Überholt BJJ Judo bis 2020

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Bandog
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Re: AW: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Bandog »

Hallo,

Ich sehe verschiedene Probleme beim Judo. Zuerst mal ein Imageprobleme, Judo kommt für meinem Geschmack zu sehr als ein pädagogisches, fernöstliches Kinderturnen daher und wird bei den meisten interessierten als Kampfkunst nicht für voll genommen. Jetzt mal ehrlich, was bietet Judo für erwachsene Neueinsteiger?

Ein Beispiel, in meiner näheren Umgebung kenne ich 8 Judo-Vereine, 5 davon bieten ausschließlich Kindertraining an, einer bietet zusätzlich zum Kindertraining noch Elterntraining an, aber kein normales Erwachsenentraining und von den letzten beiden bietet einer einmal und der andere zweimal die Woche "Erwachsenentraining" (ab 14) an. Der einzige Verein, der hier richtiges Erwachsenentraining angeboten hatte, hat vor ein paar Jahren dicht gemacht. In der selben Zeit sind 3 BJJ-Schulen eröffnet wurden. Und das obwohl BJJ viel teurer ist als Judo. Zum Beispiel ist der teuerste Judo-Verein mit 12€ im Monat dabei und man kann ohne Aufpreis noch weitere Kampfkünste, Gewichtheben und noch einiges mehr dort trainieren. Das günstigste BJJ-Angebot ist 39€, das teuerste 79€ im Monat und die haben keine Probleme neue Mitglieder zu finden. Und es wird auch bei weitem nicht jeder genommen.

Ein anderer Punkt ist, denke Ich, die Attraktivität der Wettkämpfe. Hier denke Ich wären weniger Beschränkungen durch das Reglement und mehr Aktion am Boden wünschenswert. Und vielleicht eine striktere Auslegung von Ippon. Jetzt mal ehrlich, ganz egal was Ippon traditionell symbolisieren mag und vollkommen egal, was ohne Fallschule und Matten so ein Wurf eventuell angerichtet hätte, wenn der Werfende nach dem Wurf in eine für ihn schlechte Position fällt oder die Kontrolle des Gegners aufgibt, weil er schon die Hände zur Siegespose in die Luft streckt, wirkt das ähnlich "realistisch", wie wenn im Pointfighting Karate nach einem Schlag der Kampf gestoppt wird. Das tut sich doch heutzutage kaum noch ein Zuschauer an. Die Leute wollen dynamische und spannende Kämpfe, die nicht dauernd unterbrochen werden. Da ist BJJ, Sambo oder auch Ringen einfach attraktiver.

Wobei es beim BJJ auch mehr als genug Möglichkeiten gibt, auch als Ü30-Weißgurt ohne Vorkenntnisse an Turnieren teilzunehmen. Ich hoffe ja, dass sich im Judo diesbezüglich etwas ändert. Und möglichst nicht nur im Bezug auf Wettkämpfe, sondern auch bezüglich Gürtelprüfungen. Eine Aufteilung in Kinder und Erwachsenen PO wäre wünschenswert!!

LG

Bandog
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Hofi
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Hofi »

Hi!
- pädagogisches, fernöstliches Kinderturnen: Einer der wohl bekanntesten Texte zum Judo dürfte "Der Beitrag des Judo zur Erziehung" von Kano selbst sein. Welcher Erwachsene will sich noch groß erziehen lassen? Ignoriert man solche Texte aber, wird man als nicht traditionell genug bezeichnet und man würde das Judo zu sehr versportlichen.

Fehlende Erwachsenen-Gruppen: Hat natürlich auch mit dem Image zu tun. Es gab auch bei uns Zeiten, wo wir zu viert und zu sechst auf der Matte stehen. Jetzt sind es an vier Tagen die Woche zwischen 15 und 20 plus das Familien-Training Samstagvormittag. Und es sind regelmäßig Neu- und Wiedereinsteiger da.

Wettkämpfe: Mit Ü30 ohne Vorkenntnisse an Wettkämpfen teilnehmen? Ich weiß nicht, ob ich mich damit anfreunden könnte. Aber klar könnte man hier evtl. mehr passende Angebote machen.

