Ju-Do und der Geist des Judos

Hier könnt ihr alles posten was mit Judo zu tun hat

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Fritz
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Re: Ju-Do und der Geist des Judos

Beitrag von Fritz »

crusher hat geschrieben:Ich sehe das so: Seiryoku Zenyo ist das Prinzip dem sich im Judo alles unterordnet.
Jita Kyoei ist die Anwendung von Seiryoku Zenyo auf eine Gruppe, damit die Gruppe geschlossen handeln kann.
Das ist zweckmäßig und spart Energie.
Wo ist da die "Moral"?
Und, und, na? Wozu soll eine Gruppe geschlossen u. energiesparend handeln?
Was ist das Ziel so einer Gruppenhandlung?

Was finden wir dazu so bei Kano geschrieben?
Mit freundlichem Gruß

Fritz
HBt

group life and judo

Beitrag von HBt »

Fritz hat geschrieben:Was finden wir dazu so bei Kano geschrieben?
Ja, u.a. dieses (MoM ab Seite 68 bis Seite 71, judo and moral education):

(..), if each member of a group helps others and acts selflessly, the group can be harmonious and act as one. Accordingly, the group can make the best use of its energy, just like an individual. This principle remains true even in the case of a complex society with a population of millions. So, if seiryoku zenyo and jita kyoei are realized, social life will naturally continue to progress and develop, and as member of society, everyone can achieve the results they hope for.


Eine Übersetzung ins Deutsche ist in m.A. überflüssig.
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Linowitsch
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Re: Ju-Do und der Geist des Judos

Beitrag von Linowitsch »

Sehen wir den Geist des Judo doch einfach als Metapher, als sprachliches Bild (von mir aus auch erfunden von Europäern) an, so haben alle ausreichend Interpretationsspielraum.

Wieso muss Kano denn etwas von einem "Geist des Judo" geschrieben haben, damit wir ihn fühlen und erleben können? Ich halte diesen Standpunkt für zu dogmatisch.

Von einer anderen Seite aus gesehen:
Viele hier sind ja als Trainer auch und gerade im Kinderbereich aktiv. Für ein Kind ist doch der "Geist des Judo" viel einfacher vorstellbar oder nachvollziehbar, als jita kyoei oder seiryoku zenyo oder mehr oder weniger philosophisch verfasste Texte Kanos, die im Endeffekt ein Idealbild der Erziehung und des Zusammenlebens der Menschen darstellen.
Gruß
Lino

Kompetenzen kann man nur weitergeben, wenn man sie hat. (tutor! am 29.10.2008)

Es ist nicht gesagt, dass es besser wird, wenn es anders wird.
Wenn es aber besser werden soll, muss es anders werden. (judoka50 am 23.11.2006)
HBt

Einen Geist muß man spüren können

Beitrag von HBt »

Hallo Lino,
ich für meinen Teil finde die sprachlich, ausdrücklich von J. Kano formulierte Existenz eines Judogeistes, nicht dogmatisch. Muß diesbzgl. crusher zustimmen - wo steht bitte geschrieben... Im Editorial des JM 04/09 bezieht sich der Schreiber ausdrücklich auf J. Kano, seine Gedanken und die Wurzeln des heute praktizierten Judo, oder etwa nicht?

Einen Geist, der durchs Dojo weht und den man spüren können muß, ist mir sehr suspekt. Durch welchen Umstand wird meinen 'Üblingen' der Geist vorstellbar(er) oder präsent(er)?
Zuletzt geändert von HBt am 22.04.2009, 19:39, insgesamt 2-mal geändert.
Lin Chung
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Re: Ju-Do und der Geist des Judos

Beitrag von Lin Chung »

Wie würdet ihr denn den "olympischen Geist" definieren?

