Der Zwang

Hier geht es um Fragen und Inhalte zu den Kyu und Dan Prüfungen
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Lippe
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Re: Prüfungsfach und öffentliche Demonstrationen

Beitrag von Lippe »

HBt. hat geschrieben:Und 'Lippe' übt gerne Druck aus ... er besteht gerne auf die korrekte Kata zu einem deutschen Dan, [...]
Wenn das deine Zusammenfassung meiner Beiträge ist...

Wer sich innerhalb eines bestimmten Systems bewegt, der wird sich wohl an dessen Regeln halten müssen. Alternativ kann er ausbrechen, sich irgendwo einigeln oder versuchen, es auf den dafür vorgesehenen Wegen zu ändern.
Wenn wir die ersten beiden Möglichkeiten nicht wahrnehmen wollen, dann liegt es an "uns" (als Trainer, Prüfer, was weiß ich), auf unser Umfeld einzuwirken und zu versuchen, als positives Beispiel zu dienen, und Kata zur Normalität werden zu lassen. Wir sollten uns bemühen, denjenigen, die Angst haben (vor Kata? Vor Prüfungen? Vor den Beobachtern?), diese zu nehmen und ihnen ein Umfeld zu bieten, in dem sie ihre Angst verringern können.
HBt.
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Gute Leitidee

Beitrag von HBt. »

Lippe hat geschrieben: Wer sich innerhalb eines bestimmten Systems bewegt, der wird sich wohl an dessen Regeln halten müssen. Alternativ kann er ausbrechen, sich irgendwo einigeln oder versuchen, es auf den dafür vorgesehenen Wegen zu ändern.
Wenn wir die ersten beiden Möglichkeiten nicht wahrnehmen wollen, dann liegt es an "uns" (als Trainer, Prüfer, was weiß ich), auf unser Umfeld einzuwirken und zu versuchen, als positives Beispiel zu dienen, und Kata zur Normalität werden zu lassen. Wir sollten uns bemühen, denjenigen, die Angst haben (vor Kata? Vor Prüfungen? Vor den Beobachtern?), diese zu nehmen und ihnen ein Umfeld zu bieten, in dem sie ihre Angst verringern können.

Mach das!
Lippe hat geschrieben: Wenn das deine Zusammenfassung meiner Beiträge ist...
Korrekt, das ist mein Konzentrat zu einem wichtigen Aspekt - auch habe ich den Eindruck die Bedeutung der Sentenz "Druck ausüben ..." ist Dir im gegebenen Kontext nicht ganz klar.

Stell Dir einfach vor, eine Mehrheit von Judoka hat den Eindruck, sie müssten als Zulassungsvoraussetzung zu einer Prüfung (nächste Bestätigung!) eine bestimmte Kata (oder Kata allgemein) demonstrieren - im Vorfeld, öffentlich.
Oder ...
Es wir von ihnen erwartet, dass sie im Anschluss (für die Interessen des lokalen Verbandes, einzelne Personen, Gruppen!) an eine Dan-Prüfung auch als Starter einer Kata-Meisterschaft zur Verfügung stehen müssen ---> Zwang.

Dann würde ich natürlich auch dagegen angehen.

#
Klar musst Du als Prüfer auf die entsprechenden Inhalte pochen ---> legst Du immer und bei jedem Prüfling den selben Massstab an?


'Lippe',
ich habe schon direkt neben einem 'Kaiser' gestanden und er sagte (aus der Erinnerung) "die beiden müssen hier einfach starten ..." und er beschrieb auch das eingesetzte Mittel, um das Paar dazu zu bewegen ... "ich habe ihnen deutlich gemacht ...".
Er hat eine besondere Form des Druckes ausgeübt ... und dabei geht es um gar nichts - bei so einer blöden Kata-Meisterschaft. Fremd kann Dir das doch gar nicht sein.

##
Ich verurteile keine Meisterschaft, Turnier ...
HBt.
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KATA

Beitrag von HBt. »

... kann eigentlich kein Prüfungsfach per se sein.

