Lieber Ulrich Klocke!
"Ihr Ossies könnt ja alle kein Jûdô!"
Das jedenfalls ist es, was bei mir als Kernaussage des obenstehenden Beitrags ankommt. Übrigens: nicht nur bei mir.
"... im ehemaligen DJB ist Horst Wolf nur den wenigsten bekannt."
Das ist gut nachvollziehbar, der Mann war schließlich ein absoluter Niemand. Und da fällt es auch nicht ins Gewicht, daß er den 9. Dan trug.
Nun kann man da ja geteilter Meinung sein. Aber:
Wenn also Jana einen "Koshi-guruma" nach Horst Wolf übt (Judokampfsport, Sportverlag Berlin 1978, S. 84), dann würde dieser Wurf im DJB gestern, vorgestern und heute als Tai-otoshi klassifiziert.
Autsch!
Und das bei einem eindeutig als Hüftwurf zu erkennenden Wurf???
Und das von einem 7. Dan?
Lieber Urich Klocke, du schreibst in einem anderen Beitrag hier im Forum, daß "sich alle hohen Dan-Träger des DJB einig sind, daß Tai-Otoshi so ausgeführt werden muß" oder so ähnlich. Seit wann wird im Jûdô denn ganz demokratisch durch Mehrheitsbeschluß festgelegt, wann eine Technik "richtig" ist??
"Alle sagen ..." ist mir zu wenig, besonders wenn es im Widerspruch zu Kano steht.
Nun habe ich da eine Frage: wieso wird ein eindeutiger Hüftwurf als Handwurf verkauft? Und wieso versuchst du, das zu rechtfertigen, indem du schreibst, daß "die Einordnung eines Wurfes in eine bestimmte Wurfgruppe nicht immer eindeutig das Wurfprinzip erklärt."???
Meine Güte, muß Kano Jigoro ein Stümper gewesen sein!
Und da ist es natürlich nötig, die von ihm begangenen Irrtümer im Jûdô zu korrigieren, nicht wahr? Weil sich das Jûdô ja "weiterentwickelt" hat, nicht wahr?
Nebenbei: höre ich in der verächtlichen Bezeichnung "Heftchen", mit der du Horst Wolfs Buch bezeichnest, so etwas wie Neid?
Methodisch und technisch waren und sind Wolfs Bücher (bestimmte Interpretationen seinerseits mal außer acht gelassen) so ziemlich das beste, was man als Jûdôka in die Hände bekommen kann.
Aber das kann man natürlich nicht zugeben, nicht wahr.
Übrigens: Horst Wolfs Bücher sind auch heute noch problemlos im Buchhandel zu bestellen. Es ist nicht wahr, daß sie "nicht mehr vertrieben werden".
Jana empfehle ich, über den Tellerrand des ehemaligen DDR-Kyu-Programms zu schauen und Koshi-guruma so zu lernen, wie er derzeit im Geltungsbereich des DJB allgemein ausgeführt wird.
Wie gesagt: "Ihr doofen Ossies könnt kein Jûdô!"
Das ist der Eindruck, der sich mir (und nicht nur mir) nach der Lektüre deines herablassenden Beitrags aufdrängt.
Genau, weg mit dem alten DDR-Plunder! Wer hat denn schließlich die Medaillen bei Olympia und bei WM / EM geholt? Das waren ja schließlich die westdeutschen Judosportler mit ihrem viel besseren Prüfungsprogramm, oder? Ach nee, waren sie nicht. Aber sie wären es gewesen, wenn die Ossies nicht unfairerweise alle schon im Kindergarten gedopt worden wären!
Schade, lieber Ulrich Klocke.
Ich würde dich wirklich gern so respektieren, wie das einem 7. Dan eigentlich zusteht. Und das ist ausnahmsweise mal wirklich ernst und keineswegs ironisch gemeint!
Ich muß mir diesen Respekt jedoch versagen.
Wer den 7. Dan trägt, der sollte eigentlich nicht Tai-Otoshi und Koshi-Guruma (der in der von Horst Wolf gezeigten Form auch als Oroshi-nage in den Koryû bekannt war und dort den Hüftwürfen zugerechnet wird!!) verwechseln.
Tai-otoshi ist ein Handwurf.
Punkt!
Und ein Handwurf wird eben
nur mit den Händen geworfen. Daß so etwas nicht nur geht, sondern auch extrem kampfrelevant ist, habe ich auf -zig Seminaren und auch in diversen Kämpfen bewiesen (damit es keine Mißverständnisse gibt: ich meine damit nicht sportliches Jackenraufen!).
Ich bin erschüttert darüber, daß in deinem Beitrag im Judo-Magazin über den Tai-Otoshi bspw. Tokio Hirano ("Mr. Tai-Otoshi") mit keinem Wort erwähnt wird.
Ich bin erschüttert darüber, daß man darauf beharren kann, einen eindeutigen Hüftwurf in die Gruppe der Handwürfe einordnen zu wollen.
Aber es ist natürlich dein gutes Recht, deinen eigenen Standpunkt zu verteten.
@Jana: Ich empfehle dir dringend, den Koshi-Guruma weiter nach Horst Wolf / Kawaishi zu üben.
Es ist eine einfache, gut anwendbare Technik. Viel Spaß damit im Training!
Tom Herold