PO: Wurde schon viel diskutiert. Halte ich nichts davon, das zu trennen, da mich die PO im Erwachsenen-Training nur am Rande interessiert. Wird halt auch gemacht. Den 8.Kyu könnte man von mir aus überspringen bzw. als Doppelprüfung machen. Und man könnte Atemi-Techniken zusätzlich aber dann auch in der Grundform einführen.

Bis dann

Hofi
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Re: AW: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von tutor! »

Bandog hat geschrieben:(...) Jetzt mal ehrlich, was bietet Judo für erwachsene Neueinsteiger?

Ein Beispiel, in meiner näheren Umgebung kenne ich 8 Judo-Vereine, 5 davon bieten ausschließlich Kindertraining an, einer bietet zusätzlich zum Kindertraining noch Elterntraining an, aber kein normales Erwachsenentraining und von den letzten beiden bietet einer einmal und der andere zweimal die Woche "Erwachsenentraining" (ab 14) an. Der einzige Verein, der hier richtiges Erwachsenentraining angeboten hatte, hat vor ein paar Jahren dicht gemacht.
Was Du anspricht, ist nicht in erster Linie ein Problem "des Judo", sondern ein Problem der Vereinsstruktur im Judo. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied. Judo bietet Erwachsenen eine ganze Menge - nur viele Verein machen zu wenig daraus. Die Gründe dafür sind so vielfältig, wie die Vereinslandschaft. Aber unter dem Strich findet sich sehr oft das von Dir beschriebene Bild: viele Vereine bieten Erwachsenen zu wenig Trainingsmöglichkeiten und für erwachsene Anfänger oft auch keinen motivierenden Einstieg. Dies wiederum hängt mit der Mitgliederstruktur der meisten Vereine zusammen und damit, dass die überwiegende Zahl der Vereine viel zu klein sind. Hier ist vielerorts ein Teufelskreis entstanden (wenig Erwachsene -> geringe Attraktivität -> noch weniger Erwachsene), aus dem schwierig ist, wieder herauszukommen.
Bandog hat geschrieben:Und möglichst nicht nur im Bezug auf Wettkämpfe, sondern auch bezüglich Gürtelprüfungen. Eine Aufteilung in Kinder und Erwachsenen PO wäre wünschenswert!!
Es wäre vor allem wünschenswert, dass intensiv über eine Reform des Graduierungsystems nachgedacht und diskutiert wird, die auch Aspekte berücksichtigen, die bislang als "gesetzt" galten. Eine mögliche Differenzierung Kinder/Erwachsene kann man dabei genauso diskutieren, wie eine Differenzierung zwischen "jungen" Erwachsenen und "alten" Erwachsenen.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von katana »

Eine mögliche Differenzierung Kinder/Erwachsene kann man dabei genauso diskutieren, wie eine Differenzierung zwischen "jungen" Erwachsenen und "alten" Erwachsenen.
Da hat Tutor! einen wichtigen Punkt getroffen.
Der Begriff "Erwachsene" wird fast schon unbedacht benutzt.
Es gibt i.d. Tat mittlerweile Angebote für "Erwachsene" im Judo, allerdings beschränkt sich das oft auf Judo für "Ältere",
bzw. "Eltern-Kind"-Judo .
Die "Jungen Erwachsenen" haben bei uns gefälligst Wettkampf zu machen. Und genau dieser wird zunehmend unrealistisch
und unpopulär verreglementiert.
(Ich ertappe mich immer öfter selbst dabei, wenn ich in den gemischten Trainingseinheiten ständig betonen muß, ...im Judo Wettkampf ist dies und das ...und auch noch das und dies ... aber leider ...nicht erlaubt :oops: )


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Makikomi Kid
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Makikomi Kid »

Nehmt mal einen 28-jährigen Anfänger. Uni fertig. Jetzt mal Kampfsport machen. Gerne auch Wettkämpfe.
Wie sieht dessen Werdegang im Judo aus?

