Lehrer für Judoselbstverteidigung

Hier geht es um das Thema Selbstverteidigung
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Judohexe doris
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Lehrer für Judoselbstverteidigung

Beitrag von Judohexe doris »

Hallo Christian, hallo alle,

klar kann ich ein paar Infos zur neuen Ausbildung beim DJB geben:

Allgemeines:
Es sind 4 Module mit den Themen:

1) Qualifizierung zur Durchführung von Selbstverteidigungs-/Selbstbehauptungskursen in Judo-Vereinen

2) Judo-Kata und Selbstverteidigung

3) Blocken, Schlagen, Treten

4) Judotechnik und Selbstverteidigung

Die Module 1+4 sind verpflichtend; die Module 2 + 3 sind wahlweise zu belegen.
R. Lippmann hat uns gesagt, das eine Lizenzvergabe auf der Basis Trainer B (Breitensport) beabsichtigt ist. Die Anträge sind wohl beim DOSB gestellt. Wenn das Durchkommt wird noch ein Prüfungsmodul eingerichtet.

Inhaltliches zu Modul 1:

Dieses Modul wurde von Anja Derksen geleitet. Es ist der Theoretische Vorbau (oder Basis). Hier ging es um die Konzepte von Kursen. Als Themen gab es z.B.
- Umgang mit Angst
-Kriminologische Fragen
-Rechtsgrundlagen
-Grenzen setzen
-Waffen der Frau: Stimme, Arme, Beine
-Streß

Wir haben einige Spiele und Übungen gemacht, an denen diverse Themen abgearbeitet oder eingeführt werden können. Es gab ein ausführliches Skript und ein Konzept für 12 Unterrichtstermine.

Inhaltliches zu Modul 4:

Die Referenten waren Rolf Kurze und Erich Hölzer. Deren Devise war möglichst viel verschiedene Techniken, so daß jeder etwas für sich finden kann. Themen waren :

-Umklammerungen
-Angriffe verschiedenster Art (Tritte, Schläge, Würgen etc.)

Glücklicher Weise haben einige Teilnehmer für alle die es wollten Fotos und Videos auf CD gebrannt.

Ich finde das ganze sehr spannend und durchaus für die angestrebten Ziele, das Judo für alle (auch Erwachsene) wieder attraktiver zu gestalten, sehr gelungen.
Im März gibt es das nächste Modul (das mir fehlt!). Für diejenigen, die nicht immer nur diesen Wettkampfkram im Kopf haben ist das bestimmt eine interessante Alternative.

:angel4
Gruß

Judohexe Doris


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Beitrag von judoka50 »

Prima - das ist genau die Richtung die für die Kinder brauchen.
Insbesondere wo anscheinend die Erfahrungen der Kripo in Punkto Vorbeugung mit einfliessen.
Ist das nur für die Lehrerfortbildung im Angebot? Ich habe es ansonsten nämlich leider noch nicht entdeckt.
Viele Grüße
U d o
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Judohexe doris
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Beitrag von Judohexe doris »

Hallo Udo,

es ist keine Lehrerfortbildung. Das Lizenzsystem unterscheidet Trainer B (=Leistungssport) und Judolehrer (=Breitensport).

Du findest die aktuellen Ausschreibungen als download auf der Seite des DJB unter dem Link Ausbildung/Termine.

Im Judomagazin Nr. 7/8 2005 gab es einen langen Artikel dazu. Ob es einen aktuelleren gibt, weiß ich nicht. Ich lese das Judomagazin seit einiger Zeit nicht mehr.
Gruß

Judohexe Doris


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Beitrag von judoka50 »

Danke - übrigens der Fußballnachsatz spricht mir aus der Seele.
Viele Grüße
U d o
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Beitrag von tom herold »

