnern: am Trainingstag um 16:00 Uhr daheim gewesen, 17-18 Uhr Mathe-Nachhilfe gehabt. 18:00 Uhr mit 5 min Verspätung im Training gewesen. 15 Jahre später Vereinsvorsitzender. Wenn ich mich bei den jugendlichen heute umschaue, werde ich den Job noch sehr sehr lange an der Backe haben... Also mal ehrlich, ich finde, das sind heute alles grausame Jammerlappen (und die Ursachen sind mir völlig schnuppe)
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judoka50
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von judoka50 »

OGS - offene Ganztagsschule. Davon sind heute schon recht viele Kinder erfasst, insbesondere deren Eltern auch berufstätig sind. Da kommt dann halt beides zusammen, Eltern gerade Feierabend und Kinder gerade aus der Schule.
Wenn ihr um 18:00 Uhr anfangen könnt, seid froh. Bei uns haben einige Vereine ab 16:30 / 17:00 Uhr gerade die Gruppen für die ganz Kleinen. Die über 10 Jährigen fangen auch meist später an....
Wenn ich mich bei den jugendlichen heute umschaue, werde ich den Job noch sehr sehr lange an der Backe haben... Also mal ehrlich, ich finde, das sind heute alles grausame Jammerlappen (und die Ursachen sind mir völlig schnuppe)
Du kennst doch das heutige Gesellschaftsproblem: wenn jeder an sich denkt - ist an alle gedacht.
Demnach wirst Du, ich und viele andere hier im Forum noch lange unseren Job behalten.
Wofür eigentlich.......
Viele Grüße
U d o
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Fritz
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von Fritz »

@Judoka50: Na dann ist doch alles bestens: Die Kinder kommen gegen 16:00 aus der Schule, Hausaufgaben dürften sie
ja bei einer Ganztagsschule gar nicht mehr aufhaben und können gleich zum Training, um vom stressigen
Schulalltag abzuschalten.... Und wenn sie früh ihre Judosachen gleich mitnehmen, können sie ohne Umweg
direkt von der Schule zum Judo, dann haben die Eltern zu Hause auch etwas mehr Ruhe am Feierabend... ;-)
Paßt doch eigentlich recht gut?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Ronin
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von Ronin »

Fritz hat geschrieben:ja bei einer Ganztagsschule gar nicht mehr aufhaben und können gleich zum Training, um vom stressigen
Schulalltag abzuschalten....
zu dem Thema hatte ich kürzlich eine Interessante Diskussion mit unseem Schulleiter hier.
Das ist übrigens auch eine Ganztagsschule, jetzt weiß ich ja was OGS ist

"Nein, es gibt keine Hausaufgaben, also nie auf den nächsten Tag, höchstens auf den übernächsten Tag."
Was bitte soll den das? Der Logik nach gibt es, wenn man damit anfängt, genau einen Tag im Schulleben, an dem ich keine Hausaufgaben habe, den Rest meines Schullebens renne ich dann den Hausaufgaben von gestern nach.

Na also wenn sie dem nicht ins Herrn g....n haben, dann weiß ich auch nicht.
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Syniad
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von Syniad »

Ronin hat geschrieben: "Nein, es gibt keine Hausaufgaben, also nie auf den nächsten Tag, höchstens auf den übernächsten Tag."
Was bitte soll den das? Der Logik nach gibt es, wenn man damit anfängt, genau einen Tag im Schulleben, an dem ich keine Hausaufgaben habe, den Rest meines Schullebens renne ich dann den Hausaufgaben von gestern nach.
Nein, der Logik nach kann ich ja "schieben", also die HAen von Mo. am Dienstag erledigen und die vom Di. dann gleich mit. Dann sind Montag und Mittwoch hausaufgabenfrei, wenn ich am Do. die von Mi. und Do. erledige. Und die Freitagshausaufgaben kann ich ja auch übers WE verteilen.
Soviel zur LOGIK.
TATSÄCHLICH wird man wohl tatsächlich alles auf den letzten Drücker machen. ;)

