"Gast" schrieb:
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Im Übrigen sind die "Randori-Waza" nur eine Teilmenge des gesamten Technikspektrums im Kodokan-Judo. Es sind eben jene Techniken, deren Anwendung im Randori - und daraus resultierend im Wettkampf - erlaubt sind. Alle anderen Techniken werden ausschließlich in Form von Kata geübt.
Stimmt nicht.
Ich verweise auf Kanos Aussage, wonach Randori ganz verschiedenen Erfordernissen angepaßt wird. Kano selbst schreibt dazu, daß man (ich denke, das steht bei Niehaus, werde die Quelle nachreichen, damit niemand behauptet, ich würde mir das ausdenken!) ins Randori auch mühelos Atemi integrieren kann.
In seinem Beitrag "Dôjô ni Okeru ..." schreibt Kano übrigens, daß die abgebeugte Haltung vieler Jûdôka kontraproduktiv sei, da man so zwar verhindern könne, geworfen zu werden, dafür aber den Atemi schutzlos ausgeliefert sei.
Es stimmt also nicht, daß alles, was nicht als "Randori Waza" gilt, nur und ausschließlich in den Kata geübt wird.
"Gast" schreibt weiter:
In den 50er Jahren wurde die Kodokan-Goshinjitsu entwickelt. Einen deutlicheren Beleg dafür, dass Selbstverteidigung Teil des Judo ist, kann es eigentlich gar nicht geben. Zweifellos wird dieser Teil im DJB praktiziert, denn sonst wäre die Kodokan-Goshinjitsu (wie auch die Kime-no-kata) nicht teil der Dan-PO und würde auch nicht bei Kata-Meisterschaften als Wettbewerb ausgetragen.
Autsch! Eigentor!
Außerdem erinnert mich die Argumentation von "Gast" doch sehr an Herrn Klocke ... na egal.
Kata bei Kata-Wettbewerben sind TOTE Formen.
Was will man denn da bewerten? Das geht nur über äußere Aspekte - Ästhetik. Also Tanzen, Eiskunstlaufen ... na prima.
Und daß es "Teil der Dan-PO" des DJB ist, beweist jetzt ...was nochmal genau??
Daß man all diese Dinge im DJB wirklich KANN??
Ja, die "Kodôkan Goshijitsu" wurde 1958 aus der Taufe gehoben.
20 Jahre nach Kanos Tod.
Und sie ist ein Beleg dafür, daß der alte Spruch stimmt: A horse is a camel designed by a committee.
Man hat zugunsten dieser Krücke (Jawohl, Krücke! Das lächerliche Ding vermittelt KEINERLEI kampfrelevante Prinzipien mehr, wird also zu recht NICHT als Kata bezeichnet. Es ist eine weitgehend sinnlose Ansammlung unzusammenhängender Einzeltechniken, mehr nicht!) die bis dahin geübte Kodôkan Goshinjutsu-no-Kata aufgegeben.
Letztere vermittelte tatsächlich Prinzipien ... und wurde in einen Übungsteil für Männer und einen für Frauen gegliedert.
Was nun daran ein "Fortschritt" sein sollte, eine echte, erprobte, sinnvolle Kata zugunsten einer albernen Übung aufzugeben, bleibt rätselhaft.
"Gast" schreibt weiter:
Die Frage ist daher nicht, ob "im Judo" etwas weggelassen und vergessen wurde/wird und ob es sich um ein "kastriertes Judo" - das angeblich kaum mehr eines sein soll - handelt oder nicht. Das technische Repertoire des Judo erweitert sich im Gegenteil ständig - und zwar vor allem durch die Wettkämpfe auf internationaler Ebene.
Mit Verlaub, das ist kompletter Unsinn und eindeutig Klockesche Argumentation, wei im Judomagazin vor kurzem nachzulesen war.
Das "Repertoire des Judo erweitert sich"?
Wohin?
Was dazukommt, sind sogenannte Kunstwürfe. Dem Reglement entsprechend, mit viel Krraft auszuführen - das ist KEIN Jûdô, da es der obersten Maxime des Jûdô widerspricht.
Abgesehen davon klappen diese Krampen auch nur auf 'ner Matte und möglichst noch innerhalb einer determinierten Gewichtsklasse.
