Die Gokyo-no-waza hat fünf Gruppen zu je acht Techniken. Diese 40 Techniken sind damit gemeint.
Ich vermute, dass mit einer sechsten Gruppe die acht Habukareta-waza gemeint sein könnten, die in der Gokyo von 1895 enthalten waren (die 42 Techniken hatte), aber 1920 herausgenommen wurden.
So würde ich es nach den DJB Unterlagen auch verstehen.
Ich habe allerdings gerade beim HJV gelesen, dass neben der Rokukyo (6.Gruppe) die komplette Shin-mei-shou-no-waza Teil der Prüfung ist (68 Würfe). Das scheint beim sächsischen Verband wohl auch so ausgelegt zu werden.
Gibt es vom DJB eine offizielle (verbindliche) Übersicht?
Es ist vermutlich verlockend, die Habukareta-waza als sechste Gruppe (Rokukyo) zu bezeichnen, aber die Gokyo hat nur fünf (go) Stufen.
Aus dem verlinkten Dokument aus Sachsen lese ich auch nur 40 Techniken der Gokyo heraus. Dahinter gibt es die Tabelle "Technikpool", wo alle anderen Wurftechniken (Habukareta-waza, Shinmeisho-no-waza) aufgeführt werden.
In den DJB-Anforderungen steht für den 1. Dan die Gokyo drin, für den 2. Dan kommen zwölf Techniken außerhalb der Gokyo dazu. Diese wurden dort vermutlich der Deutlichkeit halber sowohl als "außerhalb der Gokyo" als auch als "Shinmeisho-/Habukareta-waza" bezeichnet.
Viel Interpretationsspielraum über "40 Würfe der Gokyo zum 1. Dan" hinaus sehe ich da nicht.
Fritz hat geschrieben: ↑15.08.2024, 22:04
@budoka: Irgendwie passt das verlinkte Dokument nicht so recht zu den Aussagen Deines Beitrags.
Auf Seite 5 zum 1. Dan steht:
"Gokyo-no-waza: Die Graduierungskommission wählt am Prüfungstag weitere Techniken aus dem Grund-, Erweiterungs- und Masterprogramm aus, die de-
monstriert werden müssen." → S. 24: Shinmeisho-waza
Welcher Landesverband ist HJV? Hessen oder Hamburg?
Ich lese das übrigens nicht auf Seite 5, sondern stattdessen folgendes: "Gokyo-no-waza: Die Graduierungskommission wählt am Prüfungstag weitere Techniken aus dem Grund-, Erweiterungs- und Masterprogramm aus, die demonstriert werden müssen. Die Techniken der Gokyo-no-waza des Grundprogramms (Anlage 6) sind auf Niveaustufe 3 zu demonstrieren. Die Techniken der Gokyo-no-waza des Erweiterungs- und Masterprogramms (Anlage 6) sind mindestens auf Niveaustufe 2 zu demonstrieren."
Anschließend an diese Diskussion, aber vielleicht thematisch nicht ganz passend, habe ich eine Frage: Ich habe jetzt schon mehrfach und an verschiedenen Stellen von einer sechsten Gruppe der Gokyo gehört. Nach meinem Verständnis verbergen sich dahinter die Habukareta-waza. Ich kenne zusätzlich die Geschichte, dass der Kodokan zum 100jährigen Jubiläum diese acht Techniken als sechste Gruppe eingeführt hätte.
Weiß jemand, ob da irgendetwas dran ist? Weiß jemand, wo das herkommt?
Der Kodokan nutzt in seinen Veröffentlichungen schon seit Jahren die Einteilung in Te-, Koshi-, Ashi- und Sutemi-Waza. Auf der (katastrophal schlechten) neuen Homepage ist der Begriff Gokyo nicht mehr zu finden, auf der alten Homepage nur mit einigem Aufwand.
Einige Kodokan-Lehrer sollen wohl weiterhin das Erlernen der Wurftechniken grob nach den Vorgaben der Gokyo propagieren, was aber auch nicht dogmatisch festgelegt ist - selbst Kano scheint sich häufiger nicht daran gehalten zu haben.