Wie es der griechische Dichter Pindar ausdrückte, zeigt sich der olympische Geist am besten in der Harmonie zwischen den olympischen Athleten, der Natur und den Göttern. Die olympischen Sieger waren in der Vergangenheit nicht nur gute Athleten, sondern auch spirituelle Menschen. (http://www.falungong.de/artikel/pressem ... 97599.html)

oder

olympischer Geist: Abenteuer, Philosophie und Energie. (http://www.olympic.org/uk/index_uk.asp)

oder

Verbreitet wird der Olympische Geist durch die Olympische Bewegung (http://www.olympic.org/common/asp/downl ... pdf&id=671)

Nur mal so als Anstoss. :D
Grüße
Norbert Bosse
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HBt

Yawara, der Geist des Judo oder einfach die Seele

Beitrag von HBt »

Jupp hat geschrieben:(..)Er ist aber dennoch vorhanden und spiegelt sich in Verhalten wider. Der Geist des Judo" gibt dem Judoka bei der Ausübung seines Judo die "Seele" (auch nicht fassbar, aber dennoch von sehr vielen Menschen als existent angesehen), einen inneren Halt, der seine Handlungen und Haltungen zu den Dingen und in den Dingen beeinflusst und steuert.
Nein, ich glaube nicht das es sich so verhält.

Mal sehen was meine Tochter dazu sagt, sie kommt just vom Fußballtraining - ob ihr Handeln und Denken vom 'Geist des Sportes' bestimmt wird?

--- Nachtrag ---
Antwort: Nein, wieso...

Wozu künstlich 'eine Selbstverständlichkeit' überhöhen und für sich in Anspruch nehmen?
Zuletzt geändert von HBt am 22.04.2009, 19:59, insgesamt 2-mal geändert.
Lin Chung
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Re: Ju-Do und der Geist des Judos

Beitrag von Lin Chung »

Wie findet ihr das?
http://judoinfo.com/kimura/masahiko_kimura.htm

und ...
Bezogen auf die allgemeinsprachlich "geistig" genannten kognitiven Fähigkeiten des Menschen bezeichnet „Geist“ das Wahrnehmen und Lernen ebenso wie das Erinnern und Vorstellen sowie Phantasieren und sämtliche Formen des Denkens wie Überlegen, Auswählen, Entscheiden, Beabsichtigen und Planen, Strategien verfolgen, Vorher- oder Voraussehen, Einschätzen, Gewichten, Bewerten, Kontrollieren, Beobachten und Überwachen, die dabei nötige Wachsamkeit und Achtsamkeit sowie Konzentration aller Grade bis hin zu hypnotischen und sonstigen tranceartigen Zuständen auf der einen und solchen von Überwachheit und höchstgradiger Geistesgegenwärtigkeit auf der anderen Seite.
Quelle:ausnahmsweise mal http://de.wikipedia.org/wiki/Geist
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Norbert Bosse
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Mitesco
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Re: Ju-Do und der Geist des Judos

Beitrag von Mitesco »

Zuerst: ich habe das Zitat, worüber Helge sich fragt, was es alles zu bedeuten hat, nicht gelesen. Trotzdem frage ich mich, warum man sich hier so aufregt über die Frage, ob und wie es einen Geist des Judo gäbe. Und ob Kano darüber buchstäblich etwas geschrieben hat, oder nicht (wer Japanisch liest, kann uns darüber vielleicht aufklären, da die meisten Texte Kanos noch in der originelle Sprache verschlossen sind...). Und wenn schon...

Warum es Jupp und Tutor! geht, ist wahrscheinlich auch eine positive Interpretation darzustellen, und ich finde sowas eine gute Attitude.

Für mich ist es aber ganz einfach. Selbstverständlich ist es nicht richtig im Judo eine Art Spiritualismus oder Esoterik hinein zu interpretieren. Der Geist ist auch mehr als nur die beide Prinzipien des Judo, Seiryoku Zenyo und Jita Kyoei. Ich würde es übersetzen mit: "Intention", "Zielrichtung", "Anliegen", "Absicht" im Judoka. Und diese Absicht sollte immer ausgerichtet sein auf das Ziel ("DO", Jita-Kyoei im breitesten Sinne), mit angemessener Energie ("JU", körperlich, intellektuell und mental) (Seìryoku Zenyo). WO ist also der Geist? Er schwebt nicht irgendwo herum im Dojo, frei zu greifen (oder nicht), sondern er lebt in jedem Judoka, der mit allem, was in ihm ist, Judo macht den Prinzipien gemäß. Was eine gewisse Freiheit bedeutet für jeden Judoka, aber nicht ohne Zweck. Der Weg (do) bedeutet Bewegung - auf Etwas ausgerichtet.

