Kata und ihr Sinn

Katameisterschaften, Katatraining, Lehrgänge, allgemeine Fragen
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Fritz
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von Fritz »

Shaku-Yaku hat geschrieben:
Die "großen" Kata des Kodokan-Judo sind wahre Kunstwerke in ihrem durchdachten Aufbau. Man kann sich am Studium dieser Kata entlang hangeln und so tiefen Einblick in das Judo bekommen.
Wieso das denn? Die Kata sind doch nur Aneinanderreihungen von Techniken. In der Nage-no-kata beispielsweise verschiedene Würfe...
Also das könnte ich auch machen....
Von wem hast Du diese "Weisheit" her? Gewöhnlich kommen
solche Sätze, wenn Kindern erklärt wird, was Kata ist - im Normalfall kommt dann allerdings die Erläuterung
gleich hinterher, daß Kata aber _mehr_ als eine Technik-Reihung ist... Nun gut, Pech für die, die zu zeitig
mit dem Zuhören aufhören... ;-)
Wieso man durch Kata einen tieferen Einblick ins Judo bekommen kann?
- da liest Du am besten bei Kano nach, immerhin hat er ja die Kodokan-Kata zusammengestellt.

Ich glaube nicht, daß Du in der Lage wärst, irgendetwas ansatzweise vergleichbares wie die N-n-K
zu erschaffen... Wer schon Probleme hat, jemandem der nur 20kg schwerer ist, mit Uki-Otoshi zu werfen - in
einer Situation, in der dem Uke sogar die Schritte vorgegeben sind - da fehlen Grundlagen, da fehlt
das Gefühl...

Es sollte Dir als jugendlicher Braungurt doch zu denken geben, wenn hier im Forum Leute,
die oftmals länger auf der Matte stehen, als Du bisher gelebt hast und vielleicht jemals selbst stehen wirst,
die in der Regel schon etwas höher graduiert sind als Du, also wenn Dir diese Leute mehr oder weniger
im Einklang versichern,
daß Deine Ansichten/Einblicke über/ins Judo eher begrenzt sind und Dir Wege aufzeigen, dies zu ändern...
denk mal drüber nach...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Michael Geiger
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von Michael Geiger »

Hallo Shaku-Yaku!

Ich habe auch mal ähnlich gedacht, wie Du. Und wenn Du nur Ringen in weissen Jacken betreiben willst, ist das auch OK. Aber Dir wird viel entgehen, wenn Du den Rest vom Judo von vorneherein ablehnst.
Viele Techniken gehen aber auch nicht ohne Mitspringen. Mein Partner kämpft -90kg, ich nur -73kg.
Würde er nicht mitspringen, könnte ich ihn beim Uki-Otoshi keinen Millimeter bewegen. Den Kata-Guruma lasse ich meist sogar aus... Könnt euch sicher denken warum, oder?
Ich kann mich noch lebhaft an einen Lehrgang letztes Jahr erinnern, an dem ich auf einmal auf der Matte lag und nicht wusste wieso. Besagter Herr Herold klärte mich danach darüber auf, dass das ein Uki-Otoshi war. Später hat dann sein Lehrer mit über 70 Jahren gezeigt, auf was es bei dem Wurf ankommt und auch bei ihm musste niemand mitspringen.
Die Würfe aus der NnK funktionieren alle, wenn man gelernt hat, auf was es ankommt und das auch umsetzen kann. Vielleicht nicht unbedingt bei einem Wettkampf, bei dem beide sich mit Schraubstockgriff gegenseitig versuchen durch den Hallenboden zu drücken. Aber das hat ja auch mit Judo nix zu tun!! Und im Randori oder echten Kampf geht das allemal.
Du kannst solche Techniken natürlich auch im DJB lernen, Du musst Dir nur die richtigen Leute suchen, keine Wettkampftrainer, sondern Lehrer.
Natürlich erreichst Du damit keine schnellen Wettkampferfolge, Kraft und Schnelligkeit sind in jungen Jahren schneller trainiert als Timing und exakte Technikausführung. Aber auf lange Sicht hast Du viel mehr davon. Du willst doch sicher mit 50 oder 60 auch noch Spaß auf der Matte haben, oder? Und der Weg dorthin führt auch über die Kata.
Naja wenn man im Wettkampf auf der Matte steht, wirkt es einfach anders, einen schwarzen Gürtel um den Bauch zu haben, als einen braunen. Einerseits schüchtert es den Gegner evtl. ein, andererseits siehts einfach geil aus. Und "Ich hab den Schwarzen" klingt doch geiler als "Ich bin Braungurt", oder???
Eigentlich sollte man einen Dan nicht wegen der Farbe machen - stolz darf man darauf natürlich sein - , sondern wegen dem Wissen und Können, das man auf dem Weg dorthin erwirbt. Aber das habe ich zugegebenermaßen vor 20 Jahren auch noch nicht so gesehen.... ;)

