Die Judowerte, gelebt auf höchster Ebene

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
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caesar
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Re: Die Judowerte, gelebt auf höchster Ebene

Beitrag von caesar »

https://judoinside.com/news/6729/No_spa ... mpic_Games

Einer der den Nationenwechsel verpasst hat. Im Gegensatz zu vielen anderen russischen Sportlern, wenn die auch nicht aus der ersten Reihe waren, hat Makhmadbekov die Nation nicht gewechselt und fährt jetzt nicht zu den Spielen. Sein Bruder oder Cousin (die russische Wikipedia ist sich bei den Verwandtschaftsverhältnissen nicht einig) Somon wird für Tadjikistan starten.
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Re: Die Judowerte, gelebt auf höchster Ebene

Beitrag von caesar »

Bei den Olympischen Spielen gabs einige Vorfälle die von der IJF geahndet wurden. Sonst habe ich das nicht so mitbekommen, nur der verstrahlte Algerier 2021 ist mir da im Kopf.

Tara Babulfath bekam 3 Monate Sperre für ihr Verhalten auf der Matte im Halbfinale. Sie hat die Entscheidung des Kampfgerichts nicht akzeptiert, mit dem Kampfrichter diskutiert und diesen sogar angefasst.
https://78884ca60822a34fb0e6-082b8fd555 ... 922363.pdf

Lasha Bekauri bekam 325€ Strafe für das Zeigen einer religiösen Geste. Glaube, als Olympiasieger hat er nicht das Problem, die Strafe zu bezahlen.
https://78884ca60822a34fb0e6-082b8fd555 ... 741022.pdf

Nemanja Majdov bekam 140 Tage Strafe für sein Verhalten auf der Matte. Er akzeptierte die Entscheidung des Kampfgerichts nicht und zog Jacke und Gürtel noch auf der Matte aus. Er selbst hat und einige Medien haben es verkauft, als würde er für die religiöse Geste bestraft, das wird im Urteil aber extra ausgeklammert. Dafür, dass er danach die Kampfrichter quasi als Satanisten bezeichnet hat und es nicht sein erstes Vergehen ist, eine milde Strafe.
https://78884ca60822a34fb0e6-082b8fd555 ... 658113.pdf

Guram Tushishvili bekam für sein Verhalten im Kampf gegen Teddy Riner 6 Monate Sperre. https://www.youtube.com/watch?v=ZLH3Rr0JDCg
https://78884ca60822a34fb0e6-082b8fd555 ... 741285.pdf
tutor!
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Re: Die Judowerte, gelebt auf höchster Ebene

Beitrag von tutor! »

caesar hat geschrieben: 30.10.2024, 01:09 Tara Babulfath bekam 3 Monate Sperre für ihr Verhalten auf der Matte im Halbfinale. Sie hat die Entscheidung des Kampfgerichts nicht akzeptiert, mit dem Kampfrichter diskutiert und diesen sogar angefasst.
https://78884ca60822a34fb0e6-082b8fd555 ... 922363.pdf
Ich habe Tara ehrlich gesagt für Ihre Haltung bewundert und bedaure es ausdrücklich, dass die KR-Entscheidung nicht ebenfalls untersucht wurde. Nach meiner Erinnerung bekam sie den dritten Shido als sie die Japanerin am Rande einer Niederlage hatte. Wenn Shido, dann hätte es gegen die Japanerin sein müssen. Ich finde jetzt allerdings kein Video dazu,
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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Re: Die Judowerte, gelebt auf höchster Ebene

Beitrag von caesar »

Wieso bewunderst du sie für ihre Haltung, die Entscheidung des Kampfgerichts nicht zu akzeptieren und damit zumindest gegen den DJB-Judowert "Selbstbeherrschung" zu verstoßen?

Sie hatte Tsunoda am Rande der Niederlage, korrekt. Aber dann hat sie sich klar losgerissen, ohne selbst einen Griff zu haben und das ist nach den gegebenen Regeln Shido und wurde entsprechend bestraft.

Die Kampfrichter, Matten- wie Videokampfrichter, haben diese Entscheidung mit mindestens einer 2:1 Mehrheit getroffen und in einem Halbfinale bei Olympia wurde die Entscheidung von den Supervisoren abgenickt. Ich wüsste nicht, wie die Entscheidung noch evaluiert werden sollte und wie sie da auf ein anderes Urteil gehofft hatte, wenn schon alle Instanzen dies so gesehen haben.

