Grund für den Verbot von Tani-otoshi in der U11

Hier geht es um die Wettkampforganisation und um Fragen zu den Wettkampfregeln
Antworten
Jano
Blau Gurt Träger
Blau Gurt Träger
Beiträge: 158
Registriert: 07.02.2007, 02:55

Grund für den Verbot von Tani-otoshi in der U11

Beitrag von Jano »

Fritz hat geschrieben: Bsp. Tani-Otoshi wird verboten wegen einer angeblichen Verletzungsgefahr.
Ist vielleicht ein bisschen Offtopic, aber klärt mich mal bitte auf:
Was ist denn nun der Hauptgrund, weswegen Tani-otoshi in der U11 verboten ist? Für mich ist es nicht nur die Verletzungsgefahr (die ohne Zweifel besteht). Der Hauptgrund besteht für mich jedoch darin, dass Tani-otoshi viel einfacher "zum Funktionieren" zu bringen ist, als z.B. ein ordentlicher Tai-otoshi oder Ippon-seoi-nage. Die Kleinen würden nur noch darauf lauern, dass ihre Gegner mit Eindrehtechniken angreifen und sie dann ständig nach hinten umreißen. Ergebnis: Keiner traut sich mehr mit Seoi-nage, O-goshi etc. anzugreifen. Wieso sollte man, wenn man dank Tani-otoshi und Co lernt, dass man so seine Kämpfe eher verliert, als gewinnt?
Von daher ist diese Regelung im Sinne eines offensiven Wettkampfverhaltens sehr sinnvoll und ich wüsste nicht, wie dies "unsauberes Kämpfen" fördern sollte, wie Holger das geschrieben hat.
Zuletzt geändert von Christian am 27.05.2009, 12:53, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Beitrag aus diesem Faden http://www.dasjudoforum.de/forum/viewtopic.php?f=24&t=4089 herausgetrennt, da es eine komplett neue Frage ist.
Kumamoto
3. Dan Träger
3. Dan Träger
Beiträge: 784
Registriert: 18.08.2009, 15:43

Re: Grund für den Verbot von Tani-otoshi in der U11

Beitrag von Kumamoto »

Die Verletzungsgefahr allein kann es ja nicht sein, denn Ura-Nage ist ja noch erlaubt bzw. nicht verboten...
Aber: Tani- Otoshi funktioniert auch als Angriffswurf - er ist aber generell verboten, nicht nur als Konterwurf. Ich meine gehört zu haben, das wäre damals wirklich mit der erhöhten Verletzungsgefahr begründet worden.
Aber: Die Gefahr bei einem falsch angesetzten Laats-Abtaucher (erlaubt) ist wesentlich höher als bei einem verkorksten Tani-Otoshi.
Ausserdem: Lernen die Kinder heute nicht mehr beim Fall rückwärts das Kinn auf die Brust zu setzen um den Hinterkopf zu schützen?
Meiner Meinung nach sind da die Trainer gefordert: Ein Kind gehört erst dann auf eine Wettkampfmatte, wenn die Fallschule funktioniert. Dann braucht man auch keine Verbote.
tutor!
Moderator
Moderator
Beiträge: 3895
Registriert: 08.08.2008, 10:41

Re: Grund für den Verbot von Tani-otoshi in der U11

Beitrag von tutor! »

Kumamoto hat geschrieben:Aber: Die Gefahr bei einem falsch angesetzten Laats- Abtaucher (erlaubt)(...).
Das ist leider falsch Abtauchtechniken sind sowohl in der U11 als auch in der U14 verbote (http://www.judobund.de/media/ordnungen/ ... -bjs-3.pdf Seite 21).
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Kumamoto
3. Dan Träger
3. Dan Träger
Beiträge: 784
Registriert: 18.08.2009, 15:43

Re: Grund für den Verbot von Tani-otoshi in der U11

Beitrag von Kumamoto »

Sorry, bin eben über U 14 ;)
tutor!
Moderator
Moderator
Beiträge: 3895
Registriert: 08.08.2008, 10:41

Re: Grund für den Verbot von Tani-otoshi in der U11

Beitrag von tutor! »

Kumamoto hat geschrieben:Sorry, bin eben über U 14 ;)
Aber dann darfst Du auch Tani-otoshi machen.... übrigens gibt es normalerweise keine "offizielle" Begründung, sondern immer eine Ansammlung von Argumenten und Gegenargumenten. Und dann wird abgestimmt. Die einzig offizielle Begründung könnte also sein, dass sich die Mehrheit der Jugendsportreferenten so entschieden hat.

Im Nachhinein - also bei der Information der Basis - neigt dann wieder jeder Referent dazu, diejenigen Argumente in den Vordergrund zu stellen, die seiner Meinung nach die schlüssigsten sind. Wenn also einer sagt: "wir müssen die Regeln so verändern, dass Angriffsjudo gegenüber Konterjudo bei den Kindern belohnt wird wird" und ein anderer sagt "bei Tani-otoshi gibt es aber oft Kopfschmerzen und Verletzungen" - was ist dann der Grund für Entscheidung? Ich denke, dass jeder Einzelne der abgestimmt hat, die Argumente gewichtet hat und man im Nachhinein allenfalls Argumente aufzählen kann, die genannt worden sind und die eine Rolle gespielt haben können.

