"Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

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Patrick
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von Patrick »

Olaf hat geschrieben:Tja, wer noch mehr Infos zum Ablauf, Trainingsinhalt oder so haben möchte schickt mir am besten eine PN mit der direkten Frage.
Ich denke, dass Deine Ausführungen von allgemeinem Interesse sind und würde mich sehr freuen, wenn Du hier im Thread weitere Details schildern würdest. :)
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von kanou65m »

Lieber Olaf,
herzlichen Dank für Deine bisherigen Ausführungen zu dem Thema.
Ich schließe mich der Bitte von Patrick an.
Das wäre ein großer Gewinn für alle.

mit freundlichem Gruß
kanou65
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judoka50
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von judoka50 »

Hi Olaf - die Probleme mit dem Personalmangel sind, natürlich mit den Einstellungen der Verfahren bei kleineren Delikten direkt verbunden. Als die ersten Personaleinsparungen vor Jahren anfingen, kamen gleichzeitig Anregungen, bei kleinen Straftaten großzügiger zu sein. Keine Strafen mehr, sondern nur Ermahnungen und dieses viel viel zu spät. Was nutzt es wenn ein Jugendlicher mit halbvoller Hose das erste mal zur Vernehmung zur Kripo geht und dann ein halbes Jahr Pause ist. Danach dann ein nettes Gespräch mit dem Jugendrichter, wenn nicht vorab bei der Staatsanwaltschaft im schriftlichen Wege schon eingestellt. Woher soll dann das Unrechtsbewusstsein kommen und wie schnell verbreitet sich so etwas dann.
Wenn ich in unsere Kartei schaue und dort, vor allem ausländische Jugendliche sehe, die 20 - 30 Verfahren mit 20 Jahren haben, davon etliche Erstatzfreiheitsstrafen, die sie noch nicht einmal in den nächsten Jahren abarbeiten, geschweige bezahlen können. Vorausgesetzt der Wille wäre erst mal da. Nein, was passiert, irgendein Rechtspfleger gewährt ne Ratenzahlung und danach die nächste und nächste, wird sich dann also 5 - 10 Jahre hinziehen.
Abarbeiten kommt natürlich auch nicht in Frage, da es zu wenig geeignete Plätze gibt, zudem müsste man dann ja früh aufstehen und 8 Stunden abarbeiten. Wofür, wenn der Staat einem Lücken lässt.
Wie Olaf schon sagte - die Gesetze bieten für alle Delikte harte Strafen an - aber wo sollen sie vollstreckt werden.
Sind die Gefängnisse doch schon heute überbelegt und zwar, da muss man sich wundern, dass die Politiker es endlich mal laut sagen, überwiegend mit ausländischen jugendlichen Straftätern.
Übrigens Olaf wie ist denn bei euch die Quote.....
Kleiner Nachschlag noch - die Polizei hat vor kurzem einen farbigen aus Ghana im Rahmen einer Verkehrskontrolle überprüft.
Siehe da, in seinem Auto war der Kofferraumboden zentimeterhoch bedeckt mit Zustellungssurkunden der Justiz. Zu seinem Pech war aber eine OWi mit einer Erzwingungshaft greifbar. Mehr konnte aber nicht gemacht werden, da die anderen bei den Polizeistationen rundherum deponiert waren, weil er laufend eine andere Wohnung hatte. Also hat sein Kumpel ihn mit den offenen 40 EUR ausgelöst und er fährt weiter seine Briefe spazieren. Das alles, weil bei der Justiz die Leute fehlen, solche umfangreichen Sachen mal zusammen zu führen und ordentlich zu vollstrecken.
Viele Grüße
U d o
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Syniad
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von Syniad »

Hallo, Olaf,

vielen Dank erst einmal!
Eine Frage würde ich allerdings gern noch öffentlich stellen: Wie groß sind Deine Gruppen?

Viele Grüße,
Sonja
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Lin Chung
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von Lin Chung »