Es ist ja ein Werkzeug, eine Methode ... ein Behälter, eine Form - aber kein Prüfungsfach. Was wäre der Inhalt? Die Demonstration der Nage-no-kata, der ... Koshiki-no-kata ... plus ein Eigenkonstrukt.

Was kannst Du dann prüfen? Du kannst eine DEMO, eine Darstellung bewerten, aber keinen INHALT - wo findest Du die Messlatte, woran erkennst Du ob das Lernziel erreicht wurde?

Ist die Eintragung in Deinem PASS ein GÜTESIEGEL, ein Zusatz zu Deiner Unterschrift unter einer Prüfungsurkunde - ein Titel.


Lippe,
probiere Doch einmal Judo ohne Verkleidung aus, oder binde Dir einen weißen Gürtel um - und stelle Dich als Referent vor eine Gruppe, lass doch einfach den Zusatz 4.Dan 'Lippe' weg. Fühlst Du dich dann noch genau
so sicher und gut wie mit diesen Fetischen?

Spürst Du schon die Blicke, wie Dich alle anderen ansehen werden?

Für Dich ist es eine Bestätigung und Motivation, Deine nächste Arbeitsmappe hast Du schon angelegt ... das ist gut, gut für Dich ---> muss aber nicht für andere Judoka auch gut sein, oder gar der Antrieb.

Übt outdoor, im Park ... ohne Verkleidung, in Alltagsklamotten ... und wenn ihr gefragt werdet, was ist denn das für ein komisches Zeugs, sagst Du: JUDO
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Hofi
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Re: KATA

Beitrag von Hofi »

HBt. hat geschrieben:... kann eigentlich kein Prüfungsfach per se sein.

JUDO
Wieso sollte Kata kein Prüfungsfach sein können? Wieso sollte man nicht überprüfen, ob jemand ein Trainingswerkzeug zumindest in ausreichender Form beherrscht?
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.

Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
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Der Umgang mit einem Werkzeug

Beitrag von HBt. »

Wieso sollte Kata kein Prüfungsfach sein können? Wieso sollte man nicht überprüfen, ob jemand ein Trainingswerkzeug zumindest in ausreichender Form beherrscht?
Wenn Du Kata auch als Werkzeug verstehst, müsstest Du auch tatsächlich den Umgang mit diesem Werkzeug prüfen. Das kannst Du nicht, wenn Du einen Ablauf (Teil des Inhaltes) demonstrieren lässt.

Ich glaube, die korrekte Formulierung ist nach wie vor "Demonstration der XYZ-Kata".


Hofi,
Du hast aber recht - was soll man machen, wie soll das Fach heißen? Was binde ich an die Stufe / Güte / Qualität des 1. Dan bis zum 5. Dan?


Überlege einmal: Kawaishi nummerierte Kata durch.
1. Kata bis n. Kata

== erste Dan erste Kata, Nage no kata
== zweiter Dan zweite Kata, Katame no kata
== dritter Dan dritte Kata, Gonosen no kata
u.s.w.

== vierter Dan, Ju no kata und / oder Kime no kata
== fünfter Dan, Koshiki no kata und Itsutsu no kata

bis heute halten wir daran fest, das ist auch nicht schlimm ___ darf aber kein Dogma werden ___ was willst Du prüfen? Welche Kompetenzen?
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Fritz
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Re: Der Zwang

Beitrag von Fritz »

HBt. hat geschrieben:
Hofi hat geschrieben:Wieso sollte Kata kein Prüfungsfach sein können? Wieso sollte man nicht überprüfen, ob jemand ein Trainingswerkzeug zumindest in ausreichender Form beherrscht?
Wenn Du Kata auch als Werkzeug verstehst, müsstest Du auch tatsächlich den Umgang mit diesem Werkzeug prüfen. Das kannst Du nicht, wenn Du einen Ablauf (Teil des Inhaltes) demonstrieren lässt.

Ich glaube, die korrekte Formulierung ist nach wie vor "Demonstration der XYZ-Kata".
Ja und? Den anderen Krempel (Würfe usw.) demonstriert man ja auch nur ...

Keiner zeigt bei 'ner Prüfung, wie er mit dem Zeug tatsächlich umgeht ...