Gruß

Michael
caesar
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von caesar »

Fritz hat geschrieben: Es sollte Dir als jugendlicher Braungurt doch zu denken geben, wenn hier im Forum Leute,
die oftmals länger auf der Matte stehen, als Du bisher gelebt hast und vielleicht jemals selbst stehen wirst,
die in der Regel schon etwas höher graduiert sind als Du, also wenn Dir diese Leute mehr oder weniger
im Einklang versichern,
daß Deine Ansichten/Einblicke über/ins Judo eher begrenzt sind und Dir Wege aufzeigen, dies zu ändern...
denk mal drüber nach...
Dazu möchte ich kurz aus Lucky Number Slevin zitieren: "Wenn dich einmal jemand Ochse nennt, haust du ihm eine ein. Wenn dich jemand ein zweites Mal Ochse nennt, antwortest du mit 'Arschloch'. Wenn dich jemand ein drittes Mal Ochse nennt, wird es Zeit, über einen Kuhstall nachzudenken." In diesem Sinne: Lesen -> überlegen -> überlegen -> überlegen -> antworten
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Shaku-Yaku
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von Shaku-Yaku »

Ich glaube nicht, daß Du in der Lage wärst, irgendetwas ansatzweise vergleichbares wie die N-n-K
zu erschaffen... Wer schon Probleme hat, jemandem der nur 20kg schwerer ist, mit Uki-Otoshi zu werfen - in
einer Situation, in der dem Uke sogar die Schritte vorgegeben sind - da fehlen Grundlagen, da fehlt
das Gefühl...
Okay wenn die Katas etwas so wertvolles und unantastbares sind, wieso muss jeder 5. Dan seine eigene Kata entwerfen?

Oder warum werden alle paar Jahre die Anforderungen für die Kata geändert und seien es nur Kleinigkeiten, auf die es ja sowieso nicht ankommt, wie Fritz vorhin schon erwähnte.

Aber:

1. Wenn ein 5. Dan eine Kata entwerfen soll, müsste er dann nicht nachweisen, einen viel schwereren Partner werfen zu können. (wie Fritz es oben anmerkte) Und damit beweist, dass er die "Prinzipien" allesamt verstanden har?

2. Ihr seit ja, wie ich sehe, Traditionalisten, wieso darf der Verband die Kata ändern, wenn sie doch soooo wertvoll sind und eigentlich unantastbar erscheinen ???

3. Zum 1000sten mal die Frage, die mir bisher keiner beantworten konnte, was sind diese hochgelobten Prinzipien der Kata???

Gruß Marcel
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von Reaktivator »

Shaku-Yaku hat geschrieben:1. Wenn ein 5. Dan eine Kata entwerfen soll, müsste er dann nicht nachweisen, einen viel schwereren Partner werfen zu können. (wie Fritz es oben anmerkte) Und damit beweißt, dass er die "Prinzipien" allesamt verstanden hat?
Eigentlich ja.
Shaku-Yaku hat geschrieben:2. Ihr seit ja, wie ich sehe, Traditionalisten, wieso darf der Verband die Kata ändern, wenn sie doch soooo wertvoll sind und eigentlich unantastbar erscheinen ???
Darf er nicht.
Shaku-Yaku hat geschrieben:3. Zum 1000sten mal die Frage, die mir bisher keiner beantworten konnte, was sind diese hochgelobten Prinzipien der Kata???
Die erschließen sich nicht durch 1000 Fragen - sondern durch 1000 Mal Training auf der Matte.
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von tutor! »

