Definition "Es geht auch um Lebensqualität": Arthrose, PostCovid-Syndrom & frozen shoulder

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HBt.
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Definition "Es geht auch um Lebensqualität": Arthrose, PostCovid-Syndrom & frozen shoulder

Beitrag von HBt. »

Seit 2014 praktiziere ich offiziell kein Judo mehr, d.h. nicht dass ich inaktiv bin und gar kein Judo mehr kann oder gar vermittle. Alles sporadisch oder auf gezielte Nachfrage, doch "die Pandemie" hat vieles verändert. In den 1990er Jahren bemerkte ich eine Veränderung linksseitig, mein linkes Bein kam mir nur noch als Stelze vor. Das Standbein eines Rechtskämpfers. Mitte der 90er die erste schwere Knieverletzung rechts, also wechselte ich die Auslage von rechts nach links ... es folgten regelmäßig weitere Einschläge, mir wurde auf jedem Wettkampf und wirklich jedem (völlig missverstandenem) Randori dieses Knie verdreht. 2001 hatte ich dann die Nase voll von Krankenhaus-Ambulanzen, und ich traf eine Entscheidung: dem nächsten Depp der mich verletzt "poliere ich die Schnauze". So war ich einmal drauf. Ich gab den Wettkampf auf und konzentrierte mich auf die Kata des Kodokan-Judo (alle! bis auf Goshinjutsu, dafür natürlich Go no Sen). Das brachte mir in der Itsutsu no Kata einen Nasenbeinbruch ein. Im Randori hielt ich mich zurück. Das wurde mir immer sehr gerne angekreidet, doch wer mich kannte sagte: "Du hast gespielt." Warum sollte ich "kämpfen"? Randori ist ein Spiel und kein Krieg oder gar Kampf - eher ist es ein pervertierter Egotripp; bzw. eine Begegnung mit sich selbst, die sehr lehrreich sein kann.
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Wie misst man Lebensqualität, was ist der Standard?

Beitrag von HBt. »

Im Sommer 2008 konnte ich plötzlich nicht mehr Fahrradfahren und das Gehen klappte ebenfalls nicht mehr so gut. Vorher hatte ich täglich trainiert! Alle gesammelten Verletzungen der 1980er & 1990er Jahre einmal bei Seite geschoben, hatte ich jetzt ein völlig instabiles Knie und eine merkwürdige Einschränkung links, nämlich ein streikendes Hüftgelenk. Von Ärzten wenig begeistert schoß Moshe Feldenkrais in mein Hirn, denn ich war als Kind in den ausgehenden 1970er Jahren von diesem magischen Namen und seiner Methode irgendwie fasziniert. Ich nahm mit der Gilde Kontakt auf und besorgte mir Material zur Person und seinem Wunder. Ich versuchte nun dieses Wunder nachzuvollziehen - genial. Es gelang mir noch ein paar Jahre aufzudrehen. Yoga kam, inspiriert durch Thomas Herold (heute Kohlrausch), ins wieder beinahe tägliche Training. Viel, sehr viel, Ju no kata. Ju no kata intensiv und wirklich tief (bis Ende 2013 mein letzter Partner keine Sonntage mehr opfern wollte und sagte:" So kann ich mit Dir nicht mehr trainieren." Warum? Ich dominierte den Raum um uns herum. Er ist ein hochdekorierter Jujutsu & Aikidoka gewesen. Auf einer extremen Höhe, konnte er nicht mehr, obwohl wir beide perfekt waren und bzgl. des gegenseitigem technischen Niveaus es rein gar nichts zu beanstanden gab. Doch die Ju no kata bietet viel, viel mehr als technisches Geschick. Egal, ab 2009 verlagerte sich mein Wunsch endlich einmal Taijiquan auszuprobieren und ich lernte es (natürlich mit einem kompetenten Lehrer) und nahm gleichzeitig auch wieder das Aikido auf, welches ich zu Gunsten des Judosportes 1989 aufgab. Diese Liebe (Kombination/en) ist ungebrochen - ich bin ein trockener Alkoholiker im Sinne des Sportes. Ganz oder gar nicht, also brennen. 2014 gab es Todesfälle die mich berührten und der sogenannte Zirkus ödete mich an, also entschied ich auszusteigen und nur noch für mich alleine (und eben mit mit selbst) zu üben.
HBt.
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Die Pandemie

Beitrag von HBt. »

Selten habe ich noch anderen etwas gezeigt oder vermittelt. Es klingt abgedroschen, aber es ist tatsächlich so ... irgendwann sieht man einen Menschen, er fällt einem auf - und diesen fragt man dann: "darf ich Dir etwas zeigen" ..!?