Und hier meine ich: Wie sieht die erste Stunde aus? Wie die 5te? Was kann er nach der fünften Einheit? Dann lassen wir mal ein Jahr ins Land gehen. Wie hat er sich entwickelt? Was sollte er hier so grob können?
Wann kann er auf seinen ersten Wettkampf?
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von JSC Mitglied »

tutor! hat geschrieben:Eine mögliche Differenzierung Kinder/Erwachsene kann man dabei genauso diskutieren, wie eine Differenzierung zwischen "jungen" Erwachsenen und "alten" Erwachsenen.
Ich glaube 3 PO's wären zuviel des Guten. Wenn mann sagt die Grenze ist 40 Jahre, so hätte man ein sehr großes Problem. Die meisten Ü40 sind Wiedereinsteiger. Wenn sie noch einmal eine Prüfung machen wollen, hatten sie eine andere PO als bisher.
Die Ü40-Neueinsteiger sind zu wenige, um extra für sie eine PO zu machen. (Wieviele wollen überhaupt noch Prüfungen machen?)
Der Kernpunkt ist, die ersten Gürtel wären für die Katz, weil die meisten schon höhere Gürtel haben.
freundliche Grüße
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von CasimirC »

JSC Mitglied hat geschrieben:
tutor! hat geschrieben:Eine mögliche Differenzierung Kinder/Erwachsene kann man dabei genauso diskutieren, wie eine Differenzierung zwischen "jungen" Erwachsenen und "alten" Erwachsenen.
Ich glaube 3 PO's wären zuviel des Guten. Wenn mann sagt die Grenze ist 40 Jahre, so hätte man ein sehr großes Problem. Die meisten Ü40 sind Wiedereinsteiger. Wenn sie nocheinmal eine Prüfung machen wollen hatten sie eine andere PO als was sie bisher.
Die Ü40 Neueinsteiger sind zu wenige, um extra für sie eine PO zu machen. (Wieviele wollen überhaupt noch Prüfungen machen?)
Der Kernpunkt ist, die ersten Gürtel wären für die Katz, weil die meisten schon höhere Gürtel haben.
Deswegen halte ich es auch für falsch, für "jede Altersklasse" ne eigene PO anzufertigen.

Es ist doch recht simpel: Man hat die PO als Leitfaden zur Hand, welcher vorgibt, was ein Judoka mindestens zu beherrschen hat, um den entsprechenden Gürtel zu tragen. Hierbei hat man noch einmal drei unterschiedliche Bewertungsmöglichkeiten, die bei der Feststellung des Bestehens der Prüfung helfen. Jetzt kann ich als Prüfer, völlig individuell, bei jedem Judoka unterschiedliches Maß anlegen.
- Bei nem Achtjährigen bewerte ich einen nicht ganz so sauberen O-uchi-gari ein wenig "lockerer" als bei einem Zwanzigjährigen.
- Bei einem Zwanzigjährigen bewerte ich die Ausführung eines Tomoe-nage deutlich strenger als bei einem Fünfzigjährigen.
usw. usf.

Zumindest hierbei sollte es doch keine Probleme geben!? Das wurde mir noch auf jeder Prüferschulung so vermittelt, dass die Prüfungsleistung auch immer in Bezug auf den individuellen Fortschritt und die individuelle Leistungsfähigkeit bewertet werden sollte, ich weigere mich zu glauben, dass das irgendwo anders gehandhabt wird. Wenn man jetzt den Lernfortschritt bei jedem Judoka individuell betrachtet, kommt man auch zu der geforderten Flexibilität.