Wie gesagt, jemand der halbwegs brauchbar bspw. die Nage-no-Kata abspulen kann, der bestätigt durch die Prüfung, daß er die Kata von Ablauf u. Techniken her kennt und damit potentiell
was zum Arbeiten in der Hand hat - sei es in der Ausbildung anderer oder halt für sich selbst ...

Dem praktischen Umgang mit dem Werkzeug Kata könnte man dafür in der ÜL/Trainer-Ausbildung etwas Platz einräumen ...

Dann hätten wir eine bessere Abgrenzung zwischen Kyu/Dan-Prüfungen u. Trainer-Lizenzen, in ersteren würde erworbener/s Stoff/Wissen hinsichtlich Techniken, Kata usw. usf. dokumentiert,
bei letzteren die Arbeit mit all dem Zeugs in der Ausbildung/Lehre/Training ...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Lippe
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Re: KATA

Beitrag von Lippe »

HBt. hat geschrieben:Übt outdoor, im Park ... ohne Verkleidung, in Alltagsklamotten ... und wenn ihr gefragt werdet, was ist denn das für ein komisches Zeugs, sagst Du: JUDO
Machen wir. Macht Spaß. (Okay, bei dem aktuellen Wetter weniger...)
HBt. hat geschrieben:Für Dich ist es eine Bestätigung und Motivation, Deine nächste Arbeitsmappe hast Du schon angelegt ... das ist gut, gut für Dich ---> muss aber nicht für andere Judoka auch gut sein, oder gar der Antrieb.
Ja, das stimmt.
HBt. hat geschrieben:Klar musst Du als Prüfer auf die entsprechenden Inhalte pochen ---> legst Du immer und bei jedem Prüfling den selben Massstab an?
Nein. Wie sollte ich das können?

Ich verändere mich, mein Wissensstand verändert sich. Also werde ich bestimmte Dinge im kommenden Jahr anders sehen als im vergangenen Jahr. Jeder Prüfling ist anders. In der Art der Präsentation, in den körperlichen Voraussetzungen, in der Tagesform, in der Nervosität.
Ich versuche, so wenig wie möglich von der eigenen Tagesform einfließen zu lassen, versuche möglichst offen zu sein für die gebotenen Lösungen, versuche Sympathien (oder Antipathien) außen vor zu lassen. Gelingt mir das? Bestimmt nicht immer.
Ist das unfair? Ja. Können wir das ändern? Wohl nur durch die Abschaffung von Prüfungen (darauf scheinst Du ja hinaus zu wollen. Gäbe es in Deiner idealen Judowelt noch Graduierungen? Es scheint mir, als ob die Antwort "nein" lauten würde.) oder indem wir Prüfer (oder Prüfling) durch Maschinen ersetzen, die im Rahmen fest definierter Parameter funktionieren (oder eben nicht).
HBt. hat geschrieben:auch habe ich den Eindruck die Bedeutung der Sentenz "Druck ausüben ..." ist Dir im gegebenen Kontext nicht ganz klar.

Stell Dir einfach vor, eine Mehrheit von Judoka hat den Eindruck, sie müssten als Zulassungsvoraussetzung zu einer Prüfung (nächste Bestätigung!) eine bestimmte Kata (oder Kata allgemein) demonstrieren - im Vorfeld, öffentlich.
Oder ...
Es wir von ihnen erwartet, dass sie im Anschluss (für die Interessen des lokalen Verbandes, einzelne Personen, Gruppen!) an eine Dan-Prüfung auch als Starter einer Kata-Meisterschaft zur Verfügung stehen müssen ---> Zwang.
Nun gut, der Gruppenzwang. Aber der ist doch immer innerhalb einer Gruppe vorhanden. Wenn es nicht die Teilnahme an Katameisterschaften oder einer Danprüfung ist, dann ist es die Teilnahme an einem Wettkampf. Oder dass man nach dem Training einkehrt. Oder dass sie sich waschen sollen...
Dass sich eine Mehrheit nach einer Dan-Prüfung unter Druck gesetzt fühlt, an Katameisterschaften teilzunehmen, glaube ich aufgrund der doch eher geringen Teilnehmerzahlen eigentlich nicht... Einzelfälle mögen davon unbenommen existieren.