Es sei denn die Gruppe erstellt anschließend einen Text für die offizielle Begründung und stimmt den nochmal ab, wie ich es in einem Fall einmal erlebt habe....
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Kumamoto
3. Dan Träger
3. Dan Träger
Beiträge: 784
Registriert: 18.08.2009, 15:43

Re: Grund für den Verbot von Tani-otoshi in der U11

Beitrag von Kumamoto »

Was war das für ein Fall? :dontknow
Das klingt aber eher nach einer späteren Rechtfertigung als einer Begründung ;)
tutor!
Moderator
Moderator
Beiträge: 3895
Registriert: 08.08.2008, 10:41

Re: Grund für den Verbot von Tani-otoshi in der U11

Beitrag von tutor! »

Kumamoto hat geschrieben:Was war das für ein Fall? :dontknow
Das klingt aber eher nach einer späteren Rechtfertigung als einer Begründung ;)
Nein! Es war die Begründung eine Bestimmung nicht zu ändern, obwohl die MV des DJB dem Fachgremium einen Auftrag zur Änderung erteilt hatte. Also eine interne Sache, bei zunächst in der Sache abgestimmt wurde und anschließend eine Begründung in Schriftform verfasst wurde, warum man an den damaligen Regelungen nichts ändern wollte. Der MV sollte mehr als nur ein Abstimmungsergebnis (einstimmig bei einer Enthaltung - also vernichtend für den Auftrag der MV) mitgeteilt werden, sondern auch noch die Begründung dazu. Und die wurde gemeinschaftlich verfasst und abgestimmt, damit der verantwortliche Bereichsleiter a) nicht mit leeren Händen vor die MV treten musste und b) auch tatsächlich das Votum des Gremiums unverfälscht wiedergeben würde.

Ist aber Schnee von gestern und um welches Thema es ging, werdet ihr von mir nicht erfahren, eben weil es keine Änderung gebracht hat. Und weil ich heute anders entscheiden würde... und außerdem geing es weder um die U11 noch um Tani-otoshi und wäre daher OT.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
Benutzeravatar
Ronin
3. Dan Träger
3. Dan Träger
Beiträge: 1725
Registriert: 22.09.2005, 17:38
Bundesland: Baden-Württemberg

Re: Grund für den Verbot von Tani-otoshi in der U11

Beitrag von Ronin »

Als diese Regeländerung vom Jugendtag in Baden diskutiert wurde, war vom Verletzungsrisiko keine Rede.

Man hat den Antrag damit begründet, dass zu viele Kinder sich zu früh auf das Kontern spezialisieren und damit den anderen Kindern zwar "ihren Kampf" zerstören können, selbst aber keine positiven Impulse (Angriffe) setzen.
Man muss aber immer im Auge haben, dass dies ab U14 wieder erlaubt ist. Es geht also nur darum zu verhindern, dass die jungen Kämpfer sich zu früh festlegen und so die technische Entwicklung nicht behindert wird.
Jano
Blau Gurt Träger
Blau Gurt Träger
Beiträge: 158
Registriert: 07.02.2007, 02:55

Re: Grund für den Verbot von Tani-otoshi in der U11

Beitrag von Jano »

Ronin hat geschrieben:Man muss aber immer im Auge haben, dass dies ab U14 wieder erlaubt ist. Es geht also nur darum zu verhindern, dass die jungen Kämpfer sich zu früh festlegen und so die technische Entwicklung nicht behindert wird.
Die Kinder können eben O-goshi, Uki-goshi etc. noch nicht so gut. Da bringen sie statt des Gegners schon öfters mal sich selber aus dem Gleichgewicht. Das mit einem Konter nach hinten zu nutzen, ist dann ein Klacks. Klar, dass es da "Tani-otoshi - Spezialisten" ohne Ende geben würde. Tani-otoshi hindert die Kinder also in dem Sinne, die grundlegenden Eindrehtechinken im Wettkampf zu verbessern und nimmt ihnen spätestens nach dem dritten Mal gekontert werden den Mut, diese überhaupt anzuwenden. Genau das sollen sie aber.
In der U14 sollten diese Techniken dann soweit gefestigt sein, dass nicht jeder Ansatz ein Eigentor wird. Tani-otoshi ist hier also keine "ultimative Waffe" mehr und somit erlaubt.
Kumamoto hat geschrieben:Lernen die Kinder heute nicht mehr beim Fall rückwärts das Kinn auf die Brust zu setzen um den Hinterkopf zu schützen?
Meiner Meinung nach sind da die Trainer gefordert: Ein Kind gehört erst dann auf eine Wettkampfmatte, wenn die Fallschule funktioniert. Dann braucht man auch keine Verbote.
Natürlich lernen das die Kinder. Aber wenn man ein Kind an eine überhängende Kletterwand hängen würde und es dann runterfallen würde, würde sicher keiner sagen "Hat dem Kleinen denn niemand das Klimmziehen beigebracht?" Da ist die Ursache aber auch offensichtlich. Man sollte nicht vergessen, dass die Kinder in der U11 und darunter ganz andere körperliche Voraussetzungen haben als Jugendliche oder Erwachsene. Zum Beispiel sind die Proportionen anders --> kleiner Körper, großer Kopf, das allein machts schon schwierig, zusätzlich ist auch die Muskulatur noch nicht entsprechend ausgeprägt. Und da schlägt der Kopf eben schnell mal auf die Matte durch.

Das Thema Fallschule und Wettkampf ist für mich allerdings ein Thema für sich, denn eine Sache, die sich alle Wettkämpfer ganz schnell und von ganz alleine angewöhnen, ist beim geworfen werden alles zu machen (auf den Bauch drehen etc.), nur keine ordentliche Fallübung. Denn das heißt Ippon für den Gegner. Also für mich kommt es hier nicht so sehr auf die Fallschule an, sondern darauf, dass die Kinder wissen, was sie wegen Verletzungsgefahr unter gar keinen Umständen machen dürfen. Na ja, wie gesagt, anderes Thema.
Antworten