Frust

Hier könnt ihr alles posten was mit Judo zu tun hat

piti
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Frust

Beitrag von piti »

Ein Wutschreiben

Hallo an alle,

wir alle sind von den Verordnungen Corona betroffen. Ich möchte hier über NRW schreiben.
NRWJ-Verband ist der größte Verband in Deutschland. Hat auch mit Bayern den größten Einfluß
auf den DJB. So weit so gut.

Was ich momentan erlebe, ist ein Witz und traurig.

In NRW ist alles hierarchisch und teutsch geregelt.
Zuerst kommt der DJB, dann NWJV, dann NWDK, dann KDV und zum Ende ohne Einfluß der/die Judosportler.

Informationen, wie es in der Krise weiter gehen kann ……. Null Info von den bezahlten Verbänden und Entscheidungsträgern. In NRW werden diese Leute hauptberuflich bezahlt.

Alles was denen einfällt, ist Verantwortung weiter zu schieben. Kreativität oder Unterstützung …..
weit gefehlt. Jetzt mal ehrlich….. wofür brauchen wir diese Leute? Und bezahlen…. wofür?

Damit wir Gürtelprüfungen durchführen dürfen? Teures Geld für Lehrgänge bezahlen?
Das uns ein verliehener Dan erzählt, wie Judo geht?

Ich habe eine Anfrage ans NWDK (gibt es nur in NRW) gestellt, ob wir Gürtelprüfungen per Video durchführen dürfen.
Keine Antwort. Das wird ausgesessen. Auch eine Antwort. Dabei ist der KDV (Kreis-Dan-Vorsitzender, zuständig für Kyu-Prüfungen) in meinem Landesverband ein Angestellter des NWJV.
Das ist auch eine Antwort des Verbandes.

Ist es soweit, das kleine Vereine sich von Verbänden trennen und ihr eigenes Ding
durchziehen müssen? So wie viele erfolgreiche Kommerz-Buden das gemacht haben?

Gruß
Piti
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bnisbs
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Re: Frust

Beitrag von bnisbs »

So wirklich verstehe ich das Wutschreiben nicht:

1. Das NWDK stellt einen eigenen Verband dar, der vom NWJV den Auftrag erhalten hat, sich um die Gürtelprüfung und Lehre zu kümmern. Für alles andere ist das NWJV direkt selbst zuständig (Wettkampfgeschehen, Ligaverkehr, etc.)
2. Die Funktionäre des NWDK arbeiten alle ehrenamtlich und sind nicht Angestellte. Wenn der KDV in deinem Kreis auch noch eine Funktion im NWJV hat, so würde er maximal für diese Funktion bezahlt werden. Alles was Prüfungen angeht, geschieht ehrenamtlich.

Nun zum Inhalt:

1. In NRW wurde sehr früh die Erlaubnis zu Online-Prüfungen gewährt. Hier im Forum nachzulesen und auf
https://www.nwjv.de/aktuelle-meldungen/ ... -moeglich/
2. Wurde von beiden Verbänden vor dem aktuellen „Lockdown“ darauf hingewiesen, wenn möglich, alle Prüfungen vorzuziehen. Anmeldezeiten konnten dabei ignoriert werden.

Wenn der Lockdown verlängert werden sollte, gehe ich mal davon aus, dass dann ab Dezember auch wieder der Hinweis auf Online-Prüfungen auf den Titelseiten zu finden ist. Auf die 3 Wochen warten sollte es jetzt ja auch nicht ankommen...
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kastow
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Re: Frust

Beitrag von kastow »

Wie lange liegt deine Anfrage denn zurück?

Ich gehe, wenn mein KDV mal wieder nicht antwortet, immer an die nächsthöhere Stelle. Da bekomme ich dann immer Antwort.

KDV sind übrigens keine Angestellte des Landesverbandes sondern gewählte Ehrenamtliche. (Ups, bnisbs war schneller ;) )
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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kastow
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Re: Frust

Beitrag von kastow »

https://www.nwjv.de/aktuelle-meldungen/ ... aengerung/

Bis Ende des Jahres sind in NRW Online-Prüfungen weiterhin möglich.
Herzliche Grüße,

kastow

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Re: Frust

Beitrag von Patrick-Oliver »

Der NWDK verlinkt seit dem 16.04.2020 von der Seite https://nwdk.de/component/zoo/item/aktu ... Itemid=101 auf https://www.nwjv.de/aktuelle-meldungen/ ... -moeglich/
Und Dan-Anwärter können sich Ratschläge zur eigenen Kata holen - https://nwdk.de/component/zoo/item/kata ... Itemid=101

Im NWDK sind die Leute afaik alle ehrenamtlich.
NWJV und DJB sollten sich meiner Meinung nach etwas mehr ins Zeug legen.

@piti: Sicher, dass deine Nachrichten auch angekommen sind? Unser NWDK Präsident ist btw auch per Telefon prima erreichbar und hat auch immer ein offenes Ohr.
tutor!
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Re: Frust

Beitrag von tutor! »

Patrick-Oliver hat geschrieben: 13.11.2020, 18:45 NWJV und DJB sollten sich meiner Meinung nach etwas mehr ins Zeug legen.
Ich finde, dass gerade DJB und NWJV eine Menge angeboten haben und noch tun: Online Trainings mit Aktiven und Trainern, Videobeispiele, Taiso, ÜL-Ausbildungen mit Online-Phasen, die Kata-Seminare des DJB u.a.m.

Abgesehen davon geht aber im Moment viel in einen Strukturwandel, sodass das ein oder andere noch nicht sichtbar geworden ist. Das wird aber kommen, davon bin ich überzeugt.
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Re: Frust

Beitrag von caesar »

Gibt es schon Konzepte zur Durchführung von Kampfrichter- und Traineraus- und Weiterbildungen, Dan-Prüfungen oder Kata-Meisterschaften per Onlineübertragung?
Gerade jetzt mit zweiten Sperrung von Breitensport und der Ungewissheit, ob diese wirklich mit 1.12. endet, könnte man ja schauen, ob man diese Bereiche irgendwie schafft abzudecken.

Für Trainer kann die Praxis via Videoeinsendung und Konzeptausarbeitung erfolgen, Kampfrichter können einen theoretischen Test auch online machen.
Für Danprüfungen und Kata-Meisterschaften braucht es nicht mehr als zwei Haushalte und wären damit aktuell unter Umständen auch durchführbar. Katameisterschaften hätten sicherlich ein kleineres Teilnehmerfeld als sonst, aber zumindest könnte man so ein wenig Sportbetrieb halten.

Gibt es da aus den Landesverbänden schon irgendwelche Konzepte oder Erfahrungen?
tutor!
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Re: Frust

Beitrag von tutor! »

Kata-Meisterschaften online durchzuführen war in der Diskussion, wurde jedoch verworfen, weil Chancengleichheit und Transparenz schwierig herzustellen sind. Theoretisch denkbar wäre es, wenn alles wirklich live gemacht würde. Aber man bräuchte wirklich gute Technik, um Details erkennen zu können. Schwierig...

Für Übungsleiterausbildungen gibt es sowohl Konzepte mit Online-Plattformen (also asynchron ohne Video) also auch mit Theorieteilen als Videokonferenz. KR-Schulungen gab es international auf jeden Fall online, national bin ich nicht sicher. Auf jeden Fall gab es Wertungsrichterschulungen für Kata.

Im vergangenen Sommer, also vor der Pandemie, wurde in NRW angefangen, die theoretische Ausbildung und Prüfung für Kyu-/Danprüfer online durchzuführen, jedoch bleib es bei ehrenamtlichen Vorarbeiten, da die verantwortlichen Funktionsträger zwar dem Projekt zustimmten, sich dann allerdings nicht mehr beteiligten. Hätte man es weitergeführt, gäbe es viele Probleme heute nicht.

Es gibt durchaus professionelle Experten im deutschen Judo, jedoch bedarf es Schulung und auch brauchbarer Ausstattung. Die Kata-Seminare konnten deshalb so erfolgreich durchgeführt werden, weil Ausstattung und Expertise auch außerhalb der Kata-Kommission vorhanden war. Nun ist aber auch innerhalb der Kommission entsprechend Know-How vorhanden, entsprechende Veranstaltungen durchzuführen (was von vorne herein der Plan war).