Die Erfahrung, die ich bisher im Bezug auf Täter hatte: eine ehemalige Rechtsradikale und Drogensüchtige,
hat mehrfach Leute in der Nachbarschaft terrorisiert. Einige wurden gestoßen, wobei zum Glück nichts passiert ist (oder sollte man sagen,
zum Pech?). Andere wurden mit asozial beschimpft und anderen Beleidigungen, die ich nicht wiedergeben kann.
Einer wurde letztesmal angerempelt, wobei vorher noch ordentlich Anlauf genommen wurde.
Die Mutter behauptete daraufhin, das Opfer hätte die Täterin angefasst und drohte mit Konsequenzen, während die Täterin grinsend dabei stand.
Man war schon zig mal bei der Polizei. Immer wieder heisst es, man kann nichts machen, da ja nichts passiert ist
oder man solle das doch über einen Schiedsmann klären lassen. Aber wie man es auch macht, sie kommt immer davon.
Das weiss sie und deswegen macht sie auch weiter.
So oder so ähnlich läuft das hier im Lande ab. Solange die Staatsanwaltschaft das als Bagatelle abtut, wird sich das weiterentwickeln, bis irgendwann
dann doch etwas passiert und dann heisst es, man habe das ja nicht gewollt und man wolle sich entschuldigen.
Wie ich das sehe: Der Staat schützt nicht die Opfer, sondern die Täter. Solange keine Konsequenzen zu erwarten sind, wird es immer mehr Nachahmer geben.

Warum passiert so etwas?
Viele Jugendliche wissen heute nicht mehr, wo sie hingehen sollen, da der Staat überall einspart und somit viele Jugendzentren geschlossen werden.
Also wird draußen was gemacht und irgendwann gerät das dann außer Kontrolle.

Andere sehen / haben keine Zukunftsperspektiven. Wenn die dann sehen, dass es wiederum anderen besser geht, schlägt die Ohnmacht manchmal in Wut um....

Viele Familien leben schon heute an der Armutsgrenze. Während die Politik sich eine Diät nach der anderen schenkt und die Manager mancher Unternehmen
den Hals nicht vollkriegen. Die Energiepreise steigen, die Mehrwertsteuer und andere Steuern steigen, usw. Wer soll das alles in Zukunft bezahlen.
Auch hier sitzen wir auf einem Pulverfass.

Man könnte das beliebig fortsetzen.

Da helfen keine Trainingscamps. Das Übel muss an der Wurzel angepackt werden. Aber da die Politiker sich einen Dreck darum scheren, bleibt es beim Alten und irgendwann wird das eskalieren. (Meine Meinung)
Grüße
Norbert Bosse
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von BadenIkkyu »

@Lin Chung genau @pulverfass und ich warte nur drauf wann es explodiert :angry4 :BangHead :irre :motz
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von judoka50 »

die Lunte glimmt schon seit den generell über den öffentlichen Dienst verhängten Einsparungen.

Einsparungen hin und her - es gibt viele Möglichkeiten aber nicht bei der Polizei und der Justiz - der Schuß geht nach hinten los.
Zuletzt geändert von judoka50 am 09.01.2008, 08:12, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
U d o
Lin Chung
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von Lin Chung »

es gibt viele Möglichkeiten
...was ich bezweifle. Die bringen im Endeffekt nichts, außer ein Lächeln bei den Tätern und Resignation bei den Opfern. Siehe meinen Beitrag vorher.
Grüße
Norbert Bosse
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von kastow »

Ich glaube, Udo meinte Möglichkeiten der Einsparungen im öffentlichen Dienst.

Gestern hat das ZDF in Frontal 21 übrigens die Zahlen veröffentlicht, auf die Hr. Koch seine Forderungen stützt. Naja, entweder kann der feine Herr nicht rechnen (was laut hessischem Pisa-Ergebnis durchaus möglich ist), oder er hat bewusst gelogen.
Herzliche Grüße,

kastow

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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von judoka50 »

Kenne die Zahlen leider nicht. Aber wenn man den Anteil der jugendlichen Ausländer an Straftaten oder in JVA betrachtet, liegt der über 50 %. Dabei ist dann aber nicht der Anteil der Ausländer der Gesamtbevölkerung berücksichtigt. Wenn man dies macht, dürften wir dann bei einem weit weit höher liegenden Prozentsatz liegen. Ich glaube diese Entwicklung hätte man schon vor Jahren stoppen können und sollen. Aber da wagte ja niemand etwas gegen Ausländer auf den Tisch zu bringen, weil wir ja alle eine "negative Vergangenheit" haben....
Viele Grüße
U d o
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von Syniad »

judoka50 hat geschrieben: Kenne die Zahlen leider nicht. Aber wenn man den Anteil der jugendlichen Ausländer an Straftaten oder in JVA betrachtet, liegt der über 50 %.
Hm... die Kriminalitätsstatistik (also für die Tatverdächtigen) gibt mir andere Zahlen. Der Ausländeranteil liegt hier in allen Unter-Altersgruppen bis 21 bei etwa einem Viertel.
Dort wird auch darauf hingewiesen, dass eine einfache Übertragung der Zahlenverhältnisse (Ausländeranteil gesamt / an Straftaten) wegen der unterschiedlichen Sozial- und Altersstruktur schwierig sei (unter anderem lebten Ausländer eher in Großstädten).

http://www.bka.de/pks/pks2006/index2.html , S. 73

Gruß,
Sonja
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von kastow »

Außerdem verschweigt Hr. Koch, dass in den neun Jahren seiner Regierung konsequent der Personalbestand im Sozial-, Polizei- und Justizbereich gekürzt wurde. Dank ihm hat Hessen also weniger Prävention, weniger Ermittlungen und weniger Urteile.

