Judo beruflich als "Selbstverteidigung"
Judo beruflich als "Selbstverteidigung"
Hallo
mein Name ist Michael und ich bin ganz neu hier im Forum. Vor vielen Jahren habe ich für kurze Zeit Judo trainiert (bis zum gelben Gurt) und dann aus Zeitgründen wieder auf gehört. Aber gefallen hats mir. Nun möchte ich wieder eine Kampfsportart betreiben, um was für mich tun. Körpergefühl etc. schulen.
Dazu kommt, dass ich langsam aber sicher auch aus beruflichen Gründen mich mit Selbstverteidigung beschäftigen muss. Ich arbeite mit psychisch kranken Menschen, die sich zum Teil in sehr schwierigen Situationen befinden. Mir gefällt meine Arbeit sehr, doch zeichnet sich in meinem Berufsumfeld ab, dass die physische Gewalt immer gegenwärtiger ist und ich meine Fähigkeit schulen muss, damit auch auf körperliche Weise umzugehen. Sprich eine Grenze setzen!
Ich bin auf der Suche nach einer Kampfsportart, die explizit ohne Schläge, Tritte und Waffen auskommt. Meine Recherchen brachten mich so wieder zu Judo und scheinbar ist auch Aikido ansatzweise so was. Diese Haltung entspricht meinem Naturell, und auch aus beruflicher Sicht ist es aus meiner Sicht (die nicht alle teilen) glasklar, dass es darum geht, einen Gegner im Sinne von "hierhin und nicht weiter!" zu stoppen, aber ihn nicht zu verletzen.
Mit Schlägen würde ich in meinem Arbeitsumfeld aktiv eine Gewaltspirale helfen aufrecht zu halten, die schnell ausufern könnte. Eine klare Grenze setzen hat nichts mit dem Verletzen des Gegners zu tun. Man mag meine Sichtweise als naiv abtun. Längerfristig hat sie mehr Substanz. (Das kann man gut im Umgang mit verbaler Gewalt beobachten)
Meine Recherchen führten mich zu so was (ab der Mitte des Videos kommt das eigentliche)
Telefonischen Rücksprachen mit dem jeweiligen Anbieter, (und der Frage ob man auch ohne Schläge trainieren kann) die im Video gezeigten Verteidigungstechniken anpreisen, wurden meist und relativ schnell mit diesem Argument begegnet: "Aber es ist doch legal" (Ich wohne in der Schweiz. Kann sein, dass das rechtlich gesehen stimmt).
Schockiert hat mich, dass man ganz automatisch vom Worst Case ausgeht und dementsprechend handelt. Die obige Videoserie (etwa 30 "Tricks") beinhaltet in jeder Situation, die ich mir näher angeschaut hab einfach eines: "Hau zu wo es weht tut! "
Dann habe ich vergleichbare Situationen (z.b. Schwitzkasten) mit Judo zu vergleichen (da gibts ja auch Videos). Und meist war eine Alternative da, die von einem deutlich anderen Ansatz zeugt: Bringe Deinen Gegner zu Boden, ohne dass er sich verletzt. So interpretiere ich das zumindest.
Scheinbar existieren Alternativen. Wenn ich mit meinen Klienten eine Beziehung pflegen will (und das ist notwendig, um überhaupt irgendwie helfen zu können), dann muss auch bei körperlichen Auseinandersetzung ein gewisser Respekt ihm gegenüber möglich sein.
Prügeleien a la das oben dargestellte "Wing Tsung" führen unweigerlich zum Aufbau einer Gewaltspirale. Wird mit diesem Wissen, dass eine genau so gefährliche Waffe ist, verantwortungsvoll umgegangen? Es darf ja auch nicht jeder eine Pistole haben (zumindest bei uns in der Schweiz)
Meine Fragen: Ob Judo zur Selbstverteidigung taugt oder nicht wird ja vielerorts diskutiert. Gibt es in euren Augen Alltags-Situationen, wo Judo sich nicht eignet?
Gibt es andere Kampfsportarten, die ohne Schläge auskommen? Idealerweise eine, die sich an alltäglichen Situationen orientiert.
Festhaltetechniken sind hingegen wichtig, denn oft wird von den Leuten das so beschrieben, dass sie in einer solchen Situation, wo sie ausrasten, Halt die beste Hilfe ist. Somit kann Festhalten auch ein Halt-geben sein.
So ein langer Roman.... Bin gespannt auf eure Meinungen
Gruß
Michael
mein Name ist Michael und ich bin ganz neu hier im Forum. Vor vielen Jahren habe ich für kurze Zeit Judo trainiert (bis zum gelben Gurt) und dann aus Zeitgründen wieder auf gehört. Aber gefallen hats mir. Nun möchte ich wieder eine Kampfsportart betreiben, um was für mich tun. Körpergefühl etc. schulen.
Dazu kommt, dass ich langsam aber sicher auch aus beruflichen Gründen mich mit Selbstverteidigung beschäftigen muss. Ich arbeite mit psychisch kranken Menschen, die sich zum Teil in sehr schwierigen Situationen befinden. Mir gefällt meine Arbeit sehr, doch zeichnet sich in meinem Berufsumfeld ab, dass die physische Gewalt immer gegenwärtiger ist und ich meine Fähigkeit schulen muss, damit auch auf körperliche Weise umzugehen. Sprich eine Grenze setzen!
Ich bin auf der Suche nach einer Kampfsportart, die explizit ohne Schläge, Tritte und Waffen auskommt. Meine Recherchen brachten mich so wieder zu Judo und scheinbar ist auch Aikido ansatzweise so was. Diese Haltung entspricht meinem Naturell, und auch aus beruflicher Sicht ist es aus meiner Sicht (die nicht alle teilen) glasklar, dass es darum geht, einen Gegner im Sinne von "hierhin und nicht weiter!" zu stoppen, aber ihn nicht zu verletzen.