Auf den Sinn oder Unsinn von Katameisterschaften mag ich an dieser Stelle nicht eingehen, der Faden ist ja schon unübersichtlich genug.
HBt.
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Kurze Antworten

Beitrag von HBt. »

@Fritz,
wir teilen eine Menge Meinung(en) und Einstellung(en). Vielen Dank für deine sachlichen Zusammenfassungen.

@Lippe,
eine "ideale Judowelt" postuliere ich nicht - die gibt es nicht.

Prüfungen will ich ebenfalls nicht abschaffen - jetzt hast Du Dir ein verkehrtes Bild von mir gemacht.


@all,
schaut in einen Spiegel und fragt euch: welchen Stellenwert Judo (das was ihr so treibt) für euch persönlich hat, mit allem "Drum und Dran".

"Judo" sollte man nicht derart überbewerten,
so das ein empfundener Zwang zu etwas Destruktiven wird ---> einer Graduierung im Wege steht. "Druck ausüben" kann im Breitensport nichts Positives bewirken.

Diesen Umstand sollte man beseitigen.


Graduierungen sollten im Rahmen der Ausbildung gesichert sein, als Abschluss eines erfolgreichen Schuljahres ;)

In diesem Sinne.

Gruß,
HBt.



PS Auf eine bestimmte Graduierung sollte man sich nicht übertrieben viel einbilden.
HBt.
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Dilemma (Nachtrag)

Beitrag von HBt. »

'Judo' ist ein Kartenhaus

Welchen passenden Vergleich will man (heute) anstellen, um das 'Erziehungssystem' zu begreifen. Wie findet man die korrekte Definition? Definiere!

Assoziiere ich 'mit Schule' (so sagt man heute ;-) vgl. 'in Arbeit') ...
Mudansha -> Judansha -> Kodansha
(farbig, bunt) -> (schwarz) -> (rot-weiß, rot "oder schwarz" ---> das bleibt der persönlichen Eitelkeit überlassen; auch der Etikette, den Benimmregel, dem Glaubensbekenntnis)

Die Ausbildung der Mudansha liegt klar auf der Hand, wir kennen sie alle - Inhalte, Lehrmeinungen und Methodik variieren dabei von Zeit zu Zeit ...
am Ende der Schulzeit sollte ein Abschluss stehen,
"mit Abschluss" hat er oder sie die Schule besucht, mindestens durch einen "grünen", "braunen" oder sogar schon durch einen "schwarzen Gürtel" tragend gekennzeichnet.

Sagen wir einmal: Schwarz steht für das Abitur.


Was kommt danach?
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Re: Kurze Antworten

Beitrag von Lippe »

HBt. hat geschrieben:Prüfungen will ich ebenfalls nicht abschaffen - jetzt hast Du Dir ein verkehrtes Bild von mir gemacht.
[...]
"Judo" sollte man nicht derart überbewerten,
so das ein empfundener Zwang zu etwas Destruktiven wird ---> einer Graduierung im Wege steht. "Druck ausüben" kann im Breitensport nichts Positives bewirken.

Diesen Umstand sollte man beseitigen.
Wenn Du Prüfungen nicht abschaffen möchtest, bringst Du andere Personen (oder auch Dich selbst?) in eine Prüfungssituation, und diese bewirkt doch immer Druck/Stress - für den einen mehr, für den anderen weniger. Selbst wenn das Prüfungsprogramm sicher beherrscht wird.

Wie beseitigst Du diesen Druck bei deinen Schülern/Mitjudoka? Oder wenn Du es auch noch nicht geschafft hast, welche Schritte versuchst Du zu gehen?
HBt. hat geschrieben:Graduierungen sollten im Rahmen der Ausbildung gesichert sein, als Abschluss eines erfolgreichen Schuljahres ;)
Und selbst wenn die Überprüfung des Wissensstandes "trainingsbegleitend" erfolgt, so dass ohne explizite Prüfung am "erfolgreichen" Schuljahres die Graduierung steht, gibt es den Druck, beständig im Training zu sein und eifrig mitzuüben. (Oder nicht? (Und dann bleibt er evtl. weg, weil er wegen Schichtdienst nur alle zwei Wochen kommen könnte. Schade, war er doch ein zuverlässiger Kassierer/Veranstaltungsorganisator/...)
HBt.
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Stress

Beitrag von HBt. »

und die Notwendigkeiten des alltäglichen Lebens.

