Aikido-Techniken im Judo-Wettkampf
- Taidoka
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Aikido-Techniken im Judo-Wettkampf
Hallo liebe Budo-Freunde,
meine Frage richtet sich besonders an alle Kampfrichter, die sich mit Aikido-Techniken auskennen: Welche Aikido-Techniken darf man im Judo-Wettkampf anwenden? Viele Techniken fallen sicherlich wegen Kansetsu-Waza an Handgelenk und Schulter von vorneherein weg, wie z. B. Kote-gaeshi, Shiho-Nage, Kaiten-Nage. Aiki-Otoshi scheint dagegen identisch mit Sukui-Nage zu sein, während es Sumi-Otoshi sowohl im Judo als auch im Aikido gibt. Ich wüßte auch nicht, was gegen Koshi-Nage, Tenchi-Nage und Kokyu-Nage im Wettkampf spräche. Wie sieht es aber mit Ikkyo als Übergang zu Ne-Waza aus? Entspricht die Technik dem Artikel 16d und 25 Anhang (->erlaubt) oder fällt sie unter Artikel 27b)31)Anhang (->verboten)? Darf man Juji-Garami als Übergang zu Ne-Waza anwenden? Was spricht gegen Irimi-Nage (vielleicht Gefährdung des Genicks?) und Koshi-Nage-hiji-garami?
Ich freue mich auf die Klärung meiner Fragen.
Viele Grüße
Christian
1. Kyu Judo, 6. Kyu Takemusu Aikido
meine Frage richtet sich besonders an alle Kampfrichter, die sich mit Aikido-Techniken auskennen: Welche Aikido-Techniken darf man im Judo-Wettkampf anwenden? Viele Techniken fallen sicherlich wegen Kansetsu-Waza an Handgelenk und Schulter von vorneherein weg, wie z. B. Kote-gaeshi, Shiho-Nage, Kaiten-Nage. Aiki-Otoshi scheint dagegen identisch mit Sukui-Nage zu sein, während es Sumi-Otoshi sowohl im Judo als auch im Aikido gibt. Ich wüßte auch nicht, was gegen Koshi-Nage, Tenchi-Nage und Kokyu-Nage im Wettkampf spräche. Wie sieht es aber mit Ikkyo als Übergang zu Ne-Waza aus? Entspricht die Technik dem Artikel 16d und 25 Anhang (->erlaubt) oder fällt sie unter Artikel 27b)31)Anhang (->verboten)? Darf man Juji-Garami als Übergang zu Ne-Waza anwenden? Was spricht gegen Irimi-Nage (vielleicht Gefährdung des Genicks?) und Koshi-Nage-hiji-garami?
Ich freue mich auf die Klärung meiner Fragen.
Viele Grüße
Christian
1. Kyu Judo, 6. Kyu Takemusu Aikido
Sportliche Grüße
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- 3. Dan Träger
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Aikido im Jûdô
Hallo Taidoka, ich denke, du wirst da einige Probleme mit der Anwendung bekommen. Erstens wird es wohl relativ schwierig werden, eine passende Faßart für die Aiki-Techniken im Jûdô-Wettkampf zu erarbeiten. Zweitens habe ich (ist nicht böse gemeint!) hier in Deutschland noch keinen Aikidoka gesehen, der seine Techniken im Randori oder gar im Wettkampf gegen einen Jûdôka "durchgebracht" hätte - auch wenn ich das interessant und begrüßenswert fände.
Daß es nicht klappt (soweit ich weiß) liegt wohl an der Art, wie hierzulande Aikido verstanden und trainiert wird (habe das selbst zehn Jahre lang mitgemacht).
Ich denke, wenn jemand aus dem Jigoku-Dojo von Gozo Shioda im Jûdô-Training auftauchen würde, sähe das ganz anders aus ...
Freundliche Grüße
Tom
PS.: Für alle, die es noch nicht gelesen haben, empfehle ich zum Thema "wirksames Aikido" das Buch "Angry White Pyjamas".
Tom
Daß es nicht klappt (soweit ich weiß) liegt wohl an der Art, wie hierzulande Aikido verstanden und trainiert wird (habe das selbst zehn Jahre lang mitgemacht).