Doch der Virus hat zu einschneidenden Verwerfungen in meinem Leben geführt. 2020 ein halbes Jahr krank, Institutswechsel innerhalb der Universität, vier Impfungen - und zack wieder Covid. Aus dem long-Status kam ich nicht mehr richtig raus, aus long wird post, aus post wird: gibt es alles gar nicht.Das war mich irgendwie jacke, denn in der Zwischenzeit war meine Frau erkrankt und ich durfte das deutsche Gesundheitssystem kennenlernen. Das ist ein harter Kampf, um Therapieplätze und Untersuchungen, sowie konkurierende Anstalten. Letztendlich fanden wir die entscheidene Hilfe in der MHH, die Patienten aus der sogenannten Region Hannover gar nicht aufnehmen darf. Faktum!

Nun gut,
ich dümpelte also in meinem neuen wissenschaftlichen Bereich herum, mehr Philosophie & Didaktik als echter Maschinenbau oder gar Elektrotechnik (mein eigentlicher Hintergrund ist die Nachrichtentechnik). Dümpeln ohne Herausforderung und echte Verantwortung, alleine - in der desolaten Dauerbaustelle namens Hannover. Homeoffice und soziale Isolation war jetzt schwer in Mode. Ok, das war ok, solange man nicht zur Präsenz abkommandiert wurde. Ich hielt also praktisch alleine die Stellung vor Ort, in einem der kleinsten (µ)-Institute der LUH. Die Uni wurde zur Stiftung und meine Schultern froren ein. Erst links, das war noch machbar - dann rechts.

Bewegungen waren urplötzlich nicht mehr möglich oder extrem schmerzhaft. Wie üblich informierte ich mich umfänglich und entschied mich für selbstbezahlte Therapiestunden, keine 10min Physio ... ups, postCov meldete sich ebenfalls wieder und meine beiden erwachsenen Kinder hatten regelmäßig neue Infektionen, bis hin zur Blutvergiftung und momentan Lungenentzündung (nach einem mathematischen PowWow in Italien). Es kommt wie es komme musste, zu Umstrukturierungen im universitären Leben - den Raumwechseln. Wer war vor Ort? Ich. Natürlich keine Umstrukturierung zum Besseren. In der Zwischenzeit veränderte sich mein Gangbild und Treppensteigen viel mir schwer, bis zum Totalverlust dieser Fähigkeit. Aber ich lernte die fremdartigsten Wesen kennen, den Menschen, divers, nachhaltig, vegan, digital, wertschöpfend, versiert, wissend ... zart besaitet, hat immer recht ... echte Freaks. Das konnte nicht gut ausgehen und ich klappte zusammen. Entscheidung: Stundenreduktion auf 24h pro Woche, drei Tage Vollzeit für ein Jahr.

Alles kommt anders als man denkt.
Ein Eklat zwischen einem jungen Oberstudienrat und Doktor, der sehr viel Wert darauf legt, dass er ein mächtiger, unfehlbarer Wisser mit Titel ist, niemals einen Fehler macht, deshalb ja auch nichts eingestehen kann und muss ...
boah, mit diesem Menschenschlag wollte ich nichts mehr zu tun haben und schloss nach fast 30Jahren öffentlichem Dienst einen Aufhebungsvertrag.

Nun kenne ich auch das deutsche System der Agentur für Arbeit allerbestens. Hier möchte man gerne fuck ausrufen, denn als Überqualifizierter findet man in meinem Alter keinen Job mehr - und mein persönlicher Berufsberater ist eh ein aalglatter Pinsel, ein echtes, blödes ...
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Gegenwart

Beitrag von HBt. »

Das war die Vorgeschichte.

Seit wenigen Wochen erst, kann ich den rechten Arm wieder vollkommen bewegen, oftmals sogar völlig frei. Ohne Kortison-Spritzen, ohne Operation - nur mit ganz einfachen und profanen Übungen mit zwei freien Kurzhanteln und der ersten Form des Wing Chun, regelmäßig und ohne Unterlass. Auch in der Nacht, immer wenn ich unter Schmerzen (mit Schrei, der eigene Schmerzschrei hat mich aufgeweckt) aufführ, half nur der Griff zur Hantel.

