Überblick "Kata mit dem Schwerpunkt Selbstverteidigung"

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Selbstverteidigung - wozu man nicht nur zivile, sondern auch polizeiliche und militärische Anwendung* zählen muss - war immer ein wesentlicher Bestandteil des Kodokan Judo. Aus diesem Grunde existieren dazu auch einige Kata.

Die "großen" Kata sind:

• Kime-no-Kata
• Kodokan-Goshin-Jutsu

Kime-no-Kata wurde vor dem 2. Weltkrieg entwickelt und vom Dai-Nihon-Butokukai standardisiert. Diese Standardisierung sollte ursprünglich auf dem Meeting 1906 erfolgen, jedoch war dies wohl problematisch, so dass die Kime-no-Kata erst später - vermutlich in den 1920er Jahren - "fertig" wurde. Sie beinhaltet Techniken

• aus dem Kniesitz und der Standposition,
• Techniken gegen unbewaffnete Angriffe (Greifen, Schlagen, Treten)
• Techniken gegen bewaffnete Angriffe (Dolch, Schwert)

Der ursprüngliche Name war übrigens "shinken-shobu-no-kata".

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Kodokan-Goshin-Jutsu entwickelt, um auf die Anforderungen der "neuen Zeit" - die heute gar nicht mehr "neu" ist - reagieren zu können. Sie ist als Ergänzung zu den anderen Kata zu verstehen und beinhaltet Abwehr gegen:

• unbewaffente Angriffe (Greifen, Schlagen, Treten)
• bewaffente Angriffe (Messer, Stock, Pistole)

Im Sinne dieser Ergänzung und Erweiterung wird im Vergleich zu den älteren Kata zusätzlich u.a. vermittelt:

• die Abwehr gegen zwei neue Waffen wird eingeführt (Stock, Pistole) - vgl: http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... 370#p46370
• Uke wird teilweise entwaffnet (ebenda)
• neue Techniken, die eher dem Aikido zuzuordnen sind (Kote-gaeshi, Kote-hineri) fließen ein (vgl. http://www.dasjudoforum.de/forum/viewto ... 324#p46324).
• Die Techniken werden im Gegensatz zur Kime-no-Kata weitgehend aus der Bewegung ausgeführt

Während die Kime-no-Kata auch für die Anwendung in kriegerischen Situationen geschaffen wurde, geht es in der Kodokan Goshin Jutsu um Alltagsstituationen (aus Sicht der 1950er Jahre!) und darum Gewalt zu kontrollieren (vgl. Kotani/Osawa/Hirose) und nicht darum einen Gegner auf dem Schlachtfeld zu vernichten.

Neben diesen "großen" Kata exisiteren u.a. noch die weniger häufig (bis fast gar nicht mehr) praktizierten Kime-shiki (kürzere Vorläufer-Kata der Kime-no-Kata) Joshi-Goshinho (Selbstverteidigung für Frauen) oder die Renkoho-waza (Abführtechniken, die aufgrund des Einsatzes von Handschellen nicht mehr so im Focus stehen).

Neben den Kata, die am Kodokan entwickelt und gelehrt werden, gibt es noch weitere SV-Kata.

Quellen:

• Kodokan-Judo, Verlag Dieter Born
• Kotani/Osawa: Kata of Kodokan Judo revised (enthält alle angesprochenen Kata)
• Kata auf judoinfo.com: http://judoinfo.com/katamenu.htm
• Kata-Diskussionen auf judoforum.com: http://judoforum.com/index.php?showforum=33
• Lehrfilme des Kodokan (z.B. auch bei YouTube eingestellt)
  Kime-no-Kata:
  Kodokan Goshin Jutsu: und
  Joshi Goshinhon:
• Kime-shiki von Nagaoka und Samura (beide später 10. Dan): http://www.judo-educazione.it/video/kime_shiki.html

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* Der Kodokan hat praktisch von Anfang an Ausbilder an Polizei und Militär entsendet und noch heute sind die Verbindungen zwischen Polizei und Kodokan äußerst eng. Nach dem 2. Weltkrieg hat der Kodokan in einem großen Programm amerikanische Militärs in großem Stil ausgebildet (SAC-Programm).