Mit Schlägen würde ich in meinem Arbeitsumfeld aktiv eine Gewaltspirale helfen aufrecht zu halten, die schnell ausufern könnte. Eine klare Grenze setzen hat nichts mit dem Verletzen des Gegners zu tun. Man mag meine Sichtweise als naiv abtun. Längerfristig hat sie mehr Substanz. (Das kann man gut im Umgang mit verbaler Gewalt beobachten)
Meine Recherchen führten mich zu so was (ab der Mitte des Videos kommt das eigentliche)
Telefonischen Rücksprachen mit dem jeweiligen Anbieter, (und der Frage ob man auch ohne Schläge trainieren kann) die im Video gezeigten Verteidigungstechniken anpreisen, wurden meist und relativ schnell mit diesem Argument begegnet: "Aber es ist doch legal" (Ich wohne in der Schweiz. Kann sein, dass das rechtlich gesehen stimmt).
Schockiert hat mich, dass man ganz automatisch vom Worst Case ausgeht und dementsprechend handelt. Die obige Videoserie (etwa 30 "Tricks") beinhaltet in jeder Situation, die ich mir näher angeschaut hab einfach eines: "Hau zu wo es weht tut! "
Dann habe ich vergleichbare Situationen (z.b. Schwitzkasten) mit Judo zu vergleichen (da gibts ja auch Videos). Und meist war eine Alternative da, die von einem deutlich anderen Ansatz zeugt: Bringe Deinen Gegner zu Boden, ohne dass er sich verletzt. So interpretiere ich das zumindest.
Scheinbar existieren Alternativen. Wenn ich mit meinen Klienten eine Beziehung pflegen will (und das ist notwendig, um überhaupt irgendwie helfen zu können), dann muss auch bei körperlichen Auseinandersetzung ein gewisser Respekt ihm gegenüber möglich sein.
Prügeleien a la das oben dargestellte "Wing Tsung" führen unweigerlich zum Aufbau einer Gewaltspirale. Wird mit diesem Wissen, dass eine genau so gefährliche Waffe ist, verantwortungsvoll umgegangen? Es darf ja auch nicht jeder eine Pistole haben (zumindest bei uns in der Schweiz)
Meine Fragen: Ob Judo zur Selbstverteidigung taugt oder nicht wird ja vielerorts diskutiert. Gibt es in euren Augen Alltags-Situationen, wo Judo sich nicht eignet?
Gibt es andere Kampfsportarten, die ohne Schläge auskommen? Idealerweise eine, die sich an alltäglichen Situationen orientiert.
Festhaltetechniken sind hingegen wichtig, denn oft wird von den Leuten das so beschrieben, dass sie in einer solchen Situation, wo sie ausrasten, Halt die beste Hilfe ist. Somit kann Festhalten auch ein Halt-geben sein.
So ein langer Roman.... Bin gespannt auf eure Meinungen
Gruß
Michael
Re: Judo beruflich als "selbstverteidigung"
Hallo Michael,
Du bist sicherlich in einer Sondersituation, bei der es darum geht, einen Angriff nicht bloß - mehr oder weniger ohne Rücksicht auf den Angreifer - abzuwehren, damit Du selbst ohne Schaden bleibst, sondern es in Deinem Fall auch noch wichtig ist, dass Du die Therapie Deiner Angreifer nicht gefährdest. Was Du schilderst, finde ich ausgesprochen nachvollziehbar und auch in der Analyse schlüssig.
Neben Judo bliebe aus meiner Sicht noch Ringen als Alternative, denn auch hier hast Du das "Festhalten", wie Du es beschreibst. Aikido ist zwar eine wundervolle Sache - und ich würde es an Deiner Stelle auch ausprobieren - jedoch glaube ich, dass es ein sehr langer Trainingsprozess ist, bis Du es so einsetzen kannst, wie Du es bei Deiner Arbeit benötigst. Schließlich fällt mir noch BJJ ein - oder natürlich alle anderen Formen von "Grappling". Vielleicht gibt es da die ein oder andere Alternative in Deiner Gegend.
Bei einem passenden Judo-Angebot wärst Du aber auf jeden Fall gut aufgehoben. Es kommt allerdings auf Verein und Gruppe an, wie gut Du es für Deine beruflichen Zwecke gebrauchen kannst. Es bleibt nur, Dir das Ganze anzuschauen.
Du bist sicherlich in einer Sondersituation, bei der es darum geht, einen Angriff nicht bloß - mehr oder weniger ohne Rücksicht auf den Angreifer - abzuwehren, damit Du selbst ohne Schaden bleibst, sondern es in Deinem Fall auch noch wichtig ist, dass Du die Therapie Deiner Angreifer nicht gefährdest. Was Du schilderst, finde ich ausgesprochen nachvollziehbar und auch in der Analyse schlüssig.
Neben Judo bliebe aus meiner Sicht noch Ringen als Alternative, denn auch hier hast Du das "Festhalten", wie Du es beschreibst. Aikido ist zwar eine wundervolle Sache - und ich würde es an Deiner Stelle auch ausprobieren - jedoch glaube ich, dass es ein sehr langer Trainingsprozess ist, bis Du es so einsetzen kannst, wie Du es bei Deiner Arbeit benötigst. Schließlich fällt mir noch BJJ ein - oder natürlich alle anderen Formen von "Grappling". Vielleicht gibt es da die ein oder andere Alternative in Deiner Gegend.
Bei einem passenden Judo-Angebot wärst Du aber auf jeden Fall gut aufgehoben. Es kommt allerdings auf Verein und Gruppe an, wie gut Du es für Deine beruflichen Zwecke gebrauchen kannst. Es bleibt nur, Dir das Ganze anzuschauen.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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- Olaf
- 2. Dan Träger
- Beiträge: 548
- Registriert: 30.03.2004, 11:46
- Bundesland: Nordrhein-Westfalen
- Verein: Obernkirchen Raptors/PSV Herford
- Kontaktdaten:
Re: Judo beruflich als "selbstverteidigung"
Hallo Michael,
ich kann deine Situation sehr gut nachvollziehen. Ich habe viele Jahre mit 14 bis 20jährigen im Bereich der Jugendhilfe gearbeitet. Dabei waren auch einige Klienten mit Neigung zu absolutem Kontrollverlust. Judo hat mir in jeder Situation gereicht. Im schlimmsten Fall musste ich einen Kandidaten einmal ca. 1 Stunde in einem Haltegriff fixieren bis die Amtsärztin zur Ruhigstellung eintraf. Solange du so trainierst, dass du darauf achtest, die Haltetechik so auszuführen, dass du nicht durch Tritte, Schläge, Kopfstöße etc. verletzt werden kannst, ist Judo praktikabel.