@Stefan,
naja - ich kann Deine Punkte verstehen und bestätigen. Manchmal klappt es - und manchmal auch nicht. Meine Methoden werden sich nicht großartig von den deinen unterscheiden.

Siehst Du, Du erinnerst an den Schichtdienst (also auch daran, dass wir ab einem gewissen Lebensaltern nur bedingt ein Zeitfenster übrig haben - Freizeitgestaltung). Deshalb schrieb ich eingangs,
in den ersten zehn bis fünfzehn Jahren sollten wir alles bis zum 5. Dan abgefrühstückt haben. Idealvorstellung und Wunsch.

Das ist eine Illusion
---> aber jetzt erkennst Du auch das Dilemma, vielleicht auch das Dilemma der Identität des Judo (was will Judo eigentlich sein?) - was wollte Judo sein (Kano!?)

Alles so (Pseudo)Themen - mit denen man sich im Rahmen des Faches Theorie befassen könnte, "diese freie Rede, die der NWDK von seinen zukünftigen 4. Danen fordert / erwartet" - siehe Homepage


zurück zum Stress: schrittweise, nimm es ihnen Schritt für Schritt.

Damit hast Du doch schon ein Ziel (des Kodokan-Judo) klar ausgesprochen: keine Angst haben, keinen negativen Druck verspüren, keinen Zwang ... man kann sich mit Freude den Herausforderungen des Lebens stellen.


Klar, wer nicht zum regelmäßigen Unterricht kommen kann oder will ...

---> was bleibt also?


Budoromantische Grüße,
HBt. :-*


PS Ich denke, der Punkt mit dem ZWANG ist abgefrühstückt. Hierzu müsste sich ein Betroffener zu Wort melden.
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Fritz
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Re: Der Zwang

Beitrag von Fritz »

Die Idee:
HBt. hat geschrieben:Graduierungen sollten im Rahmen der Ausbildung gesichert sein, als Abschluss eines erfolgreichen Schuljahres ;)
ersetzt doch nur das eine Phänomen "Druck wegen Prüfungen" durch "Angst vor der Klassenwiederholung" ...

Kannst ja das BJJ-Modell durchdenken: Der Trainer vergibt die Gürtel, wenn er meint, es tun zu müssen. Ansonsten gibt es noch kleine Streifen am Gürtelende, die entweder nach dem gleichen Prinzip oder
nach Trainings-Dauer vergeben werden.
Die haben dann den Druck nach der Gürtelvergabe, weil sie damit in die neue Kampfklasse gerutscht sind und dort sich erstmal durchsetzen müssen. ;-)
(Gibt da wohl das Phänomen, daß viele eifrige Üblinge plötzlich nach Erreichen des Blaugurtes (also da der ersten Graduierung nach Weiß) aufhören.)
HBt. hat geschrieben:PS Auf eine bestimmte Graduierung sollte man sich nicht übertrieben viel einbilden.
Je härter für eine Graduierung gearbeitet wurde, desto stolzer kann der Betreffende auch drauf sein ...

Ansonsten ist der Druck/Zwang zur Prüfung doch selbstauferlegt. Wer damit nicht klar kommt, der macht halt keine Prüfung ...
Hatte auch schon Fälle, wo so jemand gar nicht gemerkt hat, daß er/sie geprüft wurde ;-) je nach Prüfungsordnung könnte so jemand durchaus
auch theoretisch einen Braungurt erreichen, mit Dan-Graden sieht es natürlich nach aktueller Lage anders aus ...
Im Grunde könnte man es prinzipiell so halten, andererseits halte ich das Erleben von (an u. für sich harmlosen, nichtexistentiellen) Prüfungssituationen für ein wichtige Sache,
die gerade unsere jüngeren Üblinge an die Wirklichkeit heranführt und ihnen damit hilft, bei den wichtigen, existentiellen Prüfungen (MSA, Abitur, Führerschein, Gesellenprüfung od. Prüfungen beim Studium)
besser klarzukommen. Zumindestens war es bei mir mal so :-)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
HBt.
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Fritz