Nehmt es mir nicht übel, aber die ganze Sache ist ... ziemlich daneben.
Vier Module, die nicht einmal alle belegt werden müssen, 12 Unterrichtsstunden pro Modul - und schon ist man lizensierter Sv-Lehrer?
Also bitte ...
:evil:
Ich habe auf unserer HP eine ausführliche Rezension dieser "Ausbildung" veröffentlicht - auch wenn dieser Beitrag nicht jedem gefallen dürfte.
Zum Brüllen komisch fand ich die Bemerkung von Hannes Daxbacher, man habe "... für die Schlagtechniken Lehrer aus dem Karate und für die Tritt-Techniken Lehrer aus dem Taekwondo verpflichtet, denn wir wollen, daß das Experten machen."
Jawoll!
Also bitte, nehmt es mir nicht übel, aber wenn die (hierzulande!) gelehrten Schlagtechniken des Karate (in diesem Falle Shotokan) so effektiv wären, wie Daxbacher das offenbar annimmt, dann würden sämtliche Boxer nur noch in den Dojos des Shotokan trainieren.
Und wenn man effektive Tritt-Techniken haben will, wieso dann Taekwondo? Zur SV völlig ungeeignet!
Wie wäre es stattdessen denn mit den Tritten des Muay Thai, des Krav Maga usw.?
Oder noch besser - wie wäre es denn, wenn man mal versucht hätte, sich mit den Tritt- und Schlagtechniken des authentischen Kodokan Jûdô zu befassen?
Nur mal so als Frage ...
Freundliche Grüße
Tom
Zuletzt geändert von tom herold am 14.11.2006, 14:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Ko-soto-gake »

Judohexe doris hat geschrieben:Ich lese das Judomagazin seit einiger Zeit nicht mehr.
Gibt's dafür einen Grund, den du hier nennen kannst? Rein interessehalber ;).. .
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Fritz
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Beitrag von Fritz »

@Tom, zerreiße bitte nicht gleich wieder alles in der Luft ;-)
Ich würde vorschlagen, Judohexe Doris macht erstmal diese
Lehrgänge mit, und berichtet hier, was dort tatsächlich
gemacht wird.
Über den Sinn und Unsinn von "lizenzierten SV-Lehrern" brauchen
wir uns eigentlich nicht unterhalten, wer glaubt, für alles eine Lizenz
zu benötigen, ist halt selbst schuld... ;-)

Bei Doris erstem "Modul" finde ich mal wieder
-Waffen der Frau: Stimme, Arme, Beine
sehr bedenklich. Da beschleicht mich das Gefühl, daß es (wieder mal)
_nur_ um "Frauen-Selbstverteidigung" gehen soll.

So nun meine Anekdoten dazu:
Vor drei Jahren auf der
DJB-Judosommerschule (also 2004 glaube ich) hat Hannes D. mal etwas in dieser Richtung angeboten:
Also ein/zwei "Einheiten" nur für Frauen, mit viel psychologischem Gerede,
Kam bei _unseren_ Damen überhaupt nicht gut an, danach gab es
dann noch ein paar Einheiten mit einigen Techniken (wo dann wieder
auch Männer zugelassen waren ;-) ), wobei ich Hannes
durchaus abkaufe, daß _er_ sich damit verteidigen kann,
allerdings ist der Mann ein "Riese" ;-)

Ein Jahr später standen Schlagtechniken auf dem Programm,
Hannes hat versucht, _u.a._ den Teilnehmern
Taikyoku-Shodan [also eine Karate-Vorbereitungskata
bestehend aus Abwärtsblöcken (Gedan-Barai)
und geraden gleichseitigen Fauststößen (Oi-Tsuki), alles aus der
Schrittstellung vorwärts (Zenkutsu-Dachi) ] nahezubringen.
Es war grausam. Das Interesse an der Trainingseinheit war erstmal
riesengroß, die Matte war (anfangs) voll mit interessierten Leuten,
denen aber leider sämtliche Voraussetzungen u. das Verständnis für diese
Karatebewegungen fehlten und auch nicht vermittelt werden konnten.

Dieses Jahr durfte ein Judoka - der wohl auch "Karate-Experte" ist -
den SV-Teil abhalten. Hab mir ein Stück des Trainings angeschaut u.
es kam mir alles etwas konfus und durcheinander vor (die Qualität der
Techniken selbst, maße ich mir jetzt nicht an zu beurteilen ;-) ), ein Gespräch am
Rande mit ner Teilnehmerin bestätigte diesen Eindruck auch,
interessanterweise wurden nur drei Termine angeboten,
ich weiß nicht, ob es von vornherein so geplant war, oder ob es aus
Mangel an Teilnehmer stillschweigend vom Plan genommen wurde...

