Überblick "Kata zur körperlichen Ertüchtigung"

Ju-no-Kata, Go-no-Kata, Seiryoku-Zen'yo Kokumin-Taiiku-no-Kata
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tutor!
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Überblick "Kata zur körperlichen Ertüchtigung"

Beitrag von tutor! »

Jigoro Kano erkannte sehr früh die Bedeutung von Bewegung für die Herausbildung eines gesunden Körpers. Westliche Sportarten, die er teilweise begeistert betrieb (Baseball, Rudern) sowie das traditionelle "Jujutsu" und andere Kampfkünste boten zwar gute Ansätze, waren aber nach Kanos Ansicht allein nicht geeignet, um ein optimales System der Leibeserziehung darzustellen.

Kano kritisierte dabei vor allem eine Einseitigkeit der Bewegungen, was einer harmonischen Entwicklung der Muskulatur entgegensteht, und eine Abhängigkeit von äußeren Voraussetzungen, wie z.B. z.B. ganz allgemein Sportstätten oder persönliche Ausrüstung wie eine angemessene Bekleidung.

Bereits Mitte/Ende der 1880er Jahre entwickelte der Ju-no-Kata (in einer vorläufigen 10 Techniken umfassenden Form) und Go-no-Kata, die er beide 1889 einer hochrangigen Delegation aus dem japanischen Erziehungsministerium vorstellte. Beiden Kata ist gemeinsam, dass
  • Uke nicht geworfen, sondern nur gehoben bzw. aus dem Gleichgewicht gebracht wird,
  • die Kleidung weder von Tori noch von Uke gefasst wird.
Damit braucht man weder einen gesicherten Übungsplatz noch spezielle Übungskleidung. Der Unterschied zwischen beiden Kata besteht darin, dass bei der Go-no-Kata zunächst Kraft gegen Kraft arbeitet, bevor Tori durch Nachgeben "siegt", während bei der Ju-no-Kata von Anfang an beide Nachgeben.

Der Schwerpunkt von Go-no-kata liegt also mehr auf der Kräftigung, während der Schwerpunkt der Ju-no-Kata mehr auf der Entwicklung der Beweglichkeit liegt. Ju-no-Kata wurde später auf 15 Techniken ausgeweitet und verfeinert, während Go-no-Kata bis heute in der "Rohform" geblieben ist und erst in letzter Zeit wieder verstärkt in das Interesse gerückt ist.

Um 1930 herum - Kano war zu diesem Zeitpunkt bereits 70 Jahre alt - stellt Kano die Seiryoku-Zen'yo Kokumin-Taiiku-no-Kata vor, mit der er einen neuen Anlauf für eine "nationale Leibeserziehung" nahm.

Die Seiryoku-Zen'yo Kokumin-Taiiku-no-Kata besteht aus:
  • Übungen ohne Partner "tandoku-rensho" - in erster Linie Atemi-waza
  • Übungen mit Partner "sotai-rensho" - Kime-shiki und Ju-shiki (jeweils beidseitig ausgeführt)
Die Kime-shiki ist eine 1o Techniken umfassende vor dem Krieg häufig praktizierte - heute jedoch nur selten gemachte - Selbstverteidigungskata, während die Ju-shiki eine auf 10 Techniken verkürzte Ju-no-Kata ist.

Die Seiryoku-Zen'yo Kokumin-Taiiku-no-Kata konnte sich jedoch nie in dem Maße durchsetzen, wie es sich J. Kano wohl gewünscht hatte, was aber sicherlich auch daran liegt, dass er in seinen letzten Lebensjahren viel auf Reisen (in Sachen Olympische Spiele) war und anschließend der 2. Weltkrieg der Verbreitung auch nicht gerade förderlich gewesen ist.

Quellen:
  • Kodokan-Judo, Verlag Dieter Born (mit der einzigen deutschsprachigen Veröffentlichung der Seiryoku-Zen'yo Kokumin-Taiiku-no-Kata)
  • Ju-no-Kata von Keiko Fukuda
  • Go-no-Kata, herausgegeben von K. Hanelt (Verlag Dieter Born)
  • Kata auf judoinfo.com: http://judoinfo.com/katamenu.htm
  • Kata-Diskussionen auf judoforum.com: http://judoforum.com/index.php?showforum=33
  • Lehrfilme des Kodokan zur Ju-no-Kata (z.B. auch bei YouTube eingestellt)
Zuletzt geändert von tutor! am 25.07.2009, 13:20, insgesamt 1-mal geändert.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
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