Treppen zu bewältigen war (bis heute) unmöglich; einbeinig rechts, Schritt um Schritt, zum Auto zu gehen ein Qual, Radfahren unmöglich. Permanent wurde ich von allen Seiten mitleidig und teilweise begeistert darauf aufmerksam gemacht, dass ich eine neue Hüfte bräuchte und alles wäre so schön. Die Lebensqualität. Über Jahre schon hängt mir quasi jeder im Ohr wie schön doch die TEP ist, alles ist so einfach und unkompliziert. Manche gehen sogar soweit zu behaupten das ich dann auch endlich wieder Judo praktizieren und unterrichten kann, ganz so wie früher. Und reisen, ich könnte endlich reisen - denn manche wissen, dass ich gerne einmal Island durchwandern möchte oder einen Jakobsweg gehen.

Mein Gott: "die Lebensqualität" und der "Jugendwahn", der Wunsch nach Unsterblichkeit (oder einer Klimaanlage!) ...
Ich kann es nicht mehr hören. Nebenbei sei bemerkt' dass die Fürsprecher aus meinem Dorf und sonstigem Umfeld alle noch keine 60 Jahre alt sind, aber teilweise sogar schon die dritte TEP haben. Je mehr Ersatz, desto höher ist das Wohlbefinden /und der Eigenwert - so scheint es.
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Beim Orthopäden

Beitrag von HBt. »

Ok,
es stimmt: ich leide. Mein einzig verbliebener Freund (Judoka, aktiv - kaputtes Knie, maximal mögliche Beugung <90 Grad) sagt: es tut ihm so weh mich so zu sehen, ich müsste mein Potential berücksichtigen, was ich der Judowelt noch alles geben könnte ..! Bla - und es geht um Lebensqualität und nicht um die Haltbarkeit des Ersatzes. Auch um den Schmerz den ich erleide.

Gut, ich fragte den Orthopäden nach den Haltbarkeit. Er wollte nicht mit der Sprache heraus. Doch ich zeigte auf das Implantatmodell und blickte ihn direkt an, er räumte ein, dass ein permanenter Verschleiß gegeben sei, ein Verschleiß der beweglichen Komponenten, also des eigentlichen Gelenkes (welches nicht zementiert wird). Aber ich sollte das doch alles mit seinem Kollegen, dem Operateur besprechen. Leider lasse ich dann auch nicht locker, auch wenn ich extrem geschockt war, und schaute weiter fragend und signalisierte, das sich hierbei alles nur noch um das Produkt sowie die Standzeit handelt, ab jetzt! Lapidare Antwort: die Kundenzufriedenheit - und ich sollte doch gleich einen Termin vereinbaren. Meine Frau insistierte: wir wollen Physiotherapie. Es Exhandballerin ist ihr rechtes Knie matsch, Gleitflächen eine Fehlanzeige.

Wenig begeistert hat er sechs Einheiten verordnet und gleich angekündigt mehr wird es von der Orthopädie nicht geben, aber ich könne ja gerne zu Hause meine Beweglichkeit verbessern, denn ganz ausgeschlossen sei eine Verbesserung durch Bewegung ja nicht. Physio bräuchte ich erst nach der OP. Doch wollte er mir noch IBU gegen die Schmerzen verschreiben, denn IBU ist das Mittel der Wahl. Ich lehnte dankend ab.

Wir verabschiedeten uns und gingen zur Anmeldung. Dort zog mein Röntgenbild bereits die Runde unter den fünf Damen (nicht vom Grill, sondern) des Empfanges.
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Die Schultern

Beitrag von HBt. »

Tja,
diese wollte ich eigentlich untersucht haben, doch der lustige und direkte Orthopäde konnte kaum glauben, dass ich die Beweglichkeit selbst wiederhergestellt habe. Ich musste ein paar Bewegungen zeigen und fertig. Allerdings sagte er mir, dass man das normalerweise mit Kortison-Spritzen und Operationen behandelt und nicht so wie ich das getan habe. Im übrigen kommt der Scheiß jetzt zyklich immer wieder.

Ok, und auf Wiedersehen' bei der Anmeldung:
ein betretendes Gesicht meiner Bearbeiterin und die Worte "machen Sie das, unserer Chirug ist gut, und die Patienten lieben ihn, alle kommen glücklich lächelnt wieder in die Praxis ..."

Scheinbar sagen alle Patienten unisono das Selbe: ach hätte ich doch nur früher eingewilligt - und das empfehle ich jedem und selbst würde ich jederzeit wieder zur OP schreiten.

Gut,
Termin 01.09. Punkt.
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Die Glückwünsche zur scheinbar sofort getroffenen Entscheidung

Beitrag von HBt. »

Drei Tage habe ich im Schockzustand verbracht und meine Rötgenaufnahme vorm inneren Auge gehabt. Die Aufnahme sieht schrecklich aus, doch sie spiegelt nicht meine Fähigkeiten und Willen dar.