@Makikomi Kid: Waren das feste Fragen an die Diskussionsteilnehmer? Das fände ich nämlich recht interessant, weil ich zurzeit einen Achtzehnjährigen in meiner Gruppe hab, der vor 1,5 Jahren bei uns erst angefangen hat, und auf den deine Beschreibung passt.
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
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Fritz
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Fritz »

Von separaten Prüfungsordnungen für Kinder und Erwachsene halte ich auch nichts,
Eine ordentliche, halbwegs anspruchsvolle Prüfungsordnung sollte reichen.
Für Kinder kann man dann gern "Zwischengürtel" o.ä. haben, so daß sie
entsprechend kleinere Fortschritts-Häppchen haben...
Also lieber weniger reglementieren als mehr. Und wenn ein halbwegs begabter
Erwachsener nach zwei Jahren-Training das komplette Braungurt-Programm einschließlich
aller davor liegender Stufen ordentlich demonstrieren kann, na dann soll er doch seinen
Braungurt bekommen...
JSC Mitglied hat geschrieben: Die meisten Ü40 sind Wiedereinsteiger. Wenn sie noch einmal eine Prüfung machen wollen, hatten sie eine andere PO als bisher.
Haben Sie jetzt auch schon. Die letzte Änderung der Kyu-PO war 2005. Die der Dan-PO 2010.
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Makikomi Kid
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Makikomi Kid »

CasimirC hat geschrieben:
JSC Mitglied hat geschrieben: @Makikomi Kid: Waren das feste Fragen an die Diskussionsteilnehmer? Das fände ich nämlich recht interessant, weil ich zurzeit einen Achtzehnjährigen in meiner Gruppe hab, der vor 1,5 Jahren bei uns erst angefangen hat, und auf den deine Beschreibung passt.
Klar.
An wen sonst?
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Re: AW: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Bandog »

@Hofi

Mit "ohne Vorkenntnisse" meinte ich, dass dieser keine Erfahrung in Kampfsport hatte, bevor er mit Ü30 zum Judo gefunden hat. Im BJJ kann sojemand in der Weißgurt-Klasse antreten, im Judo sind zumindest mir, keine Angebote in dieser Richtung bekannt.

Im BJJ sind sehr viele Studenten (ich würde schätzen 70% oder sogar mehr) und Leute, die gerade mit der Uni oder der Lehre fertig sind. Die meisten zwischen Anfang Zwanzig und Mitte Dreißig. Vom Judo kenne ich dies nicht, und interessanterweise sind in meiner BJJ-Gruppe zwei ehemalige Judoka, die statt jetzt wieder zum Judo zu gehen, lieber zum BJJ gegangen sind. Ich bin mir sicher, dass beide immer noch Interesse am Judo haben, genauso wie ich mir sicher bin, dass viele, die ohne Vorkenntnissen zum BJJ kommen, durchaus auch fürs Judo zu begeistern sind/wären. Aber eben nicht in der Form in der Judo zum Großteil momentan hauptsächlich angeboten wird.

Und wenn ich schon dabei bin, dann lehne ich mich jetzt mal etwas aus dem Fenster. Für mich ist Judo (oder sollte es meiner Meinung nach zumindest sein) eine Kampfkunst, die den Kampf lehrt und dies unter anderem über das Trainingsmittel des Shiai. Ob Kano Jigoro dies ähnlich gesehen hat oder eventuell andere Vorstellungen hatte, weiß ich nicht. Ich bin bei weitem kein Experte, was die zweite Ebene des Judo betrifft. Aber ich finde das gerade die erste Ebene des Judo bei all dem Pädagogischen und Kindgerechten verloren geht. Genauso wie die Wehrfähigkeit unter dem Reglementierungswahn der Versportlichung verlorengeht. Ich glaube mittlerweile, dass der sportliche Wettkampf, wenn er nicht durch unnötige und ein zuviel an Regeln pervertiert wird, nicht nur zur Wehrfähigkeit hin führt, sondern dass diesem auch ein "erzieherischer Wert" immanent ist.

Und zum Kindertraining, habe ich in der BJJ-Ecke einen schönen Artikel gefunden: http://www.grapplearts.com/Blog/2010/06 ... j-to-kids/

Die Frage ist m.m.n. also nicht, wie oder ob man "erzogen" wird/werden will, oder wie man Pokale gewinnen kann oder der ultimative Straßenkämpfer wird, sondern wie man möglichst viel Judo lernen kann und zwar nicht von einem "Clown", sondern von einem Lehrer. Den Rest übernimmt dann das Judo.

