Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
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Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
Hallo zusammen,
ich habe mir gerade das neue Dan-Graduierungsprogramm angesehen:
→ https://www.judobund.de/aktuelles/detail/5909/
Manche Änderungen finde ich gut und interessant (bspw. den Wahlbereich). Beim Lesen kommt mir allerdings die Frage:
Wie lange soll die Prüfung dauern, wenn zum 1. Dan bspw. alle(!) Techniken der Nage-waza und auch aus der Katame-waza geprüft werden sollen?
Geht nur mir das so, dass ich den Umfang nicht als Vereinfachung empfinde? Oder lese ich das 'falsch'?
Sportliche Grüße!
ich habe mir gerade das neue Dan-Graduierungsprogramm angesehen:
→ https://www.judobund.de/aktuelles/detail/5909/
Manche Änderungen finde ich gut und interessant (bspw. den Wahlbereich). Beim Lesen kommt mir allerdings die Frage:
Wie lange soll die Prüfung dauern, wenn zum 1. Dan bspw. alle(!) Techniken der Nage-waza und auch aus der Katame-waza geprüft werden sollen?
Geht nur mir das so, dass ich den Umfang nicht als Vereinfachung empfinde? Oder lese ich das 'falsch'?
Sportliche Grüße!
Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
Es gibt noch keine veröffentlichten Hinweise zur konkreten Durchführung von Prüfungen, weil die Umsetzung Sache der Landesverbände ist. Aber natürlich soll stichprobenartig geprüft werden. Alles andere wäre absurd.
Übrigens ist der Umfang nicht größer als bisher, denn im Fach Vorkenntnisse war ja stets die Beherrschung des gesamten Programms bis einschließlich zum derzeitigen Grad gefordert.
Übrigens ist der Umfang nicht größer als bisher, denn im Fach Vorkenntnisse war ja stets die Beherrschung des gesamten Programms bis einschließlich zum derzeitigen Grad gefordert.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
Ich tippe auf Stichproben ...
Den Eindruck habe ich auch ... ist ja prinzipiell nicht verkehrt.
Wird aber bei der Ausgestaltung der Prüfungen schon sehr interessant, da ja sicherlich die zu zeigenden Kata
vorher mit den Prüfern abgestimmt werden müssen ...
Irgendwie empfinde ich es schade, daß Selbstverteidigung nur bis zum 3. Dan geht.
Interessant wäre noch, ob die Uke-Rolle bei den Kata nicht auch im Rahmen von Prüfungen des Kata-Tori absolviert werden kann
gegebenenfalls sogar an einem anderen Tag (Stichwort: Situation in Flächenländern)?
Mit freundlichem Gruß
Fritz
Fritz
Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
Dahinter steckt auch der Gedanke, dass Graduierungen so organisiert werden können, dass die Nachweise in Modulen bei separaten Veranstaltungen absolviert werden, z.B. im Anschluss an einen Kata-Lehrgang.
Das ist genau so gedacht. Wer sich für jemand anderen bei der Kata als Uke zur Verfügung stellt und das ordentlich macht - was Engagement und auch Lernen voraussetzt - hat damit das Wahlfach Kata schon erledigt. Deshalb gibt es auch keine feste Zuordnung einzelner Kata zu bestimmten Graden. Man kann also jemand anderen bei einer beliebigen Prüfung als Uke unterstützen und dabei dann schon einen Teil seiner eigenen Prüfung absolvieren. Es gibt lediglich die Beschränkung, dass man dieselbe Kata als Uke nur für zwei Dangrade machen kann.
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Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
Insgesamt gefällt mir das Ganze sehr gut - hier gibt es schon einige Rückfragen zum Begriff „Karriere“ beim 4. und 5. Dan in Bezug auf Meisterschaftserfolge. Bei Sho- bis San-Dan muss der Erfolg jeweils nach der letzten Dan-Prüfung erreicht werden, soweit klar.Beim 4. und 5. nicht? Zählen dort auch ältere Erfolge oder worauf bezieht sich „Karriere“? Wie versteht sich das im Kontext?
LG
Asakusa
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自他共栄
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Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
Mir gefällt es auch ganz gut, allerdings ist es natürlich unglücklich, dass die Erläuterungen und Begleitmaterialien noch nicht zur Verfügung stehen; vieles dürfte erst dann klar werden, wenn diese vorliegen. Dass die Veröffentlichung, laut DJB-Homepage, "sukzessive und zeitnah" erfolgen soll, beruhigt mich wenig, da in letzter Zeit kein guter Eindruck davon vermittelt wurde, was laut DJB "zeitnah" bedeutet. Doch vielleicht liest hier jemand mit, der besser informiert ist und den zeitlichen Rahmen etwas eingrenzen kann?
Ebenso denke ich, dass der Zeitpunkt, wann die Voraussetzung für den 6. Dan "Medaille bei einer EM/WM der Männer oder Frauen oder Qualifikation zu Olympischen Spielen" erfüllt wurde, ebenfalls unerheblich ist. Somit muss auch niemand aus taktischen Gründen warten, bis er den 5. Dan trägt, um Weltmeister zu werden, oder sich für Olympia zu qualifizieren. Hätte ich das mal früher gewusst...
Positiv ins Auge gestochen sind mir übrigens die Themen des Theorieteils, da sind durchaus einige dabei, von denen ich mir verspreche, dass eine Beschäftigung mit ihnen wirklich produktiv und nützlich ist und hoffentlich nicht zu einem bloßen Auswendiglernen und anschließendem Herunterbeten von unverstandenen Schlagworten führt. Bspw. sind dies in meinen Augen "Erläuterung und kritische Erörterung von Kanos Konzept des Kuzushi und Tsukuri", "Demonstration und Erläuterung zur Bedeutung des Uke-Verhaltens für den Lernprozess", "Demonstration und Erläuterung der Bedeutung von Rumpfstabilität und Gelenkwinkeln für die Generierung von Kraft und die Kraftübertragung auf Uke", "Erläuterung von Kanos Erziehungskonzept (zum Ende des 19. Jahrhunderts)" und andere. Das führt mich jedoch zu meinem größten Bedenken dabei: Die Umsetzung in der Breite. In meinem Landesverband und dem Bereich, den ich überblicke, habe ich nicht das Gefühl, dass das neue Kyu-Graduierungssystem bereits richtig verstanden und verinnerlicht wurde, auch nicht von einer Mehrheit der Multiplikatoren, die bspw. hierzulande die graduierungsvorbereitenden Lehrgänge leiten. Vor diesem Hintergrund frage ich mich schon, wer von denen die vorgenannten Themen schulen soll, oder z.B. ab dem 4. Dan das Thema "Erläuterung von biomechanischen Funktionsprinzipien". Vielleicht weiß jemand, ob geplant ist, dass Lehrgänge, auf der Matte oder online, auf DJB-Ebene hierzu durchgeführt werden sollen, ggf. von Mitgliedern der Arbeitsgruppe?
Interessant wäre auch, was genau noch für Materialien bereitgestellt werden, da ich mir vorstellen könnte, dass darunter einiges sein könnte, was nicht nur zur Vorbereitung auf eine Graduierung interessant wäre, sondern auch so ganz allgemein. Bspw. denke ich an die Aufgabenstellung für den 6. Dan "Demonstration und Erläuterung des Kämpferprofils eines internationalen Spitzenjudoka unter Zuhilfenahme authentischer Materialien", da würde mich schon interessieren, was als "authentisch" gilt und inwiefern soetwas vom DJB bereitgestellt wird, Material müsste hier eigentlich genug vorhanden sein, auch dank des IAT.
Ich glaube, dass du das richtig erfasst hast, wer einmal in seiner Karriere/seinem Leben eine Platzierung von 1 - 5 auf einer DEM erreicht hat, hat diesen Punkt für den 4. und 5. Dan abgehakt. Diese Regelung finde ich auch nachvollziehbar, da Judoka, die den 5. oder 5. Dan anstreben in der Regel durchschnittlich älter sein dürften, als Judo, die den 1. bis 3. Dan anstreben und das Training, das von Nöten ist, um eine Chance auf eine entsprechend gute Platzierung auf einer DEM zu haben, recht anstrengend und belastend ist, was im fortgeschrittenem Alter in dem ein oder anderen Moment mitunter etwas schwierig wird, wie ich verschiedentlich feststellen musste.
Ebenso denke ich, dass der Zeitpunkt, wann die Voraussetzung für den 6. Dan "Medaille bei einer EM/WM der Männer oder Frauen oder Qualifikation zu Olympischen Spielen" erfüllt wurde, ebenfalls unerheblich ist. Somit muss auch niemand aus taktischen Gründen warten, bis er den 5. Dan trägt, um Weltmeister zu werden, oder sich für Olympia zu qualifizieren. Hätte ich das mal früher gewusst...