Einerseits finde ich es sehr löblich, daß der DJB sich auf den SV-Bereich
"besinnt", andererseits (und hier wiederhole ich mich ebenfalls) muß
die Qualität stimmen...
Ich hoffe nur, daß aus den vorgenannten "Reinfällen" gelernt
wurde und die o.g. Module vielleicht tatsächlich etwas nützen...

Der Witz ist:
Alain Cartigny hat ebenfalls auf einer Sommerschule
(könnte 2003 gewesen sein) SV-Einheiten gegeben -
dieser Kurs hatte einen roten Faden, es gab Trainings-Methodiken
und Übungsformen, einfache, harte Techniken - kurzum, es war ein Art Offenbarung ;-)
Laut Alain wird in Frankreich diese Art des SV-Training
ganz natürlich im Training mit eingebunden.

--
Tom Herold hat geschrieben:Und wenn man effektive Tritt-Techniken haben will, wieso dann Taekwondo? Zur SV völlig ungeeignet!
Da ich das Vergnügen habe, ein-, zweimal im Jahr mit
den TKDins meines Vereins zusammen zu üben, möchte ich diese
Aussage hier nicht so brutal stehen lassen ;-) . TKD-Tritte sind sehr
wohl für die SV geeignet - allerdings für TKDins, denn
diese trainieren sehr lange und hart dafür, um die entsprechenden
Bewegungsmuster, Reflexe und Schnelligkeit zu verinnerlichen... :)
Ihr versteht, was ich damit ausdrücken will...

Karate dagegen ist wohl mit dem Judo hinsichtlich der Atemi
näher verwandt als beide Kampfkünste gerne zugeben ;-)
Allerdings lassen sich m.M. nach
die Methodiken des Karatetrainings nicht gut auf Judokas anwenden,
zu unterschiedlich sind Zielstellung und Voraussetzungen...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Lin Chung
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Beitrag von Lin Chung »

Fritz schrieb:
Allerdings lassen sich m.M. nach
die Methodiken des Karatetrainings nicht gut auf Judokas anwenden,
zu unterschiedlich sind Zielstellung und Voraussetzungen...
kann ich nicht ganz nachvollziehen.
Ich trainiere sowohl TKD als auch Karate (American Kenpo) und habe da bislang keine Probleme als Judoka gehabt.

Gruss
LC
Grüße
Norbert Bosse
ボッセ・ノルベルト

Wissen stirbt, wenn es bewahrt wird, und lebt, wenn es geteilt wird.
Non scholae sed vitae discimus (Nicht für die Schule - für das Leben lernen wir)
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Beitrag von judoka50 »

Also Tom - jetzt mal allen Ernstes -
woher nimmt Du dir das Recht andere Sportarten und deren Lehrer so darzustellen, als wäre alles, was hier in Deutschland unterrichtet wird nicht richtig.
Ich vermute - Du kennst den Inhalt der Ausbildung nicht einmal. Aber kannst schon beurteilen, dass das wieder mal falsch, oder evtl. nicht in Deinem Sinne ist.
Wer hat Dir denn gesagt, dass das von Dir aufgestellte Prüfungsprogramm, womit Du auch die Meinungen alter Meister teilweise in Frage stellst, das einzig richtige ist.

Bei deinem umfangreichen Wissen wäre der eine oder andere Verband vielleicht sogar dankbar, wenn Du dort konstruktiv mitarbeiten würdest.

Zu dem Modul 1 handelt es sich unter anderem um Selbstbehauptung. Wer ist denn überwiegend von den Problemen betroffen, die durch diese Kurse angesprochen werden, das sind Frauen und Mädchen. Und darum gibt es nicht ohne Grund auch Kurse, die nur für sie sind. Sollen sie im Beisein von Jungen oder Männern innerhalb der Gruppe von sexuellen Übergriffen berichten. Hat irgendjemand von Euch schon mal in dieser Richtung eine Veranstaltung mitgemacht.
Oder ist es nur das Ziel "draufhauen" und fertig. Das können natürlich Jungen eher als Mädchen oder Frauen.
(Frauen können sich erst wehren, wenn es um "ihr eigenes Kind" geht. Ansonsten haben sie alle Schwierigkeiten sich richtig zu verteidigen.)

Ferner beschäftigen sich einige sehr viel mit Kritiken in die eine oder andere Richtung.