Also: Erfahrungen und Konzepte gibt es, die Implementierung muss aber noch systematisch erfolgen. Mit Andreas Kleegräfe ist die Position des Vize-Präsidenten für Verbandsentwicklung hervorragend besetzt.
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piti
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Re: Frust

Beitrag von piti »

Hallo an alle,

zuerst möchte ich mich bedanken bei allen Forenteilnehmer und bei dem Betreiber des Forum.
Das ist schon eine tolle Plattform.

Vor einigen Jahren, gar nicht so lange her, habe ich eine Diskussion über KDV und Prüfstempel
hier im Forum geführt. Damals bekamen in NRW nur ausgewählte Judoka einen Kyuprüfstempel.
@tutor brachte damals Argumente wie Betrug und Missbrauch von Prüfstempel vor.
Beweise habe ich bis heute nicht.
Egal, nach etlichen Diskussionen hat sich dann etwas geändert.
Jeder Kyuprüfer in NRW bekam seinen Prüfstempel für Kyuprüfungen. Nenne ich mal Umgang auf Augenhöhe.

Dafür danke an die fortschrittlichen, ehrenamtlichen Entscheidungsträger des NWJV

Die zweite Sache ist gewesen…...mein Beitrag Frust …..nämlich kreative Ideen während des Verbotes Kontaktsport zu entwickeln.
Momentan haben wir bis Ende November wieder ein Lockdown.
Danach auch noch?
Das weiß ich so wenig wie alle anderen auch, ich kann also nur spekulieren. Dass die Infektionszahlen zurückgehen, hoffe ich. Wie weit, ist jedoch völlig unklar. Sehr unwahrscheinlich – oder besser, unmöglich ist………., dass wir wieder entspannt in die Normalität zurückkehren können.

Inzwischen hat auch der NWJV und NWDK reagiert,
Online-Kyuprüfungen bis Ende Dezember 2020 genehmig.

Auch dafür danke
Es sind zwar noch einige Sachen zu klären, aber es ist ein Anfang.

Der NWJV startet momentan einen Neuanfang, Ich würde mir das auch für das NWDK wünschen.

Gruß piti
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Re: Frust

Beitrag von piti »

Hallo Nachtrag,

nachdem ich es mal wissen wollte……

ich habe mal in allen Bundesländern recherchiert, wie Kyu- und Dan-Prüfungen gehändelt und durchgeführt werden.

Ich war schockiert. Bisher dachte ich, egal in welchem Bundesland auch immer, sind die Kriterien gleich. Weit gefehlt.

Alle haben als Basis Kodokan. Aber es gibt elementare Unterschiede in der Umsetzung.
Zur Klarstellung ...wir reden hier über Breiten-Freizeit-Judosport. Immerhin die Mehrheit im Judosport.

Wie kann sein, dass in einigen Bundesländern die Danprüfung nach Modulen durchgeführt wird?
Wie kann es sein, dass in einigen Bundesländern die Kyuprüfer wirklich autark sind?
Wie kann es sein, dass Vereine die Kyuprüfer ernennen?
Alles das gibt es.
Ich frage als NRW–Mitglied, bei uns im Verband gibt es so etwas nicht.
Da entscheidet ein Verein mit Beauftragung vom Landesverband.

In unseren Verein haben wir Mitglieder, die aus Hamburg, Berlin oder aus dem Ausland kamen.
Ist das so das, dass jedes Bundesland seine eigene Regel hat, was Prüfungen und Prüfer angeht?

Nach meinen Recherchen muß ich bis jetzt leider ja sagen.

In meinen Recherchen habe ich feststellen müssen, das fast alle Bundesländer fortschrittlich und zeitgemäß das geregelt haben. Nur mein Verband nicht. Der größte in Deutschland....

Jetzt mal meine Frage……
was entscheidet ihr Landesverbände eigentlich auf den Versammlungen des DJB?

Gruß Piti
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Re: Frust

Beitrag von tutor! »

piti hat geschrieben: 09.12.2020, 21:22Jetzt mal meine Frage……
was entscheidet ihr Landesverbände eigentlich auf den Versammlungen des DJB?

Gruß Piti
Sie haben entschieden, dass die Landesverbände die Organisation der Kyu- und Danprüfungen in eigener Verantwortung regeln. Was jetzt die jeweiligen Landesverbände dazu bewegt, diese oder jene Regelung zu treffen, muss man die dortigen Verantwortlichen fragen.
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Re: Frust

Beitrag von caesar »

piti hat geschrieben: 09.12.2020, 21:22 Jetzt mal meine Frage……
was entscheidet ihr Landesverbände eigentlich auf den Versammlungen des DJB?
Wer ist ihr?
piti hat geschrieben: 09.12.2020, 21:22 Ich war schockiert. Bisher dachte ich, egal in welchem Bundesland auch immer, sind die Kriterien gleich. Weit gefehlt.
Da zeigt sich wieder wie wenig Wissen über die Verbandsarbeit verbreitet ist.
piti hat geschrieben: 09.12.2020, 21:22 Alle haben als Basis Kodokan. Aber es gibt elementare Unterschiede in der Umsetzung.
Die DJB-Prüfungsordnung ist die Basis und nicht der Kodokan. Das sieht man an solchen Sachen wie Seoi-otoshi, O-uchi-barai, Ko-uchi-barai, Te-guruma, Mune-gatame, Kannuki-gatame und anderen.
piti hat geschrieben: 09.12.2020, 21:22 Zur Klarstellung ...wir reden hier über Breiten-Freizeit-Judosport. Immerhin die Mehrheit im Judosport.
Den meisten davon ist es egal, wie es in anderen Bundesländern geregelt ist, weil der absolute Großteil Kinder bis 14 Jahre sind. Problematisch wird es erst, wenn zu Lehre, Studium, Job oder anderem umgezogen wird. In dem Alter sollte man eigentlich soweit sein, sich selbst zu informieren. Natürlich ziehen auch Kinder mit um, aber da ist das Training weitestgehend angeleitet und die Verwirrung entfällt.
piti hat geschrieben: 09.12.2020, 21:22 Wie kann sein, dass in einigen Bundesländern die Danprüfung nach Modulen durchgeführt wird?
Jede Danprüfung wird nach Modulen durchgeführt, zumindest habe ich noch nie jemanden gesehen, der die Danprüfung ohne Pause durchgeprügelt hat. Ob die Module an einem Tag gemacht werden oder nicht, das regelt jeder Landesverband wie er möchte. In manchen Landesverbänden gibt es die Möglichkeit für Katameisterschaften und mit einem guten Ergebnis dort kann man die Kata bereits abhaken. Andere wollen Leuten mit wenig verfügbarer Zeit die Möglichkeit geben, sich gezielt auf Teile vorzubereiten. Einige Landesverbände sehen es noch traditionell.
piti hat geschrieben: 09.12.2020, 21:22 Wie kann es sein, dass in einigen Bundesländern die Kyuprüfer wirklich autark sind?
Wie kann es sein, dass Vereine die Kyuprüfer ernennen?
Ist das so das, dass jedes Bundesland seine eigene Regel hat, was Prüfungen und Prüfer angeht?
Das nennt sich Förderalismus. Das hat seine Vor- und Nachteile. Ich hatte da auch mal eine Auflistung zur Trainer-C-Ausbildung gemacht, wo die Vorgabe der Stunden für alle gleich ist, die Kosten aber extrem schwanken.

Ich persönlich verstehe aber nicht, wieso du dich so über Kyuprüfungen und deren Modalitäten beschwerst. Bei Kyuprüfungen kann theoretisch jeder Prüfer machen, was er möchte, es gibt keine Kontrollinstanz. Ein Kyuprüfer kann theoretisch einfach Marken einkleben und Pässe abstempeln, ohne die Prüflinge je gesehen zu haben. Solange das Geld und die Liste stimmt, beschwert sich niemand. Die erste "richtige" Kontrollinstanz kommt bei der Prüfung zum 1. Dan. Dass bei der Einführung des neuen Danprogramms die gut gemeinte Idee "weniger Masse, mehr Klasse" meiner Erfahrung nach vom Großteil nicht gehört wurde und es in Verbindung mit der "neuen" Bewertung (++, +, 0 weil Minus ist ja negativ, das soll man nicht nutzen) es eher weniger Masse und noch weniger Klasse wurde, die geprüft wird, ist ein anderes Thema.