Positiv ins Auge gestochen sind mir übrigens die Themen des Theorieteils, da sind durchaus einige dabei, von denen ich mir verspreche, dass eine Beschäftigung mit ihnen wirklich produktiv und nützlich ist und hoffentlich nicht zu einem bloßen Auswendiglernen und anschließendem Herunterbeten von unverstandenen Schlagworten führt. Bspw. sind dies in meinen Augen "Erläuterung und kritische Erörterung von Kanos Konzept des Kuzushi und Tsukuri", "Demonstration und Erläuterung zur Bedeutung des Uke-Verhaltens für den Lernprozess", "Demonstration und Erläuterung der Bedeutung von Rumpfstabilität und Gelenkwinkeln für die Generierung von Kraft und die Kraftübertragung auf Uke", "Erläuterung von Kanos Erziehungskonzept (zum Ende des 19. Jahrhunderts)" und andere. Das führt mich jedoch zu meinem größten Bedenken dabei: Die Umsetzung in der Breite. In meinem Landesverband und dem Bereich, den ich überblicke, habe ich nicht das Gefühl, dass das neue Kyu-Graduierungssystem bereits richtig verstanden und verinnerlicht wurde, auch nicht von einer Mehrheit der Multiplikatoren, die bspw. hierzulande die graduierungsvorbereitenden Lehrgänge leiten. Vor diesem Hintergrund frage ich mich schon, wer von denen die vorgenannten Themen schulen soll, oder z.B. ab dem 4. Dan das Thema "Erläuterung von biomechanischen Funktionsprinzipien". Vielleicht weiß jemand, ob geplant ist, dass Lehrgänge, auf der Matte oder online, auf DJB-Ebene hierzu durchgeführt werden sollen, ggf. von Mitgliedern der Arbeitsgruppe?
Interessant wäre auch, was genau noch für Materialien bereitgestellt werden, da ich mir vorstellen könnte, dass darunter einiges sein könnte, was nicht nur zur Vorbereitung auf eine Graduierung interessant wäre, sondern auch so ganz allgemein. Bspw. denke ich an die Aufgabenstellung für den 6. Dan "Demonstration und Erläuterung des Kämpferprofils eines internationalen Spitzenjudoka unter Zuhilfenahme authentischer Materialien", da würde mich schon interessieren, was als "authentisch" gilt und inwiefern soetwas vom DJB bereitgestellt wird, Material müsste hier eigentlich genug vorhanden sein, auch dank des IAT.
Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
Eine der wesentlichen Neuerungen ist die Formulierung von vier Anforderungsniveaus für alle Bereiche, so auch für die Theorie. Diese Anforderungsniveaus ersetzen die früheren Ziffernbenotungen, die allerdings auch nicht mehr bundesweit verwendet werden (in NRW zum Beispiel schon noch). Ganz allgemein lassen sich vier Stufen unterscheiden, die wohl auch in dieser Form von der Arbeitsgruppe als Rahmung diskutiert werden:M. Olinero hat geschrieben: ↑30.06.2023, 17:11 (...)Positiv ins Auge gestochen sind mir übrigens die Themen des Theorieteils, da sind durchaus einige dabei, von denen ich mir verspreche, dass eine Beschäftigung mit ihnen wirklich produktiv und nützlich ist und hoffentlich nicht zu einem bloßen Auswendiglernen und anschließendem Herunterbeten von unverstandenen Schlagworten führt. Bspw. sind dies in meinen Augen "Erläuterung und kritische Erörterung von Kanos Konzept des Kuzushi und Tsukuri", "Demonstration und Erläuterung zur Bedeutung des Uke-Verhaltens für den Lernprozess", "Demonstration und Erläuterung der Bedeutung von Rumpfstabilität und Gelenkwinkeln für die Generierung von Kraft und die Kraftübertragung auf Uke", "Erläuterung von Kanos Erziehungskonzept (zum Ende des 19. Jahrhunderts)" und andere.
- Stufe 1: sinngetreue Wiedergabe eines Inhalts aus Texten und anderen Medien
- Stufe 2: Ergänzende Erläuterungen aus dem eigenen Erfahrungsbereich eines vorgegebenen Inhalts
- Stufe 3: Kritische Reflexion inhaltlicher Aussagen
- Stufe 4: Entwicklung und Begründung originär eigener Ideen zu einer Thematik
Stufe 4 geht darüber hinaus - es müssen wirklich eigene Ideen entwickelt werden. Diese letzte Stufe soll für den 6. Dan erreicht werden.
Derzeit gibt es zwar bereits Aufgaben zur Theorie und auch Bezugsmaterialien. Jedoch hapert es an der Umsetzung in Prüfungssituationen. Dann kommt das - wie Du schreibst - "Herunterbeten von unverstandenen Schlagworten" heraus. Es bedarf also der Bereitstellung von geeigneten Leitmaterialien plus intensiver Schulung von Prüfenden.
Dies bereitet nicht nur Dir die größten Bauchschmerzen. Die Umsetzungsproblematik ergibt sich aus der Struktur der Zuständigkeiten, die in der Grundsatzordnung geregelt ist: Vorgaben werden auf der Mitgliederversammlung des DJB beschlossen, die Umsetzung erfolgt eigenverantwortlich durch die Landesverbände. Wenn ein Landesverband fachlich überfordert ist, gibt es nach geltenden Rechtsgrundlagen keine Eingriffsmöglichkeiten durch den DJB.M. Olinero hat geschrieben: ↑30.06.2023, 17:11 Das führt mich jedoch zu meinem größten Bedenken dabei: Die Umsetzung in der Breite. In meinem Landesverband und dem Bereich, den ich überblicke, habe ich nicht das Gefühl, dass das neue Kyu-Graduierungssystem bereits richtig verstanden und verinnerlicht wurde, auch nicht von einer Mehrheit der Multiplikatoren, die bspw. hierzulande die graduierungsvorbereitenden Lehrgänge leiten. Vor diesem Hintergrund frage ich mich schon, wer von denen die vorgenannten Themen schulen soll, oder z.B. ab dem 4. Dan das Thema "Erläuterung von biomechanischen Funktionsprinzipien". Vielleicht weiß jemand, ob geplant ist, dass Lehrgänge, auf der Matte oder online, auf DJB-Ebene hierzu durchgeführt werden sollen, ggf. von Mitgliedern der Arbeitsgruppe?
(...)
Kleinere Landesverbände haben oftmals das Problem, nicht genügend fachliches KnowHow in ihren Reihen zu haben, größere Landesverbände stehen vor der Herausforderung, die vorhandene Fachkompetenz zu bündeln und zielführend einzusetzen. Die meisten Landesverbände zeigen sich sehr offen und bemüht und viele greifen auf die Mitglieder der Arbeitsgruppe zurück um auch Hintergründe zu Diskussionsverläufen und Entscheidungsgründen zu erfahren. In anderen Landesverbänden verzichten die zuständigen Prüfungsreferenten darauf und gehen teilweise mit Scheinargumenten in Fundamentalopposition - übrigens nicht zum Wohlgefallen ihrer Präsidien.
Für die Umsetzung wird wichtig werden, wie sehr sich DJB und Landesverbände als Verbundsystem und Verantwortungsgemeinschaft aufstellen werden. Denn damit aus dem jetzt entstehenden Werk wirklich ein neues Graduierungssystem wird, bedarf es mehr als nur einer Anforderungsstruktur. Die jetzt veröffentlichten Inhalte müssen durch Formalia, Vorbereitungsmaßnahmen und Durchführung von Leistungsnachweisen ergänzt werden. Die Transformation vom hergebrachten Prüfungswesen zu einem neuen Graduierungssystem steht also erst ganz am Anfang.
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Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
Mir fällt mindestens ein Landesverband ein, der hierfür ein Paradebeispiel darstellen dürfte... Vielen Dank aber für die ausführliche Antwort.
Zu den Wahlbereichen habe ich noch Fragen, die sich ggf. klären könnten, wenn die vertiefenden Hintergrundtexte veröffentlicht werden, da ich jedoch nicht weiß, wann das der Fall sein wird, stelle ich sie jetzt bereits.