Und mit G8 und der zweiten Fremdsprache auf dem Gymnasium bereits in der 6 fällt in dem Alter tatsächlich mehr an als bei uns, jedenfalls bei den Gymnasiasten. Meine Cousine hat locker drei Stunden an den HAen geackert, bis die Eltern sie endlich vom Gym. genommen haben. Das habe ich mit zehn eigentlich nie (mir fiel das Lernen in den meisten Fächern zugegebenermaßen leichter).
"Begriffe - Fehlschlüssel"
(E. Benyoëtz)
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von Anfängerin08 »

Ich denke, dass die Schule doch einiges ausmacht - ich weiß, dass ich zu meiner Zeit erst in der 9. oder 10. Klasse Nachmittagsunterricht hatte - heute fängt es an vielen Schulen schon in der 5. an, in der 7. haben sie schon oft 2-3 mal die Woche am Nachmittag Unterricht. Und dann Hausaufgaben machen, lernen, vorbereiten und schnell los, pünktlich im Training sein. Meine machen das, weil sie sagen, sie brauchen das, um sich auszupowern und Spass zu haben. Aber bei vielen wird das nicht ganz so sein. Und es ist wirklich so, in manchen Familien hat Sport und ehrenamtliche Betätigung leider keinen so hohen Stellenwert.

Gruß A.
Lin Chung
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von Lin Chung »

Also, ich sehe das zur Zeit so:

Der Schüler ist König Kunde der das All-Inclusive-Paket mit Wellness-Faktor, pathologisch gutgelauntem „Animateur“ und 1 a Serviceleistungen gebucht hat

...trifft doch meist zu oder?

...und wenn das nicht mehr stimmt, geht es eben woanders hin... :D
Grüße
Norbert Bosse
ボッセ・ノルベルト

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taphier
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von taphier »

Es geht bei meiner Arbeit um ein Referat im Rahmen der Trainer-C-Lizenz-Ausbildung, welches eigentlich so gut wie auf der folgenden Statistik beruht:

[ externes Bild ]

größeres Bild: http://www.bilder-hochladen.net/files/cyhl-1-jpg.html
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von judoka50 »

Also wenn man sich mal die Statistik ansieht: Klar dürfte sein, dass im LSB das gesamte Sportangebot beinhaltet ist. Aber auch dort ist in dem Altersbereich eine Tendenz nach oben in dieser Altersstufe. Ich glaube, wenn man dort bestimmte Bereiche genauer untersuchen würde, würde eine ähnliche Struktur wie beim Judo ersichtlich sein. Turnen ist z.b. auch im Kinderbereich um ein Vielfaches höher. Ich glaube beim LSB hält es sich insoweit über alle Altersgruppen die Waage, da das Angebot für den Kinder-, den Jugend- und den Erwachsenenbereich zwar unterschiedlich ist, es jedoch alle Altergruppen mit einem gleichbleibenden Angebot versorgt. Die Lücken, die Judo dann im Alter hinterlässt, werden halt mit Gymnastikangeboten oder Walking aufgefüllt.
(Übrigens gibt es für die Walking-Damen einen neuen Namen "Stockenten", nicht nur wegen der Stöcke, sondern vielmehr, weil sie von weitem, aufgrund des andauernden Geschnatter, an einen näher kommenden Schwarm Stockenten erinnern ;) )
Umgekehrt könnte man dann auch den Versuch starten, warum gibt es bei den Kindern kein Interesse am Walking.
Viele Grüße
U d o
Lin Chung
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von Lin Chung »

Übrigens gibt es für die Walking-Damen einen neuen Namen "Stockenten", nicht nur wegen der Stöcke, sondern vielmehr, weil sie von weitem, aufgrund des andauernden Geschnatter, an einen näher kommenden Schwarm Stockenten erinnern
...der war gut :D
Grüße
Norbert Bosse
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Christian
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von Christian »