Und darüber, diese Haltung und Absicht eines Judoka, ist bei Kano viel zu lesen. Und da es hierbei geht um eine geistige Haltung, die immer das Benehmen eines Judoka bestimmen sollte (habe ich nicht ausgedacht...), finde ich es schade, daß hier bisher so relativierend darüber geschrieben wurde. Ich sehe es mir schon einige Tage an, und obwohl ich mich wirklich Mühe geben muß, es in einer Fremdsprache (für mich) klar zu machen, will ich mich nicht der Diskussion heraushalten.

Wer übrigens etwas über den Geist des Judo lesen will, kann ich auch noch unseren Freund Mifune empfehlen. Und wer es nicht hat, "The Canon of Judo" ist ein großartiges Buch, und Mifune hat schon etwas über "The Spirit of Judo" geschrieben:
It is difficult to express the significance of judo simply: its core is rich and diverse, its value is multifaceted, and its most fundamental aspect is the unification of the spirit and body. In other words: judo brings the spiritual and physical elements together as one. The term "spiritual" may be interpreted both philosophically and religiously, but the spirit of judo adheres to virtue and morality. Inevitably, technique conforms to those principles also. The essence of virtue is a well-balanced spirit and form, whereas immorality and dishonesty are forms that are caused by a loss of balance. Consequently, it can be easily understood that it's normal for the mind, consistent with this principle, to move with lucidity, versatility, and without obstacles. "Ju" is natural and free, without rigidity or hardness, so it cannot be seized or caught. Therefore, anyone who acts contrary to these principles is not virtuous, and can be easily subdued by someone who is in harmony with "ju". It is simplistic to believe that judo is an end achieved by strength alone. In fact, it is the manifestation of reason: its principles are consistent with the growth of co-operation in each society and for the world to develop peacefully. It does not permit immorality. The great aim of the judo spirit dwells in its pure and firm character. (...) The spirit of judo should be pure. If senior instructors have excellent technqiues, as well as love and respect, this will inspire junior students to develop their own character to perfection and understand that spiritual and physical training always develop together. Training in judo techniques will produce a strong physique, allow for free and easy movement, as well as provide insight to follow the right path and understanding of both the physical and spiritual. True judo can complement the beliefs of the person who pursues truth, goodness and beauty. (Canon of Judo, ed.2004, p.22-23)
Gibt es in uns doch einen Geist des Judo, einen "Judo Spirit"? Ich hoffe es schon. :)

Mitesco (http://www.mitesco.nl)

"Man kann man sagen, dass die Lehre von Judo einen aus der Tiefe der Verstimmung in ein Stadium energischer Tätigkeit mit einer frohen Hoffnung in die Zukunft führen kann." Jigoro Kano
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Hofi
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Re: Ju-Do und der Geist des Judos

Beitrag von Hofi »

Ich denke mit der Antwort von mitesco ist alles gesagt und einige Leute sollten aufhören, sich mit Wortklauberei und Silbenzählen zu beschäftigen, um dies als Quelle für unsinnigen Spott zu gebrauchen. Stattdessen könnte man eher versuchen das Ji-Ta-Kyo-Ei (und diese Schreibweise ist jetzt bewusst so gewählt) etwas mehr zu beherzigen.
Bis dann
Hofi
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.

Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
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Re: Ju-Do und der Geist des Judos

Beitrag von crusher »

Stattdessen könnte man eher versuchen das Ji-Ta-Kyo-Ei (und diese Schreibweise ist jetzt bewusst so gewählt) etwas mehr zu beherzigen.
Jita Kyoei bezeichnet, wie Kano schreibt, die Anwendung des Judoprinzips Seiryoku Zenyo auf eine Gruppe. Er schreibt, dass die Guppe dann wie ein Individuum handelt und ihre Ziele erreicht.