Und hier sind wir wieder beim Ü30-Weißgurt der möglichst viel Judo/BJJ/Sambo lernen möchte, und dazu auch das Trainingsmittel Shiai nutzen möchte. So jemand findet dies m.M.n. eher im BJJ oder Sambo als im Judo. Ja selbst im TaeKwonDo, Karate oder Muay Thai wird dies eher geboten als im Judo. Und dies ist das Problem des Judo, dass Potential wird einfach nicht genutzt, obwohl ich mir sicher bin, dass Judo diesbezüglich alles hat, was es braucht, um ganz vorne mitzuspielen.

LG

Bandog
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Hofi »

hi!
Ein Problem, das in meinen Augen im Judo auftritt, dass man sehr viel Überzeugungsarbeit leisten muss, damit das Trainingsmittel Shiai überhaupt angenommen wird. Und zwar bevor sich die Leute überhaupt über die Regeln ärgern konnten, nämlich bevor es überhaupt probiert wurde.
Wenn mir die Vereine sagen würden, wir haben zusammen 10 - 15 Farbgurte (wäre ca. ein halber pro Verein) bis z.B. grün von 20 - 40 Jahren, können wir dafür ein kleines Turnier machen, kein Problem. Hängen wir an die U15 dran, hat der Ausrichter bei nahezu 0 Mehraufwand ein paar Euro mehr in der Tasche und die "Anfänger" müssen sich nicht an den alten Liga-Kämpfern die Zähne ausbeißen. Eine Anfrage in der Richtung kam aber bisher nicht. Und meine Kapazitäten sind auch begrenzt.
Den Satz von Eltern: Das mit dem Kämpfen liegt ihm (dem Sohn/der Tochter) nicht so, er ist mehr der Techniker, kann ich eigentlich nicht mehr hören. Was machen die dann auf einer Kampfsportmatte?
Bis dann
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Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von makoto »

Hofi hat geschrieben:Ein Problem, das in meinen Augen im Judo auftritt, dass man sehr viel Überzeugungsarbeit leisten muss, damit das Trainingsmittel Shiai überhaupt angenommen wird.
Jetzt nicht auf eine spezielle Altersgruppe bezogen, sondern allgemein auf alle Jahrgänge bezogen - meiner Meinung nach wird Shiai nicht mehr als Trainingsmittel gesehen, sondern eher als "Gefahr, sich zu blamieren". Ob das jetzt ein bereits reflektierender und mündiger Jugendlicher / junger Erwachsener ist oder ein kleines Kind, dass den Erfolgsdruck bewusst oder unbewusst von den Eltern vermittelt bekommt, läuft auf das Gleiche hinaus - sie haben Angst zu verlieren - und das ist ja in unserer heutigen Zeit einerseits "uncool" und wird daher gemieden und andererseits muss man sich dann ja Fragen stellen, in denen man selbst die Hauptrolle spielt und das liegt zur Zeit auch nicht gerade im Trend... Eine Lösung meinerseits wäre dafür mehr "Wettkämpfe" in's Training einzubauen - sei es jetzt Tachi-Waza, Ne-Waza oder mit fließendem Übergang - Hauptziel sollte es sein, über den Umfang und die Intensität a) das Gehirn auszuschalten (während des Trainings) und b) eine neutrale, angstfreie Haltung echten Wettkämpfen gegenüber aufzubauen. (Bsp. jeder gegen jeden in der Trainingsgruppe, nur jeder Ippon zählt, Punkteliste führen...)

Zum Thema "Wehrhaftigkeit" - selbst die Aufteilung nach Gewichtsklassen widerspricht ja im Grunde genommen einer realen Situation, die Wehrhaftigkeit erfordern würde. Daher sollte auch wieder (öfters) bei Turnieren die offene Gewichtsklasse ausgetragen werden - ist ja nicht umsonst die Königsdisziplin bei den Japanern... Wobei das "jeder gegen jeden" von oben genau wieder in diese Richtung geht.