Hi,

hier mal ein paar aktuelle Zahlen, denn die Grafik sagt leider herzlich wenig aus.
Die gesamten Statistiken vom LSB Niedersachsen findet man hier:
http://www.lsb-niedersachsen.de/live/ls ... _nds_id=18

Mitglieder 2009 im Judo: 28.097 Mitglieder
Mitglieder 2008 im Judo: 29.212 Mitglieder | Differenz zu 2009: -1.115 Mitglieder
Mitglieder 2007 im Judo: 29.745 Mitglieder | Differenz zu 2008: -535 Mitglieder
Mitglieder 2006 im Judo: 31.257 Mitglieder | Differenz zu 2007: -1.512 Mitglieder
Mitglieder 2005 im Judo: 32.042 Mitglieder | Differenz zu 2006: -785

Mitglieder 2000 im Judo: 32.429 Mitglieder | Differenz zu 2009: -4332 Mitglieder

In 9 Jahren hat der Bereich Judo 4332 Mitglieder verloren (welche im Fachverband organisiert waren).

Schwimmen, Schießsport, Tennis und Turnen haben ebenfalls Abwanderungen >1000 Mitglieder in dem einen Jahr (2009).


Noch etwas zur Grafik. Hast du nähere Angaben zur Grafik, z.B. aus welchem Jahr sie kommt?
In dem Scan ist es nicht zu erkennen, welche Kurve wem zugeordnet wird. Ich gehe davon aus (!) das die gedämpfte Kurve (ohne den großen Piek also) dem LSB zugeordnet wird, weil der LSB mehr Angebote für Senioren anbiete und dort 1% der Mitglieder vertreten sind. Ich glaube nicht, dass 1% der gesamten Judoka über 60 Jahre alt sind und der LSB keine Personen in dem Alter hat ;-)

Taphier hat geschrieben:
Im Vergleich zum LSB hat der NJV im Bereich von 12-14 jährigen wesentlich weniger Mitglieder
Wenn wir uns die Grafik anschauen, dann sehen wir fast den höchsten Ausschlag der Kurve vom NJV bei den 7 - 14 jährigen. Wie passt dann diese Grafik zu der oben zitierten Aussage?

2009 gibt es im LSB 561.888 Mitglieder im Alter zwischen 7 und 14 Jahren, dass entspricht 20,05% der Gesamtmitglieder.
Im Judo waren 2009 15.362 Mitglieder zwischen 7 und 14 Jahren, das sind 54,6 % aller Mitglieder des Fachverbandes.

Auch wenn man die Jahreszahl von der Grafik und die entsprechenden Zahlen vom LSB hat, so haben wir immer noch keine entgültigen Zahlen, da der LSB die Zahlen nur im Bereich von 7 - 14 Jahren veröffentlicht und die These den Bereich von 12 - 14 Jahren nennt.
Es ist also möglich, dass sehr viele Kinder zwischen 7 und 12 Jahren einen Rückgang der 12 - 14 Jährigen kompensieren.
schöne Grüße
Christian
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von Reaktivator »

Die verlinkte Grafik ist ohnehin erklärungsbedürftig...

...denn in der Legende steht ja explizit:
---- NJV-Mitgl. Pro Jg in %
---- LSB-Mitgl. Pro Jg in %

Interpretiert man die Abkürzung "Mitgl." als "Mitglieder" und "Jg" als "Jahrgang" (im Sinne von "Geburten-Jahrgang") müßte eigentlich in allen Altersbereichen der LSB deutlich mehr Mitglieder haben als der NJV - es sei denn, die NJV-Vereine behumsen zuhauf den LSB... ;-)
Ein Forenmitglied ohne Signatur ist wie ein Forenmitglied ohne Namen.
(Alte Internet-Weisheit, frei nach "Reaktivator")
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von Lin Chung »

Hat einer irgendwo auch eine Statistik von vor 2000?
Dann würde es interessanter.
Grüße
Norbert Bosse
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von pmhausen »

Reaktivator hat geschrieben:Die verlinkte Grafik ist ohnehin erklärungsbedürftig...