Shaku-Yaku hat geschrieben:Okay wenn die Katas etwas so wertvolles und unantastbares sind, wieso muss jeder 5. Dan seene eigene Kata entwerfen?
Muss er nicht - kann er aber wahlweise bei der Prüfung tun. Es erwartet aber niemand, dass diese Kata genauso ausgefeilt ist, wie die "großen" Kata des Kodokan.
Shaku-Yaku hat geschrieben:Oder warum werden alle paar Jahre die Anforderungen für die Kata geändert und seien es nur Kleinigkeiten auf die es ja sowieso nicht ankommt, wie Fritz vorhin schon erwähnte.
Du schreibst ja selbst: die Anforderung an Kata werden geändert - nicht die Kata selbst.
Shaku-Yaku hat geschrieben: 3. Zum 1000 mal die Frage, die mir bisher keiner beantworten konnte, was sind diese hochgelobten Prinzipien der Kata???
Von welcher Kata sprichst Du eigentlich?

Und versuch bitte nicht zu unterstellen, dass hier niemand fachlich in der Lage wäre, diese Prinzipien zu erläutern. Mir fehlt zum Beispiel die Zeit, derartig pauschal gestellte Fragen umfassend zu beantworten. Vielleicht besorgst Du Dir einfach mal ein gutes Buch über Kata. Um es uns etwas zu vereinfachen: welche Kata-Bücher hast du denn bereits?
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von katana »

Vielleicht sollte man Tutors Frage ergänzen:

Wieviele gute Kata-Bücher gibt es eigentlich ? :dontknow

Frage noch verfeinert
Also Bücher, die den "Normalsterblichen" zugänglich sind ? :alright

Was die Randori No Kata angeht würde ich "was wahre Inhalte und Verständnis" betrifft
nur Judo Formal Techniques von Otaki und Draeger zu empfehlen wagen.

Für die richtige Reihenfolge der Schritte und Techniken (was meist für die Danprüfung reicht)
tuns auch viele andere. ;)

Gruß
KK
Der Müller
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von Der Müller »

Ich glaube er spricht von der NnK.

Bücher werden ihm mit Sicherheit nicht weiterhelfen, sonst hätte er die vielen Hinweise und Erklärungen hier im Forum schon längst verstanden. Was ihm vielleicht helfen würde, wäre ein Konkretisierung, was aber ziemlich schwierig wird, ohne das zu demonstrieren, und ich glaube nicht, dass er vom alleinigen Lesen dieser Erklärungen viel lernt. Also bleibt als einzige Lösung nur Reaktivators Vorschlag: Üben üben üben üben üben üben ... bis es im Köpchen "klick" macht

Trotzdem könnte man ja einmal versuchen:

Bsp: Uki-otoshi (weil er diesen ständig anführt)

Wie dieser Wurf für eine Prüfung geworfen wird, sollte er gelernt haben. Gokyo und meinetwegen auch die DJB-PO geben diese Technik ja als "Muss" vor. D.h. den technischen Aspekt sollte er kennen. Also gehe ich darauf nicht weiter ein.
Das Prinzip das dahinter steckt, bezieht sich nicht allein auf diesen Wurf. Das sollte er mittlerweile auch geschnaggelt haben.

Zum Prinzip. Wenn man sich den "Angriff" Ukes anschaut sollte einem auffallen, dass Uke Tori nach hinten schiebt/schubst und seine beinahe gesamte Bewegungsenergie zu Tori hin führt. Tori macht nun das, was wir Judo nennen könnten. Er stellt sich nämlich nicht gegen diese Energie, sondern lässt dieser Energie "freien Lauf", um die Energie dann zum passenden Zeitpunkt (was nicht unbedingt nach drei Schritten sein muss, sondern auch später oder viel früher erfolgen kann) umzuleiten, sozusagen Ukes Energie auszunutzen, um sie mit seiner Energie zu verstärken, sodass Uke fallen muss. Im Fall Uki-otoshi, erst nach nach hinten und dann nach unten (aus Toris Sicht). Dabei werden Kuzushi, Tsukuri und Kake sehr ausführlich demonstriert. Es muss im Kopf nur "Klick" machen. Dabei helfen evtl. ein guter Lehrer und Übung. Aber wenn man nur stumpfsinnig die Techniken "nachahmt" wird man das wohl nie verstehen