Zu beachten ist noch, dass ich mich im Bereich der 100 kg bewege und es mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu tun hatte. Bei kompakten Erwachsenen kann das schon deutlich anders aussehen, vor allem wenn diese selbst Erfahrung in Kämpfen haben.
Für solche Fällen würde ich dir ebenfalls das Erlernen von Würgetechniken ans Herz legen. Klingt brutal, ist aber gegen ausrastende, schwere Gegner manchmal das einzige was hilft, wenn du sie nicht ernsthaft verletzen willst.
LG
Olaf
ich kann deine Situation sehr gut nachvollziehen. Ich habe viele Jahre mit 14 bis 20jährigen im Bereich der Jugendhilfe gearbeitet. Dabei waren auch einige Klienten mit Neigung zu absolutem Kontrollverlust. Judo hat mir in jeder Situation gereicht. Im schlimmsten Fall musste ich einen Kandidaten einmal ca. 1 Stunde in einem Haltegriff fixieren bis die Amtsärztin zur Ruhigstellung eintraf. Solange du so trainierst, dass du darauf achtest, die Haltetechik so auszuführen, dass du nicht durch Tritte, Schläge, Kopfstöße etc. verletzt werden kannst, ist Judo praktikabel.
Zu beachten ist noch, dass ich mich im Bereich der 100 kg bewege und es mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu tun hatte. Bei kompakten Erwachsenen kann das schon deutlich anders aussehen, vor allem wenn diese selbst Erfahrung in Kämpfen haben.
Für solche Fällen würde ich dir ebenfalls das Erlernen von Würgetechniken ans Herz legen. Klingt brutal, ist aber gegen ausrastende, schwere Gegner manchmal das einzige was hilft, wenn du sie nicht ernsthaft verletzen willst.
LG
Olaf
Immer wieder muß das Unmögliche versucht werden,
um das Mögliche zu erreichen
Derjenige, der sagt „Es geht nicht“, soll denjenigen nicht stören, der es gerade tut.
Jeder kann unter http://www.obernkirchenraptors.de mehr über uns erfahren.
um das Mögliche zu erreichen
Derjenige, der sagt „Es geht nicht“, soll denjenigen nicht stören, der es gerade tut.
Jeder kann unter http://www.obernkirchenraptors.de mehr über uns erfahren.
Re: Judo beruflich als "Selbstverteidigung"
@wicket:
So wie ich das überschaue, gibt es keine ernsthafte Kampfkunst, die ohne Schläge und Tritte auskommt.
(Auch wenn es gleichwohl Sportversionen von Kampfkünsten gibt, bei denen Schläge und Tritte
im Wettkampf nicht erlaubt sind)
Es wäre widersinnig, sich in einer SV-Situation künstlich zu beschränken...
Inwieweit Du das Gelernte dann auch tatsächlich nutzt bzw. einsetzt, ist eine ganz andere Geschichte...
Evt. ist ein sauberer KO-Schlag evt. sogar das schonender Mittel, als jemanden zu werfen und zu riskieren,
daß dieser schwere bist schwerste Verletzungen davon trägt...
Weiterhin kann eigentlich auch nur der Umgang mit Schlägen o.ä. geübt werden, wenn "der andere"
halt schlägt und tritt...
So wie ich das überschaue, gibt es keine ernsthafte Kampfkunst, die ohne Schläge und Tritte auskommt.
(Auch wenn es gleichwohl Sportversionen von Kampfkünsten gibt, bei denen Schläge und Tritte
im Wettkampf nicht erlaubt sind)
Es wäre widersinnig, sich in einer SV-Situation künstlich zu beschränken...
Inwieweit Du das Gelernte dann auch tatsächlich nutzt bzw. einsetzt, ist eine ganz andere Geschichte...
Evt. ist ein sauberer KO-Schlag evt. sogar das schonender Mittel, als jemanden zu werfen und zu riskieren,
daß dieser schwere bist schwerste Verletzungen davon trägt...
Weiterhin kann eigentlich auch nur der Umgang mit Schlägen o.ä. geübt werden, wenn "der andere"
halt schlägt und tritt...
Mit freundlichem Gruß
Fritz
Fritz
Re: Judo beruflich als "Selbstverteidigung"
Wenn Du zum Judo tendierst, such dir bitte einen Verein, der nicht auf reines Sportjudo fixiert ist.
Auch wird Dir in Deinem Fall die örtliche Wettkampfgruppe des Vereins wenig nützen. Ich würde den Fokus auf alternative Trainingsmethoden legen, das heißt: Wird zum Beispiel auch ohne Gi geübt (denn wer deiner Patienten trägt einen Judoanzug?). Wird Selbstverteidigung angeboten, ja Selbstverteidigung! Nur wenn Du die Möglichkeiten kennst und mit unkooperativen Partners trainierst, kannst Du Dir für Dich Optionen (evtl. ohne Atemi) erarbeiten. Ob Sie dann in der Realität funktionieren? Nun ja, auch daran erkennst Du die Qualität des Trainings, auch wenn es dann zu spät sein könnte.
Gruß
Joerch
Auch wird Dir in Deinem Fall die örtliche Wettkampfgruppe des Vereins wenig nützen. Ich würde den Fokus auf alternative Trainingsmethoden legen, das heißt: Wird zum Beispiel auch ohne Gi geübt (denn wer deiner Patienten trägt einen Judoanzug?). Wird Selbstverteidigung angeboten, ja Selbstverteidigung! Nur wenn Du die Möglichkeiten kennst und mit unkooperativen Partners trainierst, kannst Du Dir für Dich Optionen (evtl. ohne Atemi) erarbeiten. Ob Sie dann in der Realität funktionieren? Nun ja, auch daran erkennst Du die Qualität des Trainings, auch wenn es dann zu spät sein könnte.
