mcdüse hat geschrieben:Fritz, ich glaube, wir sind gedanklich grundsätzlich recht dicht beieinander. Du stellst die Forderung eben für den 9. oder 10. Dan auf, ich wünsche mir einfach schon etwas früher. Ich habe auch etwas Angst davor, dass uns irgendwann die Grade ausgehen, wenn man zu weit unten anfängt, diese mit der Gießkanne zu verteilen (bezieht sich nicht auf Frau Bönisch). Welche Möglichkeiten der Steigerung bzw. der Auszeichnung für besondere Verdienste gibt es dann irgendwann noch?
Jetzt hab ich ein bissel den Faden verloren - welche Forderung stelle ich für den 9./10.Dan auf?
Geht es um diese "charakterlichen Anforderungen"? Die sich als nur schwer "meßbar" erweisen und damit als nur
schwer bewertbar? Eine Altersgrenze halte auch ich da jedenfalls nur für ein ungeeignetes Mittel... Jedenfalls eine
absolute, starre - Richtlinien, ok mag es geben, sicherlich sagt eine Altersgrenze, bzw. "Wartezeit" zumindest aus,
daß der Betreffende eine gewisse Beharrlichkeit bzgl. Judo an den Tag legt, aber jemand wie Y.Bönisch, die
sozusagen Vollzeit trainiert, mit nem "Durchschnittsjudoka" zu vergleichen, ist einfach nicht machbar - sagen wir
mal die Beharrlichkeit und Härte gegen sich selbst, die sie aufbringen mußte, um den Olympia-Sieg zu erzielen, wiegt
sicherlich jede Wartezeit auf
Oder meinst Du die Sache mit der Inflation? Nicht jede Auszeichnung muß ne Graduierung sein. Und wenn Leute
durch "Leistung" - und das ist eben im Sportjudo zum großen Teil der sportliche Erfolg - zu einer entsprechenden
Graduierung kommen, dann habe ich kein Problem damit, daß entsprechend viele mit nem hohen Dangrad
ausgezeichnet sind. Und da sportlicher Erfolg nunmal in der Regel nur in einer gewissen Altersspanne wahrscheinlich
ist, wäre es sinnlos, mit die entsprechenden Graduierung künstlich zu verzögern. Und wenn die Leistung durch
erfolgreiche Lehrtätigkeit geliefert wird, ist eine gewisse "Wartezeit" nahezu zwangsläufig, denn Lehrtätigkeit heißt nun
mal, über einen gewissen längeren Zeitraum sich einzubringen... Von daher sehe ich da auch keine Gefahr der Inflation.
Abgesehen davon wird die Vergabe der neunten Dane im Verband schon recht konservativ gehandhabt...
mcdüse hat geschrieben:Vor dem Hintergrund habe ich beschlossen, auf Kommentare, die diese Diskussion keinen Schritt weiterbringen (a la Ronin und tom herold) nicht mehr zu reagieren. (Beziehe ich nur auf diese Thema!)
Tom weist Dich (von seinem traditionellem Standpunkt aus)
lediglich darauf hin, daß er es als eine gewisse Anmaßung von Dir empfindet, wenn Du sagst, daß Du Dir ein
Urteil darüber erlauben dürftest, ob die Graduierungen von Mifune, Kimura, Hirano angemessen wären.
Vom traditionellen Standpunkt steht es dem Schüler einfach nicht zu, die Fähigkeiten der Älteren, der Lehrer
zu beurteilen. Du würdest Dir sicherlich auch verbitten, wenn z.B. ein Gelbgurt ernsthaft diskutiert, ob Du Deine Graduierung berechtigt inne hast oder nicht...
Auf der anderen Seite weiß ich aber auch, daß man bei uns - je weiter man selbst glaubt,
fortgeschritten zu sein - stark der Versuchung erliegt, eben doch Höhergraduierte hinsichtlich deren Können/Wissen
mit sich (oder "Referenz-Personen", wie den eigenen Lieblingstrainer usw.) zu vergleichen.
Leider ist dies auch den Tatsachen geschuldet, daß sich
a) Prüfungsordnungen gelegentlich mal ändern und
b) Dangrade auch ohne technische Prüfung vergeben werden können (ab 6.Dan im DJB müssen)
aufgrund von Dingen wie Kampfrichterei, Verwaltungsaufgaben usw...
So daß es durchaus sein kann, daß ein n-ter Dan judomäßig nicht deutlich mehr kann, als
das, was er bei seiner letzten Prüfung zeigen mußte - Ausnahmen gibt es sicherlich...
Und wie gesagt, bitte ein sparsamer Umgang mit Graduierungen spätestens ab dem 6. Dan aus drei Gründen:
- Uns gehen sonst irgendwann die Dan-Grade aus
- Verdiente Ausnahme-Judoka werden durch die Inflation quasi abgestuft
- Wir werden bestimmt keine Judoka verlieren, weil sie den 6. Dan nicht kriegen.
Ja, prinzipiell fast richtig, nur sollte die "Sparsamkeit" nicht ein Resultat künstlicher Altersgrenzen/Wartezeiten sein,
sondern sich eher zwangsläufig aus den eigentlichen Anforderungen ergeben.
So viele Olympiasieger/Weltmeister u.ä. haben wir nicht,
so viele Trainerkarrieren wie z.B. von Willi Lorbeer (jetzt 9. Dan und 95 Jahre alt), die bis ins hohe Alter noch selbst auf der Matte stehen, gibt es auch nicht...