Ich würde mir auch einiges anders wünschen, aber es gibt viele Leute, die sich was wünschen.
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Re: Frust

Beitrag von tutor! »

caesar hat geschrieben: 10.12.2020, 13:25(...)
Ich würde mir auch einiges anders wünschen, aber es gibt viele Leute die sich was wünschen.
Und das wäre zum Beispiel? Vielleicht geht ja das ein oder andere in Erfüllung....
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
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Re: Frust

Beitrag von caesar »

Es ist ein längerer Beitrag geworden, daher hat das etwas gedauert.
tutor! hat geschrieben: 10.12.2020, 22:46 Und das wäre zum Beispiel? Vielleicht geht ja das ein oder andere in Erfüllung....
Vieles davon ist Landesverbandssache und persönlicher Eindruck. Sachen wie "nur noch fähigen Leuten Lizenzen geben" helfen niemandem weiter und basieren ja völlig auf meinem subjektiven Eindruck.

Ich finde z.B. dass die Kommunikation im DJB und den Landesverbänden immer noch sehr zu wünschen übrig lässt und man sich bei Begründungen manchmal fragt, ob sich die Leute das selbst mal angehört haben.
Hier z.B.

Wenn die Leute sich beschweren, dass das so lange dauert, bis die Kinder Prüfung machen können, aber der Ausbildungsbereich gleich bleibt, da verstehe ich nicht, wo da jetzt das Problem ist. Die Leute folgen ja offensichtlich der Ausbildungsordnung nicht, sonst wäre es ja passend. Ich finde insgesamt eine ständig fortwährende Reduktion der Inhalte falsch, aber dazu später mehr. Auch frage ich mich, mit was für Leuten der Lehr- und Prüfungsreferent so spricht. Die Mehrzahl der Leute, die ich kenne, findet die Reduktion schlecht und würde sich wieder "schwierigere" Prüfungen wünschen.
Im Weiteren dann die Aussage zu den Altersgrenzen "wir haben uns an Mittelwerten orientiert". Ist man damals nicht auf die Idee gekommen, dass talentierte Kinder dann ausgebremst werden und eventuell die Motivation verlieren könnten? Wenn Kinder noch nicht so weit sind in dem Alter, dann ist es Aufgabe der Trainer, da die Prüfung noch nicht machen zu lassen, aber sich an einem Mittelwert für eine Festschreibung zu orientieren, die Idee muss doch da schon Leuten mehr als komisch vorgekommen sein.

//
Vorne weg, mir ist klar, dass man theoretisch machen kann, was man möchte in der Ausbildung. Aber nicht jeder hat in seinem Verein einen Kyu-Prüfer oder kennt einen Kyu-Prüfer, mit dem man das machen kann. Viele sind dann doch an die Vorgaben des DJB gebunden oder haben nicht den rebellischen Geist, etwas anderes zu machen.
//

Die Bewertungen sind auch zumindest fragwürdig. Die Bewertung erfolgt laut Grundsatzordnung in Kyu- und Danprüfungen nach dem Muster ++/+/-
"Prüfungsleistungen in den Prüfungsfächern werden mit (‐) für nicht ausreichende, (+) für ausreichende und (++) für gute/sehr gute Leistungen bewertet."
Davon abgesehen, dass ich nicht der Meinung bin, dass jemand mit nur ausreichenden, in Schulnoten 4, Bewertungen eine Prüfung bestehen sollte, da sich die Fehler gerade in frühen Ausbildungsstufen durch das ganze Judoleben ziehen, muss es ja noch nicht einmal nur eine ständige 4 sein, die zum Versetzen reicht.
"Prüfungsfächer sind bestanden, wenn die Leistungen in allen Prüfungsfächern ausreichend sind."
Das ist doch etwas verwirrend geschrieben, aber ich denke, das versteht noch jeder.
"Nicht ausreichende Prüfungsleistungen in höchstens einem Prüfungsfach können durch gute/sehr gute Leistungen in mindestens zwei anderen Prüfungsfächern ausgeglichen werden. Das Fach Vorkenntnisse kann nicht ausgeglichen werden oder zum Ausgleich nicht ausreichender Prüfungsleistungen herangezogen werden."
Das heißt, ich kann also eine Schulnote 5 mit 2en oder 1en ausgleichen. Das erscheint mir im Judokontext, gerade in dem Bereich Prüfung, die ja immer einen Abschluss darstellen (Wiederholungen gibt es nur sehr wenig), als nicht zielführend. Sollte mal eine einzelne Technik "nicht ausreichend" sein, dann kann man da noch drüber reden, aber einen kompletten Bereich mit (-) bewerten und trotzdem die Prüfung bestehen? Welches Leitbild vermittelt das?
Mal ein Gedankenexperiment. Die Prüfung findet im Ablauf des Prüfungsprogrammes statt, also Vorkenntnisse, Wurftechniken, Bodentechnik, ..., Kata. Es treten ein paar Kadersportler an, die im Bereich Anwendung Stand und Übungsformen wie eigentlich zu erwarten ein (++) bekommen und sich diesem auch bewusst sind. Sowas kann man ja erahnen. Da sie den Bereich Kata nicht mögen und sich damit nicht wirklich beschäftigt haben, verbeugen sie sich einfach, sagen, das war ihre Kata und verbeugen sich wieder. Der Bereich Kata bekommt ein (-), welches ausgeglichen wird und sie bestehen die Prüfung ohne je Nage-no-kata gezeigt oder, im Extremfall Gedankenexperiment, gemacht zu haben. Jetzt ist der Ausgleich zum Glück eine Kann-Bestimmung, aber naja.
Das ganze kann man natürlich auch anders spielen mit jemanden, der in Theorie und Kata sehr fit ist, mit schnellen Bewegungen der Anwendung aber Probleme hat und einfach die Anwendung Stand auslässt.
Wie gesagt, Ausgleich ist eine Kann-Bestimmung und das finde ich gut, wird allerdings häufig als Muss-Bestimmung gesehen, zumindest wie ich das mitbekommen habe. In meiner Welt sollte es für komplette Prüfungsfächer keine Ausgleichsmöglichkeit geben.

Wenn man jetzt nach den Definitionen für die Bewertungen geht, (‐) für nicht ausreichende, (+) für ausreichende und (++) für gute/sehr gute Leistungen und das in Schulnoten ummünzt, würde man (-) für 6 und 5, (+) für 4 und 3 und (++) für 2 und 1 veranschlagen. Meiner Meinung nach sollten Prüfungen im Nachhinein unter den Prüfern ausgewertet werden oder am Ende des Jahres vom Prüfungsreferenten. Jetzt sind Abweichungen in der Bewertung nicht unüblich und ob eine Technik jetzt mit 2 oder 3 bewertet wird, mag persönlicher Geschmack und völlig okay sein, wenn dieselbe Technik aber mit 1 und 4 bewertet wird, dann sollte man bei den Prüfern noch einmal über das Technikverständnis reden. Diese Diskrepanz bei den Prüfermeinungen festzustellen, ist jetzt schwerer möglich. Ich sehe den Vorteil einer einfacheren Bewertung, gerade für die Archivierung im Verband, aber da kann man ja einfach an den Verband mit (+) und (-) melden oder von mir aus noch mit (++) oder (*) für sehr gute Leistungen, da sich die Leute eventuell mal für andere Aufgaben empfehlen.

Wenn man sich dann aber mal die Kriterien für die Bewertung angucke, naja.
(+) entspricht weitgehend den Anforderungen:
  • Die Hauptmerkmale des Bewegungsablaufes weisen erkennbare Abweichungen von der Feinform auf.
  • Der Bewegungsablauf ist noch nicht ganz beständig.
  • Das räumlich-zeitliche und das dynamisch-zeitliche Verhältnis zwischen den einzelnen Merkmalen ist noch fehlerhaft.
  • Wurf- und Griffprinzipien werden im Wesentlichen wirksam.
Wenn die Haupmerkmale erkennbar von der Feinform abweichen, der Bewegungsablauf nicht beständig ist und das Verhältnis der einzelnen Merkmale fehlerhaft ist, dann sollte das nicht mehr zum Bestehen reichen. Das wäre für mich in Schulnoten eine 5. Also reicht ein (+) dann von 3 bis 5 in Schulnoten und man könnte mit durchgängig 5 bestehen. Wenn man sich streng an die Vorgabe hält.
Um nicht mehr zu bestehen, also für ein (-) muss es dann schon so aussehen
(-) nicht mehr ausreichend:
  • Die Hauptmerkmale des Bewegungsablaufes weisen grobe Fehler auf.
  • Das räumlich-zeitliche Verhalten weicht von der Grobform ab.
  • Die Bewegung ist unharmonisch.
  • Wurf- und Griffprinzipien werden kaum wirksam.
Das heißt, die Technik muss fast nicht mehr zu erkennen sein.