Auf Grund der olympischen Medienrechte wirst du von der Entscheidung leider kein Video finden und wenn doch und du es vervielfältigst, kommt das IOC mit einem Copyright claim. Die olympischen Medienrechte sind nicht wirklich zuschauerfreundlich.
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Fritz
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Re: Die Judowerte, gelebt auf höchster Ebene

Beitrag von Fritz »

caesar hat geschrieben: 30.10.2024, 01:09 Guram Tushishvili bekam für sein Verhalten im Kampf gegen Teddy Riner 6 Monate Sperre. https://www.youtube.com/watch?v=ZLH3Rr0JDCg
https://78884ca60822a34fb0e6-082b8fd555 ... 741285.pdf
Hab ich es richtig gesehen, Teddy Riner hat den Kampf quasi 20:0 gewonnen?
Einmal Ippon für den Wurf und dann noch Hansoku-Make für den Gegner? :-o
Mit freundlichem Gruß

Fritz
tutor!
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Re: Die Judowerte, gelebt auf höchster Ebene

Beitrag von tutor! »

caesar hat geschrieben: 30.10.2024, 16:44 Wieso bewunderst du sie für ihre Haltung, die Entscheidung des Kampfgerichts nicht zu akzeptieren und damit zumindest gegen den DJB-Judowert "Selbstbeherrschung" zu verstoßen?
Sie hat den KR gefragt, warum sie die Strafe bekommen hat. Ich hatte jedenfalls keinen Grund gesehen, deshalb hätte ich die Szene gerne noch einmal gesehen. So oder so, hätte der KR eine kleine Antwort geben können. Aber er hat sie absolut respektlos behandelt. Und das hat sie sich nicht bieten lassen, was ich für ein 18-jähriges Mädchen ausgesprochen mutig finde.

Eine Welt, in der Athletinnen und Athleten kein Recht haben sollen, eine sachliche Frage zu stellen, entspricht in keiner Weise den Werten des Judo. Ich spreche nicht von reklamieren wie beim Fußball. Ich spreche von wertschätzender Kommunikation. Kampfrichter und Funktionäre müssen stets im Kopf behalten, dass sie Dienstleister der Sportlerinnen und Sportler sind und dass gegenseitiger Respekt wichtig ist.

Aber ich werde genau diesen Fall einmal mit führenden Kampfrichtern, die vor Ort waren, besprechen.
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Re: Die Judowerte, gelebt auf höchster Ebene

Beitrag von caesar »

Fritz hat geschrieben: 30.10.2024, 17:07 Hab ich es richtig gesehen, Teddy Riner hat den Kampf quasi 20:0 gewonnen?
Einmal Ippon für den Wurf und dann noch Hansoku-Make für den Gegner? :-o
Unterpunkte gibt es bei der IJF nicht mehr. Ich kann mich noch dran erinnern, als Stephan Bode auf einem IJF Kampfrichterkongress, ich bekomme den Kontext nicht mehr ganz zusammen (ich glaube es war in dem Jahr, als bei den Mannschaftskämpfen die im Golden Score gewonnen Kämpfe weniger fürs Teamergebnis gezählt haben), nachfragte, wie da jetzt die Unterpunkte für sind und die IJF die Frage nicht verstanden hatte und meinte, es gäbe nur zwei Sachen im Judo, Ippon mit 10 und Waza-ari mit 1. Da hat selbst Stephan Bode die Nachfrage aufgegeben.
tutor! hat geschrieben: 30.10.2024, 20:11 Sie hat den KR gefragt, warum sie die Strafe bekommen hat. Ich hatte jedenfalls keinen Grund gesehen, deshalb hätte ich die Szene gerne noch einmal gesehen.
Disclaimer: tutor! hat die Szene jetzt, eine Eule hat ihm eine VHS gebracht oder so.
Aus meiner Sicht ist klar zu erkennen, wofür es die Strafe gab, aus meiner Sicht bemerkt sie das auch selbst, stürzt sie doch völlig untypisch für den Kampf auf ihre Gegnerin drauf und versucht irgendeinen Griff zu bekommen. Lubomir Petr lässt die Szene sogar noch weiterlaufen und bekommt dann die Ansage von außen, sein Blick beim Mate lässt vermuten, dass er es schon selbst gesehen hatte, hier die Strafe auszusprechen. Sollte er es nicht gesehen haben, kam der Hinweis von den Außenrichtern und den Supervisor. Babulfath weiß auch, was das Handzeichen bedeutet und fängt aber direkt an, nun ja in meinen Augen, zu reklamieren. Wenn ich mich als Lippenleser versuche, dann kommt das "why?" erst später.