Wenn ich das also in unserer Trainingsgruppe im Verein so mache, habe ich es genug beherzigt.
Da muß ich mir nicht Vorträge über angeblich moralische Prinzipien anhören oder irgendwelchen schwerfaßlichen Esoterikkram.
Ich muß auch nicht Jita Kyoei für alle beherzigen, die zufällig auch Judo machen.
Aber so stellen sich das hier einige vor.
Fraternisieren für alle, ja?
Ob Kano das gemeint hat, glaube ich nicht.
Dabei geht es gar nicht darum. Es geht nur darum, nicht von irgend einem "Geist" zu faseln, sondern sich einfach an das zu halten, was Kano gesagt hat.
Und zwar an das was er wirklich gesagt hat und nicht an das, was Tutor oder Jupp daraus machen.
Just my opinion.
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Fritz
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Re: Ju-Do und der Geist des Judos

Beitrag von Fritz »

crusher hat geschrieben: Jita Kyoei bezeichnet, wie Kano schreibt, die Anwendung des Judoprinzips Seiryoku Zenyo auf eine Gruppe. Er schreibt, dass die Guppe dann wie ein Individuum handelt und ihre Ziele erreicht.
Hier noch mal meine Frage an Dich:
Welche Ziele? Was schreibt denn Kano so über die Ziele "der Gruppe"?
Wenn ich das also in unserer Trainingsgruppe im Verein so mache, habe ich es genug beherzigt.
Wieso schrieb dann Kano Aufsätze über Judo im engeren Sinn und im weiteren Sinne,
wozu wollte er Seiryoku zenyo und Jita-Kyoei ausdrücklich auch im allgemeinen Leben der Gesellschaft angewandt sehen?
Wieso strotzt der "Niehaus" nur so von Kano-Zitaten bzgl. Judo und "Erziehung"?
Und wieso schreibt Kano von einem "Mysterium des jûdô"?
Niehaus, Mitte der S.294 hat geschrieben:Befolgen wir das Mysterium des jûdô, indem wir weder
stolz noch nachlässig sind, sondern mit ganzem Herzen und mit aller Kraft vorwärts streben, ist
die Zeit nicht mehr fern, in der unser Land zu einem der stärksten zivilisierten Länder der Welt
werden wird.
Wieso spricht Kano von: "Das jûdô-System der Moral" (Niehaus Seite 286)?
crusher hat geschrieben:Da muß ich mir nicht Vorträge über angeblich moralische Prinzipien anhören oder irgendwelchen schwerfaßlichen Esoterikkram.
Vorträge und Frage/Antwort gehören mit zum Unterrichten vom Judo.
crusher hat geschrieben:Dabei geht es gar nicht darum. Es geht nur darum, nicht von irgend einem "Geist" zu faseln, sondern sich einfach an das zu halten, was Kano gesagt hat.
Und zwar an das was er wirklich gesagt hat und nicht an das, was Tutor oder Jupp daraus machen.
Dann schlage ich vor, daß Du erstmal wirklich liest, was Kano so gesagt hast. Mittlerweile gibt es
ja doch einige deutsche und englische Lesestücke... Danach sehen wir weiter.
Mit freundlichem Gruß

Fritz
Jupp
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Re: Ju-Do und der Geist des Judos

Beitrag von Jupp »

Danke tutor!

Der "Geist des Judo" hat natürlich nichts mit Gespenstern zu tun, wie auch Fritz schon richtig feststellt, sondern mit einer Haltung und Einstellung zu der Qualtität seiner Handlungen, seiner Verantwortung für die eigenen Handungen und für den Umgang mit den Menschen, die man trifft oder auf die man trifft. Genau diese Haltungen und Einstellungen machen die außergewöhnliche Bereicherung aus, die man durch Judo - im Umgang mit anderen - erfahren kann. Man erfährt dabei auf eine ganz besondere Weise viel über sich selbst und auch über den anderen, mit dem man übt. Im "wie" dieses Übens erlebt man den "Geist des Judo", die Haltung und Einstellung, mit der miteinander Judo ausgeübt wird. Keine Esoterik, keine Geisterbeschwörung, sondern ganz praktische, erfahrbare, spürbare Handlungen, die unmittelbar wirksam sind.

