Allerdings fehlen mir schon so einige Infos bzw. es kommen nach Zusammentragen der mutmaßlichen zeitlichen Zusammenhänge unbequeme, schmerzhafte Fragen auf, die auch für ein zukünftiges Verhalten in solchen Fällen eine Rolle spielen:
a) Es ist die Rede von bekannten Fällen seit 2006 oder 2007 (mit Gründung des Vereins). Die ersten Fälle wurden laut Bericht im Juli angezeigt. Ist die ca.12 Jahre davor vereinsintern nichts bemerkt worden, nichts passiert? Kurzum, glaube ich nicht. Wie offensichtlich sind die mutmaßlichen Taten zu erkennen gewesen? -> Wie klärt man sowas im Verein?
b) Der Verein hat bzw. hatte viele durchaus jüngere, auch leistungssportlich erfahrene Trainer. Hat sich niemand an diese gewandt? Haben diese nichts bemerkt? Gab es eine Art Trainings(-umgangs)kultur, so wie es sie manchmal in Vereinen gibt? -> Welches (verbriefte) Leitbild bzgl. Training und Umgang miteinander hat ein Verein, wie wird dies durchgesetzt?
c) Hat sich niemand an den mutmaßlichen Täter selbst gewandt? Hat ihn niemand, evtl. hinter den Kulissen, am grünen Tisch, in einer ruhigen Minute, mit den Eindrücken, Vorwürfen etc. konfrontiert? Kann ja eigentlich nicht sein, dass vor der Einführung des schriftlichen Kodex niemand gewusst hätte damit umzugehen. -> Welche Kompetenzen bringt eine Vertrauensperson mit, welche Maßnahmen werden egriffen ohne sofort Türen einzutreten?
d) Der Judoverband Berlin äußerte sich gegenüber den Eltern schon im Juli sinngemäß angeblich derart, dass die Reputation des Trainers nicht aufs Spiel gesetzt werden solle. Ich kann nicht so recht glauben, dass die Verbandsorgane so ignorant gewesen sind und die Vorwürfe überhaupt nicht ernst genommen worden sind. Mittlerweile gibt es ja, nach eben konkret erfolgter polizeilicher Maßnahme, auch eine Stellungnahme des JVB. Letztlich ist das sicherlich aber für alle einfach schockierend (gewesen). ->...
...-> Welche wirklich wirksamen, retrospektiv ausgerichteten Instrumente hat so ein Verband, Vorwürfen diskret, direkt bei den Beteiligten und mit max. Aufklärungsquote nachzugehen? Auch damit die Dinge nicht quasi direkt in die Medien verschoben werden, ohne dass dort wochen- und monatelang mit vagen bzw. sogar unsicheren Informationen wiederum die
Reputation des Verbandes und des Sportes an sichmassiv leidet? Daneben, reichen Präventionsmaßnahmen aus, sind sie sinnvoll?
Im Übrigen hätte ich vom Dachverband, dem Berliner Sportbund, zumindest eine sachliche Abgrenzung vom Geschehenen, eine Interessensbekundung an der Aufklärung o.ä. erwartet und nicht ein bloßes Zurückschieben der Zuständigkeit an den Verein, dessen Vorsitzender/Gründer als dort sicherlich durchaus wirkmächtige Person ja wohlweislich der Verdächtige ist. In meinen Augen ist dies auch eine Aufgabe im Rahmen der Dienstleistungsfunktion solcher Strukturen, für die (auch mediale) Moderation solcher Themen zu sorgen. Und nun, nachdem mutmaßlich mal wieder ein massives Problem auftrat, in Zukunft auch noch stärker präventiv.
Aber: die bürokratischen Vorgänge, welche wertvolle Zeit in Anspruch nehmen, haben natürlich ihren Grund, ihre Berechtigung. Außerdem will keiner mehr die Hand ins Feuer legen. Dementsprechend ist meine Konklusion, dass bereits auf Vereinsebene im Vorhinein etwas passieren hätte müssen. Haben sich z.b. die Eltern im Vorhinein an andere Trainer gewandt? Haben die anderen Trainer nichts bemerkt?
Da ich nicht linkscheu bin, ein Interview mit dem LSB:
https://www.rbb24.de/sport/beitrag/2019 ... tbund.html
PS: Ich habe es wie ich auch in diesem Forum schon schrieb selbst erlebt, wie Missstände (bei mir aber anderer, möglicherweise harmloserer Qualität) in einem Verein ein Bollwerk an Abwehrreaktionen, Lagerbildungen, diverse Auflösungsscheinungen und persönliche Misskredite erzeugen können - es geht allein um die Frage, wie es erledigt werden kann den vorherrschenden
Machthabenden und deren
Aktionsraum beizukommen, wenn diese sich lange Zeit inadäquat, schädigend und ungebührlich verhalten. Ein Prozess, der mit Schmerz verbunden ist...
Alles in allem, es ist schlimm. Ich möchte nicht in der Haut der Verbände und des Vereins, schon gar nicht der (mutmaßlichen) Opfer stecken. Aber auch als DJB-Mitglied, als
Mensch und als aus der ziemlich unmittelbaren Nähe des in Rede stehenden Vereins stammende Person ist man angesichts solcher Nachrichten alles andere als erbaut...
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