Unter den Punkten für ein (+) könnte man übrigens mit einem halbwegs vernünftigen, nicht das DJB-Kinderding, Uki-goshi gezeigt als O-goshi bestehen.
Die genaue Interpretation war jetzt aus dem Multiplikatorenskript zu Kyu-Ausbildungsinhalten des DJB (das hat übrigens noch das "alte" Kyuprogramm drin), allerdings habe ich keine andere Erläuterung für Dan-Prüfungen gefunden.
Noch einmal, das ist aus der PO-Grundsatzordnung, das sind die Bewertungsrichtlinie für Kyu- und Danprüfungen. Damit ist es quasi unmöglich durchzufallen, wenn man einen Fußwurf von einem Hüftwurf unterscheiden kann. (Übertreibung beabsichtigt)

Der Vollständigkeit halber noch die dritte Bewertung
(+ +) entspricht den Anforderungen überdurchschnittlich gut:
  • Fehlerlose oder nahezu fehlerlose Demonstration des Bewegungsablaufes.
  • Viele technische Merkmale sind in der Feinform ausgeprägt.
  • Die Technik ist stabil.
  • Wurf- und Griffprinzipien werden deutlich wirksam
Das sind Kriterien, die ich mir zum Großteil bei (+) und nicht bei sehr guter Bewertung wünschen würde.

Mal ein paar Beispiele aus zeitigen Ausbildungsstufen.
Nun ist Pädagogik und Didaktik wie auch die Ausbildung im Judo immer Geschmackssache. Ich verstehe glaube, dass der DJB ein didaktisches Konzept im Prüfungsprogramm verfolgt, zumindest teilweise.
Ich habe schon große Probleme mit dem 8. Kyu. Größte Baustelle für mich ist da der O-soto-otoshi. Diese Technik wird aus meiner Sicht meist falsch oder zumindest nicht ausreichend beigebracht und führt auf Kinderwettkämpfen zu dem typischen Bild, das wir alle kennen. Kleine Kinder stehen sich gegenüber und versuchen mit den Füßen zu hakeln. Gewinnt meist der physisch Stärkere oder wer den schlechten Angriff, bei dem der Angreifende sich selbst in Rücklage bringt, kontert. Sorgt nicht so sehr für belohnendes Angriffsjudo.
Ein Problem habe ich auch damit, O/Uki-goshi zu vermitteln, ohne eine Fallschule vorwärts im Programm zu haben. Jetzt kann man sich natürlich gut darüber streiten, ob bei O/Uki-goshi nicht eigentlich die Fallschule seitwärts ausgeführt wird und Fallschule vorwärts erst bei Tomoe-nage und ähnlichen Techniken zum Einsatz, aber für mich ist die Fallschule unser wichtigstes Handwerkszeug und sollte so zeitig wie möglich vermittelt werden.
Mit O/Uki-goshi als Starttechnik bin ich okay, auch bin ich ein Freund von Wahlmöglichkeiten, da so der Trainer seinen Weg wählen kann. Noch besser ist es, wenn einfach alles gemacht wird und wir am Ende einen vollständigen Judoka bekommen.
Was ich nicht verstehe ist die Alternative: " eine beidbeinige Eindrehtechnik aus dem Ärmel-Revers-Griff". Also ich vermute, warum diese da ist, Hinführung zur deutsche GKKZ, aber warum hier anbieten, wenn das dann in den folgenden zwei Kyugraden quasi ignoriert wird. Im 7. Kyu gibt es dann keine beidbeinige Eindrehtechnik mit Ärmel-Revers-Griff mehr und O/Uki-goshi sind Pflicht, da ist die Wahl von vorher mit einmal wieder weg. Im 6. Kyu kommt dann Tai-otoshi, aber das wird häufig eher ein schlechter alter "Koshi-guruma".

Ich verstehe grundsätzlich, warum man im Boden mit Kuzure-kesa-gatame beginnt (Belastung auf den Nacken, Kindergerecht) aber finde Hon-kesa-gatame trotzdem besser, alleine schon für die Schulung des Verhaltens einer sinnvollen Befreiung. Auch habe ich nicht die große Angst vor dem Griff um den Nacken, verstehe aber, dass die Kinder mit im Schnitt immer schlechteren Voraussetzung zum Judo kommen. Warum dann Mune-gatame genommen wird, verstehe ich allerdings nicht. Ich fände es besser da einfach "eine Form von Kesa-gatame/Yoko-shiho-gatame" zu schreiben (von mir aus mit einer Empfehlung oder Beispiel) und die Verantwortung in Trainerhände und deren didaktischen Weg zu legen. Darauf komme ich später noch einmal.

Ich verstehe auch den grundsätzlichen Ansatz warum das Prüfungsfach Randori im Kyuprogramm eingebracht ist, allerdings erachte ich das in der Prüfungssituation als sinnlos. Die Reihe aus Grundform (Technik aus Stand) -> Anwendung (Technik aus der Bewegung/Situation) -> Randori (Technik frei) verstehe ich. Allerdings wird ein Prüfungsrandori doch meist zur Schauspielerei und erzieht nicht zu einer sinnvollen Randorikultur im Breitensport. Das könnte meiner Meinung nach gestrichen werden. Oder lieber ersetzt werden durch "Werfen aus der freien Bewegung" für 1, 2, 3, ... Minuten/ Partnern/ Techniken/ Bewegungen.
Lieber eine weitere technische Bewegungsform als das Schauspiel, was häufig im Prüfungsfach "Randori" angeboten wird. Dadurch gibt es vielleicht auch eher eine bessere Bewegungsausbildung, denn das "Uke/Tori zieht/schiebt oder geht zurück/vor" ist nicht praxistauglich und wird erst beim 3. Kyu durch freie Bewegungswahl abgelöst. Jetzt kann "ziehen" natürlich auch als "auf eine Kreisbahn ziehen" interpretiert werden, aber ich vermute, dass das nicht der Gedanke bei der Formulierung der Aufgabe war.

Auch der "Seoi-otoshi" im 7. Kyu gefällt mir nicht. Ich sehe die "methodische Reihe" vom Ippon-seoi-nage mit breitem Stand zum Ippon-seoi-nage zum Morote-seoi-nage, halte sie aber im Kontext des restlichen Prüfungsprogramms und auch im Rahmen der "deutschen GKKZ" für falsch. Das Prüfungsprogramm hat bis zum 5. Kyu zwei Eindrehtechniken drin, die ohne Umgreifen geworfen werden, Tai-otoshi (6. Kyu) und Morote-seoi-nage (5. Kyu) dazu noch Harai-goshi (5. Kyu), den ich aber in der methodischen Reihe der Hüfttechniken mit Rückengriff beibringen würde. Auch hier das Problem, dass die schöne Möglichkeit der methodischen Reihe für Hüfttechniken im 6. Kyu unterbrochen wird.
Dadurch entsteht bei Kinderwettkämpfen das übliche Bild, dass die Kinder, meist in Ai-yotsu, mit einer Hand am Ärmel zufassen und dann versuchen, die andere zu lösen, um auf den Rücken zu greifen oder zum Ippon-seoi-nage-Griff zu kommen. Alternativ wird ein Arm weit weggehalten, damit der Gegner gar nicht erst greifen kann. Die Kinder hatten ja bis zum orangen Gürtel nichts anderes und warum sollten sie Tai-otoshi versuchen, wenn sie vorher schon Seoi-otoshi mit der gleichen Fußstellung hatten, mit dem Ippon-seoi-nage-Griff, den sie doch so fleißig geübt hatten. Mit Ärmel-Revers-Griff und Eindrehen hatten sie ja auch noch nichts zu tun. Also immer nur mit einer Hand greifen und eindrehen, wenn dann doch mit beiden Händen gegriffen wird, fallen sie zurück in das Muster der weiß-gelb Gurte die O-soto-otoshi versuchen.