Habt ihr auch einmal darüber nachdedacht, dass es einen sogenannten Dachverband gibt. Alle die zusammen unter einem Dach leben, müssen sich untereinander - zumindest absprechen -. Denn es kann nicht Ziel sein, dass jeder für sich alleine arbeitet und eigene Thesen aufstellt. Wer so etwas möchte, zieht, wie im Leben aus und vertritt seine eigenen Standpunkte - evtl. sogar in seinem ureigenen Verband.
Ich kann mir auch kein funktionierendes Restaurant vorstellen, wo jeder in der Suppe des anderen herumrührt. Da ist es schon besser, ich kann aus einer Vielfalt aussuchen und den Sport machen, der meinen Vorstellungen entspricht.

Zudem gibt es bei den olympischen Sportarten feste Vorgaben der Inhalte, da ansonsten - und das habe ich schon an anderer Stelle erklärt - die Fördergelder futsch sind.

(Selbstverständlich kann man dazu im Judo auch SV anbieten, aber nur in beschränktem Umfang. Vorrangig ist der reine Wettkampfsport).
Zuletzt geändert von judoka50 am 13.11.2006, 13:47, insgesamt 2-mal geändert.
Viele Grüße
U d o
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Beitrag von Syniad »

Genau, Udo. Alle. Immer. Weil wir so mütterlich veranlagt sind.
Du meinst das nicht im Ernst so pauschal, wie Du es sagst, oder??
1. Es gibt genügend Fälle von sexuellen Übergriffen auf Frauen, in denen sie sich gewehrt haben.
2. "Richtig" oder "falsch" ist nach Aussage der SV-Lehrerinnen des Kurses, den ich einmal mitgemacht habe (beide Lehrerinnen kamen aus dem Kempo) gar nicht so wichtig. Irgendeine Gegenwehr reiche aus, um die Opferrolle zu verlassen und dem Gegner zu signalisieren "mit mir nicht". Ihrer Aussage nach sei dies in etwa 80 % der Fälle ausreichend. Und das Selbstbewusstsein, dies auch zu tun, lässt sich auch uns immer sanften, lieben Frauen in kurzer Zeit beibringen.

Schließlich geht es bei "Gewalt gegen Frauen" nicht um Kneipenschlägereien, wofür die Kenntnisse eines Türstehers sicher nützen ;) , sondern um Machtausübung sexueller Art. Und ich denke, da wehren wir uns durchaus. Auch wenn gerade kein Kind zur Hand ist, um unsere Mutterinstinkte zu wecken.

Gruß,
Syniad,
die sich nicht aufregen will...
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Beitrag von judoka50 »

Nach über 40 Jahren in Diensten der Justiz muss ich Dir leider sagen, dass die Statistiken dagegen sprechen.
Dein Selbstvertrauen ist anscheinend gut.
Aber Du hast anscheinend keine Vorstellungen von der Dunkelziffer.
Falls Du jemand im Bekanntenkreis hast, der in einer Phychatrischen Einrichtung tätig ist, frag den/diejenige mal, wieviele Patientinnen dort iln Behandlung sind und das endlos lang. Diese Frauen müssen so lange behandelt werden weil sie nicht in der Lage sind sich zu wehren und viele werden auch wieder entlassen und können noch nicht einmal eine Anzeige erstatten. (Die Täter bleiben ungeschoren)
Da wünschte ich mir auch - mehr als nur Selbstverteidigung im Vorfeld.
Zum Beispiel die eine oder andere Xena oder Laura Croft. Das würde viel Arbeit ersparen.

Und viele dieser Fälle fingen mit einfachen Dingen an, die man in den Kursen vermeiden lernt.
Viele Grüße
U d o
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Fritz
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Beitrag von Fritz »

judoka50 hat geschrieben:Sollen sie im Beisein von Jungen oder Männern innerhalb der Gruppe von sexuellen Übergriffen berichten.
Meiner Meinung nach hat so etwas nichts in einem SV-Kurs zu suchen.
Dafür gibt es Therapien u./od. Therapiegruppen mit ausgebildeten Psychologen/Psychiatern, oder halt auch Selbsthilfegruppen...