Gruß
Joerch
- Makikomi Kid
- 2. Dan Träger
- Beiträge: 595
- Registriert: 25.11.2010, 12:59
Re: Judo beruflich als "Selbstverteidigung"
Wenn du ihn wirfst, und er nicht fallen kann, dann wird er sich mit hoher Wahrscheinlichkeit verletzen.Und meist war eine Alternative da, die von einem deutlich anderen Ansatz zeugt: Bringe Deinen Gegner zu Boden, ohne dass er sich verletzt.
Die wenigsten Leute ohne Falltraining können auf Kopf/ Nacken / Schultergürtel fallen ohne sich zu verletzen.
Evtl. wäre Aikido wirklich die bessere Wahl, da hier auch der Ansatz eher dem entspricht, was du oben beschrieben hast.
"Es gibt auf Dan Prüfungen zu höheren Stufen noch Dan-Träger, die noch nicht richtig fallen können" - Judoka50
Re: Judo beruflich als "Selbstverteidigung"
Moin zusammen,
Judo geht grundsätzlich immer...
Michael schreibt, er arbeite mit psychisch kranken Menschen (dafür von vorne herein: Respekt). Einige Fragen hätte ich da (persönliches Erkenntnisinteresse...)
Wie genau sieht denn da die Mehrzahl der Angriffe aus? Gibt es so etwas wie einen typischen Angriff? Worum geht es? Schaden von Dir abzuwenden oder auch den Patienten vor sich selbst zu schützen? Was passiert nach erfolgter Abwehr? Müssen die Patienten solange fixiert werden, bis sie (medikamentös?) ruhig gestellt sind?
Du schreibst, es gehe dir auch darum, eine "Spirale der Gewalt" zu durchbrechen. Wie ist denn Angriffen auf medizinisches Fachpersonal bislang begegnet worden?
Ich glaube schon, dass Judo grundsätzlich in der Lage ist, ggf. eine Antwortmöglichkeit bereitzustellen. Das wird aber BJJ oder eine Vielzahl anderer Stile auch können. Nur: ob mit oder ohne Schlag- und Tritttechniken: schmerzlos wird das in der Regel nicht ablaufen...
Gruß,
jan
Judo geht grundsätzlich immer...
Michael schreibt, er arbeite mit psychisch kranken Menschen (dafür von vorne herein: Respekt). Einige Fragen hätte ich da (persönliches Erkenntnisinteresse...)
Wie genau sieht denn da die Mehrzahl der Angriffe aus? Gibt es so etwas wie einen typischen Angriff? Worum geht es? Schaden von Dir abzuwenden oder auch den Patienten vor sich selbst zu schützen? Was passiert nach erfolgter Abwehr? Müssen die Patienten solange fixiert werden, bis sie (medikamentös?) ruhig gestellt sind?
Du schreibst, es gehe dir auch darum, eine "Spirale der Gewalt" zu durchbrechen. Wie ist denn Angriffen auf medizinisches Fachpersonal bislang begegnet worden?
Ich glaube schon, dass Judo grundsätzlich in der Lage ist, ggf. eine Antwortmöglichkeit bereitzustellen. Das wird aber BJJ oder eine Vielzahl anderer Stile auch können. Nur: ob mit oder ohne Schlag- und Tritttechniken: schmerzlos wird das in der Regel nicht ablaufen...
Gruß,
jan
"It´s not the fall that hurts - it´s when you hit the ground."
Re: Judo beruflich als "Selbstverteidigung"
Hallo Allerseits
vielen herzlichen Dank für eure vielen und ernsthafte Antworten. Wirklich toll. Nun ist es an mir allen zu antworten.. und werde es wohl auf einige Posts aufteilen.
Kann also einen Moment dauern, bis alles beantwortet ist
1. Schutz von sich selber
2. Schutz der anderen Bewohner
3. Schutz derjenigen Person, welche die Gewalt ausübt. (Weil Selbstverletzung in irgend einer Form stets ein Teil des Szenarios ist)
Unterlassene Hilfestellung in Situationen, wo es Alternativen gab, ist klar strafbar. Ich denke, dass unnötige/der Situation nicht angemessene Gewalt als Abwehr auch nicht so zulässig ist. (Da machen es sich die Anbieter, wie ich sie in meinem letzten Posting beschrieben habe, zu einfach!)
Würde ich ohne wirklich ernsthafte (!) Bedrohung jemandem in die Leistengegend treten, würde das zweifellos Folgen haben.
Institutionen bei denen starke Gewalt oft vorkommt (Kliniken) sind dementsprechend auch anders organisiert. Alarmknopf oder ein Codewort, das man ruft und dann sofort jede Begleitperson alles stehen und liegen lassen muss und zu Hilfe eilen.
Medikamente sind leider oft auch ein Thema. "Leider" deswegen, weil sie nichts lösen, sondern nur unterdrücken. Das wird spätestens dann klar, wenn die Dosis reduziert wird.
Siehe auch obige Antwort. Dann gibt es natürlich Schulungen, die aber teilweise auch den Ansatz haben, z.b. eine Umklammerung mit Schmerz zu lösen. Druck auf einen Nerv in der Achsel. (Da fand ich im Internet auch Alternativen. Wie stark ist der Anteil an Befreiungen im Judo? Gibts z.B. eine für den Schwitzkasten?). Sehr gut aber nicht sehr vielfältig ist DOKI http://www.beratungszentrum-alsterdorf. ... 281%29.pdf von Carlos Escalera. Er weist in seinen Lehrgängen darauf hin, dass jeder Körperkontakt ein Kontakt ist... ein Dialog auf den man Einfluss nehmen kann, wie man sich "ausdrückt". Aber der Ansatz von Escalera ist leider eher selten.
Dann gibts viele Theorien.... Die in der Praxis erstaunlich wenig bringen. Man kann noch lange über Aggressionsverläufe, Kurvendiagramme, gewaltfreie Kommunikation diskutieren. In dem Moment, wo es so weit ist, sind viele Leute aus meinem Bereich schlicht überrumpelt und gelähmt. Das ist nicht meine Aussage, sondern der Tenor von praktisch allen Leuten aus meinem Berufsfeld, mit denen ich mich darüber unterhalten habe. Mich erstaunt nur, dass man dennoch oft nur sehr theoretisch bleibt in dem Thema.
