Sportler sind die besseren Schüler!

Hier könnt ihr alles posten was mit Judo zu tun hat

tutor!
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Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von tutor! »

Soeben flattert mir eine Mail ins Haus mit einem interessaten Link:

http://www.wir-im-sport.de/templates/sp ... &nodeid=78

Eigentlich wussten wir ja schon immer, dass Kinder, die Sport treiben, auch in ihrer Intelligenz gefördert werden. Und dass dies beim Judo besonders der Fall sein kann - davon war sogar schon Jigoro Kano Ende des 19. Jahrhunderts überzeugt als er sich um "Judo und intellektuelle Erziehung" (s.a. http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... =20&t=3763) Gedanken machte:
Kano nennt 6 Stufen bzw. Aspekte einer Ausbildung des Intellekts:
  • Beobachtung
  • Erinnerung
  • Überprüfung
  • Phantasie
  • Sprache
  • "Große Kapazität"
Heute können wir aber sagen: die Wissenschafts hat´s festgestellt....
So gibt es Sportarten, die besonders die Kreativität fördern und solche, die mehr motorisch angelegt sind. Bei manchen Sportarten wird dagegen der Schwerpunkt auf die Verbesserung von Ausdauer, Kraft oder Koordination gelegt. Deshalb sei auch zu erwarten, dass Schülerinnen und Schüler aus kreativen und intellektuell herausfordernden Sportarten bessere Leistungen in der Schule entwickeln als in rein motorisch angelegten Disziplinen.
Und folgerichtig:
Interessant ist aber auch die Untersuchung in der Differenzierung nach Sportarten. Dabei wurde herausgefunden, dass bei den sporttreibenden Jugendlichen - je nach Wahl der Sportart - Unterschiede zwischen "erfolgreichen" und "nicht so erfolgreichen" Schülern bestehen. So hatten z. B. Tischtennis-Spieler und Turner in der Untersuchung mit einem Durchschnitt von 2,0 den besten Notendurchschnitt, gefolgt von Kampfsportlern, Volleyballern, Handballern, Reitern und Basketballern. Fußball und Tennis bildeten das Schlusslicht in der Rangliste der bewerteten Sportarten.
Den absoluten Spitzenplatz holen wir uns auch noch durch die weitere Verbesserung des Trainings in den Vereinen ;)
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Syniad
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Re: Sportler sind die beseren Schüler!

Beitrag von Syniad »

tutor! hat geschrieben: intellekutelle Erziehung"
*grins*
tutor! hat geschrieben:Den absoluten Spitzenplatz holen wir uns auch noch durch die weitere Verbesserung des Trainings in den Vereinen ;)
Wir Reiter werden Euch aber nicht vorbeiziehen lassen. ;)

So, und jetzt zum eigentlichen Grunde dieses Beitrags: Wärst Du so nett zu erläutern, was mit "Großer Kapazität" gemeint ist?
:danke

Viele Grüße,
Sonja
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tutor!
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Re: Sportler sind die beseren Schüler!

Beitrag von tutor! »

