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lässt sich feststellen, dass die DJB-Wurfprinzipien sehr umstritten sind (schon seit 2010!) und sich daran trotzdem bis heute nicht allzu viel geändert hat.
Leider endeten diese Diskussionen bisher größtenteils mit dem Fazit, dass man die Wurfprinzipien eben nicht so eng sehen sollte. Dem DJB sind sie allerdings zum Beispiel wichtig genug, um sie festen Bestandteil der PO zum 4. Dan zu machen. "Einfach ignorieren" ist daher keine Lösung.
Zunächst noch einmal die Wurfprinzipien laut Dan-PO:
Zusätzlich werde ich ausgehend von dem ersten verlinkten Thread noch das Wurfprinzip "Kippen" mit der folgenden Interpretation (von http://www.staff.hs-mittweida.de/~rjent ... niken.html) verwenden:Begleitmaterialien Dan-PO 2010, Seiten 64 und 65 hat geschrieben:Systematisierung nach Wurfprinzipien
Es gibt in der Sportart Judo eine Vielzahl unterschiedlicher Wurftechniken. Vergleicht man diese untereinander, so lassen sich trotz zahlloser Unterschiede in den Details in den einzelnen Bewegungsphasen prinzipielle Gemeinsamkeiten in den Hauptfunktionsphasen feststellen. Wir sprechen von sogenannten Wurfprinzipien, die sich bei bestimmten Techniken auch vermischen können.
Wir unterscheiden die Wurfprinzipien nach Kriterien spezieller Aktivitäten von Tori in:
1. Sicheln
Ukes Stützpunkt, ein stehendes, belastetes Bein in Richtung von dessen Zehen mit der Beinrückseite oder der Fußsohle wegreißen, sicheln.
2. Fegen
Ukes sich bewegendes Bein wird in Bewegungsrichtung weitergeleitet, gefegt. Der Wurfansatz erfolgt in dem Moment, in dem Ukes Bein gerade abhebt bzw. aufgesetzt wird - es ist noch/schon belastet, aber die Reibung zwischen Fußsohle und Unterstützungsfläche ist schon/noch gering.
3. Blockieren /Stoppen
Ukes vorwärts kommendes oder stehendes Bein wird unterhalb des Körperschwerpunktes mit der Fußsohle oder der Beininnenseite blockiert oder gestoppt. Gleichzeitig wird er oberhalb seines Schwerpunktes über diese Blockade gezogen.
4. Verwringen
Tori stellt mit seiner Hüfte Kontakt zu Ukes Rumpf her. Durch eine starke Verwringung (gleichzeitige Rotation um die Körperquer- und Längsachse) im Oberkörper, verbunden mit einer Kopfdrehung und Armzug wird Uke geworfen.
5. Einhängen
Tori hängt ein Bein blockierend hinter Ukes stehendes und belastetes Bein ein und drückt bzw. schiebt ihn über diese Blockade hinweg.
6. Eindrehen
Tori stellt durch Platzwechsel und eine Drehbewegung im Oberkörper Seite-Bauch-Kontakt oder Rücken-Bauch-Kontakt zu Uke her. Mit diesem Kontakt wird durch Armzug, Weiterdrehen und/oder Ausheben geworfen.
7. Ausheben
Tori stellt bei gebeugten Beinen mit seiner Hüfte Kontakt zu Ukes Rumpf her. Durch Beinstreckung, Hüfteinsatz und Armzug wird Uke ausgehoben und geworfen.
8. Einrollen
Tori rollt sich um einen Arm oder ein Bein ein (Maki-komi) und überträgt durch Weiterrollen die Kraft auf Uke.
9. Selbstfallen
Tori gibt sein Gleichgewicht auf, lässt sich fallen. Unter Ausnutzung der so entstandenen Energie wird Uke mit Armzug zum Teil auch Beineinsatz geworfen.
Zudem werde ich die Wurfprinzipien nach DJB etwas freier interpretieren (z.B. den "Hüftkontakt" bei Ausheben/Verwringen ignorieren).10. Kippen
Tori kippt Uke durch starken Zug der Arme über ein (eventuell imaginäres) Hindernis.