Beitrag von HBt. »

+1

Dito. So sollte (könnte) es sein :-) Ich halte mich aus diesem Faden jetzt raus. Es ist alles gesagt und zusammengefasst.
Sono-Mama
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Re: Der Zwang

Beitrag von Sono-Mama »

Hallo,

ich sehe das ganze so. Vor allem die jüngeren Judoka (so 17-23 Jährigen) stehen in der Regel, wenn sie mit 7-8 Jahren mit dem Judo angefangen haben, in diesem Alter vor der Frage „soll ich den 1. Dan machen oder nicht?“ da viele „Ältere“ eben den Schwarzgurt tragen und wenn der Mehrheit in der Gruppe, in der sie trainieren, den Schwarzgurt hat, dann kommt da ein gewisser Gruppenzwang auf. Vor allem diejenigen, die regelmäßig auf Wettkämpfe gehen und vielleicht noch in der Regionalliga oder Bundesliga kämpfen, haben dann oben drein noch (wenn sie eine Ausbildung machen oder Studieren) noch ein zeitliches Problem, was sie aber dann aber doch irgendwie gewuppt kriegen. Die einzigen, die es wirklich gar nicht versuchen, sind diejenigen, denen es tatsächlich vollkommen egal ist, was für eine Farbe sie tragen oder jene, welche ein absolutes Motivationsproblem haben.

Sollten Sie sich dann dazu entschließen, den ersten Dan zu machen, so tun sie dies (so sind meine Erfahrungen) mit recht großem Elan. Vor allem diejenigen, die auf Wettkämpfe gehen, haben mit den meisten Techniken in der Ausführung nicht wirklich große Probleme. Man muss ihnen meist nur raten, etwas mehr auf die Technik und weniger auf Kraft und Geschwindigkeit zu setzen, dann sieht das im Normalfall schon ganz gut aus. Das einzige Problem, was die dann ab und zu haben, sind einige Techniken beim Namen zu nennen und andersherum. Das Schwierigste“ dabei ist in den meisten Fällen die Kata.

Und vor allem diejenigen, die eben eher aus dem Wettkampfbereich kommen, sehen die Kata dann als „Zwang“ an, einem lästigen Etwas, was eben keinen richtigen Sinn ergibt, weil die Techniken ja sowieso nicht so funktionieren. Und das ist eben das Problem, dass man den Kinder, wenn sie den 3. 2.oder 1. Kyu machen, nicht oder vielleicht nicht richtig erklärt, WARUM man eben diese Kata zeigen muss bzw. können muss und um was es da eigentlich geht. (Bemerkung am Rande von mir aus meiner persönlichen Erfahrung und Erfahrungsberichten von anderen „Jüngeren“ Judokas von Danvorbereitungs-/Katalehrgängen: Es ist nicht gerade der Begeisterung für Kata zuträglich, wenn bei einem Danlehrgang oder Katalehrgang ein paar „alte Herren“ die Kata total langweilig und staubtrocken vortragen. Mein erster Katalehrgang war bei zwei Jüngeren Dozenten, die auch ein paar Witze zwischendrin gemacht haben und die Kata zwar etwas lockerer, aber dennoch genau und interessant vorgezeigt haben). Bei uns im Verein machen wir das auch etwas „lockerer“ und machen auch da Witze und es kommt bei den „Kleinen“ recht gut an und bisher hat jeder seinen Dan bestanden.

Mein Fazit: Wenn man den Leuten erklärt, warum man die Kata zeigt und um was es da genau geht und man die Kata auch so rüberbringt, dass sich die (jüngeren) Leute dafür begeistern oder zumindest interessieren können, dann reden die wenigsten von denen noch von einem Zwang. Sie lieben zwar die Kata nicht, aber sie stehen ihr auch nicht mehr abgeneigt gegenüber.