Im Wahlbereich Wettkampf findet sich beim 1. Dan folgende Anforderung: "Demonstration und Erläuterung der individuellen Kampfkonzeption einschließlich Trainingsformen für je eine Technik im Stand und am Boden". Darunter dürften die Anforderungen, die im bisherigen Programm für den 1. und 2. Dan zu finden sind, "Demonstration und Erläuterung der eigenen Spezialtechnik (Wurftechnik) unter technisch/taktischen Aspekten" und "Demonstration und Erläuterung von technisch/taktischen Handlungen, wenn die eigene Spezialtechnik verhindert wird" zu subsummieren sein. Das begrüße ich, da ich von einem 1. Dan, der explizit den Wahlbereich "Wettkampf" wählt, auch erwarten würde, dass er beide Anforderung zu erfüllen vermag. Darüber hinaus ist jedoch auffällig, dass auf den ersten Blick der Sprung vom 1. Kyu zum 1. Dan nicht besonders groß ist, dort (beim 1. Kyu) findet sich bereits bei den individuellen Schwerpunkten die Anforderung "Vorstellung der eigenen individuellen Kampfkonzeption (Stand und Boden)". Das einzige, was den bisher veröffentlichten Anforderungen für den 1. Dan zu entnehmen ist, was die Anforderungen quantitativ steigert, ist der Zusatz "einschließlich Trainingsformen für je eine Technik im Stand und am Boden". Ist der Übergang hier absichtlich so niedrigschwellig, oder ist geplant, dass die Anforderungen für den 1. Dan dadurch steigen, dass im Wahlbereich eine höhere Niveaustufe erwartet wird (z.B. 2 für den 1. Kyu, 3 für den 1. Dan)?
Ebenfalls auffällig finde ich, dass im Wahlbereich Wettkampf der Punkt "Demonstration und Erläuterungen von vier Trainingsformen zu Auswahlreaktionen im Stand" erst bei den Anforderungen für den 4. Dan zu finden ist, obschon meines Erachtens nach ebensolche Trainingsformen mit Auswahlreaktionen bereits zu einem früheren Zeitpunkt im Judo-Leben regelmäßig praktiziert werden müssten, insbesondere von schwerpunktmäßigen Wettkämpfern.
Im Bereich Kata ist mir, obschon es sich nicht gerade um mein Steckenpferd handelt, aufgefallen, dass hier eine Beschränkung auf die offiziellen Kodokan-Kata zu bestehen scheint. Das überrascht mich etwas, da ich mich noch dunkel daran erinnern kann, dass bei der letzten Änderung der Dan-PO vor gut einem Jahrzehnt die Nage-waza-ura-no-kata Mifunes eingeführt und angepriesen wurde. Gibt es einen speziellen Grund dafür, dass sie nun wieder eingemottet wird?
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Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
In den über 30 Jahren, die ich schon aktiv Judo betreibe, mußte ich feststellen, daß die Prüfungsordnungen vom Anforderungsniveau her immer mehr abgesenkt werden. Anfang der 90er Jahre mußten je Kyu-Grad noch 8 Würfe gezeigt werden (je eine Gruppe der Gokyo, wobei jedoch beim DJV Techniken zwischen den Gruppen getauscht wurden), beim DDK 4-5 aus 8 Würfen gezeigt werden mußten, dafür aber bei beiden Prüfungsordnungen die Techniken der vorherigen Prüfungen vollständig wiederholt werden (also zum 1. Kyu bereits 40 Würfe zu zeigen waren).
Heute wird der 8. Kyu gar nicht mehr geprüft, die große Auswahlmöglichkeit der Prüfungstechniken läßt das Überspringen von Techniken leichter zu. Die Dan-Prüfungen sind mit den verschiedenen Wegen unübersichtlich. Warum können Wettkampfleistungen beim 1. Dan die vollständige Kata-Vorführung ersetzen?
Wenn man ab 30 Jahren Wettkampfpunkte durch Kenntnisse der Selbstverteidigung ersetzen kann, dann ist das sinnvoll, wer erst nach dem 30. Geburtstag den ersten Dan erwirbt, ist als Breitensportler häufig nicht im Wettkampfbetrieb verankert. Auch die Vereinfachung bei der Kata (wenn überhaupt notwendig) sollte erst ab bestimmten Altersgrenzen gelten.
Heute wird der 8. Kyu gar nicht mehr geprüft, die große Auswahlmöglichkeit der Prüfungstechniken läßt das Überspringen von Techniken leichter zu. Die Dan-Prüfungen sind mit den verschiedenen Wegen unübersichtlich. Warum können Wettkampfleistungen beim 1. Dan die vollständige Kata-Vorführung ersetzen?
Wenn man ab 30 Jahren Wettkampfpunkte durch Kenntnisse der Selbstverteidigung ersetzen kann, dann ist das sinnvoll, wer erst nach dem 30. Geburtstag den ersten Dan erwirbt, ist als Breitensportler häufig nicht im Wettkampfbetrieb verankert. Auch die Vereinfachung bei der Kata (wenn überhaupt notwendig) sollte erst ab bestimmten Altersgrenzen gelten.
Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
Du hast es im Wesentlichen getroffenM. Olinero hat geschrieben: ↑01.07.2023, 23:34Mir fällt mindestens ein Landesverband ein, der hierfür ein Paradebeispiel darstellen dürfte... Vielen Dank aber für die ausführliche Antwort.
Zu den Wahlbereichen habe ich noch Fragen, die sich ggf. klären könnten, wenn die vertiefenden Hintergrundtexte veröffentlicht werden, da ich jedoch nicht weiß, wann das der Fall sein wird, stelle ich sie jetzt bereits.
Im Wahlbereich Wettkampf findet sich beim 1. Dan folgende Anforderung: "Demonstration und Erläuterung der individuellen Kampfkonzeption einschließlich Trainingsformen für je eine Technik im Stand und am Boden". Darunter dürften die Anforderungen, die im bisherigen Programm für den 1. und 2. Dan zu finden sind, "Demonstration und Erläuterung der eigenen Spezialtechnik (Wurftechnik) unter technisch/taktischen Aspekten" und "Demonstration und Erläuterung von technisch/taktischen Handlungen, wenn die eigene Spezialtechnik verhindert wird" zu subsummieren sein. Das begrüße ich, da ich von einem 1. Dan, der explizit den Wahlbereich "Wettkampf" wählt, auch erwarten würde, dass er beide Anforderung zu erfüllen vermag. Darüber hinaus ist jedoch auffällig, dass auf den ersten Blick der Sprung vom 1. Kyu zum 1. Dan nicht besonders groß ist, dort (beim 1. Kyu) findet sich bereits bei den individuellen Schwerpunkten die Anforderung "Vorstellung der eigenen individuellen Kampfkonzeption (Stand und Boden)". Das einzige, was den bisher veröffentlichten Anforderungen für den 1. Dan zu entnehmen ist, was die Anforderungen quantitativ steigert, ist der Zusatz "einschließlich Trainingsformen für je eine Technik im Stand und am Boden". Ist der Übergang hier absichtlich so niedrigschwellig, oder ist geplant, dass die Anforderungen für den 1. Dan dadurch steigen, dass im Wahlbereich eine höhere Niveaustufe erwartet wird (z.B. 2 für den 1. Kyu, 3 für den 1. Dan)?
Ebenfalls auffällig finde ich, dass im Wahlbereich Wettkampf der Punkt "Demonstration und Erläuterungen von vier Trainingsformen zu Auswahlreaktionen im Stand" erst bei den Anforderungen für den 4. Dan zu finden ist, obschon meines Erachtens nach ebensolche Trainingsformen mit Auswahlreaktionen bereits zu einem früheren Zeitpunkt im Judo-Leben regelmäßig praktiziert werden müssten, insbesondere von schwerpunktmäßigen Wettkämpfern.
Im Bereich Kata ist mir, obschon es sich nicht gerade um mein Steckenpferd handelt, aufgefallen, dass hier eine Beschränkung auf die offiziellen Kodokan-Kata zu bestehen scheint. Das überrascht mich etwas, da ich mich noch dunkel daran erinnern kann, dass bei der letzten Änderung der Dan-PO vor gut einem Jahrzehnt die Nage-waza-ura-no-kata Mifunes eingeführt und angepriesen wurde. Gibt es einen speziellen Grund dafür, dass sie nun wieder eingemottet wird?
Die Progression vom 1. Kyu zum 1. Dan besteht neben den von Dir angemerkten Punkten auch darin, dass sie zum 1. Dan erläutert werden muss, während sie zum, 1. Kyu nur zu demonstrieren ist. Außerdem müssen in der Zwischenzeit 10 Kampfpunkte eingefahren worden sein.
Mit den Auswahlreaktionen zum 4. Dan hast Du natürlich recht, aber wenn man es genau nimmt, dann sollte zumindest im Bereich Wettkampf jeder 1. oder 2. Dan in der Praxis alles geübt und trainiert haben, was für den Wettkampf relevant ist....