...denn in der Legende steht ja explizit:
---- NJV-Mitgl. Pro Jg in %
---- LSB-Mitgl. Pro Jg in %

Interpretiert man die Abkürzung "Mitgl." als "Mitglieder" und "Jg" als "Jahrgang" (im Sinne von "Geburten-Jahrgang") müßte eigentlich in allen Altersbereichen der LSB deutlich mehr Mitglieder haben als der NJV - es sei denn, die NJV-Vereine behumsen zuhauf den LSB... ;-)
Das kommt darauf an, worauf man die Prozente bezieht. Ich lese die Grafik so:

NJV-Mitglieder in % aller NJV-Mitglieder
LSB-Mitglieder in % aller LSB-Mitglieder

So bekommt man beide Kurven sinnvoll auf dasselbe Blatt. Die absoluten Zahlen fallen dadurch natürlich
unter den Tisch, aber die Altersverteilung wird vergleichbar. Die Fläche unter jeder Kurve muß jeweils
100% ergeben. Jede andere Interpretation paßt m.E. nicht.

Gruß,
Patrick
tutor!
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von tutor! »

Wie bei allen Statistiken muss man vorsichtig bei der Interpretation sein. Der NJV hat z.B. ein schwieriges Jahrzehnt hinter sich (interessant wäre also ein bundesweiter Vergleich), der Einfluss des angehobenen Mindestalters für den weiß-gelben Gürtel dürfte sich auch bemerkbar machen usw.

Jedoch ist eines klar und offensichtlich: die stark abfallende Kurve bei den Jugendlichen ist die Achillesferse von Judo und dem DJB. Dies ist sicherlich auch jedem Funktionäre bekannt, aber welche Konsequenzen werden daraus gezogen?

Nachdem der DJB ein Konzept für das Judo der 5-7jährigen erstellt hat, war ein Folgeprojekt für die 12-14jährigen in einer ersten Diskussion. Das Ziel war es, Ideen und Konzepte zu entwickeln, die stark abfallende Flanke abzumildern. Leider ist es letzten Endes nicht dazu gekommen. Es hätte mein klein wenig mehr politischer Wille da sein müssen und wir stünden heute bedeutend besser da. So blieb es bei Einzelaktionen....

Was dem DJB fehlt ist ein wirkliches Breitensportkonzept.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von Trini »

Zwei Aspekte dazu:

Wenn man die Terminpläne bei uns in der "Judo-Pampa" mal nach Altersklassen filtert, ist ab U 17 wirklich fast nichts mehr los. U 9, U 11 und U14 haben Turniere noch und nöcher, aber ab U 17 ist wenig neben den offiziellen Meisterschaften. Aussage einer erfahrenen Funktionärin: Turniere ab U 17 lohnen sich nicht. Frage: Was war zuerst da? Henne oder Ei???


Und:
Bei uns im Verein wirbt die Fußballabteilung gerade händeringend Spieler aus dem Jahrgang 1997 - also doch eher ein Problem, das am Alter und nicht an der Sportart liegt.

Trini
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von Reaktivator »

pmhausen hat geschrieben:Die absoluten Zahlen fallen dadurch natürlich
unter den Tisch, aber die Altersverteilung wird vergleichbar. Die Fläche unter jeder Kurve muß jeweils
100% ergeben. Jede andere Interpretation paßt m.E. nicht.
Und deshalb paßt die Legende nicht zur Grafik...
Ein Forenmitglied ohne Signatur ist wie ein Forenmitglied ohne Namen.
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von kanou65m »

tutor! hat geschrieben:Wie bei allen Statistiken muss man vorsichtig bei der Interpretation sein. Der NJV hat z.B. ein schwieriges Jahrzehnt hinter sich (interessant wäre also ein bundesweiter Vergleich), der Einfluss des angehobenen Mindestalters für den weiß-gelben Gürtel dürfte sich auch bemerkbar machen usw.

