Olaf hat geschrieben:Hallo Judogemeinschaft,
hier einige Gedanken, die ich mir schon länger mache. Ich würde mich freuen, hier einmal ein paar Meinungen zum Thema zu lesen.
1. Warum müssen eigentlich aktive Kämpfer (für die Startgeld bezahlt wird) bei jedem Wettkampf ihren Judopass vorlegen und auf Jahresmarke kontrollieren lassen, die Kampfrichter und Funktionäre (die bei diesen Terminen meist sogar Gelder wie Fahrtkosten erhalten) aber nicht?
Bitte kommt nicht mit dem Argument, dass z.B. der KR-Obmann die Pässe seiner KR am Jahresanfang überprüft. 1. würde es dann z.B. in Ligen reichen den Pass nur einmal im Jahr prüfen zu lassen und
2. werden Funktionäre wie die Sport- und Jugendwarte gar nicht überprüft.
Wenn es um fremde, dem z.B. KR nicht bekannt Kämpfer in der Liga geht, kann ich das noch einsehen (er weiß ja nicht, ob der/diejenige Name auf der Liste auch die Person ist, welche gerade vor ihm steht). Passiert das aber am letzten Kampftag, der/die Judoka hat schon 3 Kampftage mit Pass hinter sich und ist dem betreffenden KR sogar persönlich bekannt, macht dieses Argument keinen Sinn mehr.
2. Warum müssen eigentlich aktive Lehrgangsteilnehmer (Z.B. bei der DJB-Sommerschule) einen gültigen Judopass vorlegen, Funktionäre und Vereinsvertreter bei Verbandstagen aber nicht.
Ich frage dass, weil ich neulich mit einem Vereinsvorsitzenden geplaudert habe, der mir erzählte, dass er schon seit Jahren keinen Pass mehr besitzt (verloren gegangen) aber ich von diesem Sportkameraden weiß, dass er seit Jahren im Bereich der Gremienarbeit sehr aktiv ist.
Wer kontrolliert eigentlich die Kontrolleure? Und machen die Kontrollen, so wie sie unsere Verbände in ihre Ordnungen geschrieben haben, Sinn?
Bräuchten wir weniger Bürokratie und Kontrolle für die, welche kontrolliert werden, oder mehr Kontrolle für diejenigen, die zur Zeit nicht kontrolliert werden? Oder ist aus eurer Sicht alles genau im richtigen Verhältnis?
Bin gespannt auf eure Meinungen.
Darum müssen Kämpfer/Lehrgangsteilnehmer den Pass/Jahressichtmarke vorweisen:
Weil es die Legitimation für die Teilnahme an Veranstaltungen der Verbandsstrukturen ist - vergleichsweise einer Eintrittskarte.
Die JSM ist der Jahresbeitrag für den DJB und ggf. den Landesverband (in meinem Fall NJV). Der Pass könnte mit der Personalausweis verglichen werden, der ja auch offiziell immer mitgeführt werden muss. Der Jahresbeitrag ist dafür, dass die Verbandsinfrastruktur bereit gestellt wird - Trainerausbildung, Kampfrichterausbildung, Geschäftsstelle, Landestrainer, Prüferschulungen, Referentenschulungen, Homepages, Meisterschaftorganisation, Wettkampfausrüstung wie Software, Laptop, Drucker, und vieles mehr. Die Teilnahmegebühr sorgt in der Regel dafür, dass die Veranstaltung kostendeckend ist, also die Funktionsträger(Wettkampfleitung, Kampfrichter, Dozenten) ihre Fahrtkosten und Tagegeld, die Ausrichterpauschale, Medaillen, Urkunden, Sanitäter bezahlt werden - dies ist durchaus sehr unterschiedlich in Deutschland organisiert.