Nage-waza-ura-no-kata wurde bis auf Weiteres rausgenommen, weil es keinen verbindlichen bundesweiten Standard gibt, was zur Folge hat, dass es keine verlässlichen Kriterien für die Prüflinge gibt, was in einigen Landesverbänden zu extremem Missmut geführt hat. Das Problem wäre nur lösbar, indem ein für Multiplikatoren und Prüfer gleichermaßen verbindlicher Standard definiert und auch implementiert würde. Dazu fehlen zumindest derzeit die Kapazitäten. Die DJB-Kata-Kommission möchte sich hier auf die sieben "großen" Kodokan Kata beschränken und die Qualität der Lehre und des Unterrichts stärken. Wenn das erreicht wurde, kann man sicherlich noch einmal neu darüber nachdenken.
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Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
Genau hier liegt meines Erachtens noch eine Schwäche im Wahlbereich "Wettkampf" und den dort geforderten Anforderungen.
2. Dan: "Demonstration von verschiedenen Uchi-komi-Formen von mindestens zwei Eindrehtechniken (je mindestens einmal zur Haupt- und einmal zur Gegenseite) aus vier verschiedenen Bewegungsrichtungen und mit unterschiedlichen Schrittmustern"
3. Dan: "Demonstration von Uchi-komi-Formen für vier Ashi-waza ohne Eindrehbewegung aus verschiedenen Bewegungsrichtungen" und "Demonstration und Erläuterungen von Griffkampfstrategien auch unter aktuellen Regelgesichtspunkten"
4. Dan: "Demonstration und Erläuterungen von vier Trainingsformen zu Auswahlreaktionen im Stand"
5. Dan: "Demonstration von vier Handlungsketten, bestehend aus Grifferarbeitung, Übergang Stand/Boden nach eigener Wurftechnik, Abschluss mit einer Katame-waza"
Obenstehende Anforderungen sollten eigentlich kein Problem für einen jungen Träger des 1. Kyu oder 1. Dan sein, der wettkampfbezogen, auch an einem BLZ oder Landesleistungsstützpunkt, trainiert und mindestens auf Landesebene aktiv ist. Im Judomagazin Mai 2023 schreibt Wolfgang Dax-Romswinkel auf Seite 34 "Zur Wahrheit gehört aber auch: ein Impuls wird nicht durch die Graduierung an sich ausgelöst, sondern durch den Zugewinn an Kompetenzen durch das Vorbereitungstraining. Es ist wichtig, dass die Kandidatinnen und Kandidaten mit hoher Motivation an einer spürbaren persönlichen Weiterentwicklung arbeiten." Wenn wir nun an einen Vertreter der vorgennanten Spezies denken, 18 Jahre alt, 1. Dan, Medaillengewinner auf Gruppenebene in der u18 und/oder u21, dann würde der die Anforderungen im Wahlbereich Wettkampf betrachten, sich dann denken, dass er das doch jetzt schon alles kann und dementsprechend möglicherweise nicht erkennen, inwiefern das Vorbereitungstraining ein Zugewinn an Kompetenzen für ihn darstellt. Hier sehe ich die Gefahr, dass die wettkampforientierten Judoka weiterhin an der Einstellung "schwarz ist schwarz" festhalten und eher keine Graduierungen oberhalb des 1. Dan anstreben, da das vorbereitende Training nicht unbedingt zu einer Progression führt und sie sich im Rahmen der Obligatorik zudem mit dem (für viele unliebsamen) Thema "Kata" befassen müssten.
Die Frage ist natürlich, wie der Wahlbereich "Wettkampf" ausgestaltet werden könnte, sodass auch Judoka, die auf dem beschriebenen Niveau unterwegs sind, stärker einen Sinn im Vorbereitungstraining für Dan-Graduierungen sehen und vor allem, damit das Vorbereitungstraining, in Ergänzung zum "Alltagstraining", tatsächlich zu einer persönlichen Weiterentwicklung und einem Zugewinn an Kompetenzen führt. Das wäre meines Erachtens nicht oder nur im geringen Maße der Fall, wenn auch zum 5. Dan etwas gefordert ist, was der Judoka, der die entsprechende Graduierung anstrebt, ohnehin bereits seit 15 Jahren trainiert und im Wettkampf umsetzt.
Du bewertest das Anforderungsniveau lediglich im Hinblick auf die Quantität. Es ist ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Früher: Prüfungsordnung mit Fokus auf vorzuführenden Würfen. Heute: Graduierungssystem mit Fokus auf zu erwerbende Kompetenzen zur Situationslösung.Holger König hat geschrieben: ↑02.07.2023, 00:16 In den über 30 Jahren, die ich schon aktiv Judo betreibe, mußte ich feststellen, daß die Prüfungsordnungen vom Anforderungsniveau her immer mehr abgesenkt werden. Anfang der 90er Jahre mußten je Kyu-Grad noch 8 Würfe gezeigt werden (je eine Gruppe der Gokyo, wobei jedoch beim DJV Techniken zwischen den Gruppen getauscht wurden), beim DDK 4-5 aus 8 Würfen gezeigt werden mußten, dafür aber bei beiden Prüfungsordnungen die Techniken der vorherigen Prüfungen vollständig wiederholt werden (also zum 1. Kyu bereits 40 Würfe zu zeigen waren).
Inwiefern wurde der 8. Kyu denn 1990 oder noch zu DDR-Zeiten geprüft?Holger König hat geschrieben: ↑02.07.2023, 00:16 Heute wird der 8. Kyu gar nicht mehr geprüft, [...]
Eine stärkere Fokussierung zugunsten von "Klasse statt Masse" wird ebenfalls ermöglicht, während keinem Trainer verboten wird, seine Judoka so umfassend und vielseitig auszubilden, wie es ihm persönlich vorschwebt.Holger König hat geschrieben: ↑02.07.2023, 00:16 [...]die große Auswahlmöglichkeit der Prüfungstechniken läßt das Überspringen von Techniken leichter zu. [...]
Unübersichtlich finde ich das neue System nicht. Wettkampfleistungen alleine können, nach meinem Verständnis, die vollständige Kata-Vorführung zum 1. Dan nicht ersetzen. Es müsste zusätzlich noch eine IKKZ zunächst erarbeitet werden (ein i.d.R. jahrelanger Prozess) und dann demonstriert und erläutert. Das ist m.E. eine größere Anforderung, die mit einem größeren Kompetenzerwerb verbunden ist, als die Demonstration der Sutemi-waza-Gruppen der Nage-no-kata (und gerade für Wettkampfsportler ist ersteres auch deutlich nachhaltiger, als letzteres).Holger König hat geschrieben: ↑02.07.2023, 00:16 Die Dan-Prüfungen sind mit den verschiedenen Wegen unübersichtlich. Warum können Wettkampfleistungen beim 1. Dan die vollständige Kata-Vorführung ersetzen?
Soweit ich das überblicke, kann prinzipiell jede Graduierung erreicht werden, ohne dass man in seinem ganzen Leben jemals auch nur einen Wettkampfpunkt gesammelt hat. Was würdest du begrüßen, dass bis zum vollendeten 30. Lebensjahr zwingend Wettkampfpunkte zu sammeln sind? Spätberufene Breitensportler müssen jetzt bereits nicht zwangsweise Wettkampfpunkte sammeln, um Dan-Graduierungen zu erreichen, wenn sie eine entsprechende Lizenz erwerben, oder den Wahlbereich Kata wählen, oder Selbstverteidigung, oder Taiso.Holger König hat geschrieben: ↑02.07.2023, 00:16 Wenn man ab 30 Jahren Wettkampfpunkte durch Kenntnisse der Selbstverteidigung ersetzen kann, dann ist das sinnvoll, wer erst nach dem 30. Geburtstag den ersten Dan erwirbt, ist als Breitensportler häufig nicht im Wettkampfbetrieb verankert. Auch die Vereinfachung bei der Kata (wenn überhaupt notwendig) sollte erst ab bestimmten Altersgrenzen gelten.
Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
Das neue Danprogramm ist ja noch ganz frisch, und es gibt gute Gründe, es erstmal sacken zu lassen, einige Anmerkungen dazu drängen sich aber bereits jetzt auf, einige Fragen (und möglicherweise sogar einige Sorgen) aber auch.
Zunächst möchte ich unterstreichen, dass die Trennung in obligatorische und optionale Bereiche eine sehr positive Entwicklung ist, die der Überschrift (Vielfalt wertschätzen!) vollauf gerecht wird. Fortgeschrittenen Judoka die Freiheit zu lassen, ob Sie in ihrer "Dan-Karriere" mehr wettkampf- oder mehr kata-orientiert sein (bleiben/werden) wollen, ist ganz sicher zu begrüßen.
Ganz besonders zum (Pflicht- und Wahl-Bereich) Kata gibt es aber doch einige Fragen (vielleicht auch, ganz vorsichtig, Bedenken), über die sich vielleicht zu reden lohnt.
