Da gilt es zum Jahresende doch noch einige Dinge zu klären.
Fangen wir bei pitis letztem Post hinten an:
piti schreibt: " "Fallen ohne zu stürzen" ist etwas anderes wie "Werfen ohne hart zu fallen"
Vollkommen richtig!
"Fallen ohne zu Stürzen" ist ein Kapitel aus der Schulung älterer Menschen, die sturzgefährdet sind und sich dabei schwer verletzen können (wobei oft Hüftgelenksfrakturen oder Oberschenkelhalsbrüche passieren, die für viele "Hochalte" -d.h. über 80 Jahre - oft als "Anfang vom Ende" bezeichnet werden). Der derzeit einzige Judoka, den ich persönlich kenne, der sich mit diesem Thema intensiv vom Judo her beschäftigt ist der bayrische Lehrwart Jens Keidel. Während des "Judo-Festivals" in Köln hat er dazu eine sehr beeindruckende Stunde mit Vortrag und Praxisbeispielen gezeigt, von denen einige auch im letzten Judo-Magazin zu sehen sind, wie sie als Elemente während der Trainer-B-Ausbildung verwendet wurden.
Das Thema
"Werfen ohne hart zu fallen" ist ein Versuch,
einige Judotechniken so zu vermitteln, dass der Wurfablauf mit hohen Wiederholungszahlen geübt werden kann, ohne dass jeweils ein harter Aufschlag (Abschlag) erfolgt.
Das geht nicht mit allen Würfen.
Diese Idee kann sowohl für junge Wettkämpfer verwendet werden, die während eines Trainings hohe Wiederholungszahlen ausführen müssen, um die Techniken präzise zu verstehen als auch für ältere Neueinsteiger oder Wiedereinsteiger ins Judo, für die eine "harte" Fallübung mit Abschlagen vor allem zu Beginn oft ein Kriterium ist, nach wenigen Stunden wieder mit Judo aufzuhören.
Es geht dabei
nicht darum, die Falltechniken des Judo überhaupt nicht zu lernen, sondern um einen "sanfteren" Einstieg ins Erlernen des Judo bzw. einzelner Judotechniken/Technikgruppen.
Perfektes Fallen in alle Richtungen ist auf Dauer auch für ältere Judoka unerlässlich!
Aber: ab einem gewissen Alter wollen (oder können) auch Fortgeschrittene nicht allen Falltechniken nicht mehr so ausführen wie jüngere, was neben dem biologischen Alter auch am gefühlten Alter, dem Trainingszustand oder dem Trainingsalter im Judo liegen kann.
Viele der Teilnehmer, die auf Lehrgängen mit dieser etwas anderen Art zu fallen erstmals konfrontiert werden sind überrascht, wie gut man damit umgehen kann und wie leicht sich manche Judotechniken erlernen lassen, wenn Uke keine Angst davor haben muss, hart und unkontrolliert zu Boden geworfen zu werden.
Es bleibt bei der Vermittlung jedem Judoka selbst überlassen, mit welchem "Härtegrad" er die Techniken ausführen möchte - die weichere Art des Werfens gefällt den meisten älteren Anfängern im Judo gut, die fortgeschrittenen Braungurte oder Danträger hingegen wollen es auch mal richtig "krachen" lassen.
Piti schreibt: "Wir haben erst einmal alles analysiert. Und dann haben wir für unseren Verein eine Lösung gefunden: Wir haben den Verein demokratisiert. (auch im Judo, aber das ist ein anderes Thema) Senioren, ja alle Mitglieder, wurden um Rat gefragt, und sollten eine neue Ausrichtung des Vereines mit bestimmen.
Und Jupp, ......wie die eingestiegen sind, hallo; Kurz und einfach .........Wir haben alle Vereinsmitglieder mit ins Boot genommen. Das Angebot des Vereines richtet sich nach den Bedürfnissen und Vorstellungen der Mitglieder."
Diese Art, mit Erwachsenen umzugehen, erscheint mir auch die einzige Art zu sein, wie man dauerhaft ein erfolgreiches Angebot für "Senioren" aufrecht erhalten kann:
- alles analysieren, wenn es nicht klappt (aber auch, wenn es gut läuft!)
- Mitglieder um Rat fragen = regelmäßig ein Feedback über den eingeschlagenen Weg einholen
- das Angebot an den Bedürfnissen der Mitglieder ausrichten = die Bedürfnisse erkunden und die Angeboten danach ausrichten; bei älteren Judoka ein vielseitiges Angebot während jeden Trainings ermöglichen, damit möglichst jeder seinen Interessen folgen kann
Super, genau richtig!
So stelle ich mir ebenfalls ein Angebot für eine funktionierende Gruppe Erwachsender vor. So ähnlich geht das auch in meinem Verein, wo Aikidoka und Karateka an unserem Judotraining teilnehmen und immer wieder einmal auch neuen Input geben.
Wir haben in jedem Training ca. 25 min. "freies Training", wo alles geübt werden kann, was Einzelne üben wollen und höhere Danträger können um Rat gefragt werden.
Wir machen in jedem Training ca. 15-20 Minuten Randori, wobei die Übenden sich verständigen, ob Stand oder Boden, ob hart oder technisch orientiert oder, oder...
Wir haben in jedem Training eine Abschlussbelastung, die zumeist in Gruppen ausgeführt wird, wobei jedoch jeder der Übenden selbst bestimmen kann, mit wieviel Tempo/Energie er die Übungen angeht oder wie oft er sie durchführt.
Nach dem Training teffen wir uns oft noch in unserem Aufenthaltsraum zum gemeinsamen Biertrinken (oft alkoholfrei!) oder zu einem Besuch in unserer Sauna (vor allem am Freitag).
Zudem sind viele aus unseren "Oldiegruppen" auch am Samstagvormittag zwischen 10 und 12 Uhr wieder in unserem Dojo, bei Judo für "Groß und Klein", unserem erfolgreichsten Projekt, bei dem bis zu 50 Kinder mit ihren Eltern gemeinsam 75 Minuten sich mit Judo auf der Matte bewegen.
Piti schreibt: "Erfahrungen, die nur unseren Verein betreffen, teile ich mit."
Ja, genau darum geht es mir!
Positive Erfahrungen mit anderen zu teilen, dass ist der entscheidende Weg, wie wir das Thema "Bewegt ÄLTER werden mit Judo" voranbringen können.
Und eine Trainer-B-Ausbildung zu diesem Thema ist ja auch nichts anderes: Gemachte positive Erfahrungen zu bündeln und an Interessierte in den Vereinen des NWJV und DJB weiter zu geben!
Vielseitig, abwechslungsreich, undogmatisch, motivierend, positiv und vieles andere mehr...
Wäre doch schön, wenn wir das in diesem Faden im kommenden Jahr noch besser hinbekommen könnten als in 2014, mit
weniger Missverständnissen
und
mehr wechselseitiger Unterstützung
zum gegenseitigem Wohlergehen -
so wie es Jigoro Kano mit "Jita-kyoei" formulierte.
Jupp