Trainingsmethode für Hüftwürfe???
- Peter el Gaucho
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Trainingsmethode für Hüftwürfe???
Bei den Judokindern im Alter von 7-8 Jahren habe ich Schwierigkeiten, ihnen Würfe mit Hüfteinsatz und Aufladen auf Rücken/Hüfte beizubringen, z.B. O-goshi, Tsuri-goshi, Koshi-guruma ... aber auch Ippon-seoi-nage (= Te-waza). Ich habe zigmal vorgeführt und erklärt, dass man die Beine beugt, Uke auflädt, die Beine wieder streckt und dann abwirft. Aber immer wieder drehen sie sich nur ein und ziehen kräftig mit den Armen und wundern sich, warum Uke einfach nicht fallen will. Die wichtige Arbeit mit den Beinen und dem Aufladen machen sie einfach nicht.
Hat jemand eine bewährte Trainingsmethode, wie ich den Kindern das beibringen kann?
Hat jemand eine bewährte Trainingsmethode, wie ich den Kindern das beibringen kann?
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- Shinbashi
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Re: Trainingsmethode für Hüftwürfe???
Wie kommst du auf die Idee, dass "aufgeladen" werden muss ? Es wird doch eher geleitet bzw. umgelenkt.
Und was bedeutet das "Te" bei den Te-Waza ?
Und was bedeutet das "Te" bei den Te-Waza ?
Gruß
Shinbashi
Wären Hunde Katzen, könnten sie auf Bäume klettern
Shinbashi
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- Peter el Gaucho
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Re: Trainingsmethode für Hüftwürfe???
Ich sprach von Hüftwürfen, erwähnte aber auch zusätzlich Ippon-seoi-nage. Damit niemand mich darauf aufmerksam machen muss, dass ISN kein Hüftwurf ist, habe ich als präventiven Zusatz geschrieben "= Te-waza". Te heißt "Arm" oder auch "Hand". ISN gehört zur Wurfgruppe der Hand- bzw. Armwürfe. Die anderen erwähnten Techniken gehören zur Wurfgruppe "Koshi-waza", d.h. sind Hüftwürfe.
Die Sache mit dem Strecken der Beine kannst du auch nachlesen im Buch "Judo lernen" von Ulrich Klocke. Zuerst kommt Tori mit seinem Becken tief unter Ukes Schwerpunkt und durch Strecken der Beine werden Ukes beide Stützen (= 2 Beine) vom Boden entfernt. Da er sich voll in der Luft befindet, kann er somit auch leicht geworfen werden.
Die Sache mit dem Strecken der Beine kannst du auch nachlesen im Buch "Judo lernen" von Ulrich Klocke. Zuerst kommt Tori mit seinem Becken tief unter Ukes Schwerpunkt und durch Strecken der Beine werden Ukes beide Stützen (= 2 Beine) vom Boden entfernt. Da er sich voll in der Luft befindet, kann er somit auch leicht geworfen werden.
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Re: Trainingsmethode für Hüftwürfe???
Peter el Gaucho hat geschrieben:Die Sache mit dem Strecken der Beine kannst du auch nachlesen im Buch "Judo lernen" von Ulrich Klocke. Zuerst kommt Tori mit seinem Becken tief unter Ukes Schwerpunkt und durch Strecken der Beine werden Ukes beide Stützen (= 2 Beine) vom Boden entfernt.
Die Frage ist hier ist die nach dem genauen Wie
Das "Wegschießen" der Beine ist der Wurf...Peter el Gaucho hat geschrieben:Da er sich voll in der Luft befindet, kann er somit auch leicht geworfen werden.
Wie gesagt, das "Wie" ist entscheidend.
Mit freundlichem Gruß
Fritz
Fritz
Re: Trainingsmethode für Hüftwürfe???