Jupp
tutor!
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Re: Ju-Do und der Geist des Judos

Beitrag von tutor! »

Jupp hat geschrieben:Der "Geist des Judo" hat natürlich nichts mit Gespenstern zu tun
Das würde man ja auch auf englisch mit "ghost of judo" bezeichnen - hier geht es aber um die Übersetzung von "spirit of judo", ein Begriff, der nicht nur von Mifune sondern auch von Kano (bzw. ihren Übersetzern) gebraucht wurde.

Auch Begriffe wie Forschergeist, Abenteuergeist, Unternehmergeist usw. oder der von Lin Chung angemerkte "Olympische Geist" haben nichts mit Gespenstern zu tun und werden im Englischen als "spirit of....." bezeichnet.
I founded a new system for physical culture and mental training as well as for winning contests. I called this "Kodokan Judo",(J. Kano 1898)
Techniques are only the words of the language judo (Cichorei Kano, 24.12.2008)
HBt

Einwurf II - Judogeist

Beitrag von HBt »

@all
udo hat geschrieben:(..)wenn Du derzeit keine Verbindung mit dem "Geist des Judo" hast, mag das daran liegen, dass das kleine Teufelchen hinter Deinem Ohr oder auf Deiner Schulter Deinen Geist derzeit überbeansprucht.
Einmal angenommen, es verhält sich so wie Udo es freundlich ausgedrückt hat, dann bitte ich euch um fassbare Beispiele.
Durch welche konkreten Handlungen im Alltag, beim Training und beim Lehren/Erziehen, offenbart sich "der Geist des Judo"?

@Hofi
Hofi hat geschrieben:(..) und einige Leute sollten aufhören, sich mit Wortklauberei und Silbenzählen zu beschäftigen, um dies als Quelle für unsinnigen Spott zu gebrauchen.
Wie bitte?
Stattdessen könnte man eher versuchen das Ji-Ta-Kyo-Ei (und diese Schreibweise ist jetzt bewusst so gewählt) etwas mehr zu beherzigen.
Ja, was bedeutet für Dich jita kyoei? Ich gehe davon aus, Du hast eine ganz persönliche Vorstellung und Interpretation. Ist Ji-Ta-Kyo-Ei, dass Moralische Prinzip, die Wurzel unseres Judo? Ja oder Nein?**


Gruß
Helge
** Schreibweisen und Formulierungen bewußt manipulativ gewählt
pmhausen

Re: Einwurf II - Judogeist

Beitrag von pmhausen »

HBt hat geschrieben: Ja, was bedeutet für Dich jita kyoei? Ich gehe davon aus, Du hast eine ganz persönliche Vorstellung und Interpretation. Ist Ji-Ta-Kyo-Ei, dass Moralische Prinzip, die Wurzel unseres Judo? Ja oder Nein?**
Sorry, Helge,
aber ich kann auch nicht nachvollziehen, worauf Du eigentlich hinaus willst.

Judo ist die Manifestation, als Ingenieur könnte ich sagen Implementierung, der Prinzipien Seiryoku Zenyo und Jita Kyoei.
Und zwar auf (mindestens) 3 Ebenen, die Kano in MoM explizit beschrieben hat: der technischen, der moralischen und der
gesellschaftlichen Ebene.

Wenn also jemand in all seinen Handlungen sich von den genannten Prinzipien leiten läßt, so würde auch ich ohne mit
der Wimper zu zucken schreiben, er handele im Geist des Judo. Das ist doch völlig normales Deutsch für genau diesen
Sachverhalt.

Im Geist unserer Verfassung, im Geist von Humboldts, im Geist ... meine Güte, weshalb denn bitte nicht im Geist Kanos
oder im Geist des Judo?

Was regt Dich an dieser Formulierung so auf?