Jedoch ist eines klar und offensichtlich: die stark abfallende Kurve bei den Jugendlichen ist die Achillesferse von Judo und dem DJB. Dies ist sicherlich auch jedem Funktionäre bekannt, aber welche Konsequenzen werden daraus gezogen?

Nachdem der DJB ein Konzept für das Judo der 5-7jährigen erstellt hat, war ein Folgeprojekt für die 12-14jährigen in einer ersten Diskussion. Das Ziel war es, Ideen und Konzepte zu entwickeln, die stark abfallende Flanke abzumildern. Leider ist es letzten Endes nicht dazu gekommen. Es hätte mein klein wenig mehr politischer Wille da sein müssen und wir stünden heute bedeutend besser da. So blieb es bei Einzelaktionen....

Was dem DJB fehlt ist ein wirkliches Breitensportkonzept.
:eusa_clap , tutor
Eine Konsequenz wäre bspw. das Mindestalter für den 8.Kyu wieder auf 6 Jahre zu setzten optional sogar auf 5 Jahre im begründeten Einzelfall.
Es müssen schleunigst neue Schwerpunkte im Breitensport gesetzt werden, um dieser negativen Entwicklung entgegen zu wirken. Kim Possible war eine gute Sache-leider im Sande verlaufen. Schule und Verein wäre megawichtig (s. Ganztagsschule& G8).

mal ganz provokant:
Vielleicht auch mal Olympia "ruhen" lassen? :new_olympic1
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Olaf
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von Olaf »

Die Vergleichsstatistiken von NJV und LSB passen in Niedersachsen sowieso nicht, da der LSB keine gesonderte Erfassung der passiven Mitglieder betreibt. Alle Kinder die in den LSB-Vereinen z.B. nach dem Kinderturnen noch erfasst sind (z.B. über Familienmitgliedschaften usw.) aber schon lange nicht mehr aktiv sind, werden trotzdem voll erfasst. Beim Judo werden die nicht mehr aktiven Mitglieder aber nicht mehr gemeldet, weil man sonst eine Sichtmarke beziehen müsste, dafür gibt es beim NJV die Passivmeldung. Im Endeffekt ergibt das einen Fehlbetrag von 10000 Sportlern, die dem LSB gemeldet werden, dem Fachverband aber nicht.

Da ab 2010 alle Mitgliedszahlen nur noch dem LSB gemeldet werden und der NJV sich die Zahlen dort holt und keine eigene Stärkemeldung mehr erhebt, werden die Statistiken erstmals vergleichbar. Dieses Vorgehen wurde vom LSB satzungsmäßig für alle Fachverbände in Niedersachsen so festgelegt. Ich hatte das bereits an anderer Stelle einmal dargestellt.

Zur eigentlichen Frage:

Das Problem des Drop-Out betrifft alle Sportarten und auch sonstige Freizeitbeschäftigungen von Kindern und Jugendlichen. Speziell für Judo ist das Problem bereits beim Kongress "Judo 2000" in Barsinghausen und vom (damals noch) DSB 2002 in Bonn diskutiert worden. In Bonn hat Prof. Schmidt unter anderem über Drop-Out im Sport gesprochen.
Siehe hier: http://www.dosb.de/fileadmin/fm-dsb/arb ... ukunft.pdf ab Seite 100. Drop-Out Problematik ab Seite 103.

Als Lösungsansatz wurde dort unter anderem die bessere pädagogische Schulung von Übungsleitern angesprochen.

Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Kinder nicht mit Judo (oder etwas anderem) aufhören, weil die Sache so doof ist, sondern weil der Umgang nicht mehr altersgerecht ist.

- Unter anderem wurde vorgestellt, dass Modelle, in denen Jugendliche eine Mitsprache besitzen, eine höhere Verweildauer haben. Wenn das so ist, dann hat Judo mit seinen hierarchischen Strukturen, wie es größtenteils praktiziert wird, natürlich denkbar schlechte Voraussetzungen, diesem Trend entgegenzuwirken.

