pb4s (position before submission)

Hier geht es um Techniken, deren Ausführung und Beschreibung
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Makikomi Kid
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Re: pb4s (position before submission)

Beitrag von Makikomi Kid »

Er will also mit diesen Übungen gar keine Lösung anbieten, sondern ein Problembewusstsein schaffen.
Für welches Problem denn? Warum muss da denn ein Problem sein? Wo denn?

Es gibt eigentlich kein Problem. Es gibt auch keinen zwingenden Grund aus der Guard einen Sweep zu machen, oder den Gegner zu drehen. Evtl. kann man aus der Guard direkt submitten, wenn der Partner es zulässt, einen Fehler macht oder man die Situation schaffen kann.

Daher ist IMO der Grundansatz schon nicht unbedingt zielführend.
Vergesst also erstmal Probleme, und bringt den Leuten bei sich zu bewegen. Gerne auch am nicht widerspenstigen Partner. Dadurch können sie sich von Position zu Position bewegen und auf den Partner reagieren. Sie lernen entspannt zu agieren und auf das Timing zu achten. Dann kann man aus den Positionen erste Submissions zeigen.
Spätestens hier wird den Leuten klar, warum die eine Position besser ist als die andere, und warum Position vor der Submission kommt.

Und zwar nicht, weil man unten oder oben ist. Sondern weil man sich über die Möglichkeiten aus der eigenen Position klar ist. Und über die aus der Position des Gegners. Und jetzt versucht man sein Ding zu machen. Ist die Position gut genug aus der aktuellen Lage, und sollte dies die Unterlage sein, dann ist es eben so. Ist die aktuelle Position nicht gut genug, dann versucht man sie zu verbessern.

Es gibt zu diesem Thema wirklich sehr viel Material. In Buchform ist sicher Feldenkrais zu erwähnen. Ansonsten evt. einen Ausflug zum BJJ wagen. Ich weiß, viele machen das schon, yada-yada-yada... viele aber eben auch nicht :)
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Fritz
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Re: pb4s (position before submission)

Beitrag von Fritz »

Der von Jupp vorgeschlagene Ansatz, über gezielte Aufgabenstellungen, den Üblingen einen Eindruck zu geben,
bestimmte "Standardsituationen" am Boden hinsichtlich "Möglichkeiten" (u. "Gefahren") kennenzulernen, ist ja sicherlich
nicht falsch.

Das Problem - zumindest empfinde ich es so - ist beim Judosport dann doch eher das, daß der von tutor! erwähnte Schritt
2.) Erarbeiten von Problemlösungen dann doch eher etwas spärlich hinsichtlich der Technik-Vielfalt (*) ausfällt,
klar werden dann "wie üblich" ein paar Sachen noch gemäß
3.) Anwenden und Verfeinern
"gedrillt"... Das macht dann die Bodenrandoris eher langweilig, weil zu einer Standard-Situation entweder immer die ein, zwei gleichen
Techniken "durchkommen", oder halt eben nicht und das Ganze in kraftzehrenden "Patt-Situationen" endet...

(*) Ich meine hier nicht so die Anzahl der Techniken an sich, sondern eher, daß die Vernetzung der Bewegungen am Boden (also
End-Techniken, Kontern und Kombinationen, Positionsänderungen usw., d.h. das ganze "Wenn->Dann"-Zeug) zu dürftig ausfällt...
Sagen wir es so, bei den "Problemlösungs-Ansätzen" in den Kyu-Programmen sieht man bei Prüfungen dann eh immer die "üblichen"
etablierten einzelnen "Standard-Lösungen", mal halt schlechter mal halt besser...
Und bei der neuen Dan-Prüfungsordnung hat man ja auch die entsprechenden Bereiche extrem ausgedünnt...
(- Die früher extrem umfangreichen Boden-Technik-Sammlungen aus dem Programm bis zum 2.Dan wurde stark
zusammengestrichen hinsichtlich des zu zeigenden Technik-Umfangs, der 3.Dan war früher die Möglichkeit, sich schön massiv mit den Vernetzungssachen
beschäftigen zu müssen, auch hier wurde wohl massiv "bereinigt")

