Patrick-Oliver hat geschrieben:Wenn man also festlegt, dass mit dem 6. Dan 50 Minuten Randori gemacht werden soll, muss in der gesamten Nation unmissverständlich klar sein, was damit gemeint ist!
Heute ist das nicht der Fall, behaupte ich.
Einerseits hat Du mit Deiner Bemerkung, dass man sich nicht einig ist, was mit "Randort" gemeint ist, durchaus recht. Andererseits gibt es z.B. in "Judo meistern" (Bonn 2012) - immerhin "offizielles Lehrbuch des DJB zur Vorbereitung auf die Danprüfungen" - 13 Seiten zum Thema Randort, die doch helfen können, sich wenigstens darüber klar zu werden, was Randort NICHT ist. Es gibt zahlreiche Arten, Randort zu betreiben, doch ein "Prüfungsrandori zum 6. Dan" ist darin leider nicht beschrieben.
Ich persönlich kann mir Prüfungen zum 6. Dan vorstellen (zum 7. und 8. Dan übrigens auch), ob man dabei unbedingt Randori als Pflichtprogramm zeigen sollte, kann ich derzeit nicht sagen. Das müsste mit allen möglichen Pro und Contra sorgfältig abgewogen werden.
Was ich jedoch befürworte, ist
eine praxisorientierte Prüfung, bei der sowohl Kata (auch als Tori
und Uke) als auch Technikdemonstrationen zu bestimmten Themen gezeigt werden sollten.
Judo ist Praxis, auch für höhere Dangrade, die ihren Dan nicht verliehen haben wollen, sondern ihn durch Prüfung erwerben möchten.
Außerdem muss klar sein, dass es nicht genügt, Judo nur zum "eigenen Vergnügen" zu betreiben, also als Kämpfer auf lokaler (oder auch regionaler) Ebene oder einfach als Breitensportler auf der Matte aktiv zu sein. Man muss den von Kano geforderten Beitrag "zum Wohlergehen in der Welt" leisten, womit soziales Engagement auf die eine oder andere Art gemeint ist. Der 6. Dan ist ein Zeugnis für "erworbene Reife durch/im Judo" (als Ergebnis eines gewollten Erziehungsprozesses), die sich nach Kano auch in sozialer Aktivität ausdrücken sollte.
Also muss man über den persönlichen Horizont hinaus aktiv sein, z.B. als Funktionär, als Trainer, als Kampfrichter, aber auch auf andere Weise als Förderer des Judo, z.B. durch Veröffentlichungen oder als einflussreiche Persönlichkeit im öffentlichen Leben. Je höher den Dan, um so höher die Ebene (vor Ort, regional, national, international) auf der man tätig zu sein hat. Wobei man den 6. Dan durchaus auch mit Prüfung erwerben können sollte, wenn man "nur" im Verein aktiv war.
Überprüfung von theoretischem Wissen (in welcher Form auch immer) erscheint mir ausgesprochen problematisch. Es sei denn, es findet sich jemand, der einen 1.000 (oder 2.000/3.000) Fragen-Katalog (aus Geschichte, Technik, Taktik, Regelkunde/-entwicklung, Systeme, Methodik/Didaktik usw.) mit den entsprechenden Antworten zusammenstellt (und damit eine für jeden gleiche Grundlage schafft!) , aus dem 100 (oder 10, 50, 200...) zufällig ausgewählte Fragen dem jeweiligen Prüfling vorgelegt werden.
Also:
Prüfung? Ja!
Praxis? Ja! (allerdings kein Randort, dann lieber 10 (15, 20, 200...) Kampfpunkte aus speziellen Vorbereitungsturnieren für Judoka mit dem 5. Dan, die dann auch (wahlweise) ein Bodenkampfturnier machen könnten)
Kata? Ja, als Tori und Uke!
Theorie? scheint mir problematisch... (es sei denn Fragen-Katalog!)
Zulassung? offen für alle mit dem 5. Dan, die gewisse Voraussetzungen erfüllen (Wartezeit, Aktivitäten, Alter...); Zulassung sollte nicht zu niedrige Hürden enthalten, aber für jeden "Durchschnittsjudoka" machbar sein; der 6. Dan sollte für jeden seriösen Judoka erreichbar erscheinen!
wer prüft? nur 7. oder 8. Dan; jedes Jahr 2 DJB-Prüfungen zentral in Frankfurt und vielleicht in Lindow/Berlin (ab 12.00 Uhr mittags, damit man auch mit 6 Stunden Anreise noch rechtzeitig ankommt; müsste dann auch spätestens um 16.00 Uhr beendet sein; also müssen so viele Prüfungsteams vor Ort sein, dass alle Teilnehmer in 4 Stunden geprüft werden können; 4 Kommissionen prüfen je 4 Teilnehmer, das wären dann jedes Jahr 32 Judoka, die durch Prüfung ihren 6. Dan erwerben! Können dann alle auch wieder um 23 Uhr zu Hause sein!;
Die Prüfung könnte ja auch in verschiedenen Modulen an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten abgehalten werden.
Die Prüfungsgebühren müssten entsprechend hoch sein, damit die Prüfer und die Organisation der Prüfungen bezahlt werden können (mir schweben dabei ca. 300-350.- € vor; bei 16 TN ständen dem DJB dann für 8 Prüfer und Organisation ca. 5.000 .- € zur Verfügung - das müsste doch reichen!?).
Habe versucht, mal alles kurz zu überdenken, was mir im Zusammenhang mit einer solchen Prüfung eingefallen ist.
Was habe ich Wichtiges vergessen?
fragt
Jupp