So. Die restlichen Antworten folgen dann später.
Gruß
Michael
vielen herzlichen Dank für eure vielen und ernsthafte Antworten. Wirklich toll. Nun ist es an mir allen zu antworten.. und werde es wohl auf einige Posts aufteilen.
Kann also einen Moment dauern, bis alles beantwortet ist
Gute Frage. Ich meine, sie kommen eher mehrheitlich von vorne, weil vielen Konflikten ein Dialog vorausgeht, wo man sich dann auch gegenüber steht. Aber nicht nur. Dann gibts natürlich Zwischenstufen, dass mal ein Gegenstand geflogen kommt etc. Einen typischer Angriff gibts wohl eher nicht. Irgend eine signifikante Gemeinsamkeit haben sie nicht inne.Maki-Komi hat geschrieben:Einige Fragen hätte ich da (persönliches Erkenntnisinteresse...)
Wie genau sieht denn da die Mehrzahl der Angriffe aus? Gibt es so etwas wie einen typischen Angriff?
Nun. Hier gibts eine klare Regelung, die auch von oben so vorgegeben ist.Worum geht es? Schaden von Dir abzuwenden oder auch den Patienten vor sich selbst zu schützen?
1. Schutz von sich selber
2. Schutz der anderen Bewohner
3. Schutz derjenigen Person, welche die Gewalt ausübt. (Weil Selbstverletzung in irgend einer Form stets ein Teil des Szenarios ist)
Unterlassene Hilfestellung in Situationen, wo es Alternativen gab, ist klar strafbar. Ich denke, dass unnötige/der Situation nicht angemessene Gewalt als Abwehr auch nicht so zulässig ist. (Da machen es sich die Anbieter, wie ich sie in meinem letzten Posting beschrieben habe, zu einfach!)
Würde ich ohne wirklich ernsthafte (!) Bedrohung jemandem in die Leistengegend treten, würde das zweifellos Folgen haben.
Institutionen bei denen starke Gewalt oft vorkommt (Kliniken) sind dementsprechend auch anders organisiert. Alarmknopf oder ein Codewort, das man ruft und dann sofort jede Begleitperson alles stehen und liegen lassen muss und zu Hilfe eilen.
Das ist ein heißes Eisen. Fixierungen sind in der CH nur in Kliniken und der Polizei erlaubt. Aber gemacht wird es auch an anderen Orten.Was passiert nach erfolgter Abwehr? Müssen die Patienten solange fixiert werden, bis sie (medikamentös?) ruhig gestellt sind?
Medikamente sind leider oft auch ein Thema. "Leider" deswegen, weil sie nichts lösen, sondern nur unterdrücken. Das wird spätestens dann klar, wenn die Dosis reduziert wird.
Du schreibst, es gehe dir auch darum, eine "Spirale der Gewalt" zu durchbrechen. Wie ist denn Angriffen auf medizinisches Fachpersonal bislang begegnet worden?
Siehe auch obige Antwort. Dann gibt es natürlich Schulungen, die aber teilweise auch den Ansatz haben, z.b. eine Umklammerung mit Schmerz zu lösen. Druck auf einen Nerv in der Achsel. (Da fand ich im Internet auch Alternativen. Wie stark ist der Anteil an Befreiungen im Judo? Gibts z.B. eine für den Schwitzkasten?). Sehr gut aber nicht sehr vielfältig ist DOKI http://www.beratungszentrum-alsterdorf. ... 281%29.pdf von Carlos Escalera. Er weist in seinen Lehrgängen darauf hin, dass jeder Körperkontakt ein Kontakt ist... ein Dialog auf den man Einfluss nehmen kann, wie man sich "ausdrückt". Aber der Ansatz von Escalera ist leider eher selten.
Dann gibts viele Theorien.... Die in der Praxis erstaunlich wenig bringen. Man kann noch lange über Aggressionsverläufe, Kurvendiagramme, gewaltfreie Kommunikation diskutieren. In dem Moment, wo es so weit ist, sind viele Leute aus meinem Bereich schlicht überrumpelt und gelähmt. Das ist nicht meine Aussage, sondern der Tenor von praktisch allen Leuten aus meinem Berufsfeld, mit denen ich mich darüber unterhalten habe. Mich erstaunt nur, dass man dennoch oft nur sehr theoretisch bleibt in dem Thema.
So. Die restlichen Antworten folgen dann später.
Gruß
Michael
Zuletzt geändert von Fritz am 20.12.2011, 22:41, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Groß-/Klein- u. Rechtschreibung verbessert. Bitte selbst stärker drauf achten, Danke :-)
Grund: Groß-/Klein- u. Rechtschreibung verbessert. Bitte selbst stärker drauf achten, Danke :-)
-
- 2. Dan Träger
- Beiträge: 563
- Registriert: 13.02.2009, 00:36
Re: Judo beruflich als "Selbstverteidigung"
Hast Du Dich mal mit dem Lehrbuch "Judoselbstverteidigung" von Horst Wolf bzw. "Judo Schule der Selbstverteidigung" von Günter Woog (beide nur antiquarisch erhältlich) gelesen?
Beide Bücher zeigen, wie Judo als Selbstverteidigung einsetzbar ist und wo es Grenzen gibt. Im übrigen muß man nicht in jeder Situation werfen, man kann auch Würgen und Hebel im Stand einsetzen, Haltegriffe abwandeln, um einen Angreifer stehend gegen ein Hindernis (Wand) fixieren. Je nach Situation sind Schmerz-Schläge (Magen, Leber) sinnvoll einsetzbar, um jemanden kontrolliert kampfunfähig zu machen, ohne ernsthafte Verletzungen zu verursachen.