Selbst wenn der Übungsleiter/Trainer genügend dieser Vernetzungen abrufen könnte, bei der
heute üblichen geringen Trainingszeiten kann man sich im Grunde nur aussuchen, was im Training zu kurz kommen wird... Geht man
ausführlich auf Möglichkeiten am Boden ein, um z.B. die Beinschere/Beinklammer erfolgreich zu nutzen, kann man getrost davon ausgehen,
daß die Üblinge sofort anfangen, ihre Fähigkeiten im Stand zu verlernen und andersrum... :-(
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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kastow
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Re: pb4s (position before submission)

Beitrag von kastow »

tutor! hat geschrieben:Die Übungsformen, die Jupp vorgestellt hat, dienen genau diesem Zweck, des Schaffens eines intensiven Problembewußtseins für die Schwierigkeiten in Grundsituationen des Bodenkampfes durch Stellen von Bewegungsaufgaben. BTW: würde er in dieser Phase Tipps geben, wie die Probleme gelöst werden können, würde er sein Konzept ad absurdum führen. Er kann höchstens Tipps geben, wie die Probleme verstärkt werden können.

Hieran - wenn die Probleme durchlebt und ins Bewusstsein gerufen wurden - kann man nun anknüpfen und Lösungsmöglichkeiten erarbeiten. Inwieweit man Eigenaktivität der Schüler anregt - also selbst nach Lösungen suchen lässt und dabei unterstützend führt - oder ob man selbst Lösungsmöglichkeiten vorschlägt.... beides ist möglich.
Anders, mit Jûdô-Begriffen ausgedrückt: Die von Jupp dargestellten Formen umfassen methodisch schöne Randori-Varianten, der nach Möglichkeit anschließende Unterricht konkreter Lösungsmöglichkeiten wäre methodisch Kata zuzurechnen. Habe ich das richtig verstanden?
Herzliche Grüße,

kastow

Since the establishment of Kôdôkan jûdô, jûdô has become something that should be studied not only as a method of self-defence but also as a way of training the body and cultivating the mind. (Jigorô Kanô: MIND OVER MUSCLE)
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Re: pb4s (position before submission)

Beitrag von tutor! »

Fritz hat geschrieben:Der von Jupp vorgeschlagene Ansatz, über gezielte Aufgabenstellungen, den Üblingen einen Eindruck zu geben,
bestimmte "Standardsituationen" am Boden hinsichtlich "Möglichkeiten" (u. "Gefahren") kennenzulernen, ist ja sicherlich
nicht falsch.
Ist sogar wichtig. Es geht darum, durch Randori-Formen gezielt - und eben nicht zufällig - bestimmte Erfahrungen machen zu lassen, aus denen heraus dann die zu lernenden Aktionen ihren Sinn und ihre Begründung beziehen. Mit anderen Worten "aus dem Randori -> für das Randori". Aber eben mit einem gezielt geschaffenen Anknüpfungspunkt.
Fritz hat geschrieben:Das Problem - zumindest empfinde ich es so - ist beim Judosport dann doch eher das, daß der von tutor! erwähnte Schritt
2.) Erarbeiten von Problemlösungen dann doch eher etwas spärlich hinsichtlich der Technik-Vielfalt (*) ausfällt,
klar werden dann "wie üblich" ein paar Sachen noch gemäß
3.) Anwenden und Verfeinern
"gedrillt"... Das macht dann die Bodenrandoris eher langweilig, weil zu einer Standard-Situation entweder immer die ein, zwei gleichen
Techniken "durchkommen", oder halt eben nicht und das Ganze in kraftzehrenden "Patt-Situationen" endet...
Das ist in der Tat ein Problem der Praxis, das noch dadurch verschärft wird, dass ganz oft nur mal eben was für die Prüfung zusammengeschustert wird. Das ist ganz klar auch eine Folge mangelnder Anwendungsorientierung - diese herzustellen ist aber genau die zentrale Absicht, die die von Jupp vorgestellten Übungsformen beabsichtigen.
Fritz hat geschrieben:Selbst wenn der Übungsleiter/Trainer genügend dieser Vernetzungen abrufen könnte, bei der
heute üblichen geringen Trainingszeiten kann man sich im Grunde nur aussuchen, was im Training zu kurz kommen wird...
Uneingeschränkte Zustimmung - an mangelnder Übungszeit und Kontinuität kann und wird auch das beste Konzept scheitern.
Kastow hat geschrieben:Anders, mit Jûdô-Begriffen ausgedrückt: Die von Jupp dargestellten Formen umfassen methodisch schöne Randori-Varianten, der nach Möglichkeit anschließende Unterricht konkreter Lösungsmöglichkeiten wäre methodisch Kata zuzurechnen. Habe ich das richtig verstanden?
Formulierungsvorschlag:
Die von Jupp dargestellten Formen umfassen methodisch gezielt einsetzbare Randori-Varianten, der an die dabei gemachten Erfahrungen anknüpfende Unterricht konkreter Lösungsmöglichkeiten wäre methodisch Kata zuzurechnen. Das kann man terminologisch so einordnen.