Unabhängig davon, kann ich mir nicht vorstellen, dass damals eine offizielle "sechste Gruppe" (!) der Goyko (!) geschaffen wurde - wohl aber, dass sich einige Dogmatiker hierzulande das herbeireden / herbeiwünschen wollen, damit sie sich weiterhin in Ihrer Komfortzone "Gokyo" bewegen können, die nie
die Bedeutung hatte, die ihr in Deutschland und teils in Europa zugesprochen wurde. Ab gesehen davon, wäre dann die Begrifflichkeit geändert worden.
PS: Vielleicht handelt es sich um eine sprachliche Ungenauigkeit. Auf der IJF-Homepage steht:
"The Gokyo no Waza (five sets of techniques) is the standard syllabus of Judo throwing techniques originated in 1895 at the Kodokan in Tokyo, Japan. From 1920 to 1982 the Kodokan Gokyo no Waza was made up of the 40 throws in 5 groups. In 1982 additional techniques (eight reinstated techniques and Shinmeisho No Waza) were added to recognize standard Judo throws that were not part of the Gokyo. Search for a techniqe and watch a video demonstration of how to do each technique."
Ich verstehe das aber eher so (und meine mich auch so daran zu erinnern), dass es zum "Sylabus" (Lehrplan) hinzugefügt und nicht in die klassische Gokyo integriert wurde. Dann wäre wie bereits erwähnt auch die Bezeichnung unpassend geworden.
Ich kenne noch den Begriff Gokyo-no-Kaisetsu, soll wohl heißen "Erklärung der fünf Gruppen". Und mich beschleicht immer mehr das Gefühl,
daß mit den "fünf Gruppen" eigentlich Te- / Koshi- / Ashi- / Ma-Sutemi u. Yoko-Sutemi-Waza gemeint sind
und die Stoffsammlung der wichtigsten 40 Würfe zwar zufälligerweise auch in 5 Gruppen eingeteilt ist, diese Gruppen aber mit o.g. Begriff
wohl gar nicht gemeint sein könnten ...
Sinnvoll ist es, die Würfe der Gokyo in Grundform und gängigen Varianten zu üben. Dabei sollte sowohl mit systematischer/schematischer Bewegung (angelehnt an Bewegungsformen des Kata-Trainings), als auch freier (randori-ähnlicher) Bewegung trainiert werden. Jeder Wurf sollte nach beiden Seiten geübt werden. So beabsichtige ich jedenfalls, mich vorzubereiten und dann nach den Lehrgängen das weitere Training entsprechend den Hinweisen des Lehrgangs schwerpunktmäßig zu gestalten.
Letztlich handelt es sich bei diesen Prüfungsprogrammen um eine mehr oder weniger willkürlich zusammengestellte Ansammlung von Demonstrationswünschen seitens derer, die im DJB die sog. Methodik verantworten oder zumindest die Diskussion darum beherrschen, selbstverständlich im Austausch mit denen, die sich um sonstige Zielvorgaben kümmern. Macht man sich das klar, dann wird diese Ansammlung aus Modulen etwas genießbarer, die man zu präsentieren hat, wenn man sich neu beschmücken möchte. Man wird es schon schaffen.
Der Nachteil des Modularisierungsgedankens ist es meiner Meinung nach, dass der Blick für das Ganze - Judo - und auch darauf gerichtete Reflektionen sowie die eigene Judo-Entwicklung (nicht nur die) in den Hintergrund rücken oder sogar verloren gehen. Der große Vorteil, wenn man das so sagen will, könnte es sein, dass es wirklich nahezu jeder schaffen kann, das Programm ist bekannt, Aufgaben und Lösungen bald schon eingespielt und endlos oft durchgekaut, vorge- und beschrieben und vollkommen nachteilsbefreit. Und genau das will man ja, das soll der Weg sein - Judo für alle, für alle zu schaffen, möglichst ohne Reibung, glattgezogen und sogar ein wenig putzig, z.B. wenn es um SV geht.
Was denen die etwas mehr als die Schablonen wollen, die es vielleicht sogar etwas weniger harmlos mögen, bleibt wohl nur der eigene Selbstanspruch an die eigenen Entwicklungsmöglichkeiten, sofern die über das Vorgegebene hinauszugehen im Stande sind.
Man kann meiner Meinung nach auch Parallelen zu den Programmen und Angeboten ziehen, wie sie zum Beispiel von den großen internationalen "offiziellen" Judoverbänden kommen, sowohl was die Multiplikation als auch die Wettbewerbe betrifft. Aber das ist ein anderes Thema.