Gruß Sono-mama
Was du mir sagst, das vergesse ich. Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich. Was du mich tun lässt, das verstehe ich.

- Konfuzius

Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche.

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Re: Der Zwang

Beitrag von tutor! »

Wie man sich so an dem Wort "Zwang" abarbeiten kann - hätte ich Obligatorik geschrieben, wäre dieselbe Aussage getroffen gewesen...

Ich habe übrigens weniger den 1. Dan im Sinn - da ist die Motivation die Prüfung zu machen ja noch relativ hoch. Jedoch macht meist über den Daumen nur noch ein Drittel den 2. Dan, davon dann ein Drittel den 3. Dan usw. NRW hat früher immer Statistiken zugänglich gemacht. Bei pro Jahr rund 200 Prüflingen zum ersten Dan bleiben für den 2. Dan rund 70, den dritten vielleicht 25, den vierten 8-19 und zum 5. Dan weniger als eine Hand.

Fragt man nach den individuellen Gründen werden Zeit, "ich brauch das nicht", keine Lust auf die Kata, Aufwand (= zum Lernen der Kata) usw. angeführt.

Und ja: wenn Leute, die jahrelang mit Freude Judo betreiben, keine Lust auf einen Bereich im Judo, der nicht weh tut, haben, dann läuft irgendwas schief...
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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Re: Der Zwang

Beitrag von Joerch »

Ich habe es nie als Zwang empfunden, ein Prüfung abzulegen, schon gar nicht bei einem Hobby, welches ich freiwillig und gerne immer Rahmen meiner Möglichkeiten betreibe. Es war für mich immer ein Abschluss eines Weges, der über einen längeren Zeitraum lief. Die Prüfung bot mir die Bestätigung, dass ich mich mit einigen Aspekten des Judo beschäftigt und diese auch verstanden habe.

Wir bereiten uns immer relativ lange für eine Prüfung vor, besuchen mehre Lehrgänge, nehmen auch von dort Impulse für das regelmäßige Training mit. All das bereichert mein Judo, vielleicht sollte man es so sehen und dann ist später die Prüfung auch nichts Bedrohliches mehr.
HBt.
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Klar 'Tutor!' ;-)

Beitrag von HBt. »

Tutor! hat geschrieben: Wie man sich so an dem Wort "Zwang" abarbeiten kann - hätte ich Obligatorik geschrieben, wäre dieselbe Aussage getroffen gewesen...

(...)
Fragt man nach den individuellen Gründen werden Zeit, "ich brauch das nicht", keine Lust auf die Kata, Aufwand (=zum Lernen der Kata) usw. angeführt.

Und ja: wenn Leute, die jahrelang mit Freude Judo betreiben, keine Lust auf einen Bereich im Judo, der nicht weh tut, haben, dann läuft irgendwas schief...
"abarbeiten
und ja ... dann läuft irgendwetwas schief"


Hättest Du OBLIGATORIK geschrieben, hättest Du nur ... ja hättest Du Dich nur früher zu Wort gemeldet. Mein Gott :crybaby und nun platzt die Seifenblase.

#
jetzt ohne Gefühlsduselei

Du bestätigst das 'etwas' ungünstig verläuft - und was wäre das? Willst Du dieses ändern?

Fragen wir (ich!) doch einmal andersherum:

wie alt sind die noch aktiven 3.Dane,
wie alt sind die noch aktiven 4.Dane, ---> durchschnittlich und ihre Anzahl bitte.

in welcher Lebenssituation befinden sie sich, auch gesundheitlich, wieviel Zeit können sie investieren um ...? Weiter darf man fragen, wer prüft die wahrscheinlich 30- bis 50jährigen Sportler?

Der Aufwand eine KATA einzustudieren ist nicht besonders hoch, nur tun muss man es ... wir reden hier um Ju, Kime, Koshiki und Itsutsu no Kata. Ohne Eigeninitiative seitens des Einzelnen müssen wir doch gar nicht mehr streiten.