Letztlich geht es um die Frage der Balance zwischen offenen und geschlossenen Übungsformen. Und es geht darum, wie die Verbindung zwischen diesen Formen durch den Lehrenden ausgestaltet wird. Auf der Ebene der Inhalte geht es um die Verknüpfung von konkreten technisch-taktischen Handlungen mit den zugrundeliegenden Prinzipien ihrer Funktionsweise und ihrer Anwendung in Kampfsituationen. Aus didaktischer Sicht geht es darum, den Lernprozess so zu gestalten, dass das Lernen optimiert wird.

Inhalte zu beherrschen und etwas gut zeigen und gut erklären zu können, ist für die Gestaltung eines Lernprozesses natürlich ein notwendiges Rüstzeug eines Trainers. Aber Didaktik hört dort nicht auf - sie fängt dort erst an!
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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Makikomi Kid
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Re: pb4s (position before submission)

Beitrag von Makikomi Kid »

Mangelnde Technikvielfalt?

OK, schaun mer mal.
- Ellenbogenstreckhebel
- Auf die Schulter wirkende Armbeugehebel.
- Würger

So arg viel mehr ist doch durch die Judo Regeln in der Prüfung / Wettkampf eh nicht erlaubt, oder?

Geht es um Vielfalt der Anwendung dieser Möglichkeiten, ist die oben beschriebene Methodik nicht optimal, da hier gezielte Situationen gegeben werden, anstatt die grundlegenden Ideen zu vermitteln.

Zeigt den Leuten doch aus der Guard ein paar Eingänge zu Armstreckhebeln. Von da aus zu Sankakujime. Von da zum Streckhebel am anderen Arm.
Wenn er schon sweepen kann, kann man die auch hier einbauen.
Ähnlich verhält es sich mit Kimura und omoplata.

Lasst die Leute spielen und probieren und gebt ihnen Optionen und Möglichkeiten. Dann seht ihr evtl. auch mal solche Szenen auf eurer Judo-Matte:
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Jupp
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Re: pb4s (position before submission)

Beitrag von Jupp »

Vielleicht noch einmal ganz von vorne.

„Lichtschalter“ fragte eingangs: „Wie komme ich von dieser bestimmten Position in diese und jene erwünschte Submission?“ (Ich würde es Technikanwendung/-Technikausführung nennen)

Mein nachfolgender Beitrag bezieht sich auf Judo als geregelter Wettkampfsport, nicht auf BJJ oder MMA oder irgendeine andere Kampfsituation. Das ist deswegen wichtig, weil die jeweiligen Voraussetzungen und Einschränkungen auch auf das zielführende Handeln wichtige Auswirkungen haben und im Judo andere Begrifflichkeiten verwendet werden, als z.B. beim BJJ. Auch durch die unterschiedlichen Erfahrungen und Sichtweisen können Verständigungsschwiergkeiten auftreten.

Also los:
Worum geht es beim Bodenkampf im Judo?

Ziel des Bodenkampfes im (sportlichen) Judo ist es, die Kontrolle über den Gegner zu erreichen und dies mit einem Ippon (vollem Punkt) zu demonstrieren und sich dabei gleichzeitig der Kontrolle durch den Gegner zu entziehen, um den gegnerischen Ippon zu vermeiden. Wenn beide Parteien dasselbe Ziel haben, entwickelt sich daraus der Judo-Bodenkampf.