Die Öffnung des 6. Dan für den Erwerb durch Prüfung ist ganz sicherlich von vielen erwartet worden - ein Argument dafür war und ist ganz bestimmt die mittlerweile recht große Zahl aktiver Godane (als ich vor etlichen Jahrzehnten mal anfing, passten deren Namen auf eine halbe Seite im - wer kennt's noch? - "Budo-ABC"...), von denen eine nicht unbeträchtliche Zahl vergleichsweise jung ist und gern noch ein Ziel vor sich sieht. Ein weiteres Argument dafür war für mich immer, dass wir nun mal 7 klassische Katas haben und man bei deren Verteilung auf 5 Stufen immer die Möglichkeit hatte, einigen davon erfolgreich auszuweichen - ich gehe wohl nicht fehl, wenn ich vermute, dass dieser Möglichkeit Ju-no-kata und Koshiki-no-kata wohl am häufigsten "zum Opfer fielen".
Nun sieht es aber so aus, dass ein solches Ausweichen, auch für Judoka, die im Wahlbereich auf Kata setzen, immer noch möglich sein dürfte - sollten nicht aber Träger(innen) des 6. Dan, jetzt eben auch durch Prüfung, letztlich allen klassischen Kata ausgesetzt werden/gewesen sein (und Ansprechpartner dafür sein können)? Die Verabschiedung der Nage-waza-ura-no-kata will ich dabei unkommentiert lassen, sicher ist sie nicht "kanonisch", aber es wurde doch einiges dafür getan, sie bei uns einigermaßen zu standardisieren (was bei der "alten" Gonosen-no-kata ja wohl nie wirklich der Fall war, man korrigiere mich hier), man mag aber Gründe haben, sie aus dem Programm zu entfernen, da würde mich die Meinung anderer interessieren.
Aber dann ein sehr positiver Punkt, vielleicht sogar eine Art Paukenschlag: Ju-no-kata ist jetzt zum 1. Dan vorzeigbar, was ich sehr begrüße (denn sie war von Kano ganz ausdrücklich als Übung für alle gedacht, keineswegs nur für die höheren und höchsten Grade). Dass zu Beginn nur ein Teil zu demonstrieren ist, ist ebenfalls kaum anzugreifen, schließlich lernt man sie auch gruppenweise, und bei dieser - nochmals: sehr schönen - Neuerung ist eine gewissen Senkung der Einstiegsschwelle sicher sinnvoll. Aber, muss ich gleich anfügen, es fällt auf, dass sie beim 2. Dan gleich schon wieder fehlt und erst beim 3. wieder (jetzt ganz, im Wahlbereich) auftritt. Das finde ich weniger logisch (und der Pflege dieser Kata vielleicht nicht wirklich dienlich - wer so weit damit ist, wird doch damit auch weiter kommen wollen? Dies vor dem Hintergrund, dass, wer immer im Wahlbereich auf Kata setzt, sowieso "kata-affin" sein dürfte - besonders ältere Judoka, Wiedereinsteiger und Spätdanprüflinge sollten sich doch hiervon angesprochen fühlen?).
Einige Worte zu Kata-Fragmenten: Nochmals: Sicher sinnvoll, zuerst Teile zeigen zu lassen, dies mag Lust auf mehr wecken und dem Katastudium durchaus neue Impulse geben, aber mit manchen Katas kann man nach der neuen Ordnung *anfangen*, muss sie aber nicht zwingend (etwa beim nächsten Dan) zu Ende bringen (oder lese ich hier falsch? Vielleicht lese ich auch die Aussage zum 5. Dan "Itsutsu-no-kata oder eine andere Kata aus dem Dan-Programm als Uke" falsch, denn dies klingt so, als ob dann die InK *im gesamten Programm* nur einmal, und zwar dann als Uke, vorkommt - aber das ist ja wohl eher doch nicht gemeint?).
Natürlich fällt auch auf, dass die "Dan-Laufbahn" ab jetzt mit einem Fragment der Nage-no-kata beginnen kann, und die ganze erst ab Nidan gefordert wird. So ist es wohl in NL, F und einigen anderen Ländern schon länger üblich, und dies senkt sicherlich die Einstiegsschwelle (aber der alte Grundsatz, dass, wer immer mit einem im DJB erworbenen schwarzen Gürtel auf einer Matte zu sehen ist, ausnahmslos irgendwann einmal Nage-no-kata gelernt und erfolgreich Prüferaugen vorgeführt hat, gilt dann natürlich nicht mehr). Zum Nidan dann ganz und zum Sandan dann Katame-no-kata: Das hat innere Logik, wirft aber eine Frage auf, die sich schon jetzt wahrscheinlich bereits viele stellen mögen:
Ist es dann so (und ist es auch so gewollt), dass (jetzt) bestehende Shodane bei ihrer 2. Danprüfung, trotz wahrscheinlich bereits intensivem Katame-no-kata-Training *erneut* Nage-no-kata vorzuführen haben (und, entsprechend, alle 2. Dane nochmal zur Katame-no-kata gebeten werden)? Um nicht missverstanden zu werden: Selbstverständlich sollten Katas nicht nur einmal erarbeitet, einmal vorgeführt und dann schnell vergessen werden, sicher nicht, aber wer, vielleicht schon seit Jahren, sagen wir, für den 3. Dan Kime-no-kata studiert, wird diese dann auch wählen können wollen und sollte, finde ich, dies dann auch dürfen, zumal die Kenntnis der Katamenok. ja bereits demonstriert und dokumentiert wurde. Ich hoffe - und denke, damit nicht allein zu stehen -, dass für solche (wohl nicht wenige) Sho- und Nidane hier über gute Übergangsregelungen (die über die 18-monatige Übergangsfrist, wie sie jetzt besteht, hinausgeht und nicht auf *Zeit*, sondern auf dem durch Prüfung nachgewiesenen Ausbildungsstand der Judoka basiert) nachgedacht wird (Begleitmaterialien werden ja noch folgen - die Tatsache, dass diese derzeit wohl in Arbeit sind, sollte m. E. durchaus Anlass sein, über solche und ähnliche Dinge, etwa hier, zu diskutieren).
Auch fällt auf, dass man jetzt für den 5. Dan auf die Ausarbeitung einer "eigenen Kata" verzichtet. Ich hatte nie die Gelegenheit, eine solche Kata mal zu sehen, und sei es nur auf einem Video, vielleicht ist dies auch der Grund, sich von diesem Punkt zu verabschieden - oder wird dies ernsthaft vermisst werden?
Ich hoffe, diese Beobachtungen und Gedanken zu Details der (ansonsten sehr überzeugende Elemente enthaltenden) neuen Dan-Ordnung sind nicht ganz nutzlos, und ich wäre auf ein Meinungsbild dazu gespannt.
Zunächst möchte ich unterstreichen, dass die Trennung in obligatorische und optionale Bereiche eine sehr positive Entwicklung ist, die der Überschrift (Vielfalt wertschätzen!) vollauf gerecht wird. Fortgeschrittenen Judoka die Freiheit zu lassen, ob Sie in ihrer "Dan-Karriere" mehr wettkampf- oder mehr kata-orientiert sein (bleiben/werden) wollen, ist ganz sicher zu begrüßen.
Ganz besonders zum (Pflicht- und Wahl-Bereich) Kata gibt es aber doch einige Fragen (vielleicht auch, ganz vorsichtig, Bedenken), über die sich vielleicht zu reden lohnt.
Die Öffnung des 6. Dan für den Erwerb durch Prüfung ist ganz sicherlich von vielen erwartet worden - ein Argument dafür war und ist ganz bestimmt die mittlerweile recht große Zahl aktiver Godane (als ich vor etlichen Jahrzehnten mal anfing, passten deren Namen auf eine halbe Seite im - wer kennt's noch? - "Budo-ABC"...), von denen eine nicht unbeträchtliche Zahl vergleichsweise jung ist und gern noch ein Ziel vor sich sieht. Ein weiteres Argument dafür war für mich immer, dass wir nun mal 7 klassische Katas haben und man bei deren Verteilung auf 5 Stufen immer die Möglichkeit hatte, einigen davon erfolgreich auszuweichen - ich gehe wohl nicht fehl, wenn ich vermute, dass dieser Möglichkeit Ju-no-kata und Koshiki-no-kata wohl am häufigsten "zum Opfer fielen".