Beide Bücher zeigen, wie Judo als Selbstverteidigung einsetzbar ist und wo es Grenzen gibt. Im übrigen muß man nicht in jeder Situation werfen, man kann auch Würgen und Hebel im Stand einsetzen, Haltegriffe abwandeln, um einen Angreifer stehend gegen ein Hindernis (Wand) fixieren. Je nach Situation sind Schmerz-Schläge (Magen, Leber) sinnvoll einsetzbar, um jemanden kontrolliert kampfunfähig zu machen, ohne ernsthafte Verletzungen zu verursachen.
Re: Judo beruflich als "Selbstverteidigung"
Moin zusammen,
ich glaube, dass die von Dir geschilderten Rahmenbedingungen echt schwierig sind.
Mir fehlt allerdings, zugegeben, die Erfahrung mit psychisch kranken Menschen und deren Aggressionsverhalten. Unter dem Strich kann es doch aber nur darum gehen, einen Angriff abzuwehren, oder?
Wann hört denn ein Angriff aus deiner Erfahrung heraus auf? In dem Moment wo der Patient Schmerz verspürt? Oder werden diese Schmerzreize ignoriert / nicht wahrgenommen / stacheln sie vielleicht noch an? (Analogie: Der Wolf vs. Schaf Thread)
Vermutlich wird es kein Allheilmittel geben, dass es dir erlaubt, den Angriff eines Patienten "schmerzfrei" abzuwenden bzw. zu beenden. Wenn es dir aber darum geht, dich und andere zu schützen, bleibe ich dabei: Kann dir sowohl Judo als auch eine Vielzahl anderer Stile (BJJ, JJ,...) eine Möglichkeit bereitstellen. Auf die Tatsache, dass in einem ausschließlich leistungssportlich orientierten Verein vermutlich keine effektiven Techniken gelehrt werden können, brauche ich hier nicht eingehen, denke ich.
Grüße,
Jan
ich glaube, dass die von Dir geschilderten Rahmenbedingungen echt schwierig sind.
Wann beginnt denn die wirklich ernstzunehmende Bedrohung? Ist jetzt vielleicht etwas überzogen, aber im Militär kennt man beispielsweise die Unterscheidung zwischen "preventive" und "preemptive" attacks. Je nach Erfahrungsgrad kann man doch relativ genau vorhersagen, wann man angegriffen wird.Würde ich ohne wirklich ernsthafte (!) Bedrohung jemandem in die Leistengegend treten, würde das zweifellos Folgen haben.
Mir fehlt allerdings, zugegeben, die Erfahrung mit psychisch kranken Menschen und deren Aggressionsverhalten. Unter dem Strich kann es doch aber nur darum gehen, einen Angriff abzuwehren, oder?
Wann hört denn ein Angriff aus deiner Erfahrung heraus auf? In dem Moment wo der Patient Schmerz verspürt? Oder werden diese Schmerzreize ignoriert / nicht wahrgenommen / stacheln sie vielleicht noch an? (Analogie: Der Wolf vs. Schaf Thread)
Vermutlich wird es kein Allheilmittel geben, dass es dir erlaubt, den Angriff eines Patienten "schmerzfrei" abzuwenden bzw. zu beenden. Wenn es dir aber darum geht, dich und andere zu schützen, bleibe ich dabei: Kann dir sowohl Judo als auch eine Vielzahl anderer Stile (BJJ, JJ,...) eine Möglichkeit bereitstellen. Auf die Tatsache, dass in einem ausschließlich leistungssportlich orientierten Verein vermutlich keine effektiven Techniken gelehrt werden können, brauche ich hier nicht eingehen, denke ich.
Grüße,
Jan
"It´s not the fall that hurts - it´s when you hit the ground."
Re: Judo beruflich als "Selbstverteidigung"
Tag Allerseits
Generell gehe ich davon aus, dass es nicht immer vermeidbar ist, dass ein Angreifer verletzt wird. Ich vertrete eher den Standpunkt zu versuchen diese Gefahr zu reduzieren. Dies wäre eine Farce, wenn ich eine Kampfsportart a la Wing Tsung anwende oder erlerne, oder?
Natürlich kann ich von meiner Gegenseite nicht erwarten, dass diese immer "sauber" Kämpft. So:
- Gibt es im Judo Festhaltungen, die es einem Gegner unmöglich machen zu beißen oder mit den Händen mir in die Augen zu drücken?
- Wie sieht das explizit mit einem Schwitzkasten oder Festhalten von hinten aus?
- Ich würde also gut daran tun, Judo mit Schwerpunkt Selbstverteidigung zu erlernen. (An Wettkämpfen habe ich Null Interesse)
Der Punkt ist, dass ich den Konflikt mit den Leuten im Hier und Jetzt austrage sollte. Alles andere ist nicht nachhaltig. In 99% der Fälle bleibt es ja ohnehin im Verbalen.
Dann muss ich noch sagen, dass in extremen Situationen (die ich selber noch nie direkt miterlebt habe), die Angreifer unglaubliche körperliche Ressourcen entwickeln können für deren Herkunft es eigentlich nicht wirklich eine rationale Erklärung gibt. Ich habe mal erlebt, dass jemand die beiden Ausleger eine 20er Schraubzwinge um etwa 45° zueinander verdreht hat. Gusseisen und Stahl! Eigentlich unmöglich.
Ein sauberer KO-Schlag ist kaum möglich. Überhaupt ist da ein Kräftemessen nicht realistisch. Ich bin nur durchschnittlich kräftig. Da bleibt mir nur die Technik.
Gruß Michael
@Fritz: Sorry wegen der Rechtschreibung. Ich werde mich bemühen, bin aber Legasteniker äh Stegaleniker
Generell gehe ich davon aus, dass es nicht immer vermeidbar ist, dass ein Angreifer verletzt wird. Ich vertrete eher den Standpunkt zu versuchen diese Gefahr zu reduzieren. Dies wäre eine Farce, wenn ich eine Kampfsportart a la Wing Tsung anwende oder erlerne, oder?