Kampfrichter sind - das kann ich aus fast einer Dekade Bezirkskampfrichterreferent und 27 jährige Kampfrichtertätigkeit schreiben - die meist kontrollierten/überprüften Judoka in der Republik. Jährliche Schulung mit Prüfung, bei Erfolg wird die Lizenz verlängert. Da gibt es in keinem anderen Referat, auch wenn sich langsam im Danprüferbereich und im Katareferat etwas entwickelt. Da es seit mehreren Jahres das Kampfrichteradministrationsystem KRAS für die Verwaltung verwendet wird (da mag es Ausnahmen geben), dann der zuständige KrRef die Lizenz seiner und der eingeteilten externen Kampfrichter sehen - alles streng nach Vorgaben des hessischen Datenschützer. Die Lizenz unterliegt nicht einer Sperre durch Vereinswechsel, warum auch, der Kampfrichter ist ein unparteiischer Funktionsträger des Verbandes. Die Sperre gilt bei Vereinswechsel wegen Umzug auch nicht.
Das große Streitthema der Wettkampflizenz ab Landesebene erhitzt immer wieder den Judosport, und das wegen 0,50€ pro Monat. Sie ist eine Vorgabe des DOSB für alle seine Fachverbände. Da geht es unter anderem um die Fördermittel vom DOSB in Richtung seiner Mitglieder. Wer sie nicht hat, bekommt nur Grundförderung (30.000€) und nicht Spitzenförderung (300.000€ ungefähre Zahlen meines letzten Standes). Im DJB beinhaltet sie aber auch noch eine gute Unfallversicherung für alle Judoveranstaltungen außerhalb des Vereins. Für 30€ (24€ JSM beim NJV, 6€ WKL) zuzüglich 96€ Vereinsbeitrag im Jahr, 10,50€/Monat, halte ich Judo also für einen sehr günstigen Sport. Dafür kann ich im Umkreis von 50km an zwei Kata-, zwei Jugend-Außen-Stützpunkten auf Bezirksebene, im Umkreis von 70km einen Bundesstützpunkt, einem Landeskatastützpunkt kostenlos trainieren.
In den Ligen gibt es immer mehr Starterlisten, ab Landesligen wird da vorweg die WKL geprüft - über das Judoportal, darunter beim ersten Mal, wenn der Judoka gewogen wird. Selbes gilt für den Pass, der einmal vollständig geprüft wird, danach nur vorgelegt werden muss.
Ist analog zum Spielerpass der Fußballer.
Sollte ein Pass vergessen worden sein, muss er innerhalb einer Frist nachgereicht werden, oft mit einer zusätzlichen "Erinnerungsgebühr".
In vielen Ligen ist deshalb das Startgeld geringer, weil meist immer die selben für Einnahmen sorgen.
Bei Verbandstagen wird kein Teilnehmer beim NJV auf seinen Judopass kontrolliert. Halte ich auch nicht für sinnvoll. Dort wird nur die Berechtigung durch den Verein kontrolliert, und abgeglichen, ob der Verein seiner Bezahlpflicht nachgekommen ist, falls es eine Sperre gibt, erlischt auch das Stimmrecht.
Werden Funktionäre oft nicht kontrolliert? Zum Großteil sind sie ja referatsübergreifend tätig, mich als Breitensportreferent kontrolliert der Landeskampfrichterreferent jährlich, ebenso der Ausbildungsleiter, oder eine sportliche Leitung auf einen Wettkampf oder Lehrgang. Andere von ihren Bundesreferenten. Die Allgemeinheit sieht dies in der Regel nur selten oder garnicht.
Sicherlich fallen da mal wenige durch das Netz, jedoch stehen Funktionsträger immer auch in besonderer Verantwortung und müssen Vorbild sein. Auch sind sie besonders gehalten, sich an Beschlüsse und Ordnungen/Satzung zu halten.
Schwarze Schafe, die auf Kosten der Allgemeinheit betrügen, wird es wohl immer mal geben. Ebenso Vereine, die wissentlich oder unwissentlich unrichtig melden. Da kann man nur Überzeugungsarbeit leisten, irgendwann wird es rauskommen. Dann werden sie merken, was sie dem Judosport für einen Dienst erwiesen haben.
Oh, soviel hatte ich garnicht vor zu schreiben...speziell nach einem halben Jahr.
Gruß aus Niedersachsen