Im Folgenden soll nun eine Klassifikation der Würfe in der Gokyo mit Hilfe der obigen Wurfprinzipien entstehen. Dabei werde ich für den Wurf essentielle Wurfprinzipien grün, Wurfprinzipien, die abhängig von der Wurfvariante anwendbar sind, gelb und umstrittene Wurfprinzipien rot einfärben.*
Die Anfangseinteilung/-einfärbung basiert auf losen Gedankengängen meinerseits und wird im Laufe der Diskussion angepasst.
Wurfprinzipien in der Gokyo
- 1.1. De-ashi-barai - Fegen
- 1.2. Hiza-guruma - Blockieren, Verwringen
- 1.3. Sasae-tsurikomi-ashi - Blockieren
- 1.4. Uki-goshi - Eindrehen, Ausheben, Verwringen
- 1.5. O-soto-gari - Sicheln
- 1.6. O-goshi - Eindrehen, Ausheben
- 1.7. O-uchi-gari - Sicheln, Fegen, Einhängen, Selbstfallen
- 1.8. Seoi-nage - Eindrehen, Ausheben
- 2.1. Ko-soto-gari - Sicheln
- 2.2. Ko-uchi-gari - Sicheln, Fegen, Einhängen, Einrollen, Selbstfallen
- 2.3. Koshi-guruma - Eindrehen, Ausheben, Verwringen
- 2.4. Tsurikomi-goshi - Eindrehen, Ausheben
- 2.5. Okuri-ashi-barai - Fegen
- 2.6. Tai-otoshi - Eindrehen, Blockieren, Kippen
- 2.7. Harai-goshi - Eindrehen, Ausheben, Fegen, Verwringen
- 2.8. Uchi-mata - Eindrehen, Ausheben
- 3.1. Ko-soto-gake - Einhängen
- 3.2. Tsuri-goshi - Eindrehen, Ausheben
- 3.3. Yoko-otoshi - Selbstfallen, Kippen
- 3.4. Ashi-guruma - Blockieren, Verwringen
- 3.5. Hane-goshi - Eindrehen, Ausheben
- 3.6. Harai-tsurikomi-ashi - Fegen
- 3.7. Tomoe-nage - Selbstfallen, Ausheben, Kippen
- 3.8. Kata-guruma - Ausheben, Verwringen
- 4.1. Sumi-gaeshi - Selbstfallen, Kippen
- 4.2. Tani-otoshi - Selbstfallen, Blockieren, Kippen
- 4.3. Hane-maki-komi - Eindrehen, Einrollen, Selbstfallen
- 4.4. Sukui-nage - Ausheben
- 4.5. Utsuri-goshi - Eindrehen, Ausheben
- 4.6. O-guruma - Eindrehen, Blockieren, Verwringen
- 4.7. Soto-maki-komi - Eindrehen, Einrollen, Selbstfallen
- 4.8. Uki-otoshi - Kippen
- 5.1. O-soto-guruma - Blockieren, Verwringen
- 5.2. Uki-waza - Selbstfallen, Kippen
- 5.3. Yoko-wakare - Selbstfallen, Kippen
- 5.4. Yoko-guruma - Selbstfallen, Blockieren, Verwringen
- 5.5. Ushiro-goshi - Ausheben
- 5.6. Ura-nage - Selbstfallen, Ausheben
- 5.7. Sumi-otoshi - Kippen
- 5.8. Yoko-gake - Einhängen, Selbstfallen
Anmerkung: Wie von Fritz bemerkt ist "Ausheben" wohl eher als "Aushebeln" zu verstehen. Da es in den offiziellen DJB-Dokumenten als "Ausheben" steht, wird dieses aber weiterhin so verwendet.
*: Frühere Version dieses Abschnitts:
Dabei werde ich unumstrittene Wurfprinzipien grün, Wurfprinzipien mit leichten Unstimmigkeiten gelb und stark umstrittene Wurfprinzipien rot einfärben.