- Als weiterer, äußerst wichtiger Aspekt, wurde die Bindung der Kinder/Jugendlichen an Vorbilder angesprochen. Grob gesprochen kann man sagen, dass die Trainer/Jugendleiter, die sich am besten auf die Bedürfnisse ihrer Gruppe einlassen können oder eine entsprechen große Strahlkraft besitzen, die größten Erfolge in Bezug auf Mitgliederbindung besitzen. Die setzt aber wiederum hohe pädagogische Fähigkeiten voraus. Ob diese von Berufs wegen vorhanden sind oder einfach natürlicherweise vorhanden ist, ist unerheblich.

Diese These birgt eine nicht unerhebliche Sprengkraft, da damit im Rückschluß ausgesagt wird, dass es letztendlich am Trainer liegt, wenn die Kinder aufhören/nicht weitermachen.
Da aber nicht sein kann, was nicht sein darf; werden die Gründe lieber im Strukturellen gesucht (Was stimmt mit unserem Sport nicht?).
Es muss aber schon eine ungewöhnlich hohe Motivation beim Sportler vorhanden sein, um im Jugendalter eine Sportart nur um des Sports willen auszuführen. Wenn ich mich recht erinnere, war das bei Kindern gleich 0 (Trainer/Elterneinfluss 100%) und mit steigendem Alter verschob sich der Einfluss der Sportart immer mehr. Irgendwo gab es eine Kurve zu dem Thema, ich kann sie aber nicht mehr finden.

- Besonderen Einfluss haben auch immer "Wendepunkte". Nach meiner Erfahrung verschiebt sich das persönliche Wertesystem bei Jugendlichen permanent. Jedes mal wenn etwas Neues dazukommt (Schule, Partner, Freundeskreis etc.) verschieben sich die Prioritäten von Kindern/Jugendlichen und es gibt immer Dinge, die nach unten von der Liste rutschen. Die Beschäftigung mit dem Judosport muss also insgesamt sehr weit oben auf der Kiste stehen, um alle Stürme der Kinder- und Jugendzeit zu überstehen und die Wertigkeit des Judo hängt in diesem Alter wiederum sehr von den Bezugspersonen ab.

LG
Olaf
Immer wieder muß das Unmögliche versucht werden,
um das Mögliche zu erreichen

Derjenige, der sagt „Es geht nicht“, soll denjenigen nicht stören, der es gerade tut.

Jeder kann unter http://www.obernkirchenraptors.de mehr über uns erfahren.
kanou65m
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Re: Warum hören soviele Kinder mit Judo auf??

Beitrag von kanou65m »

Olaf hat geschrieben:Die Vergleichsstatistiken von NJV und LSB passen in Niedersachsen sowieso nicht, da der LSB keine gesonderte Erfassung der passiven Mitglieder betreibt. Alle Kinder die in den LSB-Vereinen z.B. nach dem Kinderturnen noch erfasst sind (z.B. über Familienmitgliedschaften usw.) aber schon lange nicht mehr aktiv sind, werden trotzdem voll erfasst. Beim Judo werden die nicht mehr aktiven Mitglieder aber nicht mehr gemeldet, weil man sonst eine Sichtmarke beziehen müsste, dafür gibt es beim NJV die Passivmeldung. Im Endeffekt ergibt das einen Fehlbetrag von 10000 Sportlern, die dem LSB gemeldet werden, dem Fachverband aber nicht.

Da ab 2010 alle Mitgliedszahlen nur noch dem LSB gemeldet werden und der NJV sich die Zahlen dort holt und keine eigene Stärkemeldung mehr erhebt, werden die Statistiken erstmals vergleichbar. Dieses Vorgehen wurde vom LSB satzungsmäßig für alle Fachverbände in Niedersachsen so festgelegt. Ich hatte das bereits an anderer Stelle einmal dargestellt.

Olaf
Hallo Olaf,
Was ist eine Passivmeldung?
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