Sollte der Mattenleiter die Strafe nicht selbst gesehen haben und nur nach Intervention von außen gegeben haben, dann könnte er auch nicht erklären wofür es diese gegeben hat. Ihre Trainerin scheint es gewusst zu haben, sie hat schnell gezeigt, dass sie von der Matte soll.
tutor! hat geschrieben: 30.10.2024, 20:11 Eine Welt, in der Athletinnen und Athleten kein Recht haben sollen, eine sachliche Frage zu stellen, entspricht in keiner Weise den Werten des Judo.
Ich hoffe doch so, dass diese Welt nicht existiert. Allerdings verstehe ich in diesem Fall nicht, was die sachliche Frage hier sein soll. Auf der einen Seite ist der Fall relativ eindeutig. Die Regel ist eine Schwarz-Weiß-Regel, sie hat es selbst gemerkt und die Strafe kam nach Intervention von außen mit einem klaren Handzeichen. Im Zweifel wusste der Kampfrichter nicht einmal, wofür es die Strafe gab und könnte das "why?" gar nicht beantworten. Es sieht allerdings wirklich nicht so aus, als würde er das "why" beantworten, wobei sie auch noch andere Sachen sagt und man da nicht sieht, ob sie nicht eine Antwort bekommt. Der Kampfrichter verhält sich allerdings so stoisch, wie von der IJF gewünscht, das ist natürlich ein anderes Problem.

Die Strafe fällt mit 3 Monaten auf den ersten Blick drastisch aus, letztendlich verpasst sie aber "nur" Turniere, nach Olympia ist einfach nicht so viel los und was bei allen Strafen bei Olympia mit reinspielt ist, dass die größere Aufmerksamkeit die IJF dazu veranlasst, hier auch Strafen auszusprechen. Ich erinnere an Claudiu Pusa und Martina Trajdos mit ihrem üblichen Ritual vor dem Kampf bei Olympia 2020, wo es dann auch mit einmal eine deutliche Ermahnung der IJF gab.
Bodnus Carlsen
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Re: Die Judowerte, gelebt auf höchster Ebene

Beitrag von Bodnus Carlsen »

Tara Babulfath wird sich am meisten über das Verpassen der U21-WM geärgert haben.

Ich möchte an dieser Stelle "Rechtfertigung" und "Verständnis" trennen. Ich habe durchaus Verständnis für ihr Verhalten (sie ist jung; Olympia bedeutet einen enormen Druck; sie war sich des Fehlers vermutlich bewusst und hat sich teilweise über sich selbst geärgert; ...). Abgesehen davon gibt es aber keine Rechtfertigung für ihr Verhalten. Ich habe mich in der Situation sehr gewundert, dass es keinen direkten Hansoku-make gab. (Ob es diesen direkten Hansoku-make, der sicherlich diskutiert wurde, nicht gab, damit in der Finalrunde alle Kämpfe stattfinden, befindet sich im Bereich von Spekulationen...)

Ich sehe auch nicht, dass auf dem Niveau Entscheidungen der Kampfrichter auf der Matte erklärt werden müssen (auch wenn sie falsch sind, was aber der KR in der Situation selbstverständlich nicht weiß, sonst hätte er die Entscheidung ja anders getroffen...). In der Jugend sieht das völlig anders aus, aber auch da ist diese Erklärung auf der Matte eine "Einbahnstraße" und keine Einladung zur Diskussion. Nach Kämpfen und neben der Matte bin ich als Kampfrichter gerne bereit, Judoka oder Coaches Entscheidungen zu erläutern. Dies funktioniert nach meiner Erfahrung solange gut, wie der Kampfrichter seine Entscheidung aufgrund seiner Wahrnehmung darstellt (und nicht als absolut) und Coach/Judoka ein gewisses Interesse an anderen Meinungen zeigen.
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