stoneaway hat geschrieben:Die geforderte Ausführungsform der Kata im DJB wurde vor etwa 3 Jahren verändert.
Diese Prämisse stimmt so leider - oder besser zum Glück - nicht. Allerdings wurde es durchaus so verkauft, so dass es genau diese Botschaft nicht nur bei Dir angekommen ist. Oft liegt es auch an Formulierungen, die etwas unglücklich sind.
Bis in die 1980 er Jahre hinein gab es in Deutschland regional sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie Nage-nö-kata (wie auch die anderen Kata) zu lehren sei. Mit der Wiedervereinigung kamen dann noch weitere Vorstellungen hinzu. In dieser Situation wurde der DJB von den LV beauftragt, für eine einheitliche Lehre zu sorgen. Naheliegende Grundlage sollte die aktuelle Lehrpraxis des Kodokan sein. Um dies umzusetzen, gab es im Wesentlichen folgende Mittel:
- Training im Kodokan (z.B. beim jährlichen Kata-Sommerkurs)
- Einladung von Kodokan-Lehrern nach Deutschland (jährliche Besuche von Shiro Yamamoto)
- Verbreitung der Kodokan-Lehrmaterialien (Video, Bücher)
Dies spielte sich zunächst in einem nationalen Rahmen ab, mit der Einführung internationaler Kata-Meisterschaften zeigte sich jedoch, dass in anderen europäischen Ländern einige Details etwas anders verstanden wurden, als hierzulande. Von daher gab es eine weitere Phase des internationalen Angleichs.
Viele der in Deutschland aktiven "Kataleute" verstehen sich selbst viel zu sehr als Experten und weniger als Lernende. Von daher bewerte ich deren Berichte über Änderungen der Kata als Anpassung an ihr eigenes Verständnis, denn eine Änderung der Kata hat es in den letzten Jahrzehnten nicht gegeben.
Ein Problem der heutigen Praxis von Lehrgängen - sei es nun in Japan oder bei japanischen Lehrern in Deutschland - ist, dass man den Ehrgeiz hat, eine komplette Kata mit 15 oder mehr Techniken an einem Tag durchzuhecheln. Dass dabei nur Einzelaspekte herauskommen können, sollte jedem klar sein, insbesondere wenn noch Zeit für Übersetzungen draufgeht. Nach meiner Erfahrung sind - egal welche Kata - 3 bis 5 Techniken die Obergrenze für eine Trainingseinheit für die meisten Lernenden.
Ein System, das vor 20 Jahren so schwach aufgestellt war, braucht seine Zeit, um selbst zu lernen. Das kann man niemandem vorwerfen. Oft wurde dabei auch aus meiner Sicht unglücklich agiert, aber ich sehe auch aufgrund von Personalentwicklungen beim DJB einen Silberstreif am Horizont.
Ein Prüfer jedoch, der den von den Prüflingen erwartet, dass sie stets dem gerade aktuellen Trend folgen, gehört nicht an den Tisch. Ein Referent, der nicht selbst Trainierender ist, auch nicht auf die Matte.