Man sollte die Beine jedenfalls nicht direkt nach oben strecken, weil es die Knie ungemein belastet und viel Kraft kostet. Man sollte eher mit der Hüfte nach hinten gegen die Oberschenkel Ukes stoßen, so dass sein Körper über uns hinweg kippt.Peter el Gaucho hat geschrieben:Ich sprach von Hüftwürfen, erwähnte aber auch zusätzlich Ippon-seoi-nage. Damit niemand mich darauf aufmerksam machen muss, dass ISN kein Hüftwurf ist, habe ich als präventiven Zusatz geschrieben "= Te-waza". Te heißt "Arm" oder auch "Hand". ISN gehört zur Wurfgruppe der Hand- bzw. Armwürfe. Die anderen erwähnten Techniken gehören zur Wurfgruppe "Koshi-waza", d.h. sind Hüftwürfe.
Die Sache mit dem Strecken der Beine kannst du auch nachlesen im Buch "Judo lernen" von Ulrich Klocke. Zuerst kommt Tori mit seinem Becken tief unter Ukes Schwerpunkt und durch Strecken der Beine werden Ukes beide Stützen (= 2 Beine) vom Boden entfernt. Da er sich voll in der Luft befindet, kann er somit auch leicht geworfen werden.
Hiroshi Katanishi zeigt und erläutert das hier sehr schön (ab ca. 7:30), zwar auf französisch, aber die Aufnahmen sprechen für sich: http://www.youtube.com/watch?v=bievkFxqP4o
Die Belastung ist beim Kippen eine andere, geringere als beim "Ausheben". Man beachte, dass sich seine Hüfte tatsächlich nicht senkrecht nach oben bewegt, sondern auf einer Art Halbkreisbahn erst nach hinten und erst dann nach oben.
Vielleicht ist es daher besser mit den Kindern so zu üben, dass sich eines vor das andere hockt und das hintere dann eine Art assistierte Rolle über das vordere macht?
Hiroshi Katanishi
Katanishi ist genial, da macht Judo schon alleine nur beim Zusehen unendlich viel Spaß.
- Peter el Gaucho
- Blau Gurt Träger
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Re: Trainingsmethode für Hüftwürfe???
ok, der Film von Katanishi ist sehr gut.
Ich werde das erstmal bei den Fallübungen einbauen, d.h. Uke soll auf diese Weise spielerisch eine Rolle vorwärts über Tori machen. Ist der Bewegungsablauf klar, dann werde ich die Kinder damit Würfe machen lassen. Mal sehen, ob das damit besser klappt. Auf diese Weise können die Kinder sowohl Fallen als auch Werfen lernen.
Ich werde das erstmal bei den Fallübungen einbauen, d.h. Uke soll auf diese Weise spielerisch eine Rolle vorwärts über Tori machen. Ist der Bewegungsablauf klar, dann werde ich die Kinder damit Würfe machen lassen. Mal sehen, ob das damit besser klappt. Auf diese Weise können die Kinder sowohl Fallen als auch Werfen lernen.
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Re: Trainingsmethode für Hüftwürfe???
Als Eingangsübung zu o.g. Techniken habe ich immer das Balance- Board rausgeholt:
Einer stellt sich aufs Balance- Board, der andere dreht ein und wirft. Uke ist etwas grösser dadurch, da fällt das Eindrehen leichter. Ausserdem hat er keine Chance zu sperren. Du wirst Dich wundern, wie einfach das Werfen somit geht.
Wenn Du ihnen dann sagst, dass durch das Aufladen/Ausheben das Werfen auch ohne das Board einfach geht, wissen sie auch, warum sie das machen müssen und achten selbst darauf.
Wichtig ist es, Erfolgserlebnisse zu (ver)schaffen um die Langzeitmotivation aufrecht zu erhalten.
Einer stellt sich aufs Balance- Board, der andere dreht ein und wirft. Uke ist etwas grösser dadurch, da fällt das Eindrehen leichter. Ausserdem hat er keine Chance zu sperren. Du wirst Dich wundern, wie einfach das Werfen somit geht.
Wenn Du ihnen dann sagst, dass durch das Aufladen/Ausheben das Werfen auch ohne das Board einfach geht, wissen sie auch, warum sie das machen müssen und achten selbst darauf.
Wichtig ist es, Erfolgserlebnisse zu (ver)schaffen um die Langzeitmotivation aufrecht zu erhalten.
Re: Trainingsmethode für Hüftwürfe???
Ich empfehle, das Wort "Ausheben" zu vermeiden und stattdessen "Kippen" zu verwenden.
