tutor! hat geschrieben:Der Umgang mit Modellen ist ausgesprochen schwierig.
Nein, ganz und gar nicht. Ich gehe täglich beruflich mit MODELLEN um.
Man muss dazu vor allem das Ziel genau der jeweiligen Modellbildung kennen und im Auge behalten und immer sofort schauen, wo die Grenzen des Modells liegen.
Nur so lässt sich ein für die jeweilige Situation angemessenes Modell finden.
- einverstanden.
Diese grundsätzliche Problematik zeigt sich m.M.n. besonders deutlich bei den Atommodellen und ihren Verwendungen in der Chemie und der Physik. Oder an der Welle-/Teilchenproblematik des Lichts.
Auch möchte ich Dir widersprechen, weil der Punkt, der hinter Deiner Vereinfachung & Erklärung liegt' in der Realität kein Problem darstellt.
Doch ich weiß, was Du darstellen möchtest und stimme Dir zu, ich bezweifele jedoch die Relevanz für den gemeinen Judoka ... oder sind wir alle Bio-Mechaniker, Ärzte &
Wissenschaftler.
"Jupp" schreibt (im übertragenen Sinn): wir müssen alle nur alt genug werden. Und damit hat er ja auch recht.
KUZUSHI u. mehr:
Ich möchte in kleines Beispiel zweier unterschiedlicher Modelle zur Theorie des Gleichgewichts, oder genauer zur Störung des Gleichgewichts geben. In der gängigen Betrachtungsweise wird das Lot des Schwerpunkts (KSP) in Relation zu der durch die Füße gebildeten Untertützungsfläche betrachtet. Fällt das Lot innerhalb dieser gedachten Fläche, befindet sich der Körper im Gleichgewicht - fällt das Lot außerhalb dieser Fläche, ist das Gleichgewicht gebrochen. Wir kennen alle dieses Modell. Man kann wunderbar damit arbeiten und viele Techniken und Wurfrichtungen erklären.
Ein sehr gutes Beispiel jeder ÜL-Ausbildung und auch ein Bestandteil des Judoübenden.
Das Problem mit diesem Modell ist jedoch, dass der KSP je nach Körperhaltung innerhalb oder außerhalb des Körpers liegt und nur dann lokalisierbar ist, wenn die Person relativ aufrecht steht. Außerdem gehen nur horizontale KSP-Bewegungen in das Modell ein.
Völlig korrekt - und weiter, was passiert den nun, wenn eine vertikale Komponente mit ins Spiel gebracht wird?!
Wollen wir dieses unseren Judo-Schülern weiterhin verheimlichen
.
Jetzt wird es interessant:
Ein recht nettes anderes Modell betrachtet die Ellbogen der Person,
oder genauer gesagt,
die Oberfläche des räumlichen Körpers, den die Person mit ihren beiden Ellbogen erreichen kann ohne das Gleichgewicht zu verlieren.
Wir haben einen 'Körper' (und auch ein Volumen, den Rauminhalt) und eine Oberfläche. Eine Oberfläche' die wir - gebildet mit unseren Gliedmaßen, aufspannen.
Eine Einhüllende also, viele Stützpunkte ergeben untereinander Flächen. Der Mantel umhüllt den Körper.
Rotiert er? Nein, also kein Rotationskörper.
Dieser Körper ist näherungsweise birnenförmig, in der horizontalen Ebene aber stets annähernd kreisförmig.
"annähernd", lassen wir das einmal so stehen. Ich nehme an, Du sprichst von Scheiben, Schnitten! - richtig?.
Die Person ist nun im Gleichgewicht, wenn sich beide Ellbogen innerhalb dieser „Birne“ befinden
Auf jeden Fall.
Ich nehme weiterhin an, die BIRNE wird nicht von oben betrachtet zur BIRNE, sondern in der Silhouette, als Schattenriss.
und aus dem Gleichgewicht, wenn ein Ellbogen außerhalb der Birne gerät.
Und hier hast Du schon einmal eine Grenze Deines Modells erreicht, und den Gültigkeitsbereich nicht beachtet. Ich kann den Ellenbogen ausstellen und trotzdem im Gleichgewicht bleiben. Die Birne habe ich dabei allerdings verlassen. *
Physikalisch passiert immer noch dasselbe, das erste Modell bleibt somit physikalisch „richtig“. Jedoch erlaubt das zweite Modell die relativ einfache Betrachtung von gemischt horizontal-vertikalen Bewegungen ohne sich um die Lage des KSP zu kümmern. Es bleibt stets einsichtig.
Klingt so ein bisschen wie das Gestängemodell.
Hilft uns das irgendwie ???
"Tutor!"
Würdest Du die Freundlichkeit besitzen und uns zur BIRNE noch ein paar mehr Information zur Verfügung zu stellen. Wo kann ich etwas mehr über dieses bahnbrechende Modell erfahren, fragt sich bestimmt der eine oder andere Leser - auch im Kontext dieses Diskussionsfadens und des Judosportes allgemein.
LG,
HBt.
* allerdings nicht während der Verschiebung, dann wäre ich tatsächlich (in einem bestimmten Zeitfenster) aus dem Gleichgewicht.
Am Endpunkt ist es irrelevant, ob mein Mantel den Schatten einer Birne wirft.
Übrigens existiert auch noch das Modell der balancierten Balkenwaage, ebenfalls existieren Verschraubungen (wobei der Begriff hier nicht wörtlich im Sinne einer Schraube aus dem Baumarkt ... zu verstehen ist) ... u.s.w.