Syniad hat geschrieben:
tutor! hat geschrieben:Den absoluten Spitzenplatz holen wir uns auch noch durch die weitere Verbesserung des Trainings in den Vereinen ;)
Wir Reiter werden Euch aber nicht vorbeiziehen lassen. ;)
Stimmt! Wir sind nämlich schon vor Euch... Aber nicht schlimm - Du bist doch beides....
Syniad hat geschrieben:So, und jetzt zum eigentlichen Grunde dieses Beitrags: Wärst Du so nett zu erläutern, was mit "Großer Kapazität" gemeint ist?
Gerne - Du müsstest nur dem angegebenen Link (http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... =20&t=3763) zu meinem damaligen Beitrag folgen. Aber wenn ich mich nochmal selbst zitieren darf (die Seitenzahlen beziehen sich auf Niehaus.
Schlussendlich sieht Kano auf der höchsten Ebene die "Große Kapazität". Sie beruht auf zwei Säulen: dem Neuen aufgeschlossen zu sein und die Fähigkeit zu besitzen, unterschiedliche Theorien verknüpfen, unterscheiden und schließlich zusammenfügen zu können. Dazu Kano mahnend:
  • "Aber wer seine Meinung zu stark beschützt, kann keine Fortschritte machen" (S. 289)
  • "Neues nicht abzulehnen, ist die erste Fähigkeit der großen Kapazität und für jeden Fortschritt wichtig" (S. 290)
[/i]
Letztlich kann man die "Große Kapazität" symptomatisch für Kanos eigenen Lebensweg sehen: stets war er neugierig auf Neues, stets hat er versucht, sich wissenschaftliche Erkenntnisse zunutze zu machen, niemals aber war er ein unkritischer "Aktualist", sondern stets ein Mann, der Neues mit Altem verknüpft hat und dabei beidem - dem Alten wie dem Neuen - kritisch gegenüberstand und es sorgfältig auf seine Prinzipien hin überprüfte. (BTW: für mich ist gerade diese Geisteshaltung der Grund dafür, dass Kano später auf der Suche nach Universalprinzipien war, die auf alle Lebensbereiche anwendbar waren - sie sollten schlicht die "ultimativen Kriterien" sein, an denen man sein Leben und seine Entscheidungen ausrichten konnte.)
Syniad hat geschrieben:Viele Grüße,Sonja
Viele Grüße zurück - tutor!
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Re: Sportler sind die beseren Schüler!

Beitrag von Syniad »

tutor! hat geschrieben: Stimmt! Wir sind nämlich schon vor Euch... Aber nicht schlimm - Du bist doch beides....
Stimmt natürlich. :D
(Dem Artikel kann man aber nicht entnehmen, ob wir nicht vielleicht auch nur gleichauf sind *flüster*. Es steht natürlich zu vermuten, dass es eine Reihung ist...)
tutor! hat geschrieben: Gerne - Du müsstest nur dem angegebenen Link (http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... =20&t=3763) zu meinem damaligen Beitrag folgen.
:oops: Na klar, hätt' ich machen sollen. Mein Kopf ist wohl weichgekocht von zuviel Mythentheorie im Moment. Nicht alle der vielen, vielen Mythentheoretiker hatten nämlich die "Große Kapazität", konnten Unwichtiges von Wichtigem trennen, Altes bewahren, wenn nötig, dennoch Neuem aufgeschlossen gegenüberstehen und es sinnvoll in die eigene Theorie einarbeiten. ;)
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Christian
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Re: Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von Christian »

Hi,

ich bin beim Suchen nach der kompletten Studie auf die Homepage von Prof.Dr. Ingo Froböse gekommen. Dort ist ein etwas ausführlicher Bericht veröffentlicht, aber leider nicht die gesamte Studie.
Im Bereich News 2009 findet ihr ein Link zur pdf Datei

Dort findet ihr auch die genaue Auflistung der einzelnen Plätze:
Quelle siehe pdf Link hat geschrieben:
  1. Tischtennis (2,0)
  2. Turnen (2,0)
  3. Kampfsport (2,08)
  4. Volleyball (2,11)
  5. Handball (2,12)
  6. Reiten (2,12)
  7. Basketball (2,28)
  8. Tanzen (2,28)
  9. Joggen (2,29)
  10. Fahrrad fahren (2,31)
  11. Fitnessstudio (2,33)
  12. Schwimmen (2,4)
  13. Fußball (2,47)
  14. Tennis (2,5)
@Sonja, ich muss dir leider die Hoffnung nehmen, dass die Reiter auf gleicher Höhe liegen ;-)

Mich würde interessieren, wie die Ergebnisse zustande gekommen sind, bzw. wie die genauen Kriterien für die Bewertung aussahen. Vielleicht kann man da noch genauere Infos bekommen.
schöne Grüße
Christian
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Syniad
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Re: Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von Syniad »