Wenn unbedingt
eine speziell zugeschnittene "Frauen-SV" angeboten werden soll,
dann müssen halt die für Frauen typischen Angriffe im Vorfeld analysiert werden (gern über anonyme Umfragen, Polizei-Statistiken usw.)

Und darauf aufbauend, kann ein Kanon an Verhaltensweisen u. Techniken
festgelegt werden, der dann knallhart trainiert wird - und das auch mit Männern...

Was ich für kontraproduktiv halte, ist die stillschweigende
Gleichsetzung von Judo-SV mit "Frauen-SV". Erstens werden
auch Jungen und Männer Opfer - auch hier gibt es wohl ein Dunkelziffer ;-)
Zweitens wird das "Zerrbild"/Vorurteil
der armen schwachen Frauen als potentielle Opfer dadurch sogar noch gefestigt...

Die Grundlagen der Judo-SV an sich sind erstmal geschlechtsneutral:
Atemi, Nicht-Ellenbogenhebeltechniken, jackenlose Würfe, kleine
schmutzige Tricks usw. müssen halt genauso intensiv trainiert
werden wie unsere bekannten u. allseits beliebten Stand- u. Bodentechniken.
Und dann erst - wenn die Grundlagen sitzen
- können auf spezielle Zielstellungen/-gruppen hin optimierte _Ergänzungen_ angeboten werden...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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judoka50
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Beitrag von judoka50 »

Hallo Fritz - lies mal Deinen Bericht - ihr habt die Schiene SV für Frauen aus dem recht neutralen Artikel von Doris gemacht.
Und ich meine dazu waren Antworten erforderlich!

Klar sind im Kindesalter davon auch Jungen betroffen - aber Du kannst es drehen und wenden, im fortschreitenden Alter ist deren Anteil nur noch minimal. (Wollte das auch nicht bagatellisieren)

Euch scheint aber tatsächlich der Hintergrund, warum gerade ruhige und brave Mädels Opfer werden zu fehlen. Und denen wollt ihr dann beibringen, sie sollen sich wehren - Sie haben es nie in ihrem Leben gelernt, weder gegenüber den Eltern noch gegenüber ihren Geschwistern.
Die brauchen zunächst Inhalte aus Modul 1, wie Doris aufgelistet hat. Danach kann man sich dann mal weitere Gedanken machen.

Die ich sag mal "selbstbewusst" auftretenden - ja ich möchte sogar so weit gehen, die die sich "gei.." anziehen, das sind keine Opfer, denn da haben die Täter sogar schiss vor.
Zuletzt geändert von judoka50 am 13.11.2006, 17:27, insgesamt 2-mal geändert.
Viele Grüße
U d o
yamamoto

Beitrag von yamamoto »

Es scheint ja heute Mode zu sein, für alles, was man in einem Verein machen kann, Lizenzen zu vergeben. Für mich nur ein Zeichen, daß die Verbandsvorstände erkannt haben, daß Wettkampf nicht alles ist:
Das Lizenzsystem unterscheidet Trainer B (=Leistungssport) und Judolehrer (=Breitensport).
"Karate-Lehrer", "Ju-Jutsu-Lehrer"... Gibt es alles schon, jetzt zieht der DJB nach. Das nächste was kommen wird ist "Jû-Bo" ;-)

Ob das der richtige Weg ist, wage ich durchaus anzuzweifeln.

Wir brauchen uns nicht darüber zu unterhalten, daß man mit - entsprechend gut und richtig trainiertem - Karate, Taekwondo etc. in der Lage ist, sich zu verteidigen. Dank Tom und einigen anderen hier habe ich auch neue Perspektiven über Jûdô in dieser Hinsicht gewonnen.

Aber jetzt mal ehrlich: Wie viele Taekwondoka, wie viele Karateka, wie viele Jûdôka trainieren ihre Sportart (ich benutze desen Ausdruck absichtlich) so?