Eigentlich simple Physik:
Ich habe eine Krafteinwirkung auf mich in der Richtung x, gebe dieser nach bis sie nicht mehr zu stoppen ist (Kuzushi) und addiere dazu meine Kraft in der Richtung y (Tsukuri) - Bumm (Kake)

Erst das Verstehen dieses Prinzips lässt einen ohne großen Kraftaufwand jemanden im Randori oder jemanden wesentlich schwereren einfach werfen. Und derer Prinzipien gibt es noch viel mehr, die sollte er aber selbst mal versuchen zu eruieren.

Gebe zu, dass diese Erklärung auch sehr grob und zu einfach gefasst ist.
Gruß
Jochen
Jobi
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von Jobi »

Auch im Wettkampf gibt es Situationen, Uki-otoshi und Sumi-otoshi anzuwenden, vor allem im Bereich der Mattenbegrenzung.

MfG
Jobi
Mit freundlichen Grüßen
Jobi


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wer entscheidet, findet Ruhe.
Wer Ruhe findet, ist sicher.
Wer sicher ist, kann überlegen.
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von tutor! »

Jobi hat geschrieben:Auch im Wettkampf gibt es Situationen, Uki-otoshi und Sumi-otoshi anzuwenden, vor allem im Bereich der Mattenbegrenzung.

MfG
Jobi
Oder vieleicht etwas näher liegend Tai-otoshi und Yoko-otoshi, die grundsätzlich nach dem selben "Prinzip" - wie oben von Jochen sehr gut erklärt - funktionieren, sich aber in der Richtung der Aktion, im Einsatz des Körpers von Tori und in der relativen Position von Tori zu Uke unterscheiden.

Ich habe das mal ausführlicher dargestellt: http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... 385#p43385

Was gute Literatur zu Kata betrifft - vor allem mit Erläuterungen zu Hintergründen - kann ich mich nur Katana anschließen. Für die Randori-no-Kata gibt es Otaki/Drager und ansonsten praktisch nur Beschreibungen der Abläufe, am vollständigsten und auf deutsch in "Kodokan Judo".

Für die Ju-no-Kata kann ich noch "The demonstration of gentleness" von T.P. Leggett empfehlen (erhältich über Antiquariate).

Wenn es mehr solcher Literatur gäbe, gäbe es auch weniger Halbsissen und Durcheinander...
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von derLichtschalter »

Shaku-Yaku hat geschrieben:3. Zum 1000sten mal die Frage, die mir bisher keiner beantworten konnte, was sind diese hochgelobten Prinzipien der Kata???
Diese Frage hast du erst ein einziges Mal gestellt. Nämlich hier:
Shaku-Yaku hat geschrieben:Welche Prinzipien? Ständig ist die Rede von Wurfprinzipien und SV-Prinzipien ect.pp.
Aber niemand kann erklären, was diese Prinzipien sind?!...
Was ist denn das Prinzip eines Hüft-, Hand- oder Fußwurfs??
Beantwortet habe ich sie dann im folgenden (zugegeben recht einfach und grob):
Lightmaster hat geschrieben:Wurfprinzipien sind: Richtiges Tsukuri, richtiges Kuzushi, richtiges Kake, richtiges Nage. Mehr kann man kaum sagen. Diese Phasen eines Wurfes sollen dem Übenden deutlich gemacht und von ihm perfektioniert werden.
Genauso wie caesar:
caesar hat geschrieben:Dazu findest du hier im Forum genug Erklärungen -> Suche
Und ebenso Ronin:
Ronin hat geschrieben:Die Nage no Kata vermittelt die grundlegenden Wurfprinzipien des Judo. Kano legte in dieser Kata besonderen Wert auf die deutlich erkennbare Darstellung von
Kuzushi (Brechen, Stören des gegnerischen Gleichgewichts),
Tsukuri (Anpassen der eigenen Körperhaltung an das gebrochene oder gestörte gegnerische Gleichgewicht zur Wurfvorbereitung) und
Kake (Wurfausführung; Kime, d.h. Entscheidung)
Diese Wurfphasen waren zwar in den alten Jujutsu-Schulen bereits bekannt, aber vor Kano nie klar in ihrer herausragenden Bedeutung für eine wirksame Vorbereitung und Ausführung der Wurftechniken herausgestellt worden.