Joerch hat geschrieben: Nur wenn Du die Möglichkeiten kennst und mit unkooperativen Partners trainierst, kannst Du Dir für Dich Optionen (evtl. ohne Atemi) erarbeiten.
tutor! hat geschrieben:Bei einem passenden Judo-Angebot wärst Du aber auf jeden Fall gut aufgehoben. Es kommt allerdings auf Verein und Gruppe an, wie gut Du es für Deine beruflichen Zwecke gebrauchen kannst. Es bleibt nur, Dir das Ganze anzuschauen
Aus diesen Aussagen schließe ich, dass Judo nicht gleich Judo ist, sondern je nach Ausrichtung einer Schule oder eines Clubs eher in Richtung Selbstverteidigung oder eben Wettkampf gehen kann und kristallisiert eine Frage heraus, die ich in meinem ersten Posting vergessen habe.Fritz hat geschrieben:Weiterhin kann eigentlich auch nur der Umgang mit Schlägen o.ä. geübt werden, wenn "der andere"halt schlägt und tritt...
Natürlich kann ich von meiner Gegenseite nicht erwarten, dass diese immer "sauber" Kämpft. So:
- Gibt es im Judo Festhaltungen, die es einem Gegner unmöglich machen zu beißen oder mit den Händen mir in die Augen zu drücken?
- Wie sieht das explizit mit einem Schwitzkasten oder Festhalten von hinten aus?
- Ich würde also gut daran tun, Judo mit Schwerpunkt Selbstverteidigung zu erlernen. (An Wettkämpfen habe ich Null Interesse)
Stimmt. Nur: diese Leute sind bereits in gewisser Weise K.O. Meist von starken Medikamenten zugedröhnt.Evt. ist ein sauberer KO-Schlag evt. sogar das schonender Mittel, als jemanden zu werfen und zu riskieren,daß dieser schwere bist schwerste Verletzungen davon trägt...
Der Punkt ist, dass ich den Konflikt mit den Leuten im Hier und Jetzt austrage sollte. Alles andere ist nicht nachhaltig. In 99% der Fälle bleibt es ja ohnehin im Verbalen.
Dann muss ich noch sagen, dass in extremen Situationen (die ich selber noch nie direkt miterlebt habe), die Angreifer unglaubliche körperliche Ressourcen entwickeln können für deren Herkunft es eigentlich nicht wirklich eine rationale Erklärung gibt. Ich habe mal erlebt, dass jemand die beiden Ausleger eine 20er Schraubzwinge um etwa 45° zueinander verdreht hat. Gusseisen und Stahl! Eigentlich unmöglich.
Ein sauberer KO-Schlag ist kaum möglich. Überhaupt ist da ein Kräftemessen nicht realistisch. Ich bin nur durchschnittlich kräftig. Da bleibt mir nur die Technik.
Meinst Du damit Würger aus dem Judo oder eine andere Kampfsportart?Olaf hat geschrieben:Für solche Fällen würde ich dir ebenfalls das Erlernen von Würgetechniken ans Herz legen. Klingt brutal, ist aber gegen ausrastende, schwere Gegner manchmal das einzige was hilft, wenn du sie nicht ernsthaft verletzen willst.
Gruß Michael
@Fritz: Sorry wegen der Rechtschreibung. Ich werde mich bemühen, bin aber Legasteniker äh Stegaleniker
Re: Judo beruflich als "Selbstverteidigung"
Hallo HolgerHolger König hat geschrieben:Hast Du Dich mal mit dem Lehrbuch "Judoselbstverteidigung" von Horst Wolf bzw. "Judo Schule der Selbstverteidigung" von Günter Woog (beide nur antiquarisch erhältlich) gelesen?
Beide Bücher zeigen, wie Judo als Selbstverteidigung einsetzbar ist und wo es Grenzen gibt.
Nein. Ich mache mich gleich mal auf die Suche nach den Büchern. Danke für den Tip!
Gruss Michael
Re: Judo beruflich als "Selbstverteidigung"
Hallo Jan
Wenn du ausstrahlst: "Ich habe Angst, tu mir nichts", dann wird das gegenüber eher die Kontrolle verlieren, weil er es selber mit der Angst zu tun bekommt.
"Ich respektiere Dich, werde aber keine Körperliche Übergriffe akzeptieren" ist es was anderes als "Wenn Du mich angreifst, werde ich Dich zwischen die Beine treten". Bereits lange bevor es zu einer körperlichen Eskalation kommt kann die Grundhaltung der einzelnen Protagonisten enorm die Situation in einer 2er-Beziehung oder Gruppe beeinflussen.
Schwer zu sagen. Die Kunst ist es die verschiedenen Anzeichen zu deuten, ja. Viele meiner Leute hören sehr oft Stimmen, die Ihnen dann Dinge "befehlen".
Wann ein Angriff aufhört, kann man meiner Meinung nach nicht pauschal sagen. Aber Faktoren die eine Eskalation fördern, die gibt es. Zuhauf!
Und dennoch. Schlage ich einen Menschen, dann schlage ich nicht nur seinen Körper. Ich schlage sein Wesen!
Ich glaube, der Körper ist in der Lage, sich schneller zu regenerieren als das Wesen eines Menschen.
Jeder hat nun mal Gefühle!
Gruß und Danke
Michael
Kommt darauf an. Die physische Gewalt ist noch nicht ein so dominanter Teil meiner Arbeit, wird aber zunehmen. Problematisch wird es dann, wenn jemand Angst bekommt. Die innere Haltung einem Menschen gegenüber ist das wirklich Ausschlaggebende. Das berichten Arbeitskollegen mit Kampfkunst-Erfahrungen. Meine Klientinnen und Klienten sind da enorm feinfühlig.Maki-Komi hat geschrieben:ich glaube, dass die von Dir geschilderten Rahmenbedingungen echt schwierig sind.
Wenn du ausstrahlst: "Ich habe Angst, tu mir nichts", dann wird das gegenüber eher die Kontrolle verlieren, weil er es selber mit der Angst zu tun bekommt.
"Ich respektiere Dich, werde aber keine Körperliche Übergriffe akzeptieren" ist es was anderes als "Wenn Du mich angreifst, werde ich Dich zwischen die Beine treten". Bereits lange bevor es zu einer körperlichen Eskalation kommt kann die Grundhaltung der einzelnen Protagonisten enorm die Situation in einer 2er-Beziehung oder Gruppe beeinflussen.