Fehler am Beginn setzen sich ein ganzes Judoleben fort.

Ebenso unlogisch erscheint mir, warum im 7. Kyu eine Hüfttechnik zur anderen Seite empfohlen wird und nicht der Seoi-otoshi, welcher in den Erläuterungen ja sehr klar vorgegeben ist „Unter Seoi-otoshi verstehen wir eine mit breitem Stand ausgeführte Form des Ippon-seoi-nage. Dabei soll Tori mit der Zughand über Ukes Arm am Kragen greifen. So kann die Kraft leichter übertragen und enger Körperkontakt aufgebaut werden.“ (Hervorhebung von mir). Da würde es sich doch empfehlen. direkt zur Gegenseite zu werfen, gerade wenn im 6. Kyu dann der Ippon-Seoi-nage zur Gegenseite empfohlen ist und da die Lehrreihe quasi vorgegeben wäre. Oder man sieht es so, dass beide Seiten im Verlauf trainiert werden sollen, aber dann beide übers Revers. Es heißt auch im Kyu-Programm nicht mindestens eine Wurftechnik zur anderen Seite, sondern „eine der Wurftechniken zur anderen Seite“. Einfach ein mindestens einfügen und beide Empfehlen und man kann das machen, oder noch besser die wichtigen Grundtechniken, welche man da auch immer sieht, direkt beidseitig verlangen, dann wird das in jedem Fall geübt. Ein hohes Gebäude sollte ein gutes Fundament haben.

Mir ist bewusst, dass die große Betonung des Ärmel-Revers-Griffs neuer ist als die Grundbausteine der Kyu-Prüfungsordnung und dass sich eine Prüfungsordnung nur bedingt an aktuellen Wettkampfregeln orientieren sollte. Aber unabhängig davon kann man ja den Ansatz des Ärmel-Revers-Griffs und auch des Hüftgriffs verfolgen, aber dann doch bitte konsequent. Für den Aufbau der methodischen Reihe Hüftgriff von beidbeiniger zu einbeiniger Technik kann man diskutieren, ob man das von Stufe zu Stufe macht oder nicht lieber im Paket. Für den Schritt Stufe zu Stufe dann aber eine komplett ohne „Hüftgrifftechniken“ zu machen, halte ich für wenig zielführend. Wenn das als bewusste Unterbrechung gedacht ist, um einen Wandel zum Ärmel-Revers-Griff über den Tai-otoshi zu erzielen, mutige Idee, dann hätte ich da in einer sinnvollen Kette bzw. als Grundtechnik für die einbeinigen Hüftwürfe, den Tsuri-komi-goshi gesehen. Der wird generell ungern vermittelt, aber Kinder tun sich damit doch eher leicht, sind sie doch noch nicht so versteift und verkürzt wie viele der Trainer. Ist ein guter Einstieg in Eindrehtechniken aus dem Ärmel-Revers-Griff und baut auf den vorher erlernten Hüftechniken auf. Danach kann man dann zwei Wege für die einbeinigen Eindrehtechniken nehmen. Der Tsuri-komi-goshi wird im Kyu-Programm als Sode-tsuri-komi-goshi empfohlen. Eine wichtige Wettkampftechnik, aber wann kommt dann der Tsuri-komi-goshi, der doch etwas anders funktioniert?

Zu den Fußwürfen hatte ich mich zum O-soto-otoshi schon geäußert. Ich selbst bin ein großer Freund von Fußinnenseitentechniken zu Beginn, also Ko-uchi/soto-gari und De-ashi-harai. Zum einen weil diese in Eindrehrichtung arbeiten, also diagonal und aus meiner Sicht besser für die Schulung der Rhythmisierung sind. Stehen und gehen als Judoka ist ein wichtiges Werkzeug und man erkennt gute Judoka daran, wie sie sich bewegen. Gerade am De-ashi-harai kann auch das Prinzip der Asynchronität super vermittelt werden und zwar in beide Richtungen, verlangsamen und beschleunigen. Diese Techniken kommen alle im Bündel im 6. Kyu dran. Wie bei den einbeinigen Eindrehtechniken schon geschrieben, ist das Paket- versus Stufenlernen Geschmackssache, ich finde aber, dass die zu spät kommen. Ich glaube, früher gabs es den De-ashi-harai direkt im 8. Kyu und da fand ich den gut platziert. Jetzt kommen die Techniken nach dem O-soto-otoshi, eine Technik, die geradlinig arbeite und O-uchi-gari, eine Technik, die gegen die Eindrehrichtung der Hauptseite arbeitet. Auch die Rhythmisierung kommt da etwas kürzer, da die Techniken in ihren Schrittfolgen doch etwas für sich selbst stehen und nicht aus dem gleichmäßigen Ayumi-ashi kurz angesetzt kommen.

Ich bin selbst auch zwiegespalten. Auf der einen Seite fände ich klarere Vorgaben gut. Nicht unbedingt mehr Vorgaben, aber besser kommuniziert, mit klarer Linie und einem Konzept mit innerer Logik. Vielleicht kommt das alles auch einfach nicht bei mir an, aber das wäre dann ja wieder Landesverbandssache. Oder man wählt einen ganz anderen Ansatz und gibt viel mehr Freiheit, so dass jeder Trainer seine eigenen Konzepte umsetzen kann. Man kann ja trotzdem noch einen gewissen Rahmen vorgeben, für Trainer die nicht die Zeit haben ein eigenes Konzept zu entwickeln oder lieber der Verbandsvorgabe zwecks Vergleichbarkeit, Einheitlichkeit und Transparenz. Da müsste man sehen was das beste Konzept für die breite Masse ist.
Das könnte so aussehen, dass zum 8. Kyu im Stand gefordert ist:
  • eine Eindrehtechnik aus Rückengriff (z.B. Uki-goshi oder O-goshi)
  • eine Eindrehtechnik aus dem Ärmel-Revers-Griff (z.B. Tsuri-komi-goshi, Tai-otoshi, alter Koshi-guruma, von mir aus auch Ippon-Seoi-nage weil aus dem Ärmel-Revers-Griff begonnen)
  • eine Fußinnenseitentechnik (z.B. De-ashi-harai, Ko-uchi-gari, Ko-soto-gari)
Nur ein Beispiel. Für die weiteren Kyu-Grade sind dann Wiederholungen ausgenommen, oder auch nicht. Warum nicht die wichtigen Grundtechniken schon zu Beginn verfeinern bzw. flexibler gestalten? Mit dem „digitalen Judopass“, so er denn kommt (ich habe da nach wie vor Bedenken), ergeben sich da bestimmt neue Möglichkeiten.
Zum 7. Kyu dann gerne einfach:
  • zwei Eindrehtechnik aus Rückengriff (z.B. Uki-goshi oder O-goshi)
  • zwei Eindrehtechnik aus dem Ärmel-Revers-Griff (z.B. Tsuri-komi-goshi, Tai-otoshi, alter Koshi-guruma, von mir aus auch Ippon-Seoi-nage weil aus dem Ärmel-Revers-Griff begonnen)
  • eine Fußinnenseitentechnik (z.B. De-ashi-harai, Ko-uchi-gari, Ko-soto-gari)
  • eine Fußaußenseitentechnik (z.B. O-uchi-gari, O-soto-gari
Empfehlungen wann Sutemi-waza, einbeinige Eindrehtechniken, Techniken zur Gegenseite etc. kommen sollten, kann man ja mit reinnehmen, aber es kann jeder auch eher oder später damit anfangen.
Könnte z.B. so aussehen
  • drei Eindrehtechnik aus Rückengriff (empfohlen zwei einbeinig)
  • zwei Eindrehtechnik aus dem Ärmel-Revers-Griff (empfohlen eine einbeinig)
  • eine Sutemi-waza
  • zwei Ashi-waza
Mit wiederholenden Elementen aber auch neuen, aufeinander aufbauenden Elementen. Das Gedankenkonstrukt ist sehr lose und ich habe das nie ausdifferenziert. Denke aber, mit etwas Zeit kann man da einen guten Komplex erstellen. Ich habe mich jetzt bewusst nur auf die Standtechniken bezogen. Wenn ich mit dem Boden anfange, werde ich gar nicht fertig. Zur Anwendung kann man es dann aber auch aufbauend gestalten. Die Techniken mit Rückengriff z.B. zuerst aus der geraden Bewegung Tori zieht oder geht rückwärts für die niedrigen Kyugrade und dann aus der Seitwärtsbewegung und Kreisbewegung, also mit höheren Stufen auch komplexere Bewegungsformen.