Grüße,
Patrick

P.S. Ich habe gerade noch ein wenig gegrübelt, während ich mir eine Tasse Kaffee geholt habe. Nochmal ein
Beispiel und eine Klarstellung:

Wenn man anstrebt, per Grundgesetzänderung einen Einsatz der Bundeswehr im Inneren zu ermöglichen,
so ist das legal. Grundgesetzänderungen sind bei uns vorgesehen und brauchen nur passende Mehrheiten.
Angesichts der Erfahrungen der Verfasser des Grundgesetzes aus den beiden vorhergehenden Deutschen
Staaten darf man aber mit einer gewissen Plausibilität behaupten, daß die Trennung von Polizei und
Armee wohl gewollt war. Und daß eine solche Änderung des GG nicht im Geist unserer Verfassung sei.

Ich will jetzt nicht über die politische Frage als solche diskutieren sonder nur erläutern, daß "im Geist von ..."
eine vollkommen profane Formulierung ist, die nichts weiter ausdrückt als "in Übereinstimmung mit den
mutmaßlichen Absichten des Verfassers/Erfinders/Schöpfers von ..."

"Einsatz der BW im Innern ist nicht im Geist des GG" == "Die Verfasser des Grundgesetzes hätten das nicht gewollt".
Mehr ist das doch nicht! Nur eine sprachliche Formulierung, kein Geist, der irgendwo rumschwebt.

"Im Geist des Judo" == "In Übereinstimmung mit den mutmaßlichen Absichten Kanos". Mutmaßlich, weil man ihn
ja nicht mehr fragen kann.

Nochmal Grüße,
Patrick
st.gregor

Re: Ju-Do und der Geist des Judos

Beitrag von st.gregor »

Ach Jupp,
vielleicht solltest Du dir kein Urteil über mich anmaßen, denn dafür fehlt Dir - wie für deine Urteile über vieles andere auch - jegliche Sachkenntnis und Kompetenz. Und bevor jetzt die übliche "selber" Kritik kommt - ich hab ja nicht mit diesem Quatsch angefangen.
Übrigens kommt der "Gespenster"-Begriff nicht von mir, sondern von Fritz :P
Das Problem mit dem "Geist des Judo" ist, dass eine solche, nach außen projizierte, vom Übenden quasi abgetrennte Instanz dem Kanoschen Ansatz des unmittelbaren Lernens am Partner völlig entgegensteht. Das im Verhältnis der Übenden untereinander (und hoffentlich auch in ihrem Verhältnis zur Umwelt) durch das Judotraining positive Veränderungen herbeigeführt werden sollen, ist keine Frage. Es ist aber keine äußere Entität, die dort wirkt, kein Geist, den man aufnehmen kann oder eben nicht.
Der "Geist des Judo" ist bestenfalls eine Metapher für ein komplexes (und selbst für Jupp dann erkennbares) Muster von Beziehungen im Dojo.
Problematisch ist dieser Begriff dahingehend, dass sie tatsächlich der Esoterik ein breites Einfallstor öffnet, durch die dann auch andere Dinge wie etwa der Geist des Budo, der Bushido, der olymische Geist, die Budopädagogik und der Sportsgeist einfallen können, die dort jeden Versuch, eine ernsthafte Kampfkunst zu üben ersticken.


Stephan
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Judo-Geist

Beitrag von Reaktivator »

Auch in Japan wird übrigens vom "Judo-Geist" gesprochen:

jūdō seishin (柔道精神)

Gebt den auf Japanisch beschriebenen Begriff einfach einmal mittels Copy & Paste bei Google ein:

Wenn Ihr im ganzen WWW sucht, findet Ihr fast 2 Millionen (!) Einträge. Und wenn Ihr es auf japanischsprachige Seiten begrenzt, sind es aktuell immerhin auch noch mehr als 800.000.

Wer wissen möchte, ob auch Jigoro Kano selbst diesen Begriff verwendet hat, kann sich ja einmal daran machen, diese Seiten alle zu durchsuchen.....
Ein Forenmitglied ohne Signatur ist wie ein Forenmitglied ohne Namen.
(Alte Internet-Weisheit, frei nach "Reaktivator")
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Re: Ju-Do und der Geist des Judos