Christian hat geschrieben: @Sonja, ich muss dir leider die Hoffnung nehmen, dass die Reiter auf gleicher Höhe liegen ;-)
Wir können immer noch auf gleicher Höhe mit den JUDOKA liegen :P . Es ist schließlich nicht nach Kampfsportarten aufgedröselt. Aber grundsätzlich ist das bei den knappen Ergebnissen auch egal - außerdem sehe ich persönlich Tischtennis nicht als komplexer an als Judo oder Reiten ;) . Aber velleicht kann mir ein Sportwissenschaftler ja das Gegenteil beweisen.

Interessant wäre für mich auch, Näheres zur Studie zu lesen. Zum Beispiel, wie die Durchschnittsnoten berechnet wurden (Klassenvergleich? Schulformübergreifend?) und inwieweit die im Artikel nur kurz angesprochenen "sozialen Faktoren" miteinberechnet wurden. Ich habe mal irgendwo gelesen (weiß jetzt leider nicht mehr. wo das war), dass die "bildungsfernen" Eltern ihre Kinder insgesamt weniger häufig im Sportverein anmeldeten. Das heißt, Sport treibende Kinder haben ohnehin zumeist ohnehin einen "Bildungsvorsprung", der sich sicher durch den Sport erhöht, aber auch aus anderer Quelle genährt wird.
Außerdem reiten deutlich mehr Mädchen als Jungs (so deutlich, dass es wahrscheinlich statistisch relevant ist), und die haben im Schnitt meines Wissens ohnehin schon bessere Noten.
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Re: Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von katana »

Wir können immer noch auf gleicher Höhe mit den JUDOKA liegen
Vielleicht liegt das daran, weil viele Reiter auch Judo machen ? :ironie3
tutor!
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Re: Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von tutor! »

Beim hervorragenden Abschneiden der Kampfsportler (und auch der Reiter) würde ich es eigentlich ganz gerne den Fußballern oder den Tennisspielern überlassen, nach den wissenschaftlichen Schwachstellen der Studie zu suchen. Den Reitern geben wir auch gerne einige Zehntel ab, damit Sonja nicht noch intensiver nachbohrt ;)

Dennoch kann ich nicht verhehlen, dass die Methodik der Untersuchung durchaus interessant ist.
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Re: Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von Christian »

Ich werde mal eine Mail an den leitenden Prof. schicken und mal nachfragen, ob es noch mehr Informationen zu der Studie gibt. Vielleicht darf man sie ja hier im Forum veröffentlichen. Werde euch auf dem laufenden halten.
schöne Grüße
Christian
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derLichtschalter
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Re: Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von derLichtschalter »

Dazu kann ich noch weiteres beisteuern, was diese Studie vielleicht ein wenig bestärkt. *räusper*