Nun sieht es aber so aus, dass ein solches Ausweichen, auch für Judoka, die im Wahlbereich auf Kata setzen, immer noch möglich sein dürfte - sollten nicht aber Träger(innen) des 6. Dan, jetzt eben auch durch Prüfung, letztlich allen klassischen Kata ausgesetzt werden/gewesen sein (und Ansprechpartner dafür sein können)? Die Verabschiedung der Nage-waza-ura-no-kata will ich dabei unkommentiert lassen, sicher ist sie nicht "kanonisch", aber es wurde doch einiges dafür getan, sie bei uns einigermaßen zu standardisieren (was bei der "alten" Gonosen-no-kata ja wohl nie wirklich der Fall war, man korrigiere mich hier), man mag aber Gründe haben, sie aus dem Programm zu entfernen, da würde mich die Meinung anderer interessieren.
Aber dann ein sehr positiver Punkt, vielleicht sogar eine Art Paukenschlag: Ju-no-kata ist jetzt zum 1. Dan vorzeigbar, was ich sehr begrüße (denn sie war von Kano ganz ausdrücklich als Übung für alle gedacht, keineswegs nur für die höheren und höchsten Grade). Dass zu Beginn nur ein Teil zu demonstrieren ist, ist ebenfalls kaum anzugreifen, schließlich lernt man sie auch gruppenweise, und bei dieser - nochmals: sehr schönen - Neuerung ist eine gewissen Senkung der Einstiegsschwelle sicher sinnvoll. Aber, muss ich gleich anfügen, es fällt auf, dass sie beim 2. Dan gleich schon wieder fehlt und erst beim 3. wieder (jetzt ganz, im Wahlbereich) auftritt. Das finde ich weniger logisch (und der Pflege dieser Kata vielleicht nicht wirklich dienlich - wer so weit damit ist, wird doch damit auch weiter kommen wollen? Dies vor dem Hintergrund, dass, wer immer im Wahlbereich auf Kata setzt, sowieso "kata-affin" sein dürfte - besonders ältere Judoka, Wiedereinsteiger und Spätdanprüflinge sollten sich doch hiervon angesprochen fühlen?).
Einige Worte zu Kata-Fragmenten: Nochmals: Sicher sinnvoll, zuerst Teile zeigen zu lassen, dies mag Lust auf mehr wecken und dem Katastudium durchaus neue Impulse geben, aber mit manchen Katas kann man nach der neuen Ordnung *anfangen*, muss sie aber nicht zwingend (etwa beim nächsten Dan) zu Ende bringen (oder lese ich hier falsch? Vielleicht lese ich auch die Aussage zum 5. Dan "Itsutsu-no-kata oder eine andere Kata aus dem Dan-Programm als Uke" falsch, denn dies klingt so, als ob dann die InK *im gesamten Programm* nur einmal, und zwar dann als Uke, vorkommt - aber das ist ja wohl eher doch nicht gemeint?).
Natürlich fällt auch auf, dass die "Dan-Laufbahn" ab jetzt mit einem Fragment der Nage-no-kata beginnen kann, und die ganze erst ab Nidan gefordert wird. So ist es wohl in NL, F und einigen anderen Ländern schon länger üblich, und dies senkt sicherlich die Einstiegsschwelle (aber der alte Grundsatz, dass, wer immer mit einem im DJB erworbenen schwarzen Gürtel auf einer Matte zu sehen ist, ausnahmslos irgendwann einmal Nage-no-kata gelernt und erfolgreich Prüferaugen vorgeführt hat, gilt dann natürlich nicht mehr). Zum Nidan dann ganz und zum Sandan dann Katame-no-kata: Das hat innere Logik, wirft aber eine Frage auf, die sich schon jetzt wahrscheinlich bereits viele stellen mögen:
Ist es dann so (und ist es auch so gewollt), dass (jetzt) bestehende Shodane bei ihrer 2. Danprüfung, trotz wahrscheinlich bereits intensivem Katame-no-kata-Training *erneut* Nage-no-kata vorzuführen haben (und, entsprechend, alle 2. Dane nochmal zur Katame-no-kata gebeten werden)? Um nicht missverstanden zu werden: Selbstverständlich sollten Katas nicht nur einmal erarbeitet, einmal vorgeführt und dann schnell vergessen werden, sicher nicht, aber wer, vielleicht schon seit Jahren, sagen wir, für den 3. Dan Kime-no-kata studiert, wird diese dann auch wählen können wollen und sollte, finde ich, dies dann auch dürfen, zumal die Kenntnis der Katamenok. ja bereits demonstriert und dokumentiert wurde. Ich hoffe - und denke, damit nicht allein zu stehen -, dass für solche (wohl nicht wenige) Sho- und Nidane hier über gute Übergangsregelungen (die über die 18-monatige Übergangsfrist, wie sie jetzt besteht, hinausgeht und nicht auf *Zeit*, sondern auf dem durch Prüfung nachgewiesenen Ausbildungsstand der Judoka basiert) nachgedacht wird (Begleitmaterialien werden ja noch folgen - die Tatsache, dass diese derzeit wohl in Arbeit sind, sollte m. E. durchaus Anlass sein, über solche und ähnliche Dinge, etwa hier, zu diskutieren).
Auch fällt auf, dass man jetzt für den 5. Dan auf die Ausarbeitung einer "eigenen Kata" verzichtet. Ich hatte nie die Gelegenheit, eine solche Kata mal zu sehen, und sei es nur auf einem Video, vielleicht ist dies auch der Grund, sich von diesem Punkt zu verabschieden - oder wird dies ernsthaft vermisst werden?
Ich hoffe, diese Beobachtungen und Gedanken zu Details der (ansonsten sehr überzeugende Elemente enthaltenden) neuen Dan-Ordnung sind nicht ganz nutzlos, und ich wäre auf ein Meinungsbild dazu gespannt.
Zuletzt geändert von Kubus42 am 02.07.2023, 23:11, insgesamt 2-mal geändert.
Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
@Kubus42: Deine Überlegungen hinsichtlich der Kata bei Leuten, welche bereits Nage-no-Kata u. Katame-no-Kata für eine Graduierung zu demonstrieren hatten, teile ich.
Ich finde es auch sehr unglücklich, daß im Zuge der Umgestaltungen der Prüfungs- bzw. Graduierungsordnungen im Kyu-Bereich, die eine in meinen Augen wirklich sehr gute Sache
in der aktuell auslaufenden Kyu-PO, nämlich die ersten drei Nage-No-Kata-Gruppen bis 1.Kyu zu opfern ... Bei einer Beibehaltung, wäre es kein Problem, zum 1.Dan weiterhin
die kompletten Nage-no-Kata zu verlangen. Auch fällt tatsächlich auf, daß beim zweiten u. dritten Dan dann irgendwie keine Wahlmöglichkeit bzgl. Kata besteht, im Gegensatz zu den
anderen Graden ...
Das halte ich etwas für unglücklich, falls die im Judo-Magazin zu lesende Absichts-Erklärung hinsichtlich
der Motivation zu Dan-Graden jenseits des Shodan, ernst gemeint sein sollte.
Ich finde es auch sehr unglücklich, daß im Zuge der Umgestaltungen der Prüfungs- bzw. Graduierungsordnungen im Kyu-Bereich, die eine in meinen Augen wirklich sehr gute Sache
in der aktuell auslaufenden Kyu-PO, nämlich die ersten drei Nage-No-Kata-Gruppen bis 1.Kyu zu opfern ... Bei einer Beibehaltung, wäre es kein Problem, zum 1.Dan weiterhin
die kompletten Nage-no-Kata zu verlangen. Auch fällt tatsächlich auf, daß beim zweiten u. dritten Dan dann irgendwie keine Wahlmöglichkeit bzgl. Kata besteht, im Gegensatz zu den
anderen Graden ...
Das halte ich etwas für unglücklich, falls die im Judo-Magazin zu lesende Absichts-Erklärung hinsichtlich
der Motivation zu Dan-Graden jenseits des Shodan, ernst gemeint sein sollte.
Mit freundlichem Gruß
Fritz
Fritz
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Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
Der 6.-8. Kyu wurden erst mit der Prüfungsordnung DJB 1995 eingeführt, weshalb man bei den zweifarbigen Gürteln lange von "Zwischengürteln" sprach. Wenn man das beibehält, dann sollte man durchaus auch Prüfungen beibehalten. Und Kata ist nur deswegen "unbeliebt", weil zu spät eingeführt. Warum wird nicht für jede Kyu-Prüfung eine Kata zumindestens als Form der Vorbereitung eingeführt (die in der Prüfung z.B. alternativ zu Randori-Aufgaben bewertet wird), aber als Trainingsform grundsätzlich gelehrt wird?
In anderen Kampfsportarten ist Kata selbstverständlicher Trainingsbestandteil.
In anderen Kampfsportarten ist Kata selbstverständlicher Trainingsbestandteil.
Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
Ich fasse mal ein wenig zum neuen Katakonzept zusammen, weil es deutlich flexibler ist, als es auf den ersten Blick erscheint.
Bislang (1. und 2. Dan) und auch künftig (2. und 3. Dan), wird es zu Nage- und Katame-no-Kata keine Alternative geben, da diese die einzigen Kata für den 2./3. Dan im Pflichtprogramm sind. Jede Kata kann jedoch für jeden Dangrad im Wahlprogramm gemacht werden. Wenn sie nicht explizit als Tori im Wahlprogramm aufgeführt ist, kann sie immer noch als Uke gemacht werden. Man kann also eine Kata von 1. Kyu bis zum 6. Dan konsequent durchziehen, oder für jeden Grad eine andere Kata im Wahlprogramm wählen.
Wenn eine Kata als Tori häufiger als dreimal gemacht werden sollte, dann muss sie entsprechend auf einem höheren Niveau demonstriert werden. Aus diesem Grund ist es für den 2. Dan nicht möglich, Ju-no-Kata als Tori zu demonstrieren, denn das geht für den 1. Dan mit zwei Gruppen, für den 3. Dan im Wahlprogramm und für den 4. Dan in der Obligatorik. Wer sie zum 5. Dan machen möchte, der muss ein höheres Niveau nachweisen, wer so verliebt in Ju-no-Kata ist, dass er sie auch noch für den 2. Dan machen möchte, wird sicher gerne mal Uke machen wollen. Das ist der Tatsache geschuldet, dass sie als einzige Kata zweimal in der Obligatorik auftaucht.
Dasselbe gilt auch für Kime-no-Kata, die selbstverständlich auch künftig zum 3. Dan gemacht werden kann - entweder als Uke oder aber die Gruppe Tachiai als Tori. Wer sich also derzeit auf den 3. Dan Vorbereitet und sich für Kime-no-kata entschieden hat, darf sich sehr darüber freuen, denn er wiederholt Katame-no-kata und macht entweder Kime-no-kata als Uke oder die 14 Techniken der Gruppe Tachiai.
Itsutsu-no-kata eignet sich kaum für eine ernsthafte Prüfung. Das muss man einfach erkennen und eingestehen. Ihr Wert liegt im Verständnis der zugrunde liegenden Prinzipien und deren Transfer in andere Bereiche des Judo. Wollte man also Itsutsu-no-Kata wirklich prüfen, müssten man einen theoretischen Teil hinzufügen. Das entspräche BTW auch ihrer Historie als "gokui kuden gohon", den fünf essentiellen mündlichen Lehren der Tenjin-shinyo-ryu.
Gonosen-no-Kata wurde vom DJB in den 1990er Jahren standardisiert, jedoch wurde der Standard von den meisten Landesverbänden ignoriert. Das war BTW der Grund, warum damals Nage-waza-ura-no-kata eingeführt wurde - mit praktisch demselben Ergebnis.
Jedem Trainer steht es frei, Kata vom ersten Tag an zu unterrichten und dies auch für Graduierungen von Anfang an einzusetzen. Das geht auch eindeutig aus dem Katakonzept des DJB hervor. Lediglich die Vermittlung der - wie oben bezeichnet - kanonischen Kata ist erst ab dem 1. Dan verbindlich.
Und last not least: Wenn man fordert, dass jeder 6. Dan jede der sieben Kodokan Kata einmal gelernt haben sollte (auf welchem Niveau?) oder sogar Ansprechpartner dafür sein soll (wiederum auf welchem Niveau?), dann müsste man sofort jegliche Verleihung von Dangraden einstellen. Diese Forderung habe ich aber bisher noch nicht vernommen....
Bislang (1. und 2. Dan) und auch künftig (2. und 3. Dan), wird es zu Nage- und Katame-no-Kata keine Alternative geben, da diese die einzigen Kata für den 2./3. Dan im Pflichtprogramm sind. Jede Kata kann jedoch für jeden Dangrad im Wahlprogramm gemacht werden. Wenn sie nicht explizit als Tori im Wahlprogramm aufgeführt ist, kann sie immer noch als Uke gemacht werden. Man kann also eine Kata von 1. Kyu bis zum 6. Dan konsequent durchziehen, oder für jeden Grad eine andere Kata im Wahlprogramm wählen.
Wenn eine Kata als Tori häufiger als dreimal gemacht werden sollte, dann muss sie entsprechend auf einem höheren Niveau demonstriert werden. Aus diesem Grund ist es für den 2. Dan nicht möglich, Ju-no-Kata als Tori zu demonstrieren, denn das geht für den 1. Dan mit zwei Gruppen, für den 3. Dan im Wahlprogramm und für den 4. Dan in der Obligatorik. Wer sie zum 5. Dan machen möchte, der muss ein höheres Niveau nachweisen, wer so verliebt in Ju-no-Kata ist, dass er sie auch noch für den 2. Dan machen möchte, wird sicher gerne mal Uke machen wollen. Das ist der Tatsache geschuldet, dass sie als einzige Kata zweimal in der Obligatorik auftaucht.
Dasselbe gilt auch für Kime-no-Kata, die selbstverständlich auch künftig zum 3. Dan gemacht werden kann - entweder als Uke oder aber die Gruppe Tachiai als Tori. Wer sich also derzeit auf den 3. Dan Vorbereitet und sich für Kime-no-kata entschieden hat, darf sich sehr darüber freuen, denn er wiederholt Katame-no-kata und macht entweder Kime-no-kata als Uke oder die 14 Techniken der Gruppe Tachiai.
Itsutsu-no-kata eignet sich kaum für eine ernsthafte Prüfung. Das muss man einfach erkennen und eingestehen. Ihr Wert liegt im Verständnis der zugrunde liegenden Prinzipien und deren Transfer in andere Bereiche des Judo. Wollte man also Itsutsu-no-Kata wirklich prüfen, müssten man einen theoretischen Teil hinzufügen. Das entspräche BTW auch ihrer Historie als "gokui kuden gohon", den fünf essentiellen mündlichen Lehren der Tenjin-shinyo-ryu.
Gonosen-no-Kata wurde vom DJB in den 1990er Jahren standardisiert, jedoch wurde der Standard von den meisten Landesverbänden ignoriert. Das war BTW der Grund, warum damals Nage-waza-ura-no-kata eingeführt wurde - mit praktisch demselben Ergebnis.
Jedem Trainer steht es frei, Kata vom ersten Tag an zu unterrichten und dies auch für Graduierungen von Anfang an einzusetzen. Das geht auch eindeutig aus dem Katakonzept des DJB hervor. Lediglich die Vermittlung der - wie oben bezeichnet - kanonischen Kata ist erst ab dem 1. Dan verbindlich.
Und last not least: Wenn man fordert, dass jeder 6. Dan jede der sieben Kodokan Kata einmal gelernt haben sollte (auf welchem Niveau?) oder sogar Ansprechpartner dafür sein soll (wiederum auf welchem Niveau?), dann müsste man sofort jegliche Verleihung von Dangraden einstellen. Diese Forderung habe ich aber bisher noch nicht vernommen....
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
@tutor!: So richtig überzeugt mich das Konzept nicht.
Am Ende haben wir "alte" Nidan-Leute, welche sich im Laufe ihrer Prüfungkarriere Nage-no-Kata u. Katame-no-Kata komplett erarbeitet hatten und wir haben
"neue" Nidan-Leute, welche gerade mal "Nage-no-Kata" in Gänze kennen.
Pragmatischer wäre doch zum 1.Kyu 3-Gruppen N-n-K anzubieten, zum
- 1. Dan N-n-K komplett oder Katame-no-Kata komplett,
- 2. Dan die im ersten Dan nicht gewählte Kata komplett,
- 3. Dan Auswahl aus Kodokan-Goshin-Jutsu, Kime-no-Kata, Ju-no-Kata, Koshiki-No-Kata
- 4. Dan wie dritter Dan nur ohne die beim 3.Dan gewählten Kata
- 5. Dan wie dritter Dan nur ohne die beim 3.u.4. Dan gewählten
- 6. Dan Itsutsu-no-Kata plus eine weitere 1.-5.Dan usw.
Und wenn es besonders schlau angestellt werden würde, könnte ja noch irgendwie die Go-no-Kata (als Vorläufer der Ju-no-Kata) mit untergebracht werden.
Am Ende haben wir "alte" Nidan-Leute, welche sich im Laufe ihrer Prüfungkarriere Nage-no-Kata u. Katame-no-Kata komplett erarbeitet hatten und wir haben
"neue" Nidan-Leute, welche gerade mal "Nage-no-Kata" in Gänze kennen.