Ausheben klingt zu sehr nach Hochheben, Kraft einsetzen.
Wir hatte schon Diskussionen darüber und uns als Kompromiss auf "Aushebeln" geeinigt:
viewtopic.php?p=55257#p55257
Ausheben klingt zu sehr nach Hochheben, Kraft einsetzen.
Wir hatte schon Diskussionen darüber und uns als Kompromiss auf "Aushebeln" geeinigt:
viewtopic.php?p=55257#p55257
Zuletzt geändert von Fritz am 02.11.2012, 01:37, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Verweis korrigiert, Danke @Katana ;-)
Grund: Verweis korrigiert, Danke @Katana ;-)
Mit freundlichem Gruß
Fritz
Fritz
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Re: Trainingsmethode für Hüftwürfe???
"Te" heisst Hand und bedeutet in dem Zusammenhang, dass die Hand etwas Wichtiges beim Wurf tut.Peter el Gaucho hat geschrieben:Ich sprach von Hüftwürfen, erwähnte aber auch zusätzlich Ippon-seoi-nage. Damit niemand mich darauf aufmerksam machen muss, dass ISN kein Hüftwurf ist, habe ich als präventiven Zusatz geschrieben "= Te-waza". Te heißt "Arm" oder auch "Hand". ISN gehört zur Wurfgruppe der Hand- bzw. Armwürfe. Die anderen erwähnten Techniken gehören zur Wurfgruppe "Koshi-waza", d.h. sind Hüftwürfe.
"Koshi" = Hüfte und hier ist es die Hüfte, die was machen muss / bewegt werden will
Aber Fritz hat es schon auf den Punkt gebracht.
Ja und Uli Klocke hat es direkt von Kano erfahren...... scnrPeter el Gaucho hat geschrieben: Die Sache mit dem Strecken der Beine kannst du auch nachlesen im Buch "Judo lernen" von Ulrich Klocke. Zuerst kommt Tori mit seinem Becken tief unter Ukes Schwerpunkt und durch Strecken der Beine werden Ukes beide Stützen (= 2 Beine) vom Boden entfernt. Da er sich voll in der Luft befindet, kann er somit auch leicht geworfen werden.
Gruß
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Re: Trainingsmethode für Hüftwürfe???
Wenn ich mir dies hier so druchlese, muss ich mal wieder feststellen, das in allen Vereinen mitlerweile so fast die selben Probleme "herrschen".
Was den Kindern nur über DEUTLICH klar gemacht werden sollte, ist der Armzug, auch bei Seoi-nage-Techniken.
Geht dieser vor den Bauch, kann ich Uke nicht oder nur sehr mühselig werfen.
Ich bin immer wieder erfreut über die strahlenden Gesichter, wenn es meine Kidis nun endlich verstanden haben.
Die machen es dann auch nie wieder anders, da gemerkt wurde, ich muss mich ja gar nicht mehr so anstrengen.
Ob man hierzu nun Hilfsmittel einbaut oder nicht.
Es könnte hier nur etwas mit der Motivation der Kinder zu tun haben, dass diese dann länger aufmerksam bleiben.
Dies ist echt nicht zu unterschätzen.
Ich selber bin kein Freund davon, die Partnerübung derart zu gestalten, dass der Partner vor einem kniet und dann eine Rolle über den Partner machen soll, in dem Tori führt.
Hier geht viel zu viel verloren, motorisch finde ich dies auch sehr bedenklich, da fast alles was den Hüftwurf ausmacht, hier gar nicht trainiert wird.
Z.B. der Hüfteinsatz!!!
Bei dem Altersbereich gibt es z.B. die Möglichkeit (der Motorik wegen), eine einfache Vorübung zu machen, welche auch nicht das Allheilmittel ist, aber bei den meisten gute Erfolge schafft.
Man stelle sich nebeneinander,
die Hände haben schon die Position, wie diese für den Wurf erforderlich sind und nun
laufen beide gerade aus und blicken hierbei auch in die selbe Richtung.
Nach ein paar Schritten erfolgt dann der Eingang in die gewünschte Technik
Hier im Grunde nur durch ein Vorschieben der Hüfte.