Tom hat schon Recht. Was sollen Tritte zum Kopf (TKD) oder als "Block" mißverstandene Abwehrtechniken (Karate) in der SV, wenn es mittlerweile andere Systeme gibt, die sich explizit mit der SV befassen? Das klingt mir nach "ein bißchen von diesem und ein bißchen davon. Na, wird schon stimmen...".
Ein Jahr später standen Schlagtechniken auf dem Programm,
Hannes hat versucht, _u.a._ den Teilnehmern
Taikyoku-Shodan...
Das wäre so, als wenn ich jemandem, der Sandbahnrennen von mir lernen will, etwas über "Spiegel, Blinker, Schulter" erzählen wollte. Das ist eine Rechnung, die nicht aufgeht. Ich möchte dazu mal anmerken, daß trotz der Philosophie, die manche gerne hinter den Taikyoku-Kata sehen wollen, diese Kata nichts weiter sind als Tanren-Kata, oder wie Fritz richtig angemerkt hat: "eine Karate-Vorbereitungskata". Was soll man damit in der SV? Das grenzt für mich an Fahrlässigkeit.
Es war grausam.
Was anderes kann dabei auch nicht rauskommen. Das hätte wenn mit einer anderen Kata und von hinten aufgezäumt werden müssen. Das führt aber schon in Bereiche, die kaum ein Karate-Trainer in Deutschland noch kennt - und wer kann es ihnen verübeln?

Für mich ist eine solche Lizenz nicht wirklich das, was mancher sich vielleicht davon verspricht. Und wenn es ein Anfang ist, man hätte es besser machen können.
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Fritz
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Beitrag von Fritz »

judoka50 hat geschrieben:Hallo Fritz - lies mal Deinen Bericht - ihr habt die Schiene SV für Frauen aus dem recht neutralen Artikel von Doris gemacht.
Ok, hab noch mal drübergelesen.
Judohexe Doris hat geschrieben:Inhaltliches zu Modul 1:
... Es ist der Theoretische Vorbau (oder Basis). Hier ging es um die Konzepte von Kursen. Als Themen gab es z.B.
- Umgang mit Angst
-Kriminologische Fragen
-Rechtsgrundlagen
-Grenzen setzen
-Waffen der Frau: Stimme, Arme, Beine
-Streß

Wir haben einige Spiele und Übungen gemacht, an denen diverse Themen abgearbeitet oder eingeführt werden können. Es gab ein ausführliches Skript und ein Konzept für 12 Unterrichtstermine.
Habe offenbar "Modul 1" falsch verstanden.
Offensichtlich werden in "Modul 1" Ideen für Selbstverteidigungskurse,
u.a. Frauen-SV vorgestellt und für einen solchen Kurs
einen "Trainingsplan" für 12 Termine vorgestellt.

Das geht schon mal in die richtige Richtung, allerdings
würde mich der Inhalt des Konzeptes für den 12-Tage-Kurs
schon interessieren -

Doris könntest Du es vielleicht mal ins Forum einstellen, falls
es nicht zu umfangreich ist? Oder kennt jemand einen Verweis drauf?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Syniad
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Beitrag von Syniad »

Hallo, Udo,

ich wollte nur mal darauf hinweisen, dass ich mit der "Frauen sind immer ach so wehrlos"-Schiene nichts anfangen kann und will. Ich kenne einfach zu viele, auf die dieses Vorurteil überhaupt nicht zutrifft.
Damit möchte ich nicht behaupten, die von Dir angeführten Fälle gäbe es nicht. Es sind auch viel zu viele...
Es gibt aber mit Sicherheit auch Männer, denen die Wehrhaftigkeit abgeht. Bei uns war im Judo einmal ein Semester lang ein junger Herr, der es noch nicht einmal über sich gebracht hat, einen beim Bodenrandori auch nur locker hinzuwerfen (egal, ob sein Partner Männlein oder Weiblein war). Und das in einer ruhigen Halle...


Gruß, Syniad
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judoka50
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Beitrag von judoka50 »

Stimmt - da muss genau so viel getan werden.
Ich habe nur so bestimmt geschrieben, da der Artikel von Doris recht schnell in eine Richtung entgleist ist.
Viele Grüße
U d o
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Beitrag von kamiu »

Sorry Leute, aber ich halte von diesen Verallgemeinerungen "Frau ist zu schwach um sich zu wehren/ Frau ist wehrlos" nichts. Es gibt solche und solche.
Ich weiß z.B. dass ich mich wehren kann, ich weiß, dass ich es zumindest zustande bringen würde zu schreien und damit andere auf mich aufmerksam machen. Wie schon irgendjemand hier geschrieben hat, die vermeintlichen Täter sind dann zu 80-90% geschockt und versuchen nicht weiteres.