Pragmatischer wäre doch zum 1.Kyu 3-Gruppen N-n-K anzubieten, zum
- 1. Dan N-n-K komplett oder Katame-no-Kata komplett,
- 2. Dan die im ersten Dan nicht gewählte Kata komplett,
- 3. Dan Auswahl aus Kodokan-Goshin-Jutsu, Kime-no-Kata, Ju-no-Kata, Koshiki-No-Kata
- 4. Dan wie dritter Dan nur ohne die beim 3.Dan gewählten Kata
- 5. Dan wie dritter Dan nur ohne die beim 3.u.4. Dan gewählten
- 6. Dan Itsutsu-no-Kata plus eine weitere 1.-5.Dan usw.
Und wenn es besonders schlau angestellt werden würde, könnte ja noch irgendwie die Go-no-Kata (als Vorläufer der Ju-no-Kata) mit untergebracht werden.
Mit freundlichem Gruß
Fritz
Fritz
Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
Danke für die ausführliche Reaktion. D'accord zur Itsutsu. Sicher habe ich bei der "7 Kata-Kompetenz" jetzt nicht an Graduierte aufgrund der Ehrenordnung gedacht, sondern an die, die das /jetzt/ als Prüfungsziel anstreben (können) und dabei den Schwerpunkt Kata wählen - auch nicht als Forderung, sondern als (gewisse) Erwartung. Dass es von Person zu Person dabei Niveauunterschiede gibt, versteht sich auch (aber zu wissen, dass man einen hohen Danträger für eine "Ersteinführung" in eine der höheren Katas ansprechen kann, bei anschließender eventueller Weiterreichung an Spezialisten, wäre ja wohl nicht ganz verkehrt, denke ich; aber OK, kein Muss, die Ehrenordnung wollte ich nicht angetastet wissen).tutor! hat geschrieben: ↑03.07.2023, 10:29
Dasselbe gilt auch für Kime-no-Kata, die selbstverständlich auch künftig zum 3. Dan gemacht werden kann - entweder als Uke oder aber die Gruppe Tachiai als Tori. Wer sich also derzeit auf den 3. Dan Vorbereitet und sich für Kime-no-kata entschieden hat, darf sich sehr darüber freuen, denn er wiederholt Katame-no-kata und macht entweder Kime-no-kata als Uke oder die 14 Techniken der Gruppe Tachiai.
Itsutsu-no-kata eignet sich kaum für eine ernsthafte Prüfung. Das muss man einfach erkennen und eingestehen. Ihr Wert liegt im Verständnis der zugrunde liegenden Prinzipien und deren Transfer in andere Bereiche des Judo. Wollte man also Itsutsu-no-Kata wirklich prüfen, müssten man einen theoretischen Teil hinzufügen. Das entspräche BTW auch ihrer Historie als "gokui kuden gohon", den fünf essentiellen mündlichen Lehren der Tenjin-shinyo-ryu.
Gonosen-no-Kata wurde vom DJB in den 1990er Jahren standardisiert, jedoch wurde der Standard von den meisten Landesverbänden ignoriert. Das war BTW der Grund, warum damals Nage-waza-ura-no-kata eingeführt wurde - mit praktisch demselben Ergebnis.
Jedem Trainer steht es frei, Kata vom ersten Tag an zu unterrichten und dies auch für Graduierungen von Anfang an einzusetzen. Das geht auch eindeutig aus dem Katakonzept des DJB hervor. Lediglich die Vermittlung der - wie oben bezeichnet - kanonischen Kata ist erst ab dem 1. Dan verbindlich.
Und last not least: Wenn man fordert, dass jeder 6. Dan jede der sieben Kodokan Kata einmal gelernt haben sollte (auf welchem Niveau?) oder sogar Ansprechpartner dafür sein soll (wiederum auf welchem Niveau?), dann müsste man sofort jegliche Verleihung von Dangraden einstellen. Diese Forderung habe ich aber bisher noch nicht vernommen....
Was die Pflichtkata für Ni- und Sandan angeht, sollte man aber m. E. nicht vergessen, dass das Graduierungssystem gerade auch Ältere und Wiedereinsteiger etc. anspricht und ansprechen sollte. Die Aussicht, sagen wir (bei üblicher Vorbereitungszeit) vier Jahre (oder mehr) nach einer erfolgreichen Vorführung nochmals zur Katame (alternativlos) gebeten zu werden, mag manchen in seinem Ehrgeiz vielleicht etwas bremsen. Anstrengend ist sie ja bekanntlich schon (gut, nicht für alle ein Argument, Judo ist gelegentlich anstrengend..., aber es wäre schon für viele ein Schönheitsfehler, zentrale - und über einen längeren Zeitraum erarbeitete und letztendlich erfolgreich demonstrierte und dokumentierte - Prüfungsinhalte in mehrjährigem Abstand einfach nur wiederholen zu sollen, zumal man sie sich dann oft mit einem anderen Partner völlig neu erarbeiten muss...). Klar, der Übergang von einer Ordnung zur anderen wird immer solche oder ähnliche Probleme mit sich bringen, die sich nach einigen Jahren "ausgewachsen" haben werden (weil's keine "Altfälle" mehr gibt). Ich denke (und hoffe aber auch), man wird da verträgliche Regelungen finden.
Ohne es jetzt mit den Sonderwünschen übertreiben zu wollen: Wäre es nicht auch eventuell sinnvoll, Prüflingen, die, im Pflicht- oder Wahlbereich, nur eine Teilkata vorführen *müssen*, zu *erlauben* (natürlich mit vollem Prüfungsrisiko), die ganze Kata zu zeigen, wenn sie sie denn gelernt und geübt haben (und - aber jetzt ist Schluss mit den Sonderwünschen - sie eventuell an anderer Stelle dafür zu entlasten)?
Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
Nochmal dazu: Eigentlich bräuchte es zur Lösung möglicher Konflikte für den 1. und 2. Dan (wie oben skizziert) nur einen Satz wie: "Nach Absprache mit dem jeweiligen Prüfungsreferenten kann eine alternative Kata gezeigt werden. Die gewählte Kata wird im Judopass vermerkt.", wie er schon in der Ordnung von 2011 ausdrücklich steht.
Gerade erschien auf der NWDK-Seite ein schöner Bericht über einen Fall, in dem man sich kata-mäßig flexibel gezeigt hat: https://nwdk.de/component/zoo/item/beha ... Itemid=101
Wenn sowas grundsätzlich möglich bleibt, ist eigentlich alles in bester Ordnung...
Gerade erschien auf der NWDK-Seite ein schöner Bericht über einen Fall, in dem man sich kata-mäßig flexibel gezeigt hat: https://nwdk.de/component/zoo/item/beha ... Itemid=101
Wenn sowas grundsätzlich möglich bleibt, ist eigentlich alles in bester Ordnung...
Deutsches Judo, jetzt noch besser - brainwash
Das "Biomechanische Funktionsprinzip" aller Waza demonstrieren, erläutern, erklären, verstehen, verkörpern ...
Blablabla.
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Ich bin skeptisch, ob die acht veröffentlichten Seiten der Qualität, der Freude, ..., bereits dienlich sind.
Blablabla.
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Ich bin skeptisch, ob die acht veröffentlichten Seiten der Qualität, der Freude, ..., bereits dienlich sind.
Re: Neues Dan-Graduierungsprogramm - online
In der aktuell gültigen Grundsatzordnung ist folgender Satz vermerkt:Kubus42 hat geschrieben: ↑04.07.2023, 10:25 Nochmal dazu: Eigentlich bräuchte es zur Lösung möglicher Konflikte für den 1. und 2. Dan (wie oben skizziert) nur einen Satz wie: "Nach Absprache mit dem jeweiligen Prüfungsreferenten kann eine alternative Kata gezeigt werden. Die gewählte Kata wird im Judopass vermerkt.", wie er schon in der Ordnung von 2011 ausdrücklich steht.
Gerade erschien auf der NWDK-Seite ein schöner Bericht über einen Fall, in dem man sich kata-mäßig flexibel gezeigt hat: https://nwdk.de/component/zoo/item/beha ... Itemid=101
Wenn sowas grundsätzlich möglich bleibt, ist eigentlich alles in bester Ordnung...
"Behinderten Judoka ist eine Prüfung mit Einschränkungen entsprechend ihrer Behinderung in Bezug auf das Anforderungsprofil der Prüfung (Kyu, Dan) zu gewähren."
Abgesehen davon, dass es hier ein sprachlichen Überarbeitung bedarf (z.B. "Judoka mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen...."), ist dies eine Generalklausel für individuelle Anpassungen aller Art, falls dies aus medizinischen Gründen erforderlich sein sollte. Diese bezieht sich nicht nur auf Kata, sondern auf alle Anforderungen.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)