:ironie3 Dass so die Zahl der Gewalttaten zu- und die Zahl der Aufklärungen und Verurteilungen abnimmt, war natürlich nicht zu erwarten.
Herzliche Grüße,

kastow

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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von judoka50 »

die Zahl der Aufklärungen und Verurteilungen abnimmt
im Gegenzug wird die Warteliste, bzw. die Möglichkeit Strafen zeitnah zu vollstrecken auch immer schlechter.
(Eben aus all diesen Gründen gibt es dann, da ja Richter (Staatsanwälte nicht so sehr) nicht weisungsgebunden sind, halt Anregungen, doch nach Möglichkeit auf andere Strafen als Gefängnis auszuweichen. (Vielleicht ne Einstellung mit ner Buße, damit man zumindest keine Vorstrafe hat. (Ist ja bei hochrangigen Persönlichkeiten auch so üblich.)
Viele Grüße
U d o
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von Niedersachsenjudoka »

Heute stand in der HAZ, dass Verbrechen von Jugendlichen/Heranwachsenden mit Migrationshintergrund
gesunken ist, (wenn auch nur geringfügig).

Außerdem sollte man sich eines vor Augen halten:

Wenn die Medien bestimmte Taten von einzelnen Personen besonders "hervorheben", kann das eine Strafverringerung zur Folge haben. Naja is Offtopic. Das gilt natürlich nicht für die allgemeine Diskussion.
Gruß
niedersachsenjudoka

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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von Syniad »

Es lohnt sich dieser Tage, ein wenig in Zeitungen zu lesen. U.a. war ein Artikel in der Süddeutschen, in dem es darum ging, dass gerade Hessen einen sehr liberalen (jawohl!) Umgang mit Straftätern pflegt und in Forderungen etwa zur Schaffung des Sonderurlaubs über die von Berlin geforderten Mindestmaße deutlich hinausgeht. Herr Koch leidet in dem Punkt nur gerade unter temporärem Gedächtnisschwund.

Unter http://www.sueddeutsche.de/,tt6m1/deuts ... 78/151598/ („Koch hat sich völlig verrannt“) finden sich in einem kleinen Kasten mehrere gute Artikel zum Thema. Einer meiner Favoriten ist dieser hier, in dem Lob für Kochs Vorstoß zu hören ist (- aber von wem!):
"’Wenn etablierte Politiker NPD-Argumente übernehmen, dann wird das auch dazu führen, dass immer mehr Bürger Vertrauen in die Politik der NPD gewinnen und folglich auch NPD wählen’, erklärte der Parteivorsitzende [der NPD] Udo Voigt in Berlin.“

http://www.sueddeutsche.de/deutschland/ ... 83/151404/

Gruß,
Sonja

PS@ Admin und Mod: Was haltet Ihr davon, einen Zwillingsfaden aufzumachen, der sich mit den generellen politischen Äußerungen zur Kriminalität befasst? Wir wandern jetzt immer ein bisschen am Rande des Themas entlang (na ja, Balance und Körperspannung sollten wir ja alle haben ;) ).
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von Fritz »

Weils so schön zum Thema paßt...

So siehts also mittlerweile wieder aus in Deutschland:

http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... 16197.html

(ruhig bis zum Ende des Artikels lesen...)
Mit freundlichem Gruß

Fritz
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von Hofi »