Wann beginnt denn die wirklich ernstzunehmende Bedrohung? Ist jetzt vielleicht etwas überzogen, aber im Militär kennt man beispielsweise die Unterscheidung zwischen "preventive" und "preemptive" attacks.
Schwer zu sagen. Die Kunst ist es die verschiedenen Anzeichen zu deuten, ja. Viele meiner Leute hören sehr oft Stimmen, die Ihnen dann Dinge "befehlen".
Das Schmerzempfinden ist oft reduziert. Einer hat sich mal mit einem Beil ins Bein gehackt (ein Unfall, wohlgemerkt) und hat scheinbar nix gemerkt.Wann hört denn ein Angriff aus deiner Erfahrung heraus auf?
In dem Moment wo der Patient Schmerz verspürt?
Wann ein Angriff aufhört, kann man meiner Meinung nach nicht pauschal sagen. Aber Faktoren die eine Eskalation fördern, die gibt es. Zuhauf!
Und dennoch. Schlage ich einen Menschen, dann schlage ich nicht nur seinen Körper. Ich schlage sein Wesen!
Ich glaube, der Körper ist in der Lage, sich schneller zu regenerieren als das Wesen eines Menschen.
Jeder hat nun mal Gefühle!
Dann kommen Selbstverletzungen ins Spiel. Häufig der einzige Weg (wie die Betroffenen es beschreiben) überhaupt noch was zu spüren.Oder werden diese Schmerzreize ignoriert / nicht wahrgenommen / stacheln sie vielleicht noch an?
Danke. Dieser Abschnitt bringt es gut auf einen Punkt.Vermutlich wird es kein Allheilmittel geben, dass es dir erlaubt, den Angriff eines Patienten "schmerzfrei" abzuwenden bzw. zu beenden. Wenn es dir aber darum geht, dich und andere zu schützen, bleibe ich dabei: Kann dir sowohl Judo als auch eine Vielzahl anderer Stile (BJJ, JJ,...) eine Möglichkeit bereitstellen. Auf die Tatsache, dass in einem ausschließlich leistungssportlich orientierten Verein vermutlich keine effektiven Techniken gelehrt werden können, brauche ich hier nicht eingehen, denke ich.
Gruß und Danke
Michael
- Olaf
- 2. Dan Träger
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Re: Judo beruflich als "Selbstverteidigung"
Ist relativ egal, da die Systematik die gleiche bleibt. Ich musste nur zwei mal jemanden "schlafen schicken". Einmal mit Hilfe eines Küchenhandtuchs, einmal mit Hilfe eines Schals. Die Bewußtlosigkeit dauert nur wenige Sekunden. In beiden Fällen war die berühmte "Spirale" anschließend durchbrochen. Die Betroffenen waren zwar im Anschluss noch aggressiv, litten aber nicht mehr unter Kontrollverlust. Ich habe allerdings in beiden Fällen die Erfahrung gemacht, dass der anschließende Verwaltungsakt enorm ist ("der wollte mich erwürgen"). Die entsprechenden Jugendämter, bzw. die Sozialarbeiter können die Wirkung einer Würgetechnik nicht einschätzen und halten so etwas erfahrungsgemäß für potentiell tödlich, ganz schlimm etc.. Sichere dich in deiner Firma auf jeden Fall bereits im Vorfeld ab, wie eine solche Technik zur SV dort beurteilt wird und ob du die Rückendeckung deiner Vorgesetzten hast.wicket hat geschrieben:Meinst Du damit Würger aus dem Judo oder eine andere Kampfsportart?
Unmöglich machen kannst du nichts, vor allem nicht wenn es etwas länger dauert bis Hilfe da ist. Du kannst nur versuchen, weitestgehend auszuschließen und dafür brauchst du vor allem Erfahrung in solchen Auseinandersetzungen. Ich musste seinerzeit leider feststellen, dass mir Judobodenkämpfe in klassischer Form kaum geholfen haben, da man dort eben nicht lernt, sich gegen Schläge etc. zu schützen. Da musst du schon suchen, um einen Verein zu finden, der das macht. Ich hab mir die Grundlagen beim Grabbling geholt und im Anschluss Randoris ohne Gi und mit SV-Anteil ins Training eingebaut. Solch eine Art Training ist aber rar gesäht, in meinem jetzigen Verein mach es derzeit auch nicht, habe aber grade gestern Boxhandschuhe für die Sparte gekauft um im neuen Jahr den Schwerpunkt auch wieder mehr in diese Richtung zu legen.Natürlich kann ich von meiner Gegenseite nicht erwarten, dass diese immer "sauber" Kämpft. So:
- Gibt es im Judo Festhaltungen, die es einem Gegner unmöglich machen zu beißen oder mit den Händen mir in die Augen zu drücken?
- Wie sieht das explizit mit einem Schwitzkasten oder Festhalten von hinten aus?
Schwitzkasten und Angriffen von hinten konnte ich nur mit sehr konsequenten und entsprechend schmerzhaften Gegentechniken ausweichen. Das ist aber nur zweimal vorgekommen, danach hatte ich gelernt, wann ich jemanden besser nicht den Rücken zudrehe. Anfängerdummheit meinerseits und viel Glück, dass ich nichts über den Schädel oder zwischen die Rippen bekommen habe.
Bei einem meiner Kollegen hat mal einer mit dem eigenen Kopf eine Glasscheibe in einer Tür zertrümmert, dann mit bloßer Hand einer der längeren Scherben aus dem Rahmen gerissen und diese als Stichwaffe genutzt. Hat sowohl am Kopf wie auch in der Hand extrem geblutet, aber gestört hat es ihn nicht weiter.Oder werden diese Schmerzreize ignoriert / nicht wahrgenommen / stacheln sie vielleicht noch an?
Immer wieder muß das Unmögliche versucht werden,
um das Mögliche zu erreichen
Derjenige, der sagt „Es geht nicht“, soll denjenigen nicht stören, der es gerade tut.
Jeder kann unter http://www.obernkirchenraptors.de mehr über uns erfahren.
um das Mögliche zu erreichen
Derjenige, der sagt „Es geht nicht“, soll denjenigen nicht stören, der es gerade tut.
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