firstdan hat geschrieben:Was fällt euch noch ein, was positive Ansätze birgt? Ich sehe im DJB in letzter Zeit ganz viel Potenzial, allerdings wird darüber in meinen Augen viel zu wenig gesprochen.
Sagt doch mal, was macht der DJB einfach klasse? Und welche Ideen sollten ausgebaut werden?
Viele der genannten Aktivitäten beziehen sich auf Gruppen in unseren Vereinen, in denen wir nicht sehr viele Mitglieder haben. Leider werden die meisten der DJB-Mitglieder dadurch nicht angesprochen.
- Wettkämpfer machen in den meisten Vereinen nicht mehr als 5-10 % aus (es gibt Ausnahmen!)
- Mädchen sind in den meisten Judovereinen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung deutlich unterrepräsentiert.
- Judoka zwischen 17 und 30 Jahren sind selten geworden in unseren Vereinen.
- Die Kids zwischen 7 und 14 Jahren machen immer noch den "Löwenanteil" in unseren Vereinen aus, sind aber derzeit die Gruppe mit den höchsten Mitgliederverlusten!
- Mitgliedergewinne haben einige aktive Vereine im Bereich der ÄLTEREN über 50 Jahre, die sich jedoch kaum als solche im Vergleich zur Gesamtmitgliederzahl bemerkbar machen.
Viele der DJB-Aktionen zielen vor allem auf "Minderheiten", d.h. auf Gruppen, die im "gewöhnlichen Judoverein" nicht stark vertreten sind (Mädchen, Jugendliche, Wettkämpfer...). Was jedoch die meisten Vereine am dringendsten benötigen, sind Mitarbeiter im Erwachsenenbereich (zwischen 20 und 60 Jahren), die alle die Funktionen übernehmen können, die einen Verein am Leben halten und die auch in den Ferien eventuell Zeit haben, einmal eine Woche mit den Judokids "Judoferien" zu machen.
Hinzu kommen dann noch allgemeine Überlegungen wie die von Asterix, der schreibt:
Wenn sich jeder einmal fragt, warum er als Kind oder wann auch immer mit Judo angefangen hat, dann solle er sich einfach mal die Frage stellen: Warum hab ich mit Judo angefangen? Wie viele haben denn gesagt: Ich will Olympiasieger werden! oder Ich mag den tollen Wettkampfsport! Wenn man ehrlich ist, haben die meisten gesagt: Weil ich mich verteidigen können will! Oder man ist zum Sport gekommen, weil man jemanden kannte, der das Verteidigen eben durch Judo ganz gut konnte. Vielleicht hilft es, sich wieder mehr darauf zu besinnen.
Was also tun?
Asterix und Tutor haben ja schon einige für die Vereinspraxis wichtige Hinweise zum Überdenken aufgezeigt.
Ich würde mir wünschen, dass der verband und die Verbände in den Ferien mehr breitensportlich orientierte Judoangebote machen wie z.B. "Judo & More" für die 9-16-jährigen Judo-Kids, da solche Aktivitäten die sozialen Bindungen stärken und die emotionale Bindung an die Betreuer und den Verein fördern.
Ich würde mir wünschen, dass es von Seiten des DJB und der Verbände mehr Angebote für breitensportlich orientierte ÄLTERE (17-70!) geben würde, bei denen die Freude an den Judobewegungen im Vordergrund steht oder aber einfach strukturierte Judo-SV.
Ich würde mir wünschen, dass die Trainer-Assistenten-Ausbildung sich wieder für die Kinder zwischen 11 und 15 Jahren öffnet, für die sie vor vielen Jahren einmal entwickelt worden ist. Dadurch erhalten die Kids, die nicht wettkampforientiert Judo betreiben wollen eine mögliche Antwort auf die Frage "Was machst Du eigentlich mit 11, 12, 13 Jahren in Deinem Judoverein, wenn Du nicht für Wettkämpfe trainierst?"
Wir haben im DJB derzeit nicht nur eine Mitgliederkrise mit ca. 5% Mitgliederschwund pro Jahr, sondern wir haben auch eine massive Sinnkrise, in der unsere Mitglieder verstärkt danach fragen, warum sie eigentlich beim Judo bleiben sollen. Antworten darauf zu finden, zu suchen suchen, zu geben - das könnte helfen, auch die Kompetenz des DJB für jedes einzelne Vereinsmitglied sichtbar zu machen.
Ich würde mir ebenfalls wünschen, dass in den Verbänden und Kreisen mehr dafür getan wird, sich auf allen Ebenen auf Gürtelprüfungen vorzubereiten - nicht nur für Blaugurte oder Braungurte. Letztere sind doch in den meisten Vereinen die Ausnahmen. Was spricht dagegen einen Vorbereitungskurs auf den gelben, gelb-orangen und orangenen Gürtel Anzug bieten? In meinem Verein ist das nicht nötig, wir haben ein eigenes Dojo, hauptamtliche Trainer und viele Mitglieder. Aber zahlreiche Vereine - auch in unserem Kreis - haben das alles nicht und Mitgliederzahlen zwischen 40 und 60 in ihrer Judoabteilung bzw. Judoverein. Für diese wären solche Lehrgänge sicherlich klasse und würden helfen, Mitglieder im Verein zu halten.
Insgesamt würde ich mir wünschen, dass sich die Landesverbände und auch der DJB häufiger umhören, worin die Klagen der Vereine (z.B. in Bezug auf Mitgliederschwund) bestehen. Oft sind Lösungen relativ einfach personell und logistisch zu ermöglichen, wenn man einmal angefangen hat, die eigene Sichtweise zu verändern. Viele Dinge sind - mit Hilfe von außen - auch IN den Vereinen zu lösen. Solche Lösungen sind die besten.
Diese Antworten finden sich in den von firstdan aufgezeigten Aktivitäten des DJB meiner Ansicht nach nicht oder zu wenig oder nicht an die "Abtrünnigen" gerichtet.
Jupp
P.S.: Ich bitte meine Anmerkungen als Beitrag zu der eingangs gemachten Aufforderung "Was fällt euch noch ein, was positive Ansätze birgt?" zu werten.