Hi!
Das ganze ist ein ziemlich schwieriges Thema, dass sich sicher nicht in einem Wahlkampf (und den haben wir nunmal leider im Moment) lösen lässt.
Wie sieht die Situation denn tatsächlich aus?
Der Blick in die Kriminalstatistik mag zunächst einmal diejenigen bestätigen, die plakativ behaupten, wir hätten ein Problem mit kriminellen jugendlichen Ausländern. In dem Moment, in dem man genauer hinschaut und nicht auf die absoluten Bevölkerungszahl abstellt, sondern die passende Vergleichsgruppe wählt, schaut die Sache nämlich schon anders aus. Nimmt man nämlich zu den arbeitslosen, ungebildeten Ausländern als Vergleich die ebenso arbeitslosen, ungebildeten Deutschen besteht zwischen dem Anteil der Straftäter kein signifikanter Unterschied mehr. Wo allerdings ein Problem besteht, ist, dass die Ausländer in der Gruppe der arbeitslosen und ungebildeten im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil überrepräsentiert sind.
Das heißt als erstes müsste mal das Problem angepackt werden, dass bei den (sowohl deutschen wie auch ausländischen) "Unterschichtskinder" eine deutlich bessere Förderung erfolgt, die verhindert, dass diese zu sog. Schulversagern werden. Dafür müsste man Geld in die Hand nehmen und die Jugendämter und Jugendhilfe-Organisationen mit mehr Personal und Mitteln ausstatten anstatt selbiges stetig zu kürzen.
Außerdem, da kann ich Udo nur recht geben, sind die Zeiten zwischen Tat und Urteil viel zu lang. Welcher 15-jährige bringt eine Verurteilung nach sechs oder vielleicht auch noch mehr Monaten noch mit der Tat in Verbindung, unabhängig wie hart oder weich die ist. Die kann man sich erziehungstechnisch fast schon schenken. Damit es den gewünschten erzieherischen Effekt haben kann, darf in meinen Augen so ein Verfahren nicht länger als vier oder fünf Wochen dauern. Es sei denn es ist etwas so massives, dass der Täter ohnehin in U-Haft geht, diese Verfahren dauern einfach länger. Was müsste man hier tun um es zu ändern? Naja, eben auch wieder Geld in die Hand nehmen und Staatsanwaltschaften und Gerichte mit dem dafür erforderlichen Personal versehen, aber ich glaube nicht dass das geschehen wird.
Braucht man härtere Strafen? In Einzelfällen sicherlich. Braucht man härtere Strafrahmen? Sicher nicht, denn die mögliche Strafe ist so ziemlich das letzte, an das ein Täter in einer solchen Situation denkt und zwar sowohl bei den Spontantaten wie auch den geplanten. Denn bei letzteren steht das Gelingen der Tat und nicht die Sanktion im Vordergrund des Denken.
Braucht man Erziehungscamps? Nun, das von Herrn Kannenberg scheint zu funktionieren, insofern sollte man es sich überlegen, ob man es nicht ausdrücklich ins JGG als Möglichkeit aufnimmt und nicht über den Umweg als Weisung oder Auflage. Nur dann muss eben auch das Konzept stimmen und die Posten am besten mit den erfolgreichen "Absolventen" des Herrn Kannenberg besetzt werden. Camps nach amerikanischem Muster sind sinnlos, da sie in meinen Augen eben nicht funktionieren.

Aber letztendlich bleibt festzustellen, dass die beste Kriminalpoilitik einfach eine gute Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik bleibt und zudem gerade bei Jugendlichen nur eine schnelle Bestrafung irgendeine Wirkung zeigt.
Für beides müssten Gelder bereit gestellt werden.
Bis dann
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Heimat ist dort, wo man von der Dorfbevölkerung, die einen duzt, gelyncht wird.
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von Lin Chung »

Aber letztendlich bleibt festzustellen, dass die beste Kriminalpoilitik einfach eine gute Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik bleibt und zudem gerade bei Jugendlichen nur eine schnelle Bestrafung irgendeine Wirkung zeigt.
Für beides müssten Gelder bereit gestellt werden.
...das liest man schon ziemlich oft in den Medien und was geschieht, nichts. Es wird einfach zusammengestrichen, um Geld zu sparen, was an falscher Stelle wieder ausgegeben wird und das mit vollen Händen.
Grüße
Norbert Bosse
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von Niedersachsenjudoka »

Lin Chung hat geschrieben:
Aber letztendlich bleibt festzustellen, dass die beste Kriminalpoilitik einfach eine gute Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik bleibt und zudem gerade bei Jugendlichen nur eine schnelle Bestrafung irgendeine Wirkung zeigt.
Für beides müssten Gelder bereit gestellt werden.
Eines habt ihr noch vergessen:

Eine gute Wahlkampfpolitik.
Gruß
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Re: "Trainingscamps" für straf- oder auffällige Jugendliche

Beitrag von Lin Chung »

Eine gute Wahlkampfpolitik.
...wurde schon genannt. Aber so sind die Politiker immer. Erst groß Reden und dann schnell duck und weg. :eusa_clap
Grüße
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