Aber ich habe auch Freundinnen, die es nicht schaffen würden zu schreien oder jemanden wegzustoßen.
Ich glaube einfach das die Hemmschwelle bei Frauen folgende ist (sorry falls ich jemanden wiederhole): Burschen haben oft Schulhofprügelein in jungen Jahren, durch diese verlieren sie eine gewisse Hemmung jemanden zu schlagen. Ich habe selten erlebt, dass sich Mädchen mit den Fäusten geschlagen haben, also hier existiert diese Schwelle zum Schlagen noch.
Beim Schreien genau dasselbe: Jungs machen das öfters/ früher als Mädchen.
[Wenn ich jetzt wieder verallgemeinere].

Ein Fußtritt zum Kopf bringt mir nichts, da verlier ich nur das Gleichgewicht. Was ist dann effektiver? Also meine Trainerin sagt uns jedes Mal im Training, dass die Kontrolle vom Partner wichtig ist. Kontrollieren kann ich jemanden nur, wenn es keine Distanz zwischen seinem und meinem Körper gibt.
Meine Überlegung ist dann diese, dass man das in gewisser Weise auch in der SV einsetzen kann. Also schaun, wo bin ich nahe, was kann ich schnell erreichen und tut trotzdem höllisch weh? (und damit spreche ich nicht nur die unteren Regionen eines Mannes an... ;) ). Tritt gegen das Schienbein, wenn man ihn erwischt den kleinen Finger nach hinten biegen, stark auf die Zehen treten (wenn man Stöckelschuhe anhat), ..usw.
Das ganze System muss realistisch sein ;) . Für solche Sachen braucht man so gut wie keinen Kraftaufwand.

Und dann kommt noch dazu, dass man solche Techniken/ Situationen immer wiederholen muss. Was bringt mir so ein Kurs von 12 Stunden, aufgeteilt auf 3 Wochenenden, wenn ich das drei Monate später komplett vergessen habe?
Ich muss gestehen, ich habe vor 7 Jahren so einen Kurs besucht, hatte damals keinerlei Ahnung von der Fallschule oder sonstigem und hab mir teilweise Sachen aus der Theorie gemerkt... mehr nicht. Ich wüsste momentan auch keine konkreten Sachen...

So.. sorry wenn es zu weit vom Thema abgeht, nur das wollte ich loswerden.
seki ekisei
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Beitrag von judoka50 »

Hallo Kamiu - war es Absicht, oder warum hast Du mir im ersten Teil deiner Stellungnahme recht gegeben. Wenn ja danke - denn diese armen "Burschen" und "Mädels" gibt es tatsächlich wie Du auch schreibst.

Und - wie Du an Dir selbst festgestellt hast, hast Du sogar nach so langer Zeit noch Erinnerungen an die Theorie. Wenn das bei jemand geklappt hat, der sich tatkräftig wehren kann, dann bin noch mehr davon überzeugt, dass es den oben erwähnten "Armen" hilft.
Viele Grüße
U d o
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kamiu
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Beitrag von kamiu »

Hi judoka50,

ich habe lediglich meine Stellung vertreten und das was ich schreibe beruht auf Erfahrung. Ich kenne Mädchen die haben keine Hemmungen sich zu prügeln aber auch Jungs, die nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun können (um es jetzt im Extremen auszudrücken).

Teile der Theorie sind hängen geblieben, aber auch nicht alles. Ich muss dazu sagen, ich war zwischendurch auch mit Securityleuten im Kontakt durch das Training. Aber eins hab ich mir gemerkt: Setz dich abends nie zum Fenster, wenn du in der Straßenbahn fährst. Wenn sich ein Betrunkener neben dich setzt kommst du ev. nur mehr schwer raus.
Und: Steig nie in fremder Leute Auto's. ;)

Ich kann diversen Mädchen Hilfestellungen geben, aber wehren müssen sie sich im Ernstfall selber. Mh... da kommen immer einige Sachen zusammen. Ich bin nicht der Mensch der gerne fortgeht abends oder am Wochenende. Ich weiß nicht wie's in einer Disco zugeht ;) . (oder sagen wir kaum)
Ich weiß nur, ab wann es sinnvoll ist, wegzulaufen und wann es gefährlich wäre...
seki ekisei
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