Ich weiß nicht, was Du dir so vorstellst.... als ich 16 war und zum ersten Mal im Kodokan trainierte, hatte ich die absurde Vorstellung, dass ich dort nur besonders gute Techniken und Tricks lernen würde, und dann noch viel besser wäre. Aber die gab es nicht und gibt es nicht.
Es ist alles schlicht harte Arbeit. Es gibt unzählige Variationen derselben Grundtechniken. Die Grundtechniken sind bekannt und viele Trainer - aus aller Welt - haben raffinierte Lösungen für Detailprobleme gefunden. Bei den "Kosen-Leuten" ist K. Kashiwasaki der derzeit angesagteste Bodenspezialist. Er ist Cheftrainer der internationalen Budo-Universität unweit von Tokio. Dort trainiert regelmäßig die deutsche Jugend- und die Juniorennationalmannschaft. Natürlich sind auch alle Bundestrainer vor Ort. Dieses Jahr gab es sogar eine Trainerfortbildung.
Der DJB macht regelmäßig offene Trainerfortbildungen, wo z.B. in diesem Jahr die Teilnehmer an der japanischen Trainerfortbildung referiert haben. Es gibt also einen direkten und vor allem schnellen Transfer von Japan nach Deutschland.
Der DJB bekommt also ganz hervorragend mit, was in Japan Sache ist - und zwar in der japanischen Spitze. Das fließt in die Ausbildung der Nachwuchsathleten ein. Es hat also auch irgendwo seine Erklärung, dass viele deutsche Wettkämpfer in allen möglichen Altersklassen überdurchschnittlich viel am Boden gewinnen.
Es gibt übrigens ein Buch von Kashiwazaki und K. Komuro:
http://www.verlag-dieter-born.de/index. ... &Itemid=16
Wirklich empfehlenswert!
Die Erfahrung der Besucher?
- 20 Bodenrandori hintereinander sind viel
- die kochen auch nur mit Wasser
Kleine Ergänzung, damit es nicht falsch rüberkommt:
In Japan sind die Strukturen völlig anders, als in Deutschland und Europa. In den Mittel- und Oberschulen findet die Grundausbildung statt. Die japanischen Jugendlichen treten einem "Club" - eine schulische Einrichtung bei - wo sei eine Aktivität fünfmal die Woche machen. Wenn sie sich für Judo entscheiden, dann machen sie 5x Judo die Woche. Das ist aus japansicher Sicht Breitensport.
Etwa mit dem 2. Dan gehen sie dann an eine Uni. Dort schließen sie sich einem "Club" an - wieder 5x die Woche Training. Je nachdem an welche Uni sie gehen - es gibt spezialisierte und weniger spezialisierte - machen sie 100% Leistungssport. Es gibt eine Handvoll Unis, die absolut top beim Judo sind (z.B. Tsukuba, früher Tenri oder Tokai).
Wer nach der Uni noch weiter Judo machen will, geht sinnvoller Weise zur Polizei oder heuert bei einer der Betriebssportgruppen an. Letztere sind Profimannschaften, in denen die Judoka ausschließlich trainieren und kämpfen. Nach der Karriere arbeiten sie dann weiter im Betrieb.
Ist man erst einmal über 30, wird es schon schwieriger. Es gibt in jeder Stadt zahlreiche kleinere Dojo, die meist von ehemaligen Profis betrieben werden. Dort lernen kleine Kinder Judo - vor der Mittelschule - und dort können erwachsene Nicht-Profis Judo machen. Dazu kommen noch Dojo in öffentlichen Sportzentren, in denen 2-3x in der Woche Training für Breitensportler ist.
Die "Kosen-Leute", die es noch gibt, sind im Prinzip nichts anderes als Breitensportler, die eben gerne Ne-waza machen - durchaus gut, aber eben auch nicht so überragend, wie man sich das in der Phantasie vielleicht vorstellt. Das "Kosen-Judo" war ja ein "Universitäts-Judo" und die besten Leute - also die, die so gut sind, dass sie das professionell machen können - sind als Lehrer und Trainer an den Universitäten (wie Kashiwazaki) oder bei der Polizei. Einige sind Lehrer an Schulen (wie Komuro).