Jupp hat geschrieben:Die Antwort ist: Ja, das gab es schon einmal - sogar vom DJB ausgerichtet. Ich denke es ist sicher schon 10 Jahre (?) her, als in der Sportschule Hennef das Thema "Vereinsentwicklung" an einem langen Wochenende (Fr.-So.) bearbeitet wurde. Dort stellte Wolfgang sein Gedanken erstmals offiziell in Deutschland vor.
Leider ist dann dieses Thema vom DJB nicht mehr offiziell weiter bearbeitet worden, auch weil die zuvor vernatwortlichen Leute keine offiziellen Posten mehr im DJB hatten. Wie überall hängt die Weiterentwicklung bestimmter Themen auch vom Engagement und den Einflussmöglichkeiten bestimmten Menschen ab - die fehlten dann auf einmal und weiter geschah nichts!
(...)
Das von kumamoto vorgeschlagene "Mega-Event zum Thema Vereinsentwicklung" ist tatsächlich längst überfällig!
Ich erinnere mich noch gut an das überaus interessante Seminar und vor allem daran, dass die Anwesenden weiter am Thema arbeiten wollten.
Woran es im DJB und den Landesverbänden - abgesehen vom Leistungssport - meiner Meinung nach mangelt, ist eine gelebte Kultur der Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit ergibt sich aber stets nur aus einem Prozess und nicht aus gut gemeinten und engagiert durchgeführten Einzelaktionen. Derartige Prozesse bedürfen eines auf Prozessbegleitung und Prozesssteuerung angelegten Unterstützungssystems, das seinerseits - also "intern" - nachhaltig strukturiert sein muss. Zur Prozessteuerung gehören dabei zwingend Zieldefinitionen und eine fortlaufende Evaluation. Man muss Maßnahmen also von den zu erreichenden Zielen her definieren, deren Wirkung permanent überprüfen und dann auch über Interventionsmöglichkeiten verfügen.
Die derzeitige Arbeit der Verbände ist jedoch zumeist "input"-orientiert, z.B.:
- Entwicklung einer Prüfungsordnung
- Durchführung von ÜK-/Trainer Aus- und Fortbildungen
- Durchführung offener, themenorientierter Seminare
- Veröffentlichung von Materialien, z.B. durch das Judo-Magazin oder den DJB-Shop
Was fehlt, ist die Analyse dessen, was durch diesen Input erreicht werden soll, nämlich die tatsächliche Entwicklung der Angebotsqualität in den Vereinen. Alle Maßnahmen müssten also in einen größeren Kontext eingebettet werden, um sie nicht aus dem hohlen Bauch heraus weiter zu "optimieren", sondern konkret faktenbasiert zu arbeiten.
Zum Trost sei gesagt: bis zum PISA-Schock 2001/2002 war das gesamte Bildungswesen in Deutschland in genau derselben Weise, wie das Verbandssystem vorwiegend "Input-Orientiert" und erst in der Folgezeit, als man schaute, was erfolgreiche PISA-Länder anders machen, setzte sich die Erkenntnis durch, dass man eine auf nachhaltige Entwicklung angelegte Output-orientierte Steuerung braucht. Und seitdem geht das deutsche Bildungswesen in ganz kleinen Schritten voran.... Dies wird oft auch als "empirische Wende" bezeichnet. Wer es genauer wissen will:
http://docserv.uni-duesseldorf.de/servl ... dt_A1b.pdf
Lesenswert ist vor allem die Einführung, weil sie einen guten Einblick in die Gesamtproblematik und den wechselseitigen Abhängigkeiten der Komponenten gibt und aufzeigt, dass die Konsequenzen des Denkens bis tief hinein in das Bildungsverständnis reichen. Das ganze Werk ist natürlich etwas umfangreich....
Ich sehe zwar in den Reihen des DJB ein paar (wenige) Leute, die den Aufbau eines derartigen Systems leisten könnten, aber ich sehe im Moment nicht, dass eine entsprechende Erkenntnis, dass dies auch für den so genannten Breitensport erforderlich ist (ich kann mich aber auch täuschen) Raum greift. Insofern kann ich Jupp nur zustimmen: es hängt von den Leuten ab....