Im modernen Judokampf sind drei verschiedenen Möglichkeiten gestattet, Kontrolle am Boden mit Hilfe von Kontrolltechniken (Katame-waza) zu demonstrieren und Ippon zu erzielen:
- Osae-komi-waza (Haltegriffe) mit der Idee, den Gegner regelgerecht festzuhalten (im Wettkampf benötigt man 25 Sekunden für einen Ippon)
- Kansetsu-waza (Hebeltechniken) mit der Idee, den Arm des Gegner am Ellenbogengelenk zu überstrecken oder zu verdrehen und ihn dadurch zur Aufgabe zu zwingen
- Shime-waza (Würgetechniken) mit der Idee, durch einen Würgegriff zur Aufgabe (oder zur Ohnmacht) zu zwingen.

Die Wettkampfregeln im Judo erlauben Katame-waza im Stand und am Boden, wobei direkt im Stand nur Armhebel und Würgegriffe wirksam werden können.

Wenn man über die Bodentechniken als Katame-waza spricht, muss man vorher präzise unterscheiden, was man alles zu diesem Bereich rechnen will. So ist die Diskussion im Judo nicht eindeutig entschieden, wann eine Grifftechnik beginnt und wann sie endet.

Eine (enge) Sichtweise beschreibt ausschließlich die Aktion, die im sportlichen Vergleich mit Ippon (vollem Punkt) bewertet wird, also die Position oder Lage, wo der Kampfrichter „Osae-komi“ (Haltegriff zählt!) ansagt oder in der ein Armhebel oder Würgegriff wirksam wird.
In der Sportwissenschaft hat sich für diesen entscheidenden Augenblick der Technik der Begriff der „Hauptfunktion“ (oder „Hauptfunktionsphase“) festgesetzt

Die andere (weite) Sichtweise beschreibt Grifftechniken von dem Moment an, wo sie situativ sinnvoll angesetzt werden können (Ausgangssituation) bis zu dem Augenblick, wo sie in einer Endposition (Hauptfunktionsphase) wirksam werden.

Aus heutiger Sicht kann man daher bei allen Judotechniken drei bestimmende Aspekte analysieren:
1. Ausgangssituation
2. Annäherungen durch Zwischenbewegungen (Hairi-kata)
3. Technikausführung


Teilaspekte der Katame-waza

1. Ausgangssituation
Die Ausgangssituation ist eine durch einen Bewegungsfehler von Uke oder durch geschicktes Verhalten von Tori geschaffene Konstellation der beiden Kontrahenten, die für die Ausführung einer bestimmten Technik günstig erscheint.
Das Hauptproblem besteht darin, dass Tori diese Situation nicht nur möglichst schnell als günstig erkennt, sondern quasi gleichzeitig für seinen Technikansatz zu nutzen beginnt.

2. Annäherung durch Zwischenbewegungen
Um nun von der Ausgangssituation - also einer bestimmten Konstellation der beiden Übenden zueinander - in eine (End-) Position zu gelangen, in der die Ausführung der Judotechnik ermöglicht wird, muss Tori bestimmte Zwischenbewegungen durchführen (drehen, wenden, überrollen, belasten, schneiden usw.). Diese werden Hairi-kata genannt, die Art und Weise, wie man hineinkommt.
Zumeist besteht die Aufgabe dieser Zwischenbewegungen darin, Uke in seinen Bewegungsmöglichkeiten einzuschränken (vor allem am Boden) und/oder engeren Körperkontakt herzustellen. Je größer der dabei zurückzulegende Weg ist und je länger er dauert, um so größer sind die Verteidigungschancen für Uke.
Ideal ist es also, eine Ausgangssituation zu haben, die nur sehr wenige, kleine Bewegungen in einer kurzen Zeitspanne erfordert, um die für die Technikausführung notwendige Kontrolle und Endposition zu ermöglichen.

3. Technikausführung in der Endposition
Die Endposition ist bei Haltegriffen sehr gut definiert. Sie stimmt überein mit der Position, die Tori gegenüber Uke einnehmen muss, damit der Kampfrichter „Osae-komi! “ (ab jetzt zählt die Haltegriffzeit) ansagt.
Bei Armhebeln und Würgegriffen ist sie in dem Augenblick erreicht, wo der jeweilige Griff die endgültige Ausführung der Technik ermöglicht, also das Überstrecken oder Verdrehen des Ellenbogengelenks bei Armhebeln oder das Abschnüren der Luft- bzw. Blutzufuhr bei Würgegriffen.