Was sagte Kano doch über die Größe und das Gewicht eines Gegners? Ich meine mich da doch zu erinnern, daß dies für einen Jûdôka keine Rolle spielen dürfe ... laut Kano.
Wettkämpfe auf internationaler Ebene erweitern das Repertoire des Jûdô ständig?
Was für ein Quatsch.
Seit Jahrzehnten werden im Wettkampf die selben Ausheber, Abtaucher und Beingreifer praktiziert - im Verein mit Uchi-Mata und abgeknietem Seoi-Runterreißer.
Klar, wenn man die 800. "Variante" eines gebolzten Uchi-Mata als Neuerung ansehen will, kann man das tun.
Wenn man diverse Abtaucher inzwischen genauso oft links wie rechts sieht, ist das wahrscheinlich die "ständige Erweiterung des technischen Repertoires".
Und ein sicheres Indiz dafür ist wohl auch, daß neuerdings ab und zu wieder mal gewürgt wird ...
Da müssen sich die BJJ-Kämpfer aber auf einiges gefaßt machen!
"Gast" schreibt:
Es gibt viele Techniken, die im Judo (im allgemeinen) nur noch praktiziert werden, wenn man sie für eine Prüfung braucht, z.B. Uki-otoshi, Sumi-otoshi, Yoko-wakare und viele andere. Das heißt aber nicht, dass sie nicht mehr zum Judo gehören würden.
Doch, genau das heißt es.
Es sind (zumindest bei euch im Sportjudo) TOTE Techniken. Die niemand mehr anwenden kann.
Was nicht daran liegt, daß diese Techniken schlecht oder nicht anwendbar wären.
Ich bitte dich, was soll denn das - "werden nur noch praktiziert, wenn man sie für eine Prüfung braucht."
Entlarvender hättest du es nicht formulieren können.
Keiner KANN diese Dinger mehr.
Keiner kann sie mehr anwenden - also kann sie auch niemand so erklären, daß man sie anwenden kann.
Da erklärt also jemand, der es selbst nicht kann, dem hoffnungsvollen Nachwuchs, wie sie diese Techniken so zeigen können, daß sie durch die Prüfung kommen.
KÖNNEN müssen sie die Dinger nicht ...
Und ihr wundert euch, daß ihr nicht ernst genommen werdet??
A propos weglassen:
Ich würde doch gern mal sehen, wie die höchstgraduierten Dan-Träger des DJB bspw. das Schwert führen (von anderen Waffen des Kodôkan wie etwa dem Jô wollen wir hier taktvoll schweigen)..
Nein, nicht rumfuchteln.
Kämpfen.
Und daß sie aus diesem Verständnis die daraus abgeleiteten Techniken des Yoroi-Kumi-Uchi in Kampfanwendung demonstrieren.
Denn schließlich ist es DAS, was man die Grundlagen des Jûdô nennt.
Ich wage die Prognose, daß keiner der höchstgraduierten Dan-Träger über nennenswerte Kenntnisse dieser unverzichtbaren Grundlagen verfügt.
Wie sieht es dann bspw. mit im Kampf (!) anwendbaren Atemi aus?
Was wissen diese höchstgraduierten Dan-Träger über Kyusho-Ho, Renko-Ho? Über Uke-Waza?
Über Waffentechniken des Jûdô ganz allgemein? (Ach nee, die gibt es ja gar nicht! Wie konnte ich das vergessen!)
Sie wissen nichts davon. Vom Können ganz zu schweigen.
Was wißt ihr eigentlich über die Energie-Arbeit im Jûdô? (Dazu hat Mifune etwas geschrieben).
Häh? Energie-Arbeit?
Ja, genau.
Wie lautet doch die oberste Maxime des Jûdô?
Seiryoku Zenyo.
"Maximale Wirkung bei minimalem Aufwand durch perfektes Ausnutzen der dem Menschen eigenen, begrenzten Energie".
Den zweiten Teil dieser Maxime plappert man halt so daher, ohne sich weiter Gedanken drüber zu machen ...
Ihr wißt nichts davon. Keiner von euch.
Dann aber ist es kein Jûdô, was ihr da so betreibt, sondern wirklich nur noch Ringen in weißen Anzügen.
Euer Problem.
Der eine oder andere wird ja inzwischen mitbekommen haben, daß es Alternativen gibt.
Tom