Aus verschiedenen Gründen musste die bisher gültige Regel modifiziert werden. Sie hat sich in der Praxis als wenig sinnvoll erwiesen.
Zwischen Zulassen des Griffes für zwei, drei Sekunden zur Wurfausführung,
was meiner Meinung nach für die Karis kein Problem sein dürfte,
da bei einseitigem Griff derselbe Modus greift und
dem kompletten Verbieten einer im Judo normalerweise
üblichen Faßart liegt mehr als eine "geringfügige" Modifikation.
Warum wird die Regel also nicht komplett abgeschafft und stattdessen
werden Angriffe auf die Wirbelsäule konsequenter bestraft?
Jemand im "Schwitzkasten" den Kopf in den Boden zu rammen,
ist in meinen Augen solch Angriff - und so wie ich es mitbekommen
habe, der ursprüngliche Auslöser für die Griffregelung.
Ein weiterer Punkt sind leider wieder einmal erfolgs-geile, uneinsichtige Trainer, die jegliche Bemühungen um eine gute Ausbildung zu Nichte machen. Leider war es keine Seltenheit, dass Trainer ihre Schützliche auf ein destruktives "Runterdrücken" eingestellt haben (was von den KRs lange toleriert wurde und in Verbindung mit dem fehlenden Koka keine Konsequenzen hatte.
Ich bin zum Beispiel nicht erfolgsgeil, bringe trotzdem meiner
Gruppe zur Zeit Uchi-Mata mit Griff über/unter der Schulter
bei, weil ich es vom didaktischen Herangehen her in dem Fall für sinnvoll halte,
U-M am Anfang so zu lehren, daß der Kragenarm nicht stört und
die Eindrehbewegung behindert u. besser das Kuzushi unterstützen
kann.
Der Rest des Wurfes ist nämlich schon kordinativ anspruchsvoll genug.
Genauso zeige ich O-Uchi-Gari auch gern mit Einschlingen der Schulter bzw. Oberarms
-> gibt nämlich dann nahezu automatisch das richtige
Verhalten beim Verlagern des Schwerpunktes bei der Eindrehbewegung.
Die Trainer, die ihre Kids auf 'destruktives "Runterdrücken"' einstellen,
werden sicherlich _immer_ u. mit jeder Regel einen Weg finden,
Judo zu pervertieren.
"Runterdrücken" wäre natürlich nicht so vorteilhaft gewesen, wenn
es dem "Gedrückten", etwas bringen würde, mal das vorkommende
Bein des "Drückers" zu greifen und dran zu ziehen -
aber Beingreifer sind ja auch komischerweise nicht erlaubt...
Ich gehe mal davon aus, dass allen soweit klar ist, dass wir in der Basisausbildung in der Altersklassen U11 und U14 großen Wert auf das Werfen aus dem Reversgriff legen müssen.
Dafür ist die Prüfungsordnung zuständig - wozu wurde denn
"Grundform der Standtechnik" als Fach eingeführt?
Bei vielen Techniken ist dies für eine stabile Technikausführung nötig, auf jeden Fall aber ist es unabdingbar für einen vielseitigen Kampfstil (schon mal jemand aus dem Nackengriff zur Gegenseite eingedreht?).
Und um einen vielseitigen Kampfstil zu entwickeln, werden immer
mehr Techniken verboten?
Prima, da lernen sie ganz sicher jetzt ganz toll Ippon-Seoi-Nage
zu Abwehr gegen den Überschultergriff?
Und das Erlernen der "großen Techniken" wird bestimmt auch besser,
wenn ein wackeliger Stand und schwacher Zug nicht mehr
gekontert werden kann (Stichworte: Verbot Tani-Otoshi u. Gaeshi-Techniken).
Bevor hier ein sinnloser Zwergenaufstand (sorry!) geplant wird, würden mich die Argumente GEGEN diese Neuregelung interessieren. Insofern hätte ich, wie schon gesagt, auch eine Diskussion im bestehenden Thread besser gefunden als diese "Schwarz-Weiß-Umfrage".
Genau das ist es, was mich zur Weißglut treibt:
Sollte vielleicht nicht so was vor nem Beschluß diskutiert werden?
Und zwar mit den Betroffenen: Trainern, Karis, ja auch den U11/U14er?
Wozu gibt es dieses Forum, wozu gibt es das Judo-Magazin,
die DJB-Seite? Warum werden den Vereinen nicht über die Landesverbände Fragebögen zu solchen Themen zugeschickt?
Ich sehe den Wegfall einzelner Techniken (Koshi-guruma - sonst noch eine?) hier als nicht tragisch an. Wenn die Kids diesen Wurf in der PO haben, sind sie eh fast U17... zwinkern
Koshi-Guruma, Kubi-Nage, O-Tsuri-Goshi (als Konter gegen
Unter-Schultergriff-Koshi-Waza -> werden ja mit der neuen Regel
zunehmen), die entsprechenden
Varianten von Harai-/Hane-Goshi,
Uchi-Mata, O-Uchi-Gari; Yoko-Sumi-Gaeshi... Aber zum Thema
Vielfalt siehe oben...
Regeln zum gesundheitlichen Schutz der Kinder sind sicherlich
sinnvoll (Würgeverbot in den untern Altersklassen,
Hebeleinschränkungen, Kampfzeit);
Regeln zum "Entschärfen" bestimmter restriktiver Einschränkungen
(z.B. die neue In-/Außenregel, oder erst Ermahnen bei Passivität u.ä.
anstelle gleich den Shido anzusagen) machen bei Kindern
sicherlich auch Sinn.
Aber alles was darüber hinaus Judo im technischen Bereich einschränkt, gehört abgeschafft.
Denn so etwas führt langfristig zu immer unangenehmeren Nebenwirkungen...
(Ach so: den neuen Faden habe ich wegen der Umfrage gestartet.)