Ich bin da für mehr Freiheiten, weniger kindgerechte Programme und keine Orientierung am Mittelmaß. Übrigens auch nicht in Lehrmedien des DJB. Wenn ich mir die Vorführung von Frank Wieneke und vor allem den armen Kindern auf den offiziellen Videos angucke, sofern das diese sind
dann gibt das nicht das Bewegungsvorbild, was erwachsene Anfänger, interessierte Jugendliche, engagierte Eltern und ähnliche sehen sollten. Jetzt habe ich schon Geschichten gehört, wie diese Videos zu Stande gekommen sein sollen, allerdings, sollte das stimmen, wirft sich wieder meine Frage vom Anfang auf: „Dachte sich niemand, dass das eine schlechte Idee ist?“. Fairerweise werden die Demonstrationen in den höheren Kyu-Graden besser, aber ich stelle einmal die These auf, dass wenn die Grundlagen so aussehen, es viel Mühe braucht, damit die Sachen später vernünftig aussehen.

Zum Thema Freiheit kann man da auch noch einen Freiheitsgrad hinzuschalten und den Trainer eine freie Hand in der Ausbildung geben und nur noch einen Pool an Techniken vorgeben der bis zu einem gewissen Grad beherrscht werden sollte und der Weg dahin ist jedem freigestellt. Hier muss man sehen, wo man die Pools abgrenzt. Ich bin persönlich der Meinung, dass die Fallschule vor der Wettkampfzulassung gut überprüft sein sollte, aber die Verantwortung liegt so oder so in Händen der Trainer, die ihre Sportler dann zu Wettkämpfen anmelden. Zur Erstellung des Technikpools kann man sich ja sogar am aktuellen Programm orientieren, auch wenn ich da doch ein paar Sachen abändern würde, aber hypothetisch muss ein 5. Kyu dann folgende Standtechniken können: O-goshi, Uki-goshi, O-soto-otoshi, O-uchi-gari, Seoi-otoshi, Ippon-seoi-nage, Tai-otoshi, Ko-uchi-gari, Ko-soto-gari, Ko-soto-gake, De-ashi-barai, Morote-seoi-nage, Sasae-tsuri-komi-goshi, Hiza-guruma, Okuri-ashi-barai, O-soto-gari, Harai-goshi.
Jetzt fällt mir erst auf, wie viel das eigentlich ist für ein empfohlenes Alter von 10, aber die Techniken kann man zum Großteil aufeinander aufbauen, daher mag das irgendwie vertretbar sein. Wie man das dann genau macht, ist jedem Trainer selbst überlassen, also womit er anfängt, zu welchem Zeitpunkt wer was genau lernt. Die mit einem eigenen Konzept können sich diesem widmen, der Rest kann sich am DJB-Programm, welches als Empfehlung bestehen bleibt orientieren und wenn sie mit etwas in dieser Empfehlung unzufrieden sind, das ganz einfach austauschen und jeder Prüfer weiß, dass sind die Techniken und wie mir die gezeigt werden, also Reihenfolge, Griff, Wurfseite etc. sind dem Trainer überlassen und der Prüfer entscheidet, ob das passt oder nicht. Wobei auch hier mein Wunsch bei mehr judotechnischen Bewegungen und weniger statischem Werfen liegt.
Am Boden ebenso, wenn wir sagen das im Multiplikatorenskript beschriebene <moderne Technikverständnis> „Judotechniken sind kein Selbstzweck! Sie sind bewährte Lösungen einer Kampfsituation, mit dem Ziel, den Gegner gegen dessen Widerstand mit Ippon zu besiegen.“ trifft zu, dann sollte im Boden auch nie die Endposition im Vordergrund stehen sondern der Weg dahin, eben die Lösung der Situation und nicht deren Ende. Aber das nur kurz zum Boden.

Wenn man noch einen Freiheitsgrad drauflegt, dann könnte man sich an dem Modell in Amerika, auch wenn das Judo dort seine vielen ganz eigenen Probleme hat, orientieren und sagen, lass die bis zum 1. Kyu machen, was sie wollen, erst ab dem 1. Dan gibt es eine feste Prüfung. In Deutschland geht das theoretisch ja auch, da bis zum 1. Kyu nur ein Prüfer Pflicht ist und wenn man sich gut kennt … ich denke, man versteht, wo ich hin möchte. Jetzt sind gewisse Gürtelstufen Voraussetzungen für Lizenzen, also müsste man sich da hier vielleicht schon eher einschalten, der 1. Kyu ist für Trainer-C und Landeskampfrichterlizenzen von Nöten, aber die grundsätzliche Idee finde ich gar nicht so verkehrt.
Die Prüfung zum 1. Dan müsste aus meiner Sicht dann natürlich umfangreicher und wieder etwas strenger gestaltet werden, aber prinzipiell ist es ja egal, was man vorher gemacht, wenn man dann dort den Anforderungen voll entspricht. So ein bisschen wie im Wettkampf, der Ip6pon zählt, der Weg dahin ist zweitrangig, so auch hier, das Bestehen, oder besser das Wissen zählt, der Weg dahin ist zweitrangig. Dann könnten man auch Wettkämpfer besser in ihren Gebieten und Breitensportler (immer noch ein komischer Begriff) auf ihren Gebieten. Wenn der Wettkämpfer seine erfolgreiche Technik flüssig aus 6 Bewegungen kann, ist er eben aus meiner Sicht bereit für den nächsten Gürtel und wenn der Hobbysportler 6 unterschiedliche Techniken kann, dann ist der eben aus meiner Sicht bereit und ich vergebe den Gürtel.
Diese „Vergabelizenzen“ kann man gerne an Voraussetzungen ähnlich denen für einen Prüfer koppeln oder in der Verantwortung, die das trägt dann noch mehr, erhält man nach Erwerb auch mehr Möglichkeiten. Also vergeben darf, wer den Xten Dangrad hat, eine Trainerlizenz und einen Lehrgang/Test zur Vergabelizenz bestanden hat. Das wären drei im besten Fall unterschiedliche Testinstanzen und danach gilt man als fähig, diese Verantwortung zu tragen. Nebenher kann es ja noch ein empfohlenes Ausbildungsprogramm geben, an dem man sich orientieren kann, aber nicht muss. Die Kontrollinstanz ist dann die Danprüfung, oder vielleicht kriegt man auch eine zentrale Prüfung zum 1. Kyu hin (auf Grund der Lizenzvoraussetzung), wenn man die Prüfungen vorher einfach komplett abgibt, glaube ich aber erst einmal nicht dran. Außerdem gibt es für die Lizenzen auch noch weitere Kontrollinstanzen.

Jetzt habe ich hier viel geschrieben und die Ausgangsfrage nur so halb beantwortet, daher einmal zurück zum Start.
tutor! hat geschrieben: 10.12.2020, 22:46 Und das wäre zum Beispiel? Vielleicht geht ja das ein oder andere in Erfüllung....
Mehr Freiheit für engagierte Trainer ihr eigenen Ideen umzusetzen, bessere Kommunikation der Ideen vom Verband, in sich logischer Aufbau in den Vorgaben, weniger kindgerechte Auslegung, bessere Lehrmaterialien (sehr gute Bewegungsvorbilder), Orientierung am oberen Leistungsdrittel (auch wenn das im Sinne des Mitgliedererhalts kontraproduktiv ist, glaube ich)
Als große, revolutionäre Idee, könnte man auch einmal die Basis fragen, was die denn davon hält oder was die für Ideen hat. Jetzt gibt es da immer die Gefahr der Idiotendichte, aber die wird man ja nie los, egal wie die Gruppe aussieht. Ein Aufruf auf der Website und dem Judomagazin mit der Bitte um Zuschriften zum Thema, vielleicht über die Plattform doku.me sogar eine offizielle Plattform für den Austausch (nichts gegen das Forum hier, das ist super, aber nicht offiziell). Oder man macht eine Umfrage, wie das Stimmungsbild aktuell ist, multiple choice zur besseren Auswertung.