Ich trainiere hart, täglich - mache nichts anderes als all in. Meine Hausärztin ist übrigens nicht begeistert von der orthopädischen Ansage, sie hat sogar gelacht, als sie die Aufnahme gesehen hat - kaputt ja, aber deshalb nicht automatisch eine Indikation für eine sofortige Total-OP. "Sie sind noch viel zu jung dafür."

Jenes passt natürlich den (persönlichen) Befürwortern der OP gar nicht. Doch auch die Physio-Dame im Therapiezentrum, ja, ich war dort vorstellig, sagte: "eine OP hilft Ihnen gar nicht, die Schmerzen bleiben". Die Physio-Dame ist klasse: "Schmerz-u. Psychotherapie", abklären des PostCovid-Syndroms, "Traumreisen", "Manualtherapie und Feldenkrais" ...

Ich komme mir verschaukelt vor.

Was tue ich seit der offiziellen Diagnose?
All In

Ernährungsumstellung auf Arthrosekost
nur noch eine kleine Mahlzeit am Tag
Literweise Hagebuttentee
allerlei Supplemente
und
Radfahren (kein E-Bike, sondern das Jugendfahrrad meiner Kinder)

Taijiquan-Form
(wie immer, wer mich kennt: rechts und links), nach zwei Jahren mit eingefrorenen Schultern geht es wieder - und täglich besser.
1. und 2. Form des Wing Chun
(nicht der übliche Internetquatsch!)
Freie Gewichte
Liegestütz und ähnliches Zeugs

Distraktion mit Bändern und "den berühmten Achten"

Einfache Qigongs,
für die Mobilisation

Energiearbeit habe ich heute eingefügt - (ehrlicherweise muss man sagen, dass einem dabei Angst und Bange werden kann - abhängig von den Visualisierungen und dem Strom, der inneren Pumpe ...) klappt wieder.
HBt.
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Fazit:

Beitrag von HBt. »

ein großes Fragezeichen.

Aber ich kann mich täglich besser bewegen und das Gelenk ist phasenweise total frei, gut manchmal auch wieder etwas blockiert (aber der Grad ist nicht mehr so schwer). Treppen kann ich seit drei Tagen wieder steigen. Auch alle Lähmungserscheinungen (Ja, richtig gelesen) scheinen sich aufzulösen.

Eines der Ziele lautet:
BMI von 24, d.h. zurück zur Form von 2003 bis 2006 und die Aufhebung der muskulären Artrophie, hin zur Symmetrie.

Ich bin eindeutig auf dem Weg.

Meine jüngste Tochter ist zu Besuch und sieht es, meine Frau sieht es - und alle sind ungläubig.

Gruß
HBt.
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Definition "Es geht auch um Lebensqualität": Arthrose, PostCovid-Syndrom & frozen shoulder

Beitrag von HBt. »

Wer wagt es mich über meine persönliche Sichtweise auf den Begriff der "Lebensqualität" aufzuklären?

Ich definiere Lebensqualität nicht über die Fähigkeit des Springens, Laufens, ... oder den Urlaub. Im Übrigen ist der Ofen eh aus, denn alle Bio-Netzwerke kollabieren gerade. Als ich meine jüngste Tochter (Biologin) gestern vom Bahnhof abgeholt habe (mit der üblichen Verspätung des Systems), musste ich plötzlich weinen, denn: "the silent spring" ist eingetroffen. Der Mensch sucht das Heil im Krieg, das ihn beherbergende Raumschiff ist ihm dabei egal.

Übrigens kann ich das allgegenwärtige, unterirdische Judo in der Breite nicht mehr ertragen.

HBt.
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Nachtrag:

Beitrag von HBt. »

Alles ist frei heruntergeschrieben. Für die dabei gemachten 1001 Tipp-u. Rechtschreibfehler möchte ich mich entschuldigen. Seit der Digitalisierung meiner Person und Covid ist alles nur noch schlechter geworden. Wir sollten wieder mit dem Füller auf einem weißen Blatt Papier schreiben, als der SmartPhone-Sucht zuverfallen.

Entschuldigung dafür.

Liebe Judoka,
geht jedes Jahr zu einem Orthopäden und lasst Euch umfänglich untersuchen.

Zieht die richtigen Schlüsse.

HBt.
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Re: Definition "Es geht auch um Lebensqualität": Arthrose, PostCovid-Syndrom & frozen shoulder

Beitrag von Fritz »

Sehr aufschlußreicher Bericht,
ich wünsche Dir weiter viel Erfolg auf dem Weg zu gesundheitlichen Besserung!
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Lebensqualität und der Verlust der Selbstbestimmung

Beitrag von HBt. »

Herzlichen Dank Fritz!