Man muss die Dinge ja nicht immer neu erfinden - oft hat das "Alte" ja schon auch seinen Sinn und daher seine Berechtigung.
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Makikomi Kid
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Makikomi Kid »

Ich bin mal so frei meine Fragen zu wiederholen:

Nehmt mal einen 28-jährigen Anfänger. Uni fertig. Jetzt mal Kampfsport machen. Gerne auch Wettkämpfe.
Wie sieht dessen Werdegang im Judo aus?

Und hier meine ich: Wie sieht die erste Stunde aus? Wie die 5te? Was kann er nach der fünften Einheit? Dann lassen wir mal ein Jahr ins Land gehen. Wie hat er sich entwickelt? Was sollte er hier so grob können?
Wann kann er auf seinen ersten Wettkampf?
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Fritz
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Fritz »

Makikomi Kid hat geschrieben:Und hier meine ich: Wie sieht die erste Stunde aus? Wie die 5te? Was kann er nach der fünften Einheit? Dann lassen wir mal ein Jahr ins Land gehen. Wie hat er sich entwickelt? Was sollte er hier so grob können?
- Erste Stunde Fallschule
- 5te Stunde Fallschule
- nach der fünften Einheit: Er sollte Fallen können, wissen wie man greift,
wissen wie man auf der Matte geht u. sich bewegt und das Gleichgewicht des anderen stört
und mit dem Üben der ersten ein, zwei Würfe begonnen haben...
- nach nem Jahr - tja kommt drauf an, wie oft er da trainiert hat u. wie begabt er ist, ein solider Gelbgurt sollte schon drin sein bei ordentlichem Training und normaler Begabung,
und er sollte vollwertiges Gruppenmitglied sein und im Randori schon ordentlich "ranklotzen" können...
Wann kann er auf seinen ersten Wettkampf?
Wenn man sicher ist, daß er perfekt fallen kann und er
a) selbst zum Wettkampf will u.
b) ein paar Würfe u. etwas Bodenarbeit halbwegs beherrscht...
Ist halt individuell verschieden... und
c) ein geeigneter Wettkampf gefunden wurde ;-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Makikomi Kid »

Gab es im DJB nicht was im Sinne von Wettkämpfe erst ab XY Gurt?

Und ein Anfänger macht bei Dir wirklich 2.5 Wochen nur Fallschule? (Also bei 2x Training die Woche)
Woher hat er dann die Fertigkeiten die du listest, wenn er nur Fallschule macht?
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von CasimirC »

Makikomi Kid hat geschrieben:Wie sieht die erste Stunde aus?
Auf die Matte kommen, alle Trainingselemente einmal mitmachen und "ausprobieren", natürlich unter Begleitung eines erfahrenen Uke, der ihn anleiten und korrigieren kann. Gewöhnung an Körperkontakt, mögliche Reduzierungen des Leitungsniveaus durch den ÜL (bspw. statt Judorolle vorwärts zunächst Purzelbaum/ Turnerrolle/ Radschlagen in Varianten)
Makikomi Kid hat geschrieben:Wie die 5te? Was kann er nach der fünften Einheit?
Fokus auf Falltechnik und "einfachen" Judobewegungen, erarbeiten von 1-2 Würfen, je nach Schwerpunktsetzung des ÜLs bzw. des Trainingskonzepts.
Makikomi Kid hat geschrieben:Dann lassen wir mal ein Jahr ins Land gehen. [...] Was sollte er hier so grob können?
Technisch sollte er +/- Gelbgurtniveau haben, Falltechnik sollte weitestgehend problemlos funktionieren. Er sollte sich insgesamt an das geforderte Leistungsniveau angepasst haben, was auch die Bereitschaft beinhaltet, offen zu sein für neue Dinge und selber auf erfahrenere Judoka zuzugehen und sie um Rat zu bitten. Teilnahme am Randori und Trainings-Shiai muss selbstverständlich sein.
Makikomi Kid hat geschrieben:Wann kann er auf seinen ersten Wettkampf?
Meiner Erfahrung nach braucht er nicht zu Wettkämpfen zu gehen, bis er einmal 3-4 Jahre Judo gemacht hat. Grund: In unserer Region treten bei Meisterschaften pro Gewichtsklasse nur noch die Leute an, die "Regionalliganiveau" aufwärts kämpfen, Privatturniere für Erwachsene gibt es im Umkreis von 100km maximal 1-2 pro Jahr. Da ist der Kosten-Nutzen-Faktor zu ungünstig, und damit meine ich, dass ich keine Lust hab, ihn als Kanonenfutter für übermotivierte Pseudoleistungssportler auf die Matte zu schicken, die nach 10 Sekunden auf Gedeih und Verderb und ohne Rücksicht auf Verluste ihren Spezialwurf durchziehen. Die Chance, dass er sich verletzt, ist deutlich höher als die Chance, dass er etwas Brauchbares lernt. Insofern - auf deine Frage bezogen: Erster Wettkampf erst dann, wenn er sich des Risikos bewusst ist und von sich aus sagt, dass er das gern einmal ausprobieren möchte, aber ich würde es ihm, entwicklungsspezifisch, wohl erst nach 3 Jahren empfehlen.
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von Fritz »