Aber die Idee scheint mir von allen, die ich formuliert habe, die revolutionärste zu sein.
tutor!
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Re: Frust

Beitrag von tutor! »

Vielleicht kommt ja die ein oder andere form der Befragung der Basis.

Vielen Dank für die Mühe - ich hatte gefragt, aber nicht mit einer so umfangreichen Antwort gerechnet. Die sprichst viele nachvollziehbare Punkte an.

Vieles ist "in-the-box", also Gedanken, die Grundsatzfragen eher weniger berühren (teilwesie aber angedeutet).

Wichtige Fragen wären für mich:
  • Wie passt die PO zur Rahmentrainingskonzeption des DJB?
  • Müssen alle Judoka - egal welchen Alters und welcher Ambitionen - dasselbe leisten für denselben Grad?
  • Ist es also sinnvoll und "gerecht", von allen dasselbe zu verlangen?
  • Wozu sind Techniken gut - es ist die Sinnfrage der Inhalte?
  • Lassen sich problemorientiert angelegte Lernprozesse in vorherbestimmten/-bestimmbaren Sequenzen linearisieren?
  • Wenn ja: Wieviele sequentiell durchlaufende Stufen eines Judolebens können wir sinnvoll definieren?
  • Wenn nein: Wieviele sequentiell durchlaufende Stufen eines Judolebens können wir trotzdem halbwegs definieren?
  • Brauchen wir also für jeden der derzeit zu erwerbenden acht Kyugrade einen definierten Standard? Wie Du richtig schreibst, gibt es in anderen Ländern andere Ansätze
Es gibt also eine ganze Reihe von grundsätzlichen Überlegungen, die man m.M.n. anstellen muss, um ein solides Fundament zu haben.
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Fritz
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Re: Frust

Beitrag von Fritz »

Respekt, der Aufsatz war lang und gut.

Also ich bin für den Freiheitsgedanken. Man könnte mal definieren,
was an Techniken für den ersten Dan zu beherrschen ist. Also bei den Würfen:
Also beispielsweise die Gokyo-Würfe und gerne noch die "neuhinzugekommenen" Techniken,
idealerweise beidseitig aus sinnvollen Bewegungen / Situationen demonstrierbar.

Dann sagt man, ok 75% davon muß ein Braungurt können. Welche 75% das sind, kann der Prüfling zum 1.Kyu sich gern selbst aussuchen, '
bzw. wird ihm vom Trainer ausgesucht ;-)
Die 75% teilt man dann durch die Anzahl der Gürtelstufen und kommt je Kyu-Grad auf eine gewisse Anzahl an Techniken, die mehr zu können sind.
Da kann man sicherlich auch etwas "balancieren", es müssen ja nicht unbedingt zu jedem Gürtel gleichviel neue Techniken zu demonstrieren sein,
man kann das sicherlich auch etwas Ansteigendes gestalten ...
Die Opfertechniken läßt man aus methodischen u. didaktischen Gründen erst ab Grüngurt-Prüfung zu.
Dazu kann man noch Zusatzaufgaben: Übergang zum Boden, Griff-/Auslagen-Situationen, Kombinieren, jackenloses Werfen, Kontern definieren und fordern, daß
so und soviel Techniken mit entsprechender Zusatzaufgabe zu zeigen sind. Wobei sich der Prüfling in den unteren Gürtelstufen eben
aus den Zusatzaufgaben 1, dann 2 u. hin zum Braungurt dann halt alle auswählen kann. Kontern würde ich hier auch eher später zur Wahl stellen,
Die Nage-No-Kata-Gruppen beginnend ab Grün würde ich so lassen, nur daß ich den Prüflingen freistellen würde, welche 1, 2 bzw. 3 Gruppen
sie zeigen möchten. Und selbstverständlich sollten die dort gezeigten Würfe als "demonstriert" im o.g. Sinn gewertet werden.

Ist natürlich etwas schwieriger für den Prüfer, aber durch geschickten Prüfungsablauf, bspw. Prüfling sagt an:

Technik 1 ist XYZ und wird aus gegengleicher Auslage gezeigt.
Technik 2 ist ZYX und wird als Kombination nach XYZ gezeigt...

könnte das schon machbar sein. Natürlich könnte man der Rahmen auch etwas enger machen, bspw. Wurfrichtungen u. Wurfgruppen fordern ...
Und Wiederholung ist das A und O. Einerseits beugt es dem "Auf den Punkt lernen und anschließend alles vergessen" vor und andererseits,
motiviert es in heterogenen Gruppen die Fortgeschritteneren trotzdem die "Anfänger-Techniken" zu perfektionieren, wissen sie doch, daß auch sie
diese in der Prüfung zu zeigen haben, natürlich qualitativ deutlich besser ...

Ansonsten bin ich der Meinung, die PO sollten zum Bewahren von Judo-Wissen dienen und nicht der Wettkampfvorbereitung.
Die Belohnung für Wettkampf-Vorbereitung sind die Wettkämpfe und die gewonnenen Kämpfe dort.

In der PO sollte gerade auch die Sachen vorkommen, welche im Wettkampfbetrieb einfach zu kurz kommen, weil der Regelsatz
mal wieder gerade irgendwas vom Judo verbietet.
Mit freundlichem Gruß

Fritz
caesar
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Re: Frust

Beitrag von caesar »

tutor! hat geschrieben: 15.12.2020, 23:02 Vieles ist "in-the-box", also Gedanken, die Grundsatzfragen eher weniger berühren (teilwesie aber angedeutet).
Wir können gerne über Grundsatzfragen reden.
Da gäbe es noch viel frühere Grundsatzfragen, z.B. ob es überhaupt formale Prüfungen zur Feststellungen eines Grades braucht oder noch etwas eher, ob es in der modernen Zeit überhaupt Grade braucht. Über Vorbereitungszeiten könnte man sich auch unterhalten, oder allgemeine eine zeitliche Periodisierung von Ausbildungsabschnitten und in wie weit die sinnvoll ist. Plakatives Beispiel: Warum sollte ein hoher Dan aus dem Ju-jutsu, der viel mit Judoka trainiert hat, nur 4 Kyuprüfungen im Jahr machen dürfen, wenn er alle Kyugrade an einem Nachmittag gut lösen könnte?
Fritz hat geschrieben: 15.12.2020, 23:04 Ansonsten bin ich der Meinung, die PO sollten zum Bewahren von Judo-Wissen dienen und nicht der Wettkampfvorbereitung.
Der Meinung bin ich auch, aber die Kyuprüfungen sollten auch den Leistungssportbetrieb im Nachwuchsbereich nicht "behindern". Warum sollte ein Nachwuchsleistungssportler sich mit Kuchiki-taoshi beschäftigen, wenn es für die sportliche Entwicklung wahrscheinlich besser wäre, Harai-goshi noch aus 3 weiteren Situationen zu trainieren? Um mein vereinfachtes Beispiel noch einmal aufzugreifen, die Wahl geben zwischen eine Technik aus 6 Situationen oder 6 Techniken aus einer Situation.
Zur Danprüfung bin ich auch der Meinung, dass dort die kompette Breite abgeprüft werden sollte, einfach weil es so etwas wie das Judo-Abitur ist und man für die allgemeine Hochschulreife auch alle Fachbereiche abdecken muss. Von einem Judo-Fachabitur, unterteilt in Wettkämpfer und Nichtwettkämpfer, bin ich kein Freund. Wettkämpfer haben es im Normalfall bei Danprüfungen sowieso schon leichter. Allerdings könnte man auch argumentieren, dass sie sich damit auch beschäftigen werden, sollte sich mal weiteres Judointeresse als der Wettkampf ergeben.
Fritz hat geschrieben: 15.12.2020, 23:04 Natürlich könnte man der Rahmen auch etwas enger machen, bspw. Wurfrichtungen u. Wurfgruppen fordern ...
Oder man lässt den Prüfling einfach ein paar Sachen zeigen und überlegt sich dann, ob das passt oder nicht. Im Normalfall sieht man ja nach wenigen Techniken, ob das was wird oder nicht. Wenn Zweifel aufkommen, dann reicht es eben noch nicht. Ein Nichtbestehen ist ja kein endgültiges Versagen, sondern nur ein Verlängerung der Vorbereitungszeit.