Die verschiedenen Ansätze zu einer Analyse der Grifftechniken unterscheiden sich nicht nur durch Anzahl der definierten Techniken und Gruppierung nach gemeinsamen Merkmalen, sondern vor allem durch das zugrunde liegende Technikverständnis. Insbesondere dadurch wie weit von der Endposition der Technik zurück gesehen, vorbereitende Zwischenbewegungen oder sogar günstige Ausgangssituationen mit beschrieben werden, also durch eine eher enge oder weitere Sichtweise der Techniken.

Die Frage bei der Beschreibung der Techniken ist bei der engen Sichtweise nur, „Wie mache ich mit dieser Technik einen Ippon?“ Bei einer erweiterten Sichtweise kommen dann noch Fragen hinzu wie „Was muss ich tun, um in die Endposition zu gelangen?“ und/oder „Was ist ein günstiger Moment, um mit den Vorbereitungen für meine beabsichtigte Technik zu beginnen?“
Unterschiedliche Sichtweisen (Perspektiven) bedingen dann natürlich auch unterschiedliche Erkenntnisse bei der Analyse (und damit auch bei der Lehrweise), je nachdem was der jeweilige Lehrende zu wesentlich hält.
Für das Training der Anwendung der Judotechniken muss man deswegen auch diese drei Phasen jeweils berücksichtigen.

Makikomi Kid schreibt nun:

„Mangelnde Technikvielfalt?

OK, schaun mer mal.
- Ellenbogenstreckhebel
- Auf die Schulter wirkende Armbeugehebel.
- Würger

So arg viel mehr ist doch durch die Judo Regeln in der Prüfung / Wettkampf eh nicht erlaubt, oder?

Geht es um Vielfalt der Anwendung dieser Möglichkeiten, ist die oben beschriebene Methodik nicht optimal, da hier gezielte Situationen gegeben werden, anstatt die grundlegenden Ideen zu vermitteln.

Zeigt den Leuten doch aus der Guard ein paar Eingänge zu Armstreckhebeln. Von da aus zu Sankakujime. Von da zum Streckhebel am anderen Arm.
Wenn er schon sweepen kann, kann man die auch hier einbauen.
Ähnlich verhält es sich mit Kimura und omoplata.

Lasst die Leute spielen und probieren und gebt ihnen Optionen und Möglichkeiten. Dann seht ihr evtl. auch mal solche Szenen auf eurer Judo-Matte:
http://www.youtube.com/watch?feature=pl ... fI22dZ979A“


Makikomi-Kid spricht in diesem Beitrag das Verhältnis zwischen Techniklernen und Anwenden der Technik in einer Kampfsituation an. Er schlägt einerseits vor, zunächst statt vielen Situationen zunächst die "grundlegende Idee einer Technik" zu vermitteln (1.) und diese dann z.B. "aus der Guard mit ein paar Eingängen zu Armstreckhebeln" üben zu lassen (2.). Dann könne man noch Kombinationen zu anderen weiterführenden Techniken üben (3.) Dann sollen "die Leute spielen und probieren".

Grundsätzlich kann man mit diesem Vorgehen Bodentechniken durchaus vermitteln.

Das "Spielen und probieren" sollte jedoch etwas konkreter gestaltet werden. Dafür hatte ich in meinem vorhergehenden Beitrag einige Beispiele zu liefern versucht.

Ich möchte aus meiner Sicht einige der schon zuvor angesprochenen Begriffe näher erläutern und diese in einen größeren Zusammenhang stellen. Dabei soll die (1) Vielfalt der möglichen Techniken, die (2) Vielfalt der Möglichkeiten ihrer Anwendung, die (3) Positionen und (4) Rollen der Handelnden (Uke und Tori), die erlaubten (5) Situationen des Judo-Bodenkampfes sowie die möglichen technisch-taktischen (6) Handlungen und Verhaltensweisen der Kämpfer kurz erläutert werden.
Allein durch diese Aufzählung mag deutlich werden, das Judo-Bodenkampf eine sehr komplexe Angelegenheit sein kann.