In Daun (Eifel) läuft seit einigen Jahren an einer Grundschule ein Projekt, das den Namen "Tägliche Sportstunde" trägt. Meines Wissens bekommt ein Teil der dortigen Schulklassen jeden Tag eine Stunde Sportunterricht. Ich weiß nicht, was für Sport dort betrieben wird, aber das ist im Grunde ja erstmal zweitrangig, die Hauptsache ist ja erstmal Sport. Diese Schüler haben im Vergleich zu den Klassen ohne tägliche Sportstunde um einiges bessere Noten, wie unsere Lehrer es ausdrückten, bzw. kognitiv-intellektuelle Fähigkeiten, wie der Ergebnisbericht es ausdrückt (siehe Link unten). Das entspricht zumindest soweit dem Bild, das uns in der Schülervertretung des Gymnasiums, das ich besuche, von der Fachschaft Sport vermittelt wurde - dazu später mehr.
Was die Fachschaft Sport jedoch gar nicht erzählte - und das verwunderte mich ein wenig - waren die zu beobachtenden Entwicklungen aus sozialer Sicht - was dann eigene Recherchen ergeben haben. Klassengemeinschaft, eigenständige Konfliktlösung, Integration einzelner in die Gemeinschaft, all das stellte für die Kinder nach einiger Zeit anscheinend kein großes Problem mehr dar. Ebenso sank die relative Unfallrate der Klasse im Gegensatz zu den Erwartungen, dass diese sogar steigen sollte. Es gab nur einen einzigen Unfall insgesamt.
Lange Rede, kurzer Sinn. Dies bestätigt ebenso die von tutor! gezeigte Studie. Was ich persönlich nun noch ganz nett finde, ist Folgendes: Die Fachschaft Sport unserer Schule erzählte, wie gesagt, in der SV davon. Sinn dessen war, dass die Sportlehrer zusammen mit dem Elternbeirat der Schule aufgrund der hohen Akzeptanz des Projektes in Daun und anderen Gymnasien ebenfalls ein Projekt "Tägliche Sportstunde" einführen wollte - und das nun mit einstimmiger Annahme in der SV auch tun konnte. Die neuen fünften Klassen unserer Schule bekommen nun also jeden Tag eine Stunde Sport. Vorerst ist das Projekt zwar auf ein Jahr beschränkt, soll dann aber auch auf die 6. Klasse erweitert werden und so die Schüler dazu anregen, selbst mehr Sport zu machen - ohne in der Schule dazu gezwungen zu werden - vielleicht ja auch Judo :D.
Um nochmal auf die Ergebnisse der Studie zurückzukommen: Vielleicht haben wir demnächst ja einen überproportionalen Anwachs von Anmeldungen in unseren Vereinen ;-).

Quelle: http://www.ganztagsschule.rlp.de/files/ ... S_Daun.pdf
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Syniad
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Re: Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von Syniad »

tutor! hat geschrieben: Den Reitern geben wir auch gerne einige Zehntel ab, damit Sonja nicht noch intensiver nachbohrt ;)
Habe ich gar nicht nötig, danke. Ich weiß, was ich am Reiten habe und dass es durch den Umgang mit dem Pferd Dinge bietet, die keine andere Sportart (außer vielleicht Voltigieren, ich bin ja ein großer Bewunderer der Voltis) leisten kann.

Aber irgendwie ist es für mich als Laien schon seltsam, dass Tischtennis am oberen, aber Tennis am unteren Ende der Skala liegt...
Deshalb wäre es interessant zu sehen, aus wie vielen Schulen / Regionen die Schüler stammen. Wenn die alle aus dem gleichen Ort waren, kann es natürlich sein, dass da ein renommierter, super strukturierter Tischtennisverein einen motorisch und kognitiv fördernden, induktiven Unterricht anbietet und es eher die Lernstruktur als die Inhalte sind, die das gute Ergebnis der Tischtennisfraktion bedingen.
Mir ist auch klar, dass bestimmte Inhalte bestimmte Strukturen fördern können (gerade mir als Reiterin ist das beim Judo aufgefallen - bei den Reitern vermittelt sich die zweibeinige Lehrkraft im Regelfall auditiv und kaum visuell, beim Judo wird viel mehr vorgemacht, und die Technikvermittlung findet viel stärker auf visuellem Wege statt), daher ja auch der Hinweis der Studie, dass motorisch fordernde Sportarten mehr fürs Hirn tun als auf Kraft abzielende.
Nur dass von den aufgeführten Sportarten ausgerechnet Tischtennis und Tennis so weit auseinanderliegen, nimmt mich eben wunder und lässt mich da nachgrübeln (ich weiß schon, dass die unterschiedlich sind ;) , aber doch nicht unterschiedlicher als Turnen und Basketball...).
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Re: Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von Ko-soto-gake »

So, nachdem ich das Ganze hier sehr interessiert gelesen habe (ich studiere Sportwissenschaft…), muss ich mich auch mal dazu äußern:

Ob sportliche Aktivität auch die kognitive Entwicklung fördert, wird in der Sportwissenschaft ja schon länger untersucht und das durchaus auch mit positiven Tendenzen, was die Ergebnisse angeht.
Ich habe in den einschlägigen Datenbanken mal nach einer neueren Studie dieses Autors gesucht, aber leider nichts gefunden. Kann aber natürlich sein, dass da noch was kommt und er auf seiner Homepage nur schon mal die ersten Ergebnisse veröffentlicht hat.