Das ganze Konstrukt einer Prüfung ist eigentlich absurd, da ein Prüfer im eigenen Verein wahrscheinlich niemanden durchfallen lassen wird, zumindest in kleinen und mittelgroßen Vereinen und ein Prüfer von auswärts eigentlich auch keines der Kinder durchfallen lassen kann, da es eigentlich nie ihre Schuld ist, sondern die des Trainers, der sie vorbereitet hat. Natürlich kann man auch wieder über Eigenverantwortung ab einem bestimmten Alter sprechen, aber das Grundproblem bleibt ja, dass die Kinder nur das zeigen können, was ihnen beigebracht wird. Kinder, die sich selbst etwas beibringen möchten, glaube ich niemand.
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Re: Frust

Beitrag von tutor! »

Ja, das sind schon eher die Punkte, über die man zumindest nachdenken sollte, finde ich jedenfalls. Wenn wir einmal die ganz große Grundsatzfrage ausklammern (also dieFrae, ob überhaupt Graduierungen sein sollen*), dann bleiben für die Ausgestaltung des Graduierungswesens (ich schreibe absichtlich nicht Prüfungswesen) eine ganze reihe von Feldern:
  • Wie definiert man die Erwartungen/Voraussetzungen für die einzelnen Grade? Reicht hier eine Aufzählung von Techniken aus, oder soll ein Anwendungsbezug mit angegeben werden? Und sollte auch ein Qualitätsstandard mit angegeben werden?
  • Entscheidet man sich für dreimal ja: Wie hält man die Darstellungen kompakt und übersichtlich? Wie kommuniziert man das? Wie erreicht man viele tausend Multiplikatoren in den Vereinen mit den dann zwangsläufig umfangreichen Materialien (haben sie die Zeit und Muße, diese zu studieren?) oder wie erreicht man sie mit kompakten Materialien, die dann viele Fragen unbeantwortet lassen und zu Eigeninterpretationen führen? Durch wieviele Ebenen müssen die Ideen getragen werden, bevor sie alle Vereine erreichen? In der Realität haben wir ja ab den mittelgroßen Landesverbänden DJB -> Landesverband -> regionale Beauftragte der Landesverbände -> Vereine. Wie vermeiden wir also "Stille Post"?
  • Entscheidet man sich für "kompakte Darstellungen": was bleibt dann auf der Strecke?
  • Welche Übungs-/Trainingsinhalte/Fähigkeiten/Fertigkeiten sind wichtig, aber bislang noch überhaupt nicht in Graduierungserwartungen aufgeführt? Müssen nicht vielleicht erst einmal Voraussetzungen vorhanden sein, bevor man Judotechniken (in weitem Sinn) sinnvoll lernen kann? Und müssen - falls man dies bejaht - diese nicht permanent im Trainingsprozess weiterentwickelt werden? Sollte man nicht darüber nachdenken, diese Voraussetzungen in die Graduierungerwartungen aufzunehmen?
  • Sollte man differenzierte Programme für unterschiedliche Alters-/ und Zielgruppen einführen? Ist denn die derzeitige Praxis nicht inkonsequent, Vermittlungskonzepte für verschiedene Zielgruppen zu entwickeln, aber am Ende des Tages von allen die Absolvierung desselben Prüfungsprogramms zu erwarten? Findet hier nicht eine Entkopplung von Vermittlungskonzepten und Lernzielkontrollen statt?
Eine weitere Frage ist der Umgang mit Konzepten. Die Erfahrung zeigt und lehrt, dass zentral entwickelte Konzepte oft regional unterschiedlich interpretiert und umgesetzt werden. Hier stellt sich die Frage nach einer Steuerung, die verhindern kann, dass es zu Fehlinterpretationen (=konträr zur ursprünglichen Absicht) kommt. Das ist aber weniger eine Frage der Konzeption, sondern mehr eine Frage der Implementation (die aber bei der Konzeption berücksichtigt werden muss).

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* wenn man die Grundsatzfrage negativ beantwortet, würde sich eine Diskussion über die Gestaltung erledigt haben. Man kann also nur sinnvoll über Gestaltung sprechen, wenn man die Grundsatzfrage mit "ja" beantwortet.
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Re: Frust

Beitrag von KönigABC »

Ich finde eure Erwartungen an eine Kyuprüfung sehr überzogen.

Meiner Meinung nach sollten die Ziele folgende sein:
1. Motivation der Teilnehmer, eine neue Gürtelfarbe als Bestätigung, dass sie Fortschritte machen
.
.
.
.
2. Überprüfung der Trainingsinhalte, d.h. die Prüfung ist nicht das Ziel des Trainings sondern prüft, wie gut die Ziele erreicht werden -> Gelegenheit zur Reflektion des Trainers zur vorherigen Trainingsphase

3. Gelegenheit z.B. den Eltern die Fortschritte zu demonstrieren

D.h. jeder, der ein halbes Jahr Judo im Verein gemacht hat, bekommt den weiß-gelben Gürtel. Darum stehe ich auch zu 100 % hinter online-Prüfungen.
Trainingsziel: Den Partner irgendwie nach vorne und hinten auf den Boden bringen, ohne sich selbst oder dem Partner weh zu tun, dann im Boden dosiert festhalten und eine ungefähre Idee haben, wie man sich befreien kann.

Für die weiteren Gürtelstufen muss sich meiner Meinung nach der Anspruch am Prüfling orientieren und nicht der Prüfling am Anspruch der Prüfung.
Jemand der fleißig trainiert und bei dem man erkennt, welche Technik es sein soll, bekommt den nächsten Gürtel. Das ist keine Ironie, das meine ich so.
Judo muss Spaß machen, alles andere kommt danach.

Auf der anderen Seite bin ich häufig sehr erschrocken, was für eine Vorstellung der Feinform und was für ein wenig vorhandenes Verständnis der Wurfprinzipien bei den höher Graduierten herrscht.

Für die meisten sind die Vorbereitungszeiten viel zu kurz. Mit den Grundlagen, die von weiß-gelb bis gelb-orange vermittelt werden, kann man locker 5 Jahre bis ein komplettes Judoleben verbringen. Diese Grundlagen müssen da sein, bevor man zum Beispiel an einige Techniken überhaupt denken kann.
Hier ist dann mein Dilemma: Ich kann schlecht jemandem sagen, der fleißig trainiert und die Techniken "schön" demonstriert, er soll nochmal ein Jahr lang an den Grundlagen arbeiten.
Ab gelb-orange (also nach etwa 2 Jahren Training+-) wird dann meiner Meinung nach auch die Spanne immer größer, zwischen den talentierten oder fleißigen, und den nicht so fleißigen und weniger talentierten. Aber auch und gerade denen tut Judo gut.

Ein Gedanke von mir allgemein zur Gürtelprüfung: Wer sich explizit auf eine Prüfung vorbereiten muss, sollte keine Prüfung machen. In der besten aller Welten würde man selbst die Kata für die höchsten Kyugrade ins normale Training integrieren. Das dürfte auch nichts mit Wettkampf und Breitensport zu tun haben.

Vom Anspruch an das Judo im Grundlagenbereich bin auf der Seite der vorherigen Schreiber. Vom Anspruch an eine Kyuprüfung aber finde ich, eure Ansprüche sind viel zu hoch.
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Re: Frust

Beitrag von KönigABC »

Noch ein Nachtrag: Ihr sprecht oft vom Beherrschen von Techniken und dass eine Kyuprüfung ein Beweis dafür ist, dass man die Techniken beherrscht.

Von mir selbst würde ich sagen, dass ich insgesamt 3-4 Stand- und 2 Bodentechniken jeweils in 1-2 bestimmten Situationen beherrsche.

Den Rest kann ich mit einem kooperativen Partner in der Grobform demonstrieren, und die Prinzipien darstellen.

Und ihr erwartet von einem Kyu-Prüfling, dass er all diese Techniken beherrscht?!
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