Ich hatte gestern eine interessante Physio-Sitzung, ab nächster Woche nehme ich zusätzlich privatfinanzierte Stunden (in Worten Stunden, nicht 20 Minuten-Aktionen):

1. gehöre ich offensichtlich einer Spezies an,
die grundsätzlich an einer Heilung interessiert sind und dafür selbst und eigenverantwortlich aktiv werden - und üben, üben & üben

Meine gestrige Therapeutin war überrascht, einen Patienten zu begegnen, der selbst aktiv ist und artikulieren kann, was er will, das gesamte Übungsspektrum selbst und sich selbst kennt.
Das Ergebnis 14tägiger Körperarbeit hat sie überrascht, auch die/meine Disziplin.

Über 90% ihrer Patienten tun nichts, absolut gar nichts. "Feldenkrais" kennt keiner, sagte sie. Die Sitzung war richtig nett und angenehm (schmerzhaft) - wir sprachen während der Behandlung auch über das Thema Lebensqualität (und die TEP) sowie die scheinbar übliche Ansage der orthopädischen Zentren.

Kurzum:
Sie zeigte mir, welche Bewegungen und welcher Rahmen mit einer TEP verboten sind, erklärte es - und sagte, für Sie (und das gesamte Team) ist eine TEP das Gegenteil von Lebensqualität. Ihr Teamansatz ist die Heilung, verstehen könnten Sie die Entscheidung zur OP bei "einer älteren Dame (Oma), die hauptsächlich nur noch sitzen möchte (also keinen Bewegungsdrang /Mobilität mehr verspürt)". Gleichzeitig sagte sie (aus der Praxiserfahrung heraus), dass quasi alle Orthopäden wegen der Budgetierung und dem Verlust, grundsätzlich dem Patienten keine anderen Optionen aufzeigen, sondern sofort zur Total-OP anraten.

2. verliert man im System automatisch die Selbstbestimmung, in den vergangenen 20 Jahren war ich oft ohnmächtig.

Bitte verliert nicht euer Recht auf Selbstbestimmung.

3. scheine ich jeden Tag einen weiteren Schritt nach vorne zu gehen, allerdings darf man sich die Röntgenaufnahmen nicht ansehen, sonst hört man die Worte des Orthopäden und die scheinbare Stimme der Vernunft. Denn mit diesem speziellen Input ist keine Stabilisierung und Progression möglich - das Ergebnis meines heutigen Programms (und der Tag ist noch nicht zu Ende) wäre dann nämlich rein mechanisch nicht möglich.

Die ersten Worte (nach der offiziellen Diagnose) meiner ältesten Tochter waren: der kennt Dich nicht, gibt die Hoffnung nicht auf. Ganz offensichtlich sind die Fachärzte nicht an der Vita des Patienten interessiert, und mit eigenwilligen Sportlern können sie schon einmal gar nichts anfangen. Meine erklärenden Worte zum Judoka, dem Judosport und seinen Bedürfnissen & Folgen haben ihn nicht interessiert. Eine ganzheitliche Betrachtung ist die absolute Fehlanzeige, die Standardansage lautet: sofortige TEP und nicht nur das, er sah bereits in die Zukunft und erkannte Anbauten rechtsseitig, also am rechten Oberschenkelhals ...

Ok,
eine meiner Dorfnachbarinnen hat bereits den zweiten Totalersatz (alles vor ihrem 50sten Lebensjahr) seitdem geht sie zügig wie eh und jeh durchs Dorf und hat dabei ihre Körpermasse verdoppelt. Mit "walking-sticks" aber habe ich sie bereits über 10 Jahre lang nicht mehr gesehen. Sport - also Fehlanzeige, dafür hat sie die "Lebensqualität" wiedergefunden.

Wahrscheinlich reist sie mit ihrem Mann jetzt gerne, ein Haus haben sie auch gebaut - übrigens ihr Mann, (ein ehemaliger DSV Trainer und Leistungssportler) hat all seinen Können ab Mitte der 1990er Jahre auf die Krankheitsschiene verlegt (den Volkssport Rückenleiden), bis er endlich mit Ende 50 Lenze verrentet wurde. Ein netter Kerl ist er trotzdem, heute mit einem Bauchumfang mindestens vergleichbar mit Obelix nach drei Wildschweinen. Nun 63jährig.

Shit!

Das ist alles nicht mein Ding - das berufliche Dümpeln und den Verlust der Selbstbestimmung habe ich satt. Morgen geht es wieder zur nächsten Behandlung, der Physio, von der mein Orthopäde sagte, die brauchen sie erst nach der OP.
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