tom herold hat geschrieben:Jetzt mal ehrlich - diesen Unsinn glaubst du?
Du glaubst tatsächlich, daß die Ausführungen der 15 Nage-no-Kata (Mehrzahl) kausal zusammenhängen?
Du glaubst wirklich, daß Kanô die 15 Nage-no-Kata, die er zu einer "großen" Kata zusammenfaßte, so zusammenstellte, daß sie linear aufeinander aufbauend so etwas wie einen "Kampf" darstellen?
Entschuldige, aber ...
Also ich glaube, daß zwar die Kata keinen "Kampf" durchspielt, aber durchaus die Art der Angriffe
variiert wird bzw. werden kann. Grundlos wird Kano eben nicht die "Angriffsschläge", die Kreisbewegung beim Uchi-Mata und
die Seitwärtsbewegung beim Okuri-Ashi-Barai hineingebaut haben und das sind augenscheinliche Variationen
Warum, bittesehr, folgt denn dann nicht auf den Seoi-Nage unmittelbar Ura-Nage und auf diesen unmittelbar Yoko-Guruma?
Diese "Erklärung", die du hier gepostet und die du sehr wahrscheinlich auf den entsprechenden Lehrgängen gehört hast, gibt wieder, was sich manche Leute so VORSTELLEN ... und das verkleistert zuverlässig den Blick dafür, was Kata ist und wozu sie geschaffen wurde und wie sie zu üben ist.
Weil sie in unterschiedliche Wurfgruppen gehören?
Irgendwie erinnert es mich jetzt an die Gokyo-Diskussion... (*)
Otaki/Dräger beschreibt durchaus die Angriffs-Schläge als leicht unterschiedlich.
Tom, Du hast beim Lehrgang ja den Seoi-Nage als Abwehr gegen einen Schwertstreich gezeigt.
Und Du hast auch kurz angerissen, wie entsprechend der Uki-Goshi ausgeführt werden sollte.
Nun frage ich mich - wenn es keine deutlichen Unterschiede im Angriffsverhalten des Uke gibt, warum
soll man dann zwei verschiedene Prinzipien zur Abwehr drillen?
Und warum macht er nach dem "Schlag" keinen "Schwitzkasten", wie du ihn bei Yoko-Guruma erkannt haben willst?
(Mal in einem wirklich ECHTEN Kampf versucht, jemanden, der dich ERNSTHAFT in einen Schwitzkasten nimmt, zu werfen? Noch dazu mit Yoko-Guruma???)
Beim Uki-Goshi? Weil er es da nicht gut kann...
Ich finde die Sache mit dem "Schwitzkasten" - es ist ja eigentlich kein Schwitzkasten - sondern eine _mögliche_
Meid-Reaktion von Uke beim Ura-Nage-Ansatz, eben nicht auf den Kopf gestellt zu werden, beugt er sich eben
seitlich weg, schon recht einleuchtend und ziemlich folgerichtig, wenn Tori ihn dann mit Yoko-Guruma auf den Kopf wirft
Tom, Du selbst hast doch Yoko-Guruma gegen den "Knechtgriff" mehrmals auf Lehrgängen gezeigt
Du fragst doch immer mal, was für einen Wettkämpfer die N-n-K überhaupt noch für einen Wert hat - diese
"Kombination" Ura-Nage -> Yoko-Guruma ist schon eine sehr feine Sache...
Welchen Grund sollte Uke denn haben, "Druck" nach vorn aufzubauen?
Die Begründung hast Du
selbst schon auf Lehrgängen geliefert und gezeigt: Nimmt man an das Uke ein Schwert ziehen will und Tori
dies durch Kumi-Kata verhindern möchte, dann muß er sinnvollerweise Tori wegschieben...
Gut nehmen wir an
Lightmaster, kennt diese Demonstration und Erläuterung nicht, deswegen kann er ja
trotzdem üben, daß Uke den Tori schiebt...
Bleiben wir auf der Wettkampfschiene: Ich sehe oft, daß gerade im Anfängerbereich
(aber nicht nur da) einer schiebt, warum auch immer...
Uki-Otoshi funktioniert auch wunderbar (wenn man ihn begriffen hat), OHNE daß Uke irgendwelchen "Druck nach vorn während der schneller und größer werdenden Vorwärtsbewegung aufbaut".
Ich bin sehr dafür,
da einfach pragmatisch zu sagen: Wenn Kata ein Trainingsinstrument ist - warum soll man nicht üben:
- Uke schiebt und Tori nutzt diese Bewegung direkt aus.
- Uke wird von Tori in die Bewegung gelockt.
- Eine Mischform: Uke beginnt zu schieben, Tori übernimmt und verstärkt diese Bewegung...
Was spricht dagegen?
Und nochmal nein - Uke wird bei anwendbarer Vermittlung des Prinzips "Uki-Otoshi" tatsächlich NICHT in der Luft gedreht.
Derlei "Drehen" gehört nämlich nicht in die Handwürfe rein.
Richtig ist, daß Uke "nach unten" gerissen werden muß - und dabei kommt es sehr auf das "Wie" an.
Das ist simple Physik, klar - Tori reißt Uke sehr direkt nach unten. Raus kommt ein Drehmoment, da Uke nicht direkt am Schwerpunkt
gezogen wird...
Ich habe hierzulande bisher nur sehr, sehr wenige Jûdôka erlebt, die das im Kampf anwenden konnten.
Nun fragt man sich doch, warum das so ist ...
Das wird ein ewiges Rätsel bleiben. Die Ironie des Schicksals ist:
Beobachtet mal Anfänger: Ein gewisser Anteil macht Handwürfe instinktiv von sich aus. Und irgendwann geht dann
diese Fähigkeit verloren...
(*) Vielleicht war tatsächlich der erste Entwurf der N-n-K so, daß jeweils drei Wurfprinzipien pro Wurfgruppe zu
Illustration genommen wurden.
Allerdings hat Kano ja irgendwann die Kata überarbeitet (und das wird er nicht grundlos getan haben):
Hier in dieser Bildersammlung (
http://www.library.umass.edu/spcoll/ead/muph006.html )
sieht man wohl den ersten "Versuch"...
Und wie bei der Gokyo sträubt es sich in mir zu glauben, daß es bei der
Auswahl dieser Techniken/Prinzipien nicht noch tiefere Ebenen gibt...
Und irgendwie _glaube_ ich auch nicht, daß die Nage-No-Kata am Ende nur so etwas wie ein Mini-Gokyo ist
Mal ne blöde Frage: Gibt es irgendeinen Text, in dem Kano die Nage-No-Kata erschöpfend beschreibt?
Es muß doch im Zuge der "Standardisierung" mit der Butokukai irgendwas niedergeschrieben worden sein... ?