Ich denke, wenn jemand aus dem Jigoku-Dojo von Gozo Shioda im Jûdô-Training auftauchen würde, sähe das ganz anders aus ...
Freundliche Grüße
Tom
PS.: Für alle, die es noch nicht gelesen haben, empfehle ich zum Thema "wirksames Aikido" das Buch "Angry White Pyjamas".
Tom
- Taidoka
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Bei Shiho-Nage und Kaiten-Nage gehe ich davon aus, dass sie mit Hansoku-make bestraft würden, weil man durch einen Schulterhebel wirft (Kansetsu-Waza woanders als am Ellenbogengelenk -> Hansoku-Make). Ikkyo alias Ude-Osae könnte man im Boden als Vorbereitung für Waki-Gatame nutzen. In Ne-Waza spricht laut IJF-Regeln nichts gegen seine Anwendung und ich nehme an in Tachi-Waza auch nicht. Als Übergang zu Ne-Waza ist er ein zu Boden führen am gestreckten Arm Ukes, wobei Tori mit seinen gestreckten Armen jeweils Ukes Ellenbogen und Handgelenk hält. In der Endposition kniet Tori mit seinem inneren Knie in Ukes Achselhöhle, mit seinem äußeren Knie an Ukes Unterarm und hält weiterhin mit gestreckten Armen den im rechten Winkel abstehenden Arm Ukes, während Uke auf dem Bauch fixiert liegt.
Zuletzt geändert von Taidoka am 10.01.2007, 15:16, insgesamt 1-mal geändert.
Sportliche Grüße
Nicht nur du .Fritz hat geschrieben:Aber das Gesicht des betreffenden Kampfrichters
würde ich dann schon gern sehen wollen
Also ein heruntergewuschtelter Shio-nage müsste funktionieren... und ein oder zwei Techniken gibt es noch aus dem Aiki, die auch funktionieren, weiß aber nicht mehr genau die Techniknamen...
seki ekisei
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- 3. Dan Träger
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Aikido-Techniken
Um nicht mißverstanden zu werden - natürlich funktionieren Aikido-Techniken.
Ich mache mir hin und wieder den Spaß, Kote-Gaeshi u.ä. im ganz normalen Randori durchzuziehen (kontrolliert, aber energisch), und meine Leute wissen das - und sie wissen auch, daß man dem Ding eben nur durch 'ne saubere Fallschule entgehen kann.
Ich denke jedoch, daß es kaum Aiki-Techniken gibt, die sich mit dem heutigen Regelwerk des Wettkampfbetriebes vereinbaren lassen - und das ist schade, denn eigentlich gehören diese Dinge auch zum Kodokan Jûdô dazu.
Immerhin hatte Kano seinen Schüler Kenji Tomiki zu Morihei Ueshiba geschickt, damit Tomiki dort Aikido erlernen und dieses in den Kodokan einbringen sollte (was auch geschah).
Mochizuki wurde von Kano zu Sokaku Takeda, dem Großmeister des Daito Ryu Aikibûjûtsu entsandt, um diese Kunst zu erlernen und in den Kodokan einzubringen - also sind die Prinzipien und Techniken dieses Ryu ebenfalls Bestandteil des Kodokan Jûdô.
Für mich wieder mal Anlaß, die technische Verflachung und Verarmung des heutigen Jûdô lauthals zu beweinen ...
Freundliche Grüße
Tom
Ich mache mir hin und wieder den Spaß, Kote-Gaeshi u.ä. im ganz normalen Randori durchzuziehen (kontrolliert, aber energisch), und meine Leute wissen das - und sie wissen auch, daß man dem Ding eben nur durch 'ne saubere Fallschule entgehen kann.
Ich denke jedoch, daß es kaum Aiki-Techniken gibt, die sich mit dem heutigen Regelwerk des Wettkampfbetriebes vereinbaren lassen - und das ist schade, denn eigentlich gehören diese Dinge auch zum Kodokan Jûdô dazu.
Immerhin hatte Kano seinen Schüler Kenji Tomiki zu Morihei Ueshiba geschickt, damit Tomiki dort Aikido erlernen und dieses in den Kodokan einbringen sollte (was auch geschah).