Beitrag von Ronin »

st.gregor hat geschrieben: Der "Geist des Judo" ist bestenfalls eine Metapher für ein komplexes (und selbst für Jupp dann erkennbares) Muster von Beziehungen im Dojo.
Und genau das schreibt doch jeder einzelne hier, sofern er sich nicht gerade über irgendwelche Geistergeschichten lustig macht. Ich weiss wirklich nicht wo eigentlich das Problem liegen soll.
st.gregor hat geschrieben: Problematisch ist dieser Begriff dahingehend, dass sie tatsächlich der Esoterik ein breites Einfallstor öffnet,...
Ich habe eigentlich in dieser Diskussion nicht den Eindruck, dass das irgendjemand machen möchte, aber ich habe den ganz starken Eindruck das manche das unbedingt gerne hätten, um "ums Verrecken" einen Streit vom Zaun brechen zu können.
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Fritz
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Re: Ju-Do und der Geist des Judos

Beitrag von Fritz »

st.gregor hat geschrieben:Übrigens kommt der "Gespenster"-Begriff nicht von mir, sondern von Fritz :P
Dagegen verwehre ich mich ;-)
Du schriebst (Hervorhebungen von mir)
ich habe - als leidlich aufgeklärter Mensch - mit Geistererscheinungen aller Art so meine Probleme, egal ob es sich dabei um Polter-, Ahnen- oder Judogeister handelt. Kannst Du mir mal kurz für Nichtmedien erläutern, was genau Du denn dort spürst, wo der Geist des Judo waltet? Was genau fehlt Dir, wo er nicht herumspukt?
Für mich liegt das auf einer Ebene mit
"Gespenst" - da über Bedeutungsnuancen zu diskutieren, wäre wirklich "Esoterik" ;-)
Das Problem mit dem "Geist des Judo" ist, dass eine solche, nach außen projizierte, vom Übenden quasi abgetrennte Instanz dem Kanoschen Ansatz des unmittelbaren Lernens am Partner völlig entgegensteht. Das im Verhältnis der Übenden untereinander (und hoffentlich auch in ihrem Verhältnis zur Umwelt) durch das Judotraining positive Veränderungen herbeigeführt werden sollen, ist keine Frage. Es ist aber keine äußere Entität, die dort wirkt, kein Geist, den man aufnehmen kann oder eben nicht.
Richtig da stimme ich Dir zu, das hat hier auch niemand bestritten.
Der "Geist des Judo" ist bestenfalls eine Metapher für ein komplexes (und selbst für Jupp dann erkennbares) Muster von Beziehungen im Dojo.
Das mag sein, hier fallen mir auch noch
Begriffe wie zwischenmenschliches Klima, Atmosphäre, Stimmung, Einstellung usw. ein.
Wir sind uns also einig, daß es keinen "losgelösten" Geist gibt, sondern daß mit "Geist" ein komplexes
Beziehungsmuster im Dojo, welches sich durch ernsthaftes Studium des Judo sich ergeben kann (muß?),
gemeint ist.
Problematisch ist dieser Begriff dahingehend, dass sie tatsächlich der Esoterik ein breites Einfallstor öffnet, durch die dann auch andere Dinge wie etwa der Geist des Budo, der Bushido, der olymische Geist, die Budopädagogik und der Sportsgeist einfallen können, die dort jeden Versuch, eine ernsthafte Kampfkunst zu üben ersticken.
Richtig, aber in diesem Sinne haben weder wir noch P. Frese im Judomagazin
diesen Begriff gebraucht. Das ist auch das schöne am "Sportjudo" - der Esoterik-Kram hält sich
da genauso schlecht wie im Ringen und Boxen... :-)

P. Freses Artikel halte ich für einen deutlichen Aufruf,
sich verstärkt mit Kano (bzw. seinen Texten) zu beschäftigen, das halte ich für richtig u. wichtig.

Letztendlich ist das auch ein Verdienst der hier schreibenden oder geschrieben habenden Mitglieder
aus der "traditionellen Ecke" :D
Mit freundlichem Gruß

Fritz
HBt

Ein Beispiel

Beitrag von HBt »

Es hat keinen signifikanten Erkenntnisgewinn erbracht!
@Fritz,
bitte löschen.
Danke Helge
Zuletzt geändert von HBt am 23.04.2009, 14:34, insgesamt 1-mal geändert.
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