Trotzdem könnte man – wenn man wollte – an der hier genannten Studie einige Kritikpunkte nennen. Allerdings weiß ich natürlich auch nicht mehr über die Methodik als das, was hier bereits genannt wurde.

Das größte „Problem“ liegt wohl darin, dass es sich hier anscheinend erstens um eine Querschnitts- und zweitens um eine Korrelationsstudie handelt.
Ersteres bedeutet, dass eine Stichprobe (635 Kinder) nur einmal (also zu einem Zeitpunkt) befragt wurde.
Letzteres bedeutet, dass vermutlich einfach nur die Stärke des Zusammenhangs zwischen der körperlichen Aktivität und der Schulnote errechnet wurde.
Problematisch sowohl an Querschnitts-, insbesondere aber an Korrelationsstudien ist die Tatsache, dass sich keinerlei Aussage über die Kausalität treffen lässt, also die Frage, was der Verursacher und was die Wirkung ist. Bezogen auf die vorliegende Fragestellung bedeutet das, dass es einerseits sein könnte, dass sich tatsächlich die sportliche Aktivität positiv auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirkt – oder aber, dass aus irgendwelchen anderen Gründen „intelligentere“ Kinder auch bevorzugt Sport treiben. Deshalb formulieren die Autoren wohl auch vorsichtig: „Diese Tatsache lässt die Vermutung aufstellen, dass regelmäßige Bewegung zu einem Anstieg der Konzentrations- bzw. Leistungsfähigkeit führt und „bessere“ Schulleistungen hervorbringt.“
Um gesicherte Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge untersuchen zu können, muss man im Allgemeinen auf Längsschnittstudien zurückgreifen, bei denen die gleichen Versuchspersonen zu mehreren Zeitpunkten getestet werden.
Leider werden auch keine Angaben über Signifikanzniveaus gemacht (also Aussagen darüber, ob das Ergebnis vielleicht auch zufällig zustande gekommen sein könnte). Auch wissen wir nicht, wie viele Kinder auf die einzelnen Sportarten entfallen. Wenn von den 635 Kindern 300 Fußball spielen, aber nur 10 tanzen, dürfte das die Ergebnisse auch verzerren. Genauso wenig Informationen haben wir über die Dauer der sportlichen Aktivität. Und was ist mit Kindern, die mehr als eine Sportart betreiben? Außerdem liegen die Noten ja doch sehr eng beieinander. Und welche Stör- und Kontrollvariablen erhoben wurden, wissen wir auch nicht. Außerdem könnte es ja auch sein, dass Tennisspieler besonders gute Noten in Mathe haben, aber ihr Notendurchschnitt durch schlechte Leistungen in Englisch nach unten gezogen wird, oder oder oder ;-).

Ich will hier keinesfalls die Studie (oder tutor! als Poster der Studie) schlechtmachen, sondern nur ein wenig dafür sensibilisieren, dass man wissenschaftliche Veröffentlichungen durchaus auch ein wenig kritisch hinterfragen kann. Wie man sieht, handelt es sich um ein sehr komplexes Thema, das sich nicht so einfach beantworten lässt.

