Kumamoto hat geschrieben:Ich denke, die wichtigsten Worte in o.g. Zitat sind "waren" und "sein sollten". Damals waren die (ersten) Judoka sicher konkurrenzfähig gegen die Vertreter anderer Kampfrichtungen, da das damalige Judo aufgrund von genauen Beobachtungen und wissenschaftlichen Analysen das beste/ effektivste Kampfsystem zu dieser Zeit war.
Und heute? Heute gibt es Krav Maga u.ä. Spezialformen, deren einziger Sinn die Neutralisierung des Gegners sind. Hier kann man diskutieren, ob sich Judo technisch in den letzten 50, 80, 100 oder 130 Jahren technisch in dem Maße weiterentwickelt hat, wie es andere Disziplinen getan haben oder ob man sich mehr oder weniger auf dem Erreichten ausgeruht hat und andere an ihnen vorbeigezogen sind.
Oder ob es sich gar zurückentwickelt hat. (Weil es z.B. "kindgerechter" gemacht wurde)...
Aber die Konsequenz kann ja nun nicht wirklich sein, daß man es noch "kindgerechter" macht. Nicht vor dem Hintergrund, daß ein hohe Anfangsmotivation
von Anfängern eben gerade der Wunsch ist, sich verteidigen zu können...
Kumamoto hat geschrieben:
Zum Vorwurf, man würde sich hinter eigenen Regeln verstecken um sich von der Konkurrenz abzugrenzen und den Vergleich zu vermeiden: Welche Regeln sollte man denn anwenden? Sind "keine Regeln" auch Regeln? Beispiel: Fußball, so wie wir es heute kennen und nennen, hat sich aus dem Rugby entwickelt (wenn jemand näheres erfahren will, einfach mit Thomas Arnold und Konrad Koch beschäftigen). Will man beide Sportarten jetzt vergleichen und stellt die weltbesten Teams gegenüber (Spanien gegen Neuseeland) wird, je nach welchen Regeln man spielt, eine Mannschaft recht schnell disqualifiziert werden. Regeln sind in erster Linie zum Regeln des Ablauf notwendig, erst in zweiter Linie zur Abgrenzung. Sie sind nötig.
Regeln im Kampfsport sind
a) dazu da, Übungskämpfe, sportliche Leistungsvergleiche halbwegs verletzungsfrei über die Bühne zu bekommen und
b) durch a) erst möglich gewordenen "Taktiken" zu verbieten bzw. zu unterbinden. (Bsp.: Daki-Age mit Runterschmettern ist nicht mehr erlaubt, demzufolge könnte der
Gegner im Bodenkampf einfach gefahrlos weiterklammern, wenn der andere sich erhebt, folglich gibt es nach der Regel Mate, wenn er angehoben wird,
also Daki-Age ausgeführt werden könnte)
Abgesehen davon, heißt doch "Ju" auch soviel wie Flexibilität, und eine gewisse geistige und kämpferische Flexibilität läßt sich durchaus sehr gut
schulen, wenn Judoka gelegentlich nach verschiedenen Regelsätzen kämpfen.