1. Technikvielfalt
Die gibt es im Judo durch Armhebel (übrigens bei den Beugehebeln auch auf das Ellbogengelenk) , Würgegriffe und Haltegriffe (die es im BJJ ja nicht gibt bzw. die dort nicht als „submissions“ gewertet werden.) Es gibt keine Hebel an anderen Gelenken, z.B. an den Knien oder Knöcheln (außer in den Kata und der SV).

2. Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten
Diese Vielfalt kann man unterschiedlich verstehen und beschreiben. So kann man bestimmte Grifftechniken als Kombinationen anwenden (z.B. von Haltegriffen zu Armhebeln oder von Armhebeln zu Würgetechniken (oder umgekehrt).
Man kann aber auch davon sprechen, wie man bestimmte Griffe in bestimmten Situationen ansetzt, so z.B. aus der Rückenlage mit Uke zwischen den Beinen oder aus Tate-shiho-gatame als Obermann.
Mann kann also in bestimmten Situationen noch Positionen und Rollen unterscheiden.

Welche Positionen oder Rollen lassen sich für den Judo-Bodenkampf feststellen?
Grundsätzlich kann man im Judo-Bodenkampf die Rollen der beiden Partner nach verschiedenen Gesichtspunkten unterscheiden.
• Neben der klassischen Einteilung nach Tori (toreru= greifen, ergreifen; derjenige, der angreift) und Uke (ukeru= dulden, erleiden; derjenige, der angegriffen wird) kann man
• nach der jeweiligen Lage einen Ober- und einen Untermann unterscheiden. Sowohl als Ober- als auch als Untermann kann man Uke und Tori sein, also angreifen und angegriffen werden.
Während man als Obermann den allgemeinen Vorteil hat, sein Gewicht mit einsetzen zu können, kann man als Untermann (wenigstens in Rückenlage) Hände und Füße zugleich als "Waffen" benutzen.

Welche Bodenkampf-Situationen kann man unterscheiden?
Neben den unterschiedlichen Rollen und Positionen ist es wichtig zu wissen, dass man beim Bodenkampf verschiedene Situationen unterscheiden kann, die in fast jedem Kampf und Bodenrandori wiederkehren. Ich unterscheide:
• den Übergang vom Stand zum Boden infolge eines Wurfes, einer Grifftechnik oder Hikkomi-waza
• die Bank- Bauchlage des Untermanns, wobei der Obermann sich vor dem Kopf, an der Seite oder auf dem Rücken des Untermanns befindet
• die Rückenlage des Untermanns, wobei der Obermann sich vor den Beinen, zwischen den Beinen oder an der Seite des Untermanns befindet, ohne einen Haltegriff angesetzt zu haben.
• die Seitlage von Uke, so wie sie sich oft nach einem Wurf ergibt, wenn Uke durch Abdrehen den Ippon vermeiden will

3. Vielfalt des technisch-taktischen Verhaltens in Bodenkampfsituationen
Das jeweils richtige (d.h. der Situation angemessene) Verhalten hängt im Judo von zahlreichen unterschiedlichen, situativen und individuellen Gesichtspunkten ab, die der jeweilige Kämpfer in der jeweiligen Situation kennen und beurteilen können sollte, so z.B.:
• dem technischen Können und der taktischen Erfahrung der beiden Kämpfer
• dem konditionellen Zustand beider Kämpfer
• dem augenblicklichen Kampfergebnis
• der subjektiven Einschätzung der augenblicklichen Siegchancen durch die Kämpfer
• der allgemeinen psychischen Verfassung der Kämpfer
• der augenblicklichen psychischen Verfassung der Kämpfer
• und einige weiteren Faktoren mehr (z.B. dem gewünschten Ergebnis, was nicht in jedem Fall ein Sieg sein muss...)

In meinem vorhergehenden Beitrag hatte ich versucht, die sehr komplexe Situation Rückenlage eines Kämpfers/Knieposition zwischen den Beinen des Untermanns des anderen Kämpfers aus verschiedenen „Blickwinkeln“ durch konkrete Bewegungsaufgaben zu erfassen, um dadurch den Wettkämpfern Erfahrungen zu ermöglichen, unter der Stresssituation eines Wettkampfes mit „klarem Kopf“ angemessene Entscheidungen treffen zu lernen.

