"Mit 4 bis 5 Jahren kommen sie dann zum Training sind aber nicht bereit noch 3 bzw 2 Jahre bis zu ihrer ersten Prüfung zu warten.
Warum sollten sie es auch, wenn sie die Chance haben, in der Bubiliga etc sofort zu wettkampfmäßig zu spielen. Da reicht auch das erweiterte Angebot also z.B Judosafari und Vereinsmeisterschaft nicht wirklich weiter."
"Meine Kinder" hatten in der Regel kein Problem, die Zeit bis zum ersten Gürtel zu überbrücken - manche ehrgeizigen Eltern schon eher....
Bis 5/6 Jahre haben viele noch nicht mal ein Interesse einen eigenen Judo-Anzug zu haben. Ich sage den Eltern immer, sie sollen so lange mit dem Kauf warten, bis das Kind selbst einen möchte - und dann gibt es den nicht einfach so, sondern zum Geburtstag oder Weihnachten... dann wirkt das entsprechend - wieder eine Stufe geschafft beim "Großwerden". Der wird dann mit viel Stolz getragen.
Dann machen wir einmal im Jahr die Judo-Safari. Wir haben den Leichtathletikteil zu einem Sportfest ausgebaut, dass wir an einem Samstagmorgen durchführen. Gerade letzten Samstag hatten wir 50 Kinder zwischen 3 und 14 Jahren, die viel Spaß hatten. Wir haben neun Disziplinen gemacht: Laufen - Sprint, Langstrecke und Slalom, Werfen - Weitwurf, Überkopfwurf und Zielwurf, Springen - Weitsprung, Standweitsprung und Seilspringen - da waren sie zwei Stunden beschäftigt.
Im Herbst gibt es dann eine Vereinsmeisterschaft im Dojo - ein Riesen-Erlebnis gerade für die Weißgurte, die ja sonst noch nicht kämpfen.
Zur Weihnachtsfeier bringen die Kinder dann ihren Kreativteil ein (Bilder, Tischdeko, Fensterbilder, Gedichte, Lieder...) und dort erhalten Sie Urkunde, Medaille und Judo-Safari-Abzeichen.
Und schon wieder ist ein Jahr rum. Hat man das gelbe Känguruh, will man im nächsten Jahr den roten Fuchs... usw. Wenn der 7. Geburtstag erreicht ist, nehme ich den Kindern dann immer im laufenden Training die Prüfung ab - da müssen Sie dann nicht mehr lange auf den nächsten Prüfungstermin warten. Erfahrungen, die über 10 Jahre rausgehen, haben wir auch noch kaum... allerdings beobachte ich zur Zeit mit Sorge, daß die Kinder - teilweise völlig gegen ihren Willen - aufhören müssen, weil das G8 irgendwann so viel fordert und die Belastung mit Nachmittagsunterricht und Hausaufgaben so stark ist, dass keine Zeit fürs Training bleibt. Und da spielt es keine Rolle, ob sie mit 3, 6 oder 8 angefangen haben. Ich habe aber die Hoffnung, dass Sie vielleicht irgendwann wieder die Kurve kriegen... vielleicht beim Unisport? Gute Grundlagen sind ja gelegt
Gruß
Judokatze
P:S: Wer noch mehr Motivation braucht, kann ja die Kinderpässe mit Aufklebern verwenden - wir haben uns dagegenentschieden, weil wir sie als zu teuer empfinden, und auch ohne gut klarkommen. Unsere Kinder bekommen gleich mit 3 den richtigen Judo-Pass.
Meine Tochter (7) ist gleich 10 cm gewachsen, als die Kampfrichterin bei ihrem zweiten Kampf an der Waage bewundernd sagte: "Toll, wenn man in der U10 einen Pass hat, wo schon 5 Jahressichtmarken drin sind".
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...aber wissenschaftlich nachgewiesen hören die meisten nach ca. 10 Jahren guter Leistung auf.
Na, der Studie mag ich nicht so ganz glauben, denn dann gäbe es die vielen Judoka, die Judo 20, 30,40 oder mehr Jahre betreiben ja gar nicht - und in unserem Verein sind das die Leute, auf die man zählen kann - als Trainer und als Vereinsmitglieder. Mir geht es auch nicht vorrangig darum, "Leistungssportler" heranzuzüchten - die Weichen werden viel später gestellt und da spielen dann viele Faktoren rein.
Aber frag mal die Fußballnationalmannschaft, wann die angefangen haben zu kicken?
Wenn wir uns beim Judo nicht um die Kleinen kümmern, sind sie beim Fußball, beim Turnen oder bei der Leichtathlethik - und wir kiegen dann später nur die, die dort "ausgemustert" werden - klingt zwar hart, habe ich aber oft genug von Eltern mitbekommen. Und diese Kinder sind dann auch nicht unbedingt die späteren Leistungssportler, wenn sie mit 8, 9 oder 10 frustriert zum Judo geschickt werden, weil es beim Fußball nicht geklappt hat. Es ist schön und gut, wenn sie sich dann beim Judo wohlfühlen - aber wenn wir einen breiten Querschnitt der Talente im Verein wollen, dann dürfen wir die Kinderarbeit und das Grundlagen-Legen nicht den anderen überlassen.
Gruß
Judokatze