Makikomi Kid hat geschrieben:Gab es im DJB nicht was im Sinne von Wettkämpfe erst ab XY Gurt?

Und ein Anfänger macht bei Dir wirklich 2.5 Wochen nur Fallschule? (Also bei 2x Training die Woche)
Woher hat er dann die Fertigkeiten die du listest, wenn er nur Fallschule macht?
Nun ja, Du hast von Stunden und Einheiten geredet.
Ne Trainingseinheit ist bei uns 1,5h.
Also nach zwei bis drei Trainingseinheiten sollte er anfangen fallen zu können und
damit es nicht langweilig wird, kann dann auch mit dem anderen Zeug begonnen werden.
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von CasimirC »

Da ja sonst hier keine weiteren Antworten kommen, wüsste ich jetzt schon gerne, was du, Makikomi Kid, von den Antworten auf deine Fragen, v.a. hinsichtlich der Thematik des Fadens hältst ;) Vielleicht hättest du ja alternative, gute Ideen, die man ergänzen kann!?
Theorie: Wenn alle wissen, wie es geht, und es geht nicht.
Praxis: Wenn es geht, und keiner weiß, warum.
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Re: Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von nur_wazaari »

Hier mal ein zusammenfassender Artikel zum finanziellen/politischen Aspekt der momentanen Entwicklung im Judo:

http://www.laola1.at/de/sport-mix/mehr- ... 107--.html
.
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makoto
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Überholt BJJ Judo bis 2020

Beitrag von makoto »

Stellt euch vor es gibt einen Gran Prix und keiner will / kann ihn austragen und keiner will dort starten...

Also es kann mir langsam keiner mehr erklären, dass es noch irgendjemanden in der EJU / IJF darum geht, Judo näher an die breite Masse zu bringen und für diese auch verständlicher zu machen. Die Vorgaben und finanziellen Belastungen für die lokalen Organisatoren explodieren und nehmen unrealistische Ausmaße an. Und die Regeln werden immer konfuser und führen zu einer Verfremdung unserer Sportart für die alteingesessene Basis. Der Titel des unten verlinkten Artikels "Wenn die eigene Sportart fremd geworden ist" bringt es meiner Meinung nach sehr gut auf den Punkt - http://www.laola1.at/de/sport-mix/mehr- ... -179-.html

Judo wird immer mehr zu einer Geldmacherei - seien es jetzt die sich ständig ändernden Judogi-Regeln, das Einführen von care-Systemen, die Vorgaben für Turnieraustragungen etc. Davon profitieren nur ganz wenige, verkaufen es aber natürlich stets als positive Entwicklung für die breite Masse.

Auch wenn im Prinzip das kleine Dorf-Dojo hinter den 7 Bergen nicht direkt weder von der einen noch der anderen "großen internationalen Regel / Vorgabe" betroffen ist, wird "Judo" dort (Dorf-Dojo) und da (Gran Prix in XY) betrieben und ist nicht das Gleiche. Und ich glaube nicht, dass sich weder die einen noch die anderen vom jeweils anderen repräsentiert fühlen und das kann ja wohl kaum das Ziel sein...
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