Nach meinen Erfahrungen als Trainer genügt es nämlich eben nicht, einfach nur die Techniken in den jeweiligen Situationen viele hundert Male üben zu lassen – es müssen auch die emotionalen Begleitumstände simuliert werden, unter denen solche Techniken in bestimmten Wettkampfsituationen zur Anwendung kommen können.

Jupp
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Re: pb4s (position before submission)

Beitrag von Makikomi Kid »

Obwohl ich die Mühe zu schätzen weiss, die dich das Tippen dieses Referats gekostet haben muss, so möchte ich statt dessen doch einfach vorschlagen einen Blick auf dieses Video zu werfen, und die darin enthaltenen Ideen im Training um zu setzen.


Deutlich weniger theoretisch. Was aber bei einem Kampfsport kein so großes Problem ist, da man die nötige Fertigkeit meist doch eher im praktischen Training erreicht, wobei Durchbrüche beim "drüber nachdenken und visualisieren" sicher auch nicht vernachlässigt werden sollen.

Ich möchte für den Bereich Boden wirklich empfehlen auf das vorhandene Wissen der Sportler zurück zu greifen, die ihren Schwerpunkt schon seit Generationen auf den Bodenkampf legen. Die hier vorhandene Erfahrung zu ignorieren wäre nicht ...umm.. der Einsatz der geringst nötigen Energie für das gewünschte Ergebnis, und würde somit komplett dem "Geist des Judo" widersprechen ;)
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Jupp
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Re: pb4s (position before submission)

Beitrag von Jupp »

Ich habe mir das Video nicht nur einen Blick lang, sondern ganz angesehen.

Ich kann es jedem Judotrainer nur empfehlen, sich mit den zahlreichen methodischen Ideen und den unendlichen Möglichkeiten zu beschäftigen, die darin zu sehen sind.
Danke.

Im übrigen gehe ich nicht davon aus, dass ich "die Weisheit mit Löffeln gefressen habe", sondern versuche meine eigenen Erfahrungen und die meiner (ehemaligen) Schützlinge weiter zu geben.

Jupp
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Re: pb4s (position before submission)

Beitrag von Makikomi Kid »

Wenn man sich nun klar macht, dass es hier nur um einen ganz kleinen Teil der Methodik geht und dass das Video von einem Braungurt ist, dann wird hoffentlich auch klarer, warum ich nur empfehlen kann, sich mit dem im BJJ vorhandenen Wissen auseinander zu setzen.
Und dies am besten auf der Matte. Entweder geht man mal zu einem BJJ-Club und rollt mit den Leuten (viele haben "Offene Matten") oder man macht mal ein Seminar mit nem Blau-Gurt aufwärts.

Oh... und ich weiß, dass ich in Foren oft harsch rüber komme - stellt euch einfach all das mit nem freundlichen Grinsen vor. Aber wenn ich überall :D reinklatsche, dann habe ich bald mehr ;) als Satzzeichen.

Einfach mein Zeug im Idealfall als "nett gemeint" auffassen und wenn ich echt was böses schreibe, bitte als "Frotzelei" oder "verwirrtes Haareraufen" ;)
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Fritz
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Re: pb4s (position before submission)

Beitrag von Fritz »

Makikomi Kid hat geschrieben:Obwohl ich die Mühe zu schätzen weiss, die dich das Tippen dieses Referats gekostet haben muss, so möchte ich statt dessen doch einfach vorschlagen einen Blick auf dieses Video zu werfen, und die darin enthaltenen Ideen im Training um zu setzen.
Nette Idee, muß demnächst mal versuchen, davon was auszuprobieren...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: pb4s (position before submission)

Beitrag von mifune10dan »

Hallo, ich finde die Trainingsmethoden in dem Film auch nicht schlecht und werde mit Sicherheit mein Bodentraining in diese Richtung erweitern. Vor allem das Chess Training hat mir gefallen, das ist genial, da kann man so richtig die nächste Reaktion überlegen. Ist sehr gut für Langsamdenker wie mich ;)
Gruß
Reinhard
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