Mochizuki wurde von Kano zu Sokaku Takeda, dem Großmeister des Daito Ryu Aikibûjûtsu entsandt, um diese Kunst zu erlernen und in den Kodokan einzubringen - also sind die Prinzipien und Techniken dieses Ryu ebenfalls Bestandteil des Kodokan Jûdô.
Für mich wieder mal Anlaß, die technische Verflachung und Verarmung des heutigen Jûdô lauthals zu beweinen ...
Freundliche Grüße
Tom
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- 3. Dan Träger
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Aikido
Schluchz, schnief ... danke.
Tom
Tom
- Taidoka
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Ude-Gaeshi heißt im Aikido Ude-Kime-Nage und im Nihon Ju-Jitsu ist sein Name Tenbim-Nage. Das habe ich in den Unterlagen einer Prüfung zum 5. Dan im Judo gefunden. Ich habe den Wurf gestern im Aikido-Training zum ersten Mal gesehen und geübt. Interessante Technik. Habt ihr mal jemanden gesehen, der Ude-Gaeshi im Randori oder Shiai geschafft hat zu werfen? Könnte es einem nicht schnell passieren, dass der Kampfrichter den Wurf nicht bewertet, weil "die Anwendung von Kansetsu-waza, um den Wettkämpfer zu werfen, [..] nicht als eine bewertbare Wurftechnik angesehen [wird]" (Anhang zu Artikel 20 - Ippon)? Tori wirft Uke ja mit Hilfe des fast gestreckten Arms Ukes.
Sportliche Grüße
Gibts irgendwo Bilder zu diesen Würfen???
Bin kein Aikidoka und kann damit nicht sonderlich viel anfangen.
Gruß Max
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Gruß Max
Judo ist in letzter Konsequenz -
der höchstwirksame Gebrauch,
von Körper und Geist zum Zweck,
sich zu einer reifen Persönlichkeit zu entwickeln
und somit einen Beitrag zum
wohlergehen der Welt zu leisten.
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- Taidoka
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Bilder gibt es hier: http://www.takemusu-aikido.de/Aikidotechniken.pdf
Auf dem dargestellten Bild von Ude-Kime-Nage, würde Uke als nächstes eine Judorolle links vorwärts machen.
Gruß
Christian
Sportliche Grüße
Ich kann mich irren, aber ich glaube auf dem letzten Kampfrichterlehrgang gehört zu haben, dass der nur als Übergang Stand-Boden gewertet wird...oder eben nicht gewertet wird um genau zu seinFritz hat geschrieben:Soviel ich weiß, wird Ude-Gaeshi, wenn sich Tori und Uke nach dem
Wurf trennen, als Wurf bewertet (als Yoko-Wakare-Variante), wenn
nicht ist es ein direkter Übergang Stand-Boden...
Kann mich aber auch irren.
Dieser Koshi-nage sieht aus wie ein O-Goshi oder???
Das heißt, den kann man mit Sicherheit im Wettkampf bringen.
Gruß Max
Das heißt, den kann man mit Sicherheit im Wettkampf bringen.
Gruß Max
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Koshi-Nage habe ich erst wenige Male geübt, aber ich würde ihn als eine Mischung aus Sode-Tsuri-Komi-Goshi und Kata-Guruma beschreiben, so dass man ihn auf jeden Fall im Wettkampf bringen kann. Mich wundert, dass bei den vielen Hüftwürfen im Judo gerade der einzige Hüftwurf des Aikido nicht dabei ist. Ich freu mich jedenfalls auf das nächste Koshi-Nage-Training.
Schönen Gruß
Schönen Gruß
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- Taidoka
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Shiho-Nage
Als ich dieses Jahr auf einem Kampfrichterlehrgang war, fragte ich die Co-Referentin (4. Dan, Bundeskampfrichterin) nach Shiho-Nage. Sie sagte, er werde zwar nicht als Wurf bewertet, weil man durch einen Gelenkhebel wirft, aber er ist in seiner traditionellen Ausführung nicht verboten und als Übergang Stand-Boden zulässig. Man wirft zwar durch einen Schulterhebel, aber weil die Schulter nicht fixiert wird, geht die Kraft in die Wurfbewegung über, indem Uke nach hinten nachgibt, so dass bei Shiho-Nage das Schultergelenk geschont wird, was ja auch Ziel und Anspruch des Aikido ist.
Sportliche Grüße