Mein Gedanke weiter oben ist durch Fritz ein wenig verkürzt bzw. aus dem Zusammenhang gerissen dargestellt worden. Ich hatte geschrieben:
Werden also altersgerechte, freudvolle, an den jeweiligen Altersstufen orientierte Angebote gemacht, so spricht auch in einem Judoverein überhaupt nicht dagegen. Aber man sollte sie dann vielleicht Vor-Judo oder ähnlich nennen oder einfach als das bezeichnen, was sie sind: Bewegungsschulung auf der Judomatte (eventuell sogar mit Judoelementen wie Fallen oder Haltegriffe und Bodenkampf, z.B. bei den 4-7-jährigen).
Wenn also Judovereine ein vielfältiges, an den Interessen ihrer Mitglieder orientiertes Angebot bereitstellen und neben dem Judo auch die allgemeine Bewegungs- und Sozialerziehung fördern, dann ist dies ein prima Gedanke. Wenn jedoch die Gruppen in der Altersstufe unter 8 Jahren immer größer und die in der Altersstufe über 8 Jahren zahlenmäßig immer kleiner werden, dann muss sich die Vereinsführung Gedanken machen, ob Judo (als Kampfsport, Kampfkunst, Lebensphilosophie, Selbstverteidigung, Fitnesstraining, Erziehungssystem...) noch das wesentliche Mittel ist, die Vereinsziele anzusteuern.
Damit möchte ich deutlich machen, dass
- Judovereine durchaus die verschiedensten Alters- und Zielgruppen "bedienen" können, wenn sie ihnen ein passendes (also altersgerechtes, freudvolles, an den jeweiligen Altersstufen orientiertes) Angebot machen können (und wollen, d.h. einen Lehrer haben, der das gerne macht)
- in diesen Angeboten können je nach Alter und Ziel keine, wenige, mehrere oder viele Judoelemente enthalten sein
- alles ist gut, wenn es dem Verein und den Kindern nutzt.
Als Judoverein sollte man jedoch immer überlegen, worin das "Kerngeschäft" besteht und dieses dann
auch bei den jeweiligen Zielgruppen angemessen vermitteln. Wenn also in einem Judoverein auch Kata, Randori, Shiai sowie Mondo und Kogi ihren inhaltlich angemessenen Platz finden, so ist gegen Angebote, in denen sich diese Vermittlungsformen weniger deutlich finden, überhaupt nichts einzuwenden.
Ich bin also überhaupt
nicht gegen alle Formen kindlicher und frühkindlicher Erziehung (mit und ohne Judo), aber ich bin sehr für die Vermittlung von Judo als Erziehungssystem für unsere Jugend und jungen Erwachsenen - und dieses "Geschäft" wird immer schwieriger, auch weil sich um diese Altersgruppe immer mehr Vereine und andere Organisationen oder einfach nur Werbeträger "kümmern".
Kleinkinderjudo, Vorjudo, Eltern-Kind-Judo sind "einfacher" in den Vereinen anzubieten, weil da offenkundig in unserer Gesellschaft ein wie auch immer entstandener "Bedarf" besteht. Bei den Kids ab 8 Jahre (aufwärts bis 20 Jahre) müssen die Judoclubs durch gute Arbeit werben und durch eine langfristig durchdachte Ausbildung. Das fällt vielen Vereinen schwer, die häufig nicht auf eigene Dojo oder professionelle Judolehrer (wie z.B. in Frankreich) zurückgreifen können.
Ich hoffe, mit diesen Ergänzungen meine vorherigen Aussagen ein wenig deutlicher gemacht zu haben.
Jupp