Wichtig ist nur, da man es nicht mal so vormacht und dann mal wieder so, Abänderungen nur bei Fortgeschrittenen.
Was den Kindern nur über DEUTLICH klar gemacht werden sollte, ist der Armzug, auch bei Seoi-nage-Techniken.
Geht dieser vor den Bauch, kann ich Uke nicht oder nur sehr mühselig werfen.
Ich bin immer wieder erfreut über die strahlenden Gesichter, wenn es meine Kidis nun endlich verstanden haben.
Die machen es dann auch nie wieder anders, da gemerkt wurde, ich muss mich ja gar nicht mehr so anstrengen.
Ob man hierzu nun Hilfsmittel einbaut oder nicht.
Es könnte hier nur etwas mit der Motivation der Kinder zu tun haben, dass diese dann länger aufmerksam bleiben.
Dies ist echt nicht zu unterschätzen.
Ich selber bin kein Freund davon, die Partnerübung derart zu gestalten, dass der Partner vor einem kniet und dann eine Rolle über den Partner machen soll, in dem Tori führt.
Hier geht viel zu viel verloren, motorisch finde ich dies auch sehr bedenklich, da fast alles was den Hüftwurf ausmacht, hier gar nicht trainiert wird.
Z.B. der Hüfteinsatz!!!
Bei dem Altersbereich gibt es z.B. die Möglichkeit (der Motorik wegen), eine einfache Vorübung zu machen, welche auch nicht das Allheilmittel ist, aber bei den meisten gute Erfolge schafft.
Man stelle sich nebeneinander,
die Hände haben schon die Position, wie diese für den Wurf erforderlich sind und nun
laufen beide gerade aus und blicken hierbei auch in die selbe Richtung.
Nach ein paar Schritten erfolgt dann der Eingang in die gewünschte Technik
Hier im Grunde nur durch ein Vorschieben der Hüfte.
Wichtig ist nur, da man es nicht mal so vormacht und dann mal wieder so, Abänderungen nur bei Fortgeschrittenen.
- Peter el Gaucho
- Blau Gurt Träger
- Beiträge: 142
- Registriert: 10.09.2009, 16:48
Re: Trainingsmethode für Hüftwürfe???
Viele Dank für alle Antworten.
Ich habe das mit dem "Aushebeln" ausprobiert und es klappte einfach gut. Ich finde, dass macht auch richtig Sinn.
Wir haben es im Training mit den Kindern auch gemacht. Wenn es noch Schwierigkeiten gibt, dann lag es daran, dass die Kinder:
- entweder nicht tief genug mit ihrer Hüfte runter gehen oder
- nicht kräftig genug mit den Armen ziehen.
Aber das läßt sich immer noch mit Erklären und mit Anspornen einfach "reparieren".
Eigentlich wollte ich damals nur eine einfache Frage stellen und war erstaunt, dass ich damit einen ganz wichtigen Punkt getroffen haben. Ich denke, es war nicht nur fuer mich, sondern auch für viele andere wichtig, das Wurfprinzip bei Hüftwürfen nochmals zu vertiefen und ganz deutlich zu machen. Es sind halt immer wieder die Details, die im Judo so wichtig sind.
Ich habe das mit dem "Aushebeln" ausprobiert und es klappte einfach gut. Ich finde, dass macht auch richtig Sinn.
Wir haben es im Training mit den Kindern auch gemacht. Wenn es noch Schwierigkeiten gibt, dann lag es daran, dass die Kinder:
- entweder nicht tief genug mit ihrer Hüfte runter gehen oder
- nicht kräftig genug mit den Armen ziehen.
Aber das läßt sich immer noch mit Erklären und mit Anspornen einfach "reparieren".
Eigentlich wollte ich damals nur eine einfache Frage stellen und war erstaunt, dass ich damit einen ganz wichtigen Punkt getroffen haben. Ich denke, es war nicht nur fuer mich, sondern auch für viele andere wichtig, das Wurfprinzip bei Hüftwürfen nochmals zu vertiefen und ganz deutlich zu machen. Es sind halt immer wieder die Details, die im Judo so wichtig sind.
"Beklage dich nicht über die Dunkelheit. Zünde eine Kerze an." (Konfuzius)