Nage no Kata lehrt nicht nur die technischen Prinzipien der einzelnen Würfe, sondern verbessert zugleich die Haltung (Shisei), das Gehen vorwärts, rückwärts, seitwärts und im Kreis (Shintai) sowie die Körperbeherrschung beim Eindrehen und Verteidigen (Tai sabaki).
Anscheinend liest du nie richtig, was wir dir antworten. Hast du mittlerweile Mind over Muscle gelesen? Hast du mal einen Text von Tom Herold gelesen? Hast du dir Kata-Bücher besorgt? Scheint nicht so.
Der Müller
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von Der Müller »

Danke Lightmaster für die Aufzählung, und das sind nicht die einzigen.
Das ist das was ich mit
Der Müller hat geschrieben:... sonst hätte er die vielen Hinweise und Erklärungen hier im Forum schon längst verstanden.
meinte.
tutor! hat geschrieben: Oder vieleicht etwas näher liegend Tai-otoshi und Yoko-otoshi, die grundsätzlich nach dem selben "Prinzip" - wie oben von Jochen sehr gut erklärt - funktionieren, sich aber in der Richtung der Aktion, im Einsatz des Körpers von Tori und in der relativen Position von Tori zu Uke unterscheiden.
Was ich oben ja schon schrieb. Dieses Prinzip ist nicht nur für o.g. Uki-otoshi gedacht.
Zuletzt geändert von Der Müller am 21.08.2009, 12:43, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß
Jochen
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Fritz
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von Fritz »

Shaku-Yaku hat geschrieben:Okay wenn die Katas etwas so wertvolles und unantastbares sind, wieso muss jeder 5. Dan seine eigene Kata entwerfen?
Tja, wahrscheinlich deshalb, damit die Trainer, welche Wettkämpfer wie Dich trainieren - frei nach dem Motto:
Kata ist veraltet, geht mal lieber schön in den Kraftraum u. für die Prüfung springt ihr mal etwas ;-) -
halt auch ne Prüfung zum 5.Dan ablegen können, von der sie denken können, daß sie vergleichbar
wäre mit der Prüfung von jemandem, der eine Kodokan-Kata zeigt. (Der vorige Satz enthält durch auch
etwas Ironie ;-) )
Shaku-Yaku hat geschrieben:Oder warum werden alle paar Jahre die Anforderungen für die Kata geändert und seien es nur Kleinigkeiten, auf die es ja sowieso nicht ankommt, wie Fritz vorhin schon erwähnte.
Also mein Otaki/Draeger Buch, mein Kawaishi-Kata-Buch, meine Dan-Broschüre vom DJV sind seid Jahren
unverändert... ;-) Es gibt die Theorie, daß das was wir als "ständige Änderungen" empfinden, lediglich widerspiegelt,
wie die entsprechenden Lehrkräfte die jeweilige Kata verstanden haben, bzw. auf welche Details deren Lehrkräfte
gerade intensiver dargelegt haben... Man sagt Kotani habe in den 60er an der Nage-No-Kata rumgebastelt,
dazu gibt es in Otaki/Draeger immer so kleine Hinweise am Anfang jeder Technik...
Ansonsten: http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... 45&start=0
Shaku-Yaku hat geschrieben:1. Wenn ein 5. Dan eine Kata entwerfen soll, müsste er dann nicht nachweisen, einen viel schwereren Partner werfen zu können. (wie Fritz es oben anmerkte) Und damit beweist, dass er die "Prinzipien" allesamt verstanden har?
Besser wäre es, nichts ist so lächerlich wie Danprüfungen, bei denen als Uke
leichte Braungurte fungieren, der Tori selbst aber ausreichend mehr wiegt...
2. Ihr seit ja, wie ich sehe, Traditionalisten, wieso darf der Verband die Kata ändern, wenn sie doch soooo wertvoll sind und eigentlich unantastbar erscheinen ???
Wie Du sicherlich durchs Lesen festgestellt hast, sind wird auch nicht mit allem einverstanden, was "der Verband"
tut, egal ob es nun Entwicklungen im Kata-Wesen, bei den Wettkampfregeln oder halt irgendetwas anderes ist...
Richtige Traditionalisten sind wir nicht, der bereits erwähnte Tom Herold ist ein solcher - mit allen
Konsequenzen. Interessanterweise bestätigst Du, Shaku-Yaku, in Deinen Formulierungen exakt (also nahezu
deckungsgleich) genau die Vorwürfe, welche Tom Herold in Richtung des "Sportjudo" schickt, teilweise
sogar mit identischen Redewendungen - das ist jedenfalls sehr, sehr merkwürdig...
3. Zum 1000sten mal die Frage, die mir bisher keiner beantworten konnte, was sind diese hochgelobten Prinzipien der Kata???
Hm, einige wurden Dir bereits genannt... Also ruhig noch mal in Ruhe lesen und
vor allem - versuchen zu verstehen...
Oh ich seh grad, das schreiben Dir auch andere...
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Der Müller
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von Der Müller »