Allerdings sprechen viele empirischen Befunde in der Tat dafür, dass sportliche Aktivität für die kognitive Entwicklung förderlich ist!
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Re: Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von Ronin »

ach was komplex: Fussball hat verloren

na klar stimmt die Studie

:ironie3





PS: habe ich schon mal erwähnt, was ich von Fussball halte?
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Re: Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von Ko-soto-gake »

Falls es dich beruhigt: Wenn ich eine Sportart nicht gut leiden kann, dann ist es Fußball ;-).

(Was allerdings weniger an dem Sport an sich liegt als vielmehr an dem "Drumherum"...)
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Re: Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von Ronin »

Für das Drumherum zählt das bestimmt auch...
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Re: Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von tutor! »

Ko-soto-gake hat geschrieben:Allerdings sprechen viele empirischen Befunde in der Tat dafür, dass sportliche Aktivität für die kognitive Entwicklung förderlich ist!
Genau das ist die Botschaft - Herr (zukünftiger) Kollege / Frau (zukünftige) Kollegin! Und würde man es wirklich sauber erfassen müsste man auch noch eine Kontrollgruppe mit untersuchen, aber wer will das denn schon.

Lightmaster hat doch auch die Beispiele von der "täglichen Sportstunde" und den positiven Erfahrungen genannt. Gehen wir doch einmal in die Geschichte zurück, zu sagen wir mal GutsMuths. Der hat schon vor über 200 Jahren den Einfluss der Leibeserziehung auf kognitive Funktionen beschrieben. Die tägliche Turnstunde stand im Mittelpunkt der Forderungen von Gaulhofer/Streicher im Österreichischen Schulturnen ("Natürliches Turnen"). Jigoro Kano hat sein eigenes, dem Kodokan angegliedertes Internat gegründet, das Kano-juku, wo jeden Tag mit Leibesübungen begonnen wurde.

Jede Konzeption einer ganzheitlichen Erziehung setzt auf umfangreiche Leibesübungen. War das nicht auch schon eine Forderung von Pestalozzi (ist ne Frage, weil ich jetzt nicht nachschauen kann und alles aus dem Gedächtnis schreibe).

Ich jedenfalls bin froh um jede Studie, die einen positiven Einfluss von Bewegung auf die Entwicklung junger Menschen bestätigt.
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Re: Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von Lin Chung »

...nur auf junge Menschen? Wir zählen nicht mehr oder doch? :(
Grüße
Norbert Bosse
ボッセ・ノルベルト

Wissen stirbt, wenn es bewahrt wird, und lebt, wenn es geteilt wird.
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Re: Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von tutor! »

Lin Chung hat geschrieben:...nur auf junge Menschen? Wir zählen nicht mehr oder doch? :(
Natürlich zählen wir noch, aber wir wurden ja nicht untersucht ;) Außerdem - wir doch auch noch jung, oder?
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Re: Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von judoka50 »

@ Lin Chung; Tutor u. alle anderen ("alten") Judoka....... die nicht von der Studie betroffen sind:

wenn wir wüssten, was aus uns ohne Judo (Sport) geworden wäre......
(Schule, Beruf, Verein........usw. bis hierher in Forum). ???

Na ja - demnach haben wir zumindest schon mal etwas Positives mit auf den Weg bekommen.
Viele Grüße
U d o
ypsilono
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Re: Sportler sind die besseren Schüler!

Beitrag von ypsilono »

@ Alle:

ohne die vollständige Studie, welche die Veröffentlichung der statistisch berechneten Signifikanzen, sowie eine Validierung des Fragebogens im Sinne der Reliabilität beinhaltet, sollte hier ganz vorsichtig mit dem verlinkten pdf-Artikel umgegangen werden....

Natürlich freut es mich als Kampfsportler und v.a. auch als Erziehungs- und Sportwissenschaftler dies zu lesen, gleichzeitig möchte ich aber auch wissen, ob das wirklich(!) so ist... dafür benötigt man eben angesprochene Daten, zumindest wenn man an die Wissenschaft glaubt.

Wenn Bild schreibt, "Kampfsportler sind brutale Schläger", dann glauben wir das doch auch nicht 8)
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