Dann ist der Umstand für eine bedeutungslose Minorität* ebenso. Dass in ihrem Garten keine weiteren Rosen mehr erblühen. Ich glaube nicht, dass wir (Du!) persönlichen Fortschritt (Entwicklung / Reifung / Mensch sein) an einen Dan-Grad koppeln wollen.

##
Man kann nur Übungsangebote / Raum schaffen. Offen und freundlich.

Dein Appell, mehr zu Judo zu demonstrieren, ist gut, in Form von den gegebenen Kata ... aber was will die Welt sehen?

Lasst doch einfach einmal Deine Grüngurte im Forum der örtlichen Gesamtschule Itsutsu no kata zeigen / demonstrieren.

Streiche die obligatorischen (Zwang) Vorbereitungszeiten, mache es einzig und alleine am Kenntnisstand und praktischen Fähigkeiten deiner Studenten fest. Lass sie doch ruhig einen gefake'ten Shiai gegen höher graduierte Sportler durchführen. Reihe sie auf ... tue etwas.

Ach ja, da war etwas, die Ordnungen, die anderen 'Könige', die Regeln ... es geht also gar nicht um Judo, sondern dem Unterordnen von gewachsenen Strukturen.

Verstehe ich alles nicht :dontknow

Macht doch eine Klasse auf, 12 Monate übt ihr nur mit 4. Danen - und am Ende steht die obligatorische (kein Zwang, sondern eine Freude) Abschlussprüfung, sowie die feierliche Urkundenübergabe ...

regelmäßig. 2 mal 3 Stunden pro Woche, an einem zentralen Stützpunkt oder auch rotierend.

Könnt Ihr 6. 7. und 8. Dane in NRW dieses leisten ???

Nein, dann müssen wir (Judoliebenden!) auch nicht weinen.

Sportliche Grüße,
HBt.

PS Danke 'Joerch' so sehe ich das Thema auch (... aber nicht nur) :-)


* die Kodansha in NRW
tutor!
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Re: Klar 'Tutor!' ;-)

Beitrag von tutor! »

HBt. hat geschrieben:Dein Appell, mehr zu Judo zu demonstrieren, ist gut, in Form von den gegebenen Kata ... aber was will die Welt sehen?
Vielleicht stelle ich noch etwas anderes klar. Ich habe zu keiner Zeit und an keiner Stelle einen Appell zu mehr Demonstration gemacht.

Ich habe festgestellt, dass in Deutschland - zugegeben auch in anderen Teilen Europas - eine ziemlich negative Betrachtungsweise und Kommentierung von Kata-Demonstrationen vorherrscht und dass dies eben in Japan nicht so ist.
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Klarstellung

Beitrag von HBt. »

Tutor! hat geschrieben: Vielleicht stelle ich noch etwas anderes klar. Ich habe zu keiner Zeit und an keiner Stelle einen Appell zu mehr Demonstration gemacht.

Ich habe festgestellt, dass in Deutschland - zugegeben auch in anderen Teilen Europas - eine ziemlich negative Betrachtungsweise und Kommentierung von Kata-Demonstrationen vorherrscht und dass dies eben in Japan nicht so ist.
Danke dafür,
und verzeih mir die Unterstellung. Du appellierst nicht, ich habe es angenommen, war ein Fehler.

Schön das wir wieder bei dem Kernthema sind, der 'Kata-Demonstration' ... also auch den Meisterschaften, bis hin zu den Weltmeisterschaften (eine Bestätigung für den Breitensport und auch Werbung für Gendai Budo - Disziplinen).


Eigentlich ist deine Feststellung auch nur eine Behauptung.
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Re: Der Zwang

Beitrag von Lippe »

tutor! hat geschrieben:NRW hat früher immer Statistiken zugänglich gemacht.
Bayern hat dies immer noch. Dort werden die neuen Danträger aufgelistet.

Stand 11.11.2016:
1. Dan - 45 bestandene Prüfungen
2. Dan - 10 bestandene Prüfungen
3. Dan - 2 bestandene Prüfungen
4. Dan - 2 bestandene Prüfungen
5. Dan - 0 bestandene Prüfungen
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