@alle, die sich hier geäußert haben

es gibt etwas, was mich irgendwie sehr an der ganzen Sache mit shaku yaku nachdenklich macht und stört.

Es scheint ja so zu sein, dass ein Braungurtträger hier Fragen stellt, die er vielleicht auch seine(n) Trainer gefragt haben mag, bei denen ich davon ausgehen, dass sie Danträger sind. Anscheinend hat er von diesem keine befriedigende Antwort erhalten. Also sucht er Internet und findet dieses Forum. Nun stellt er hier die Fragen. Meinetwegen etwas forsch und fordernd, vielleicht auch aufmüpfig (was auch an den erhaltenen Antworten liegen mag), weil er nicht ganz versteht, was ihm hier mitgeteilt wird. Aber ...
ist es nicht irgendwie enttäuschend, dass jemand in seinem eigenen Verein keinen hat, der halbwegs qualifiziert ist, ihm diese Fragen zu beantworten, sondern nur stumpf das von sich geben, was sie mal gehört oder gelesen haben, ohne dies selbst je verstanden zu haben? Die ihre Kata nach dem Prinzip machen:" Ich habe das so gezeigt bekommen und mache das dann auch genau so ohne Fragen zu stellen, weil das genau so gemacht werden muss" ?*

Könnt Ihr mir bei diesen Gedanken folgen? Ich finde das traurig, wenn es ein solcher Fall wäre.

Natürlich ist ein bisschen viel verlangt, hier alles bis ins Detail erklärt zu bekommen, aber wer aufmerksam liest (also auch zwischen den Zeilen) kann sich doch viel Information verschaffen.

*das ist übrigens ein ganz großes Problem der Formalisierung der Bewegungen. Wenn selbst jeder Fingerzeig mit einem Schema F übereinstimmen muss.
Gruß
Jochen
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von tutor! »

Der Müller hat geschrieben:Ich finde das traurig, wenn es ein solcher Fall wäre.
Ich auch, allerdings empfinde ich dieselben Merkwürdigkeiten wie Fritz....

Ich ergänze nochmal um einen Lesetipp über "Prinzipien":
http://judoinfo.com/tomiki.htm
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von katana »

ist es nicht irgendwie enttäuschend, dass jemand in seinem eigenen Verein keinen hat, der halbwegs qualifiziert ist, ihm diese Fragen zu beantworten, sondern nur stumpf das von sich geben, was sie mal gehört oder gelesen haben, ohne dies selbst je verstanden zu haben?
Was die Randori No Kata betrifft, wäre es schon ein enormer Fortschritt in jedem Bezirk einen zu haben.

Was die anderen Kata betrifft ......... ohwehohwehohweh.
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von Ronin »

zugegeben, wir müssen uns auch alle an die eigenen Nase fassen. Shaku-Yaku hat gefragt und ist erst mal blöd angesuggt worden... mag an der Art der Fragestellung liegen.
Aber grundsätzlich trifft es bei mir einen sehr wunden Punkt, da ich eigentlich schon meine ganzes Trainerleben lang versuche (manchmal ist es mir schon gelungen) meine Schüler davon zu überzeugen, dass Judo (-> größtmögliche Effektivität) nichts mit Kraft zu tun hat, aber immer wieder sehen muss, wie alle Athleten zu Krafttraining verleitet werden, was dann die Technik wieder versaut (das liegt dann daran, dass es vielen einfacher ist zu reißen als zu denken).

Im Prinzip ist es das Unvermögen eines Geistes sich seiner selbst ohne fremde Hilfe zu bedienen.... und das macht mich sehr traurig.

@shaku yaku: wir sind hier keine Traditionalisten, aber Judoka. Und ein solcher sollte sich durchaus etwas mit den Traditionen befassen. Nicht alles was auf den ersten Blick nicht morgen zur Medaille führt ist Quatsch, vieles von dem, was hier diskutiert wird, führt sogar übermorgen immer noch zu einer Medaille . Nur ist der Ansatz bestimmt langfristiger angelegt.
Wenn deine Landestrainer aber morgen keine Medaillen liefern, haben sie übermorgen keinen Job mehr. Denk mal über den Spagat nach.
Ansonsten finde ich, hast du selten in diesem Forum so detaillierte Informationen zu Nage-No-Kata bekommen. Lies es in Ruhe und blockiere dich nicht mit Wettkampfdruck.
Der Müller
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von Der Müller »

Ronin hat geschrieben:das liegt dann daran, dass es vielen einfacher ist zu reißen als zu denken
Dabei muss man eigentlich nicht mal das. Es reicht sich einfach natürlich zu bewegen.

Was mir im Zusammenhang mit NnK noch eingefallen ist, was auch noch zu den zu vermittelnden Prinzipien gehört ist, dass man lernt für die jeweiligen Prinzipien den richtigen Abstand zu Uke zu halten.
Gruß
Jochen
pmhausen

Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von pmhausen »

Der Müller hat geschrieben: ist es nicht irgendwie enttäuschend, dass jemand in seinem eigenen Verein keinen hat, der halbwegs qualifiziert ist, ihm diese Fragen zu beantworten,
...
Ich habe neulich einen unserer Ettlinger Trainer gefragt, ob wir in der Erwachsenen-Gruppe am Freitag Abend
nicht, z.B. mal Ju-no-Kata machen könnten. Ein paar Wochen lang vielleicht.

Antwort: "Wofür brauchst Du das? Ist doch erst beim 4. Dan in der Prüfung?"

*Aua aua aua*

Und so pilgere ich eben nach Östringen zu Yamamoto-san, um beim Iaido wieder zu lernen, wie man
richtig steht, geht, etc.

Grüße,
Patrick
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Re: Kata und ihr Sinn

Beitrag von Patrick »

pmhausen hat geschrieben: Ich habe neulich einen unserer Ettlinger Trainer gefragt, ob wir in der Erwachsenen-Gruppe am Freitag Abend nicht, z.B. mal Ju-no-Kata machen könnten. Ein paar Wochen lang vielleicht.

Antwort: "Wofür brauchst Du das? Ist doch erst beim 4. Dan in der Prüfung?"
Das war keine Antwort, sondern eine Gegenfrage. Interessant wäre zu wissen, wie Deine Antwort auf die Gegenfrage des Trainers lautete... ;)

Grundsätzlich gebe ich aber zu bedenken, dass Dein Trainer vielleicht auch eine langfristig ausgerichtete Trainingskonzeption erstellt haben könnte, in die Dein Vorschlag einfach gerade nicht reinpasst.
Ich bin in meinem Training (im Rahmen meiner Möglichkeiten - bei der Ju-no-kata hätte ich beispielsweise passen müssen) erst mal auch für (sinnvolle) Vorschläge aller Art offen, aber ein Wunschkonzert